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Lastkraftwagen

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Typischer LKW
Weihnachtstruck eines Limonadenherstellers

Mit Lastkraftwagen (abgekürzt: Lkw oder LKW) bezeichnet man Kraftfahrzeuge, die vorwiegend zum Transport von Gütern geeignet sind. Die übergeordnete Kategorie ist Nutzfahrzeug, darüber Fahrzeug.

Dieser Artikel befasst sich mit dem umgangssprachlichen Lastwagen oder Laster. Ein solcher besteht im allgemeinen aus einem selbsttragenden Chassis, einem geeigneten Antrieb, einer Fahrerkabine und einem zum Tragen der Last bzw. Ladung bestimmten Aufbau. Beschrieben werden sollen hier aber nur leichte, mittelschwere und schwere LKW. Kleinlaster finden sich unter Kombinationskraftwagen, Kleintransporter, Kastenwagen, Hochdachkombi und Pritschenwagen (engl. Pickup truck).

Allgemeines

Datei:Sattelschlepper.jpg
Sattelzug
Kaelble Zugmaschine von 1953

Lastkraftwagen sind dazu ausgelegt, selbst Lasten zu tragen und (optional) zusätzlich einen Anhänger zu ziehen oder sie sind als Sattelschlepper (in Österreich: Sattelzugfahrzeug) gebaut. Sattelschlepper sind, da ihnen selbst der zum Gütertransport bestimmte Aufbau fehlt, bei der Güterbeförderung mit einem aufgesattelten Anhänger (sog. Auflieger) verbunden und bilden mit diesem zusammen einen Sattelzug. Davon zu unterscheiden sind Zugmaschinen, die zum Ziehen konventioneller Anhänger bestimmt sind.

LKW werden in der Regel nach ihrer Größe klassifiziert. In Europa gibt es je nach Kraftfahrzeuggesetzgebung der einzelnen Staaten:

  • Kleinlaster bis 3,5 Tonnen (t) höchstes zulässiges Gesamtgewicht
  • Leichte LKW bis 7,5 t
  • Mittelschwere LKW bis 12 t
  • Schwere LKW (abgekürzt: SKW) bis 60 t; in Deutschland als Hänger- oder Sattelzüge bis 40 t; in Österreich: Solo-LKW bis 32 t, mit Anhänger: bis 40 t; in der Schweiz: bis 40 t; in den Niederlanden bis 50 t.

Um mit einem LKW fahren zu dürfen, benötigt man je nach zulässigem Gesamtgewicht in Europa die Fahrerlaubnis der Klasse C1 (bis 7,5t) oder C (mit Anhänger über 750 kg höchstem zulässigem Gesamtgewicht: C & C+E).

Rechtlich gibt es sehr viele verschiedene Klassifikationen von LKW. Sie richten sich nach Gewicht, Bauart und Nutzungsart und haben unterschiedliche Auswirkungen bezüglich Kraftfahrzeug-Versicherung, Straßenverkehrsordnung, Mautpflicht, Kraftfahrzeugsteuer und anderen Steuern. Beispielsweise besteht in vielen Staaten ein Sonntagsfahrverbot für LKW und in Österreich ist nur bei LKW im Gegensatz zum PKW ein Vorsteuerabzug möglich.

Von den Bauformen her unterscheidet man je nach Position des Motors relativ zur Fahrerkabine Langhauber (Motor vor der Fahrerkabine), Kurzhauber (Motor zum Teil in die Fahrerkabine hinein verschoben) und Frontlenker (Motor unter oder hinter der Fahrerkabine).

Anfänge des LKW-Baus

1896 baute Gottlieb Daimler, Begründer der Daimler-Motoren-Gesellschaft, in Bad Cannstatt bei Stuttgart den ersten motorisierten Lastwagen. Dieser hatte einen 2-Zylinder-Viertaktmotor mit 2,2 Liter Hubraum und eine Leistung von 6 PS. Die Höchstgeschwindigkeit wurde mit 16 km/h angegeben. Es folgen motorisierte Feuerspritzen, eine fahrbare Säg- und Spalt-Maschine mit Daimler-Motor, ein Beleuchtungswagen sowie Daimler-Lokomobile.

Ebenfalls bereits in der Frühzeit des Lastwagenbaus aktiv war ein weiterer "Vater" des Automobils, Carl Benz. Nachdem er bereits 1895 einen Motoromnibus konstruiert hatte, stellte er im Jahr 1900 den ersten eigenen Lastwagen vor.

Ein weiterer bedeutender Pionier des Nutzfahrzeugbaus war Heinrich Büssing, der 1903 in Braunschweig die Heinrich Büssing, Specialfabrik für Motorlastwagen, Motoromnibusse und Motoren gründete und noch im selben Jahr mit der Serienfertigung von Lastwagen begann.

Antrieb, Fahrgestell und Bremsen

Mercedes-Benz Lo 2000 von 1932 mit Dieselmotor

In Europa werden LKW oberhalb der Kleintransporter-Größe von 3,5 Tonnen heute in der Regel von Dieselmotoren angetrieben, während in den USA auch Benzinmotoren sehr verbreitet sind.

LKW-Bremsen sind mit Druckluft betätigt. Seit den 1980er Jahren müssen die Fahrzeuge ein Antiblockiersystem (ABS) haben. Während bis weit in die 1990er Jahre Trommelbremsen für Lastwagen und Anhänger Standard waren, finden sich seit Mitte der 90er Jahre auch bei schweren Lastwagen zunehmend Scheibenbremsen.

Die Federung erfolgte lange Zeit üblicherweise durch Blattfedern. Seit Ende der 60er Jahre etablierten sich nach und nach Luftfedern, die auch eine Niveauregulierung erlauben, wichtig etwa beim Aufnehmen und Absetzen von Wechselbehältern. Bei Baufahrzeugen ist die Blattfederung, die auf Dauer höheren Belastungen standhält, auch heute noch zu finden.

Fahrgestelle von LKW sind normalerweise in Rahmenbauweise ausgeführt. Auf diesen Rahmen werden die verschiedenen Aufbauten aufgesetzt. Es gibt auch Mittelrohrrahmen, die sehr weit zum Boden herunterreichen, beispielsweise für Getränketransporter.

Achsen und Bereifung

Je nach Größe haben LKW üblicherweise zwei, drei oder vier Achsen, wobei im Regelfall eine oder bei drei- und vierachsigen Fahrzeugen auch beide hinteren Achsen angetrieben werden können und die erste, bei vierachsigen Fahrzeugen auch die beiden vorderen lenkbar sind. Die hinteren Achsen können mitgelenkt sein, bei einem LKW mit Allradantrieb sind die vorderen Achsen natürlich auch angetrieben.

Man unterscheidet die Achsarten nach Lenkachse, Triebachse und Zusatzachse(n), worunter auch die Achsen eines Anhängers oder Sattelzug-Aufliegers fallen.

Road Train
  • Die Lenkachse hat die Aufgabe, den gesamten LKW zu führen und mäßige Bremskraft zu übertragen. Sie wird mit Reifen versehen, die ein ausgeprägtes Längsprofil und mäßig ausgelegte Quer-Rillen haben.
  • Die Triebachse trägt die größte Achslast. Sie überträgt neben der Antriebskraft auch die größte Bremskraft. Auf ihren Rädern kommen daher Reifen zum Einsatz, die ein ausgeprägtes stollenartiges Profil aufweisen - oft mit M+S-Kennung (Winterprofil).
  • Zusatzachsen können als Schleppachse, Nachlaufachse oder Vorlaufachse die Aufgabe haben, das Gewicht des Fahrzeuges zu verteilen und mehr Bremsleistung zu übertragen. Ist die Zusatzachse zwischen der Lenkachse und der Triebachse angebracht, spricht man von einer Vorlaufachse. Zur Verbesserung des Wendekreises kann eine Vorlaufachse auch als Lenkachse konstruiert sein. Ist die Zusatzachse hinter der Triebachse angebracht, spricht man von einer Nachlaufachse. Hier kommen Reifen mit einem Schlangen- oder Zick-Zack-Profil zum Einsatz.
  • Eine Liftachse ist eine anhebbare Zusatzachse, die nur bei schwerer Beladung abgesenkt wird, um das Fahrzeuggewicht gleichmäßiger auf den Untergrund zu verteilen. Bei geringer oder ohne Beladung wird diese Achse angehoben, um Verschleiß vor allem der an ihr angebrachten Reifen zu verhindern
Kippsattelzug mit Zwillingsbereifung

Die Bereifung eines LKW erfolgt je nach Achse, das heißt es gibt unterschiedliche Grundprofile, je nach Achsart. Während Lenkachsen einfach bereift sind, werden an LKW-Triebachsen hauptsächlich Zwillingsreifen verwendet. Dazu werden jeweils zwei Räder miteinander verschraubt. Spezielle Geländefahrzeuge haben auch auf der Hinterachse meist nur eine Single-Bereifung.

Im Gegensatz zum PKW ist ein LKW vielfach mit einem Ganzjahresreifen ausgerüstet und benötigt dann keine unterschiedliche Bereifung für Sommer und Winter. Die Reifen eines LKW unterliegen wegen ihres großen Durchmessers und der geringeren Geschwindigkeit des LKW kleineren Drehzahlen. Das Erfordernis der härteren Mischung für höhere Geschwindigkeiten stellt sich damit nicht, aber die eines groberen Profils, dass bei Schnee besser greift. Bleibt ein LKW im Winter auf glatter Fahrbahn stecken, so kann dies daran liegen, dass er auf Sommerreifen unterwegs ist, oder dass er nur sehr leicht oder gar überhaupt nicht beladen ist. Gibt der Fahrer zu viel Gas, drehen die Räder durch und er hat damit keinen Kraftschluss zwischen Rad und Fahrbahn. Ein verantwortungsbewusster Fahrer zieht in diesem Fall Schneeketten auf oder bricht die Fahrt vorher ab.

Es gibt auch LKW, die zusätzliche Radsätze haben, um damit auf Eisenbahnschienen fahren zu können. Man spricht dann von einem Zweiwegefahrzeug.

Aufbauarten

Standardaufbauten

(alphabetisch)

  • Kastenwagen: Der Aufbau ist vollständig mit festen Wänden umschlossen mit dem Führerhaus verbunden. In Deutschland ist diese Bauart heute nur noch bei Kleintransportern und Lieferwagen üblich. Bis etwa Ende der 1960er Jahre war sie aber auch bei LKW weit verbreitet (insbesondere bei Möbelwagen).
  • Kofferaufbau: Der Aufbau ist vollständig mit festen Wänden umschlossen und nicht mit dem Führerhaus verbunden.
  • Muldenaufbau: Aufbau mit nach hinten und/oder zur Seite kippbarer Mulde; diese LKW dienen vorwiegend zum Transport von Schüttgütern wie Sand und Erdaushub.
  • Pritschenaufbau mit Plane: Zum Schutz vor Witterungseinflüssen werden die Güter unter einer Plane transportiert.
  • Pritschenaufbau ohne Plane: Auf diesem Aufbau können feuchtigkeitsunempfindliche Güter transportiert werden. Ist die Ladefläche nach hinten und/oder zur Seite kippbar, spricht man von einem Kipper.

Sonderaufbauten für Spezialaufgaben

(alphabetisch)

Darüber hinaus gibt es Sonderkonstruktionen für Großraum- und Schwertransporte. Da die Aufbauvarianten so vielfältig sind, wird der Aufbau meist nicht vom LKW-Hersteller selbst, sondern von anderen Firmen durchgeführt. Hier gibt es neben einigen internationalen Herstellern eine Vielzahl von Handwerksbetrieben die spezielle Aufbauten herstellen sowie Wartung und Instandsetzung für die meisten Aufbauformen anbieten.

Sonstige Ausstattung

LKW werden für den Nahverkehr oder den Fernverkehr sehr unterschiedlich gebaut. Während LKW für den Nahverkehr oft mit Allradantrieb, Kipper (beispielsweise bei Baustellenfahrzeugen), Kran oder Ladebordwand ausgestattet sind, werden Fernverkehrsfahrzeuge mehr mit einem automatisierten Schaltgetriebe, einer Schlafkabine (da der Fahrer meist auch seine Ruhezeiten im Fahrzeug verbringt), einer Standheizung und einer Klimaanlage ausgestattet.

Technische Überprüfung

Deutschland

In Deutschland unterliegen alle gewerblich genutzten Fahrzeuge, also auch LKW, der jährlichen Haupt- und Abgasuntersuchung durch den TÜV oder eine andere anerkannte Kfz.-Sachverständigenorganisation (wobei die Abgasuntersuchung auch von einer zugelassenen Werkstatt vorgenommen werden kann).

LKW und Anhänger mit einer zulässigen Gesamtmasse von 10 t oder mehr benötigen außerdem ein Prüfbuch und müssen jährlich zu einer Sicherheits-Prüfung. Diese kann von einer zugelassenen Werkstatt durchgeführt werden.

Österreich

In Österreich ist der LKW so wie alle anderen Kraftfahrzeuge der § 57a Begutachtung zu unterziehen (allerdings jährlich) und bekommt das Pickerl.

EG-Kontrollgerät (Tachograf)

Alle LKW ab einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 3,5 t müssen nach EU-Recht mit einem so genannten EC-Tachographen, (alt: Fahrtenschreiber; neu: EG - Kontrollgerät) und mit einem Geschwindigkeitsbegrenzer ausgestattet sein. Diese müssen alle zwei Jahre auf Unversehrtheit (Manipulationssicherheit) und angemessene Genauigkeit überprüft werden.

Das Kontrollgerät dient zur Aufzeichnung der Fahrgeschwindigkeit zu einer bestimmten Uhrzeit, der zurückgelegten Wegstrecken sowie der Lenk- und Ruhezeiten der Besatzung. Seit 1. Januar 2006 werden neue LKW statt der Tachografen mit elektronischen Fahrtenschreibern ausgestattet, die wesentlich manipulationssicherer sind. Während bisher die Aufzeichnungen auf einer Papierscheibe erfolgten, wird dann jeder Fahrer/jede Fahrerin eine persönliche Chipkarte benötigen, auf der die notwendigen Aufzeichnungen elektronisch gespeichert werden.

Wichtige LKW-Hersteller

Produzierende Hersteller

Bedeutende aber nicht mehr existierende Marken

(Siehe auch unter Nutzfahrzeughersteller)

Siehe auch

Literatur

  • Werner Oswald: Deutsche Last- und Lieferwagen, Band 2, 1945-1969. 3. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-01197-2
  • Werner Oswald: Deutsche Last- und Lieferwagen, Band 3, 1970-1989. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02446-2
  • Bernd Regenberg: Die berühmtesten deutschen Lastwagen von 1896 bis heute. 4. Auflage. Verlag Podszun-Motorbücher, Brilon 1997, ISBN 3-923448-89-9
  • Halwart Schrader: Deutsche Lastwagen-Klassiker. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01802-0
  • Wolfgang H. Gebhardt: "Geschichte des Deutschen Lkw - Baus" Band 1 - 3. Weltbild - Verlag Augsburg 1994, ISBN 3-89350-811-2
Wiktionary: Lastkraftwagen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen