Mike Tyson
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Daten | |
Geburtsname | Michael Gerard Tyson |
Geburtstag | 30. Juni 1966 |
Geburtsort | Brooklyn |
Nationalität | US-Amerikanisch |
Gewichtsklasse | Schwergewicht |
Stil | Linksauslage |
Größe | 1,80 m |
Kampfstatistik als Profiboxer | |
Kämpfe | 58 |
Siege | 50 |
K.-o.-Siege | 44 |
Niederlagen | 6 |
Keine Wertung | 2 |
Michael Gerard Tyson (Kampfname Iron Mike, * 30. Juni 1966 in Brooklyn) ist ein ehemaliger US-amerikanischer Schwergewichts-Boxweltmeister.
Leben
Mike Tyson wuchs in Brooklyn auf und machte bereits in jungen Jahren Erfahrungen mit Gewalt, Kriminalität, Jugendbanden und Arrestzellen. Sein Ziehvater Cus D'Amato, der Mike Tysons Talent im Alter von 13 Jahren erkannte und ihn aus einer Erziehungsanstalt holte, verstand es als einziger, Mike Tyson zu führen. In dieser Phase war Tyson in jedem seiner Kämpfe ängstlich und nervös. Seine Amateurlaufbahn beendete er dennoch mit einer beachtlichen Bilanz von 24 Siegen bei lediglich drei Niederlagen. Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles scheiterte jedoch an zwei Niederlagen gegen Henry Tillman, den er als Profi im Juni 1990 in der 1. Runde KO schlagen sollte. Als Tyson im März 1985 in das Profilager wechselte, war er 18 Jahre alt und am 22. November 1986 wurde er mit einem KO-Sieg in der 2. Runde über WBC Weltmeister Trevor Berbick der jüngste Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten. Cus D'Amato verstarb kurz vor dem Titelkampf, Mike Tyson nannte diesen Zeitpunkt deshalb den schlimmsten seines Lebens. Diesem Sieg folgte nur drei Monate später der Titelgewinn der WBA durch einen Punktsieg gegen James Smith. Die Vereinigung aller Titel vollzog er am 01.August 1987, als er gegen Tony Tucker auch den IBF-Titel holte, von nun an war er unumstrittener Schwergewichtsweltmeister
In den späten 80er Jahren verteidigte er mehrmals die WM-Titel aller Boxverbände, gegen Pinklon Thomas, Tyrell Biggs , Larry Holmes , Tony Tubbs , Michael Spinks , Frank Bruno und Carl Williams, immer durch KO. Es hieß, er bräuchte keinen Trainer, sondern nur jemanden, der ihm die Boxhandschuhe schnürrt. Die Frage, die man sich vor seinen Kämpfen stellte, war nicht mehr, ob, sondern wann der Gegner ausgeknockt werden würde. So wurden für den Kampf gegen James Douglas bei einigen Wettbüros überhaupt keine Wetten auf einen Sieg Tysons angenommen, da dies als völlig sicher galt. Sein turbulentes Privatleben beeinträchtigte jedoch zunehmend die sportlichen Leistungen. Schlusspunkt einer stetig absteigenden Entwicklung war die unerwartete und umstrittene Niederlage gegen James 'Buster' Douglas am 10. Februar 1990 in Tokio. Douglas ging in der 8. Runde zu Boden, doch der Ringrichter zählte ihn erst nicht an und dann nicht aus. In der 10. Runde ging Tyson dann seinerseits zu Boden. Wieder zählte der Ringrichter langsam, doch im Gegensatz zu Douglas wurde Tyson nicht vom Rundenende gerettet. Tyson, obwohl erst 23 Jahre alt, schien seinen Zenit schon überschritten zu haben.
Bevor ein erfolgreiches Comeback als Weltmeister gelingen konnte, wurde Tyson von einer Kandidatin einer Mißwahl der Vergewaltigung bezichtigt und dafür 1992 zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der Schuldspruch basierte nur auf der Aussage des Opfers, die die Richter für glaubwürdiger befanden als diejenige Tysons.
Nach 3-jähriger Haft wurde Tyson 1995 wegen guter Führung entlassen. Nach seinem Gefängnisaufenthalt in Plainfield im Bundesstaat Indiana erlangte er eine sogar noch höhere Popularität als davor. Er wurde am 16. März 1996 zwar erneut Boxweltmeister, als er Frank Bruno, den er bereits 1989 besiegt hatte, in der 3. Runde KO schlug, kam aber nie wieder in die Nähe früherer Leistungen. Ein Grund hierfür ist für viele Beobachter Tysons Wechsel zu Boxpromoter Don King. 1996 nach dem KO-Sieg Tysons gegen Bruce Seldon wurde einer von Tysons Freunden, Tupac Shakur, erschossen. Zwei Monate später, am 9. November 1996 verlor Tyson seinen Titel sensationell durch KO in der 11. Runde gegen Evander Holyfield.
Berüchtigt wurde Tyson, weil er Holyfield im Rückkampf am 28. Juni 1997 in der 3. Runde ein Stück vom Ohr abbiss. Einige Sportreporter versuchten diesen Vorfall wie folgt zu erklären: Tyson habe sich zu der Bißattacke entschlossen, um sich bewusst disqualifizieren zu lassen, da er seinem Gegner sportlich unterlegen gewesen sei. Eine weitere sportliche Niederlage habe er um jeden Preis vermeiden wollen. Diese Interpretation bezweifeln wiederum andere, die Tyson einen solchen "Plan" aufgrund seines als eher kindlich eingeschätzten Intellektes nicht zutrauen. Es wird hier eher ein verzweifelter Akt der Hilflosigkeit gesehen. Fakt ist, dass Tyson im ersten Kampf gegen Holyfield in der 7. Runde einen schweren Kopfstoß erhielt, der ungeahndet blieb. Er war nach eigenen Angaben überzeugt, nur deshalb den Kampf verloren zu haben. Im 2. Kampf lam es dann in der 2. Runde wiederum zu einem Kopfstoß, jedoch hier eher unabsichtlich, so dass er nach Ansicht verschiedener Experten angesichts des schweren Cuts, den er hierdurch erlitt, seine Nerven verlor und schließlich geistesabwesend zubiß.
Nach diesem Vorfall kam Tyson wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt. Auch die weitere Boxkarriere ist von Sperren und Skandalen überschattet, wie etwa eine durch ihn ausgelöste Massenschlägerei auf einer Pressekonferenz, die seinem Kampf gegen Lennox Lewis diente. Im Handgemenge soll er seinen Kontrahenten sogar in den Oberschenkel gebissen haben. Anfang 2000 schlug er nach seinem Gegner Lou Savarese, auch noch den Ringrichter John Coyle zu Boden. Am 20. Oktober 2000 besiegte Tyson im sogenannten Duell der bad boys den Polen Andrew Golota durch technischen KO in der 3. Runde, doch wurde das Resultat nachträglich zu einem "No Contest" (=einen nicht gewerteten Kampf) umgewandelt, da ihm die Einnahme von Mariuahna nachgewiesen wurde.
Am 8. Juni 2002 im Weltmeisterschafts - Kampf gegen Lennox Lewis ging Tyson in der 8.Runde KO. Seine Gage für diesen WM - Kampf belief sich auf 17 Millionen US-Dollar, doch seine sportliche Reputation war nun endgültig ramponiert; Lewis hatte sich als bester Schwergewichtler der 1990er und frühen 2000er Jahre bewiesen.
Nach der Niederlage gegen Lewis bestritt Tyson einen Aufbaukampf gegen Clifford Etienne, den er bereits in der 1.Runde durch KO gewann. Auf die Frage, ob man weitere Kämpfe von ihm sehen werden, meinte er nur trocken, er würde nur gegen eine entsprechende Bezahlung zurückkehren; eine solche hielt er nur durch einen zweiten Kampf gegen Lewis für möglich. Dieser zeigte zwar trotz seines überzeugenden Sieges im ersten Kampf zunächst durchaus Interesse, erklärte dann jedoch nach seinem umstrittenen Abbruchsieg gegen Vitali Klitschko im Juni 2003 seinen Rücktritt. Im September dieses Jahres erklärte Tyson seinen Bankrott.
Von Geldsorgen getrieben, ließ sich Tyson im Juli 2004 auf ein neuerliches Comeback ein. Gegen den bis dahin recht unbekannten Danny Williams ging er in der 4.Runde zu Boden und der Ringrichter beendete den Kampf, obwohl Tyson in den Runden zuvor klar überlegen gewesen war. Der Grund dafür, dass Tyson verlor, war wohl eine Knieverletzung, die er sich gegen Ende der ersten Runde zuzog. Kurz nach dem Kampf folgte eine Operation des Meniskus. Er bekam für den Kampf eine geschätzte Prämie von 8 Millionen US-Dollar.
Seinen letzten Kampf als aktiver Boxer mit einer Prämie von 5 Millionen US-Dollar, bestritt er bei seinem Comeback am 11. Juni 2005 gegen den Iren und eher mittelmäßigen Boxer Kevin McBride. Nach Punkten führend, ging er am Ende der 6. Runde zu Boden. Dieser Niederschlag jedoch wurde nicht als solcher gezählt, da ihn der Gegner zu Boden gedrückt hatte. Dennoch trat er nicht mehr zur 7. Runde an und gab somit den Kampf auf. Dieser technische KO war die sechste Niederlage in 58 Profikämpfen. Nach diesem Kampf erklärte er seinen endgültigen Rücktritt und versprach, "den Boxsport, dem er soviel zu verdanken" habe, "nicht mehr durch solche Auftritte lachhaft zu machen"
Eine erneute Rückkehr ist jedoch nicht auszuschließen, denn durch Missmanagement gelang es Tyson nicht, seine mit dem Boxen verdienten über 100 Millionen Dollar als Rente zu hinterlegen. Einige Experten sind der Meinung, dass er mit einem seriösen Management und Trainerstab sogar noch einmal Weltmeister werden könnte, da die Schwergewichtsszene nach den Abgängen von Lennox Lewis und Vitali Klitschko gegenwärtig eher schwach besetzt ist.
Tysons Boxstil
Tysons Defensivverhalten zu seiner ruhmreichen Zeit (die meisten sehen den KO-Sieg im Kampf gegen Michael Spinks im Juni 1988 als Höhepunkt seiner Karriere) gilt als das am meisten unterschätzte. Unter Cus D'Amato lernte der sehr muskulöse, aber für einen Schwergewichtler mit 1,80m eher kleine Tyson nach der Devise Defense first zu boxen. Tysons Pendelbewegungen des Oberkörpers und vor allem des Kopfes, was für einen Schwergewichtler bis dato einmalig ist, machte es seinen Gegnern schwer, Treffer zu landen, und so gut wie unmöglich, Wirkungstreffer anzubringen. Er selbst brachte sich so in eine günstige Position, selber zu schlagen. So verzweifelten die meisten, da sie nicht trafen, ermüdeten und selbst hart getroffen wurden. Tysons Schlaghärte ist den meisten ein Begriff und brachte ihm den Namen "Iron Mike" ein, doch mit roher Kraft hat dies nicht nur zu tun. Tyson ist wohl der einzige Boxer der Geschichte, der sowohl sehr hart und als auch sehr schnell zuschlagen konnte. Es gab im Schwergewicht zwar Boxer wie Rocky Marciano, Sonny Liston oder George Foreman, die zwar sehr stark waren, aber relativ langsam zuschlugen, und andererseits Boxer wie Muhammad Ali, der sehr schnell aber nicht so kraftvoll traf, doch Tyson ist bislang der einzige, der diese beiden Qualitäten in sich vereinte.
Ein Markenzeichen Tysons ist es gewesen, zu Beginn der ersten Runde jedes Kampfes sofort auf den Gegner zuzugehen, harte Treffer mittels Kombinationen, denen meist ein harter Jab vorausging, anzubringen, in der Hoffnung den Gegner unerwartet zu treffen. Er gehörte auch zu den größten Bodypunchern. Aus Tysons Schlag-Repertoire sind vor allem sein linker Haken (left hook) und sein rechter Aufwärtshaken (right uppercut) zu nennen, mit denen er viele seiner 44 bzw 46 (die beiden annulierten Kämpfe gegen Golota und Orlin Norris inhaltlich mitgezählt) KOs einleitete bzw. vollzog.
Zusammenfassung
Aufgrund seiner Defensiv- und Offensivstärke sowie der Tatsache, mit 20 Jahren jüngster Weltmeister im Schwergewicht aller Zeiten geworden zu sein, sahen viele in ihm den kommenden größten Boxer aller Zeiten. Doch D`Amatos Tod (der Verlust der Vaterfigur und der einzigen Person, die Tyson unter Kontrolle hatte), private Probleme (angefangen bei seiner ersten Ehefrau Robin Givens), der Wechsel zu Boxpromoter Don King und die daraus resultierende Entlassung seines Trainers Kevin Rooney sowie seine Undiszipliniertheiten innerhalb und außerhalb des Rings standen dem immer entgegen. Nach der Entlassung Rooneys entwicklete Tyson seinen Stil nicht weiter, ließ ihn verkümmern: Er vernachlässigte seine Defensivarbeit, schlug den Jab nicht mehr und brachte immer seltener seine Kombinationen; stattdessen versuchte er fast nur noch, mit einem Punch den Gegner auszuknocken. Er wurde behäbig, trainierte nicht mit letzter Konsequenz, unterschätzte seine Gegner und überschätzte sich selbst. Ferner ist Tysons Karriere wohl ein trauriges Beispiel für falsche Freunde und Berater und eines Mißmanagments: Der von den Einkünften her reichste Sportler der Welt ist pleite und hat Schulden in Millionenhöhe. Im Jahre 2005, noch vor seinem letzten Kampf, meinte er in einem Interview, sein ganzes Leben sei eine Verschwendung gewesen.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Tyson, Michael Gerard |
ALTERNATIVNAMEN | Tyson, Mike |
KURZBESCHREIBUNG | Schwergewichts-Boxweltmeister |
GEBURTSDATUM | 30. Juni 1966 |
GEBURTSORT | New York |