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Madeira

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Região Autónoma da Madeira
Motto: Das ilhas as mais belas e livres
Madeira
Staat Portugal
Geografische Lage Vorlage:Koordinate Text Artikel
Sprache Portugiesisch
Hauptstadt Funchal
Andere Städte Porto Santo, Machico, Santa Cruz, Câmara de Lobos, Santana, Caniço
Fläche 794 km²
max. Länge/Breite 57 km/22 km
Einwohner (2003) 265.000 (5.000 auf Porto Santo), 2.5 % der Bevölkerung Portugals
Anzahl Kreise 11
Höchster Punkt Pico Ruivo (1 862 m)
Präsident der Regionalregierung Alberto João Jardim
Autonomie seit 1976
Zeitzone UTC
Internationale Vorwahl +351 291
Hymnen A Portuguesa (national)
Hino da Região Autónoma da Madeira (regional)

Madeira (port. madeira [mɐˈðɐi̯ɾɐ] = „Holz“) ist eine portugiesische Insel etwa 1.000 km südwestlich von Lissabon und 600 km westlich der marokkanischen Küste im Atlantischen Ozean. Sie gehört mit der kleineren Insel Porto Santo und zwei unbewohnten kleineren Inselgruppen, den Ilhas Desertas und den Ilhas Selvagens, zur Inselgruppe Madeira, die die autonome Provinz Madeira bildet. Als Teil Portugals gehört Madeira zum Gebiet der Europäischen Union. Weit mehr als 90 % der Bevölkerung Madeiras gehören der römisch-katholischen Kirche an.

Zeitzone: wie im Mutterland Portugal GMT (gegenüber Mitteleuropa – 1 Stunde). Für die Zeit von Ende März bis Ende Oktober ist wie im übrigen Europa die Sommerzeit eingeführt, so dass die Zeitdifferenz das ganze Jahr über unverändert bleibt.


Landschaft, Klima und Pflanzenwelt

Faial und Adlerfelsen an der Nordküste Madeiras

Madeira ist, wie auch ihre Nachbarn, die Azoren und die Kanarischen Inseln, vulkanischen Ursprungs und zählt mit den Kanaren, den Kapverden und den Azoren zur Gruppe der makaronesischen („glückseligen“) Inseln. Der Madeira-Archipel ist durch einen Hot Spot entstanden. Die Insel ist nur das oberste Viertel des gesamten Vulkansystems. Die Klippen fallen unter der Wasseroberfläche bis zu 4.000 m bis zum Meeresgrund ab. Madeira ist jedoch nicht mehr geologisch aktiv, die letzte Eruption ist etwa 400.000 Jahre her. Madeira ist auch als "Blumeninsel" bekannt, was auf die grüne und botanisch interessante Landschaft zurück geht.

Der Pico Ruivo ist mit 1.862 m der höchste Gipfel der Insel und zugleich einer der höchsten Berge Portugals.

Die Küste von Madeira ist steil und felsig. Westlich von Câmara de Lobos erhebt sich das Cabo Girão, die zweithöchste Steilklippe der Welt (Höhe: 580 m).

Cabo Girão

Madeira verfügt über mehrere Mikroklimata. Im Norden der Insel regnet es häufig, der Süden ist dagegen subtropisch warm. Im Sommerhalbjahr liegt die Insel im Einflussbereich des Nordostpassats, im Winterhalbjahr liegt sie im Westwindgürtel. Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur schwankt zwischen 19 Grad im Dezember und Januar und 25 Grad im Juli und August.

In ausgeklügelten, offenen Bewässerungsanlagen, den Levadas, wird Wasser aus dem regenreicheren Norden in den Süden, zu den Plantagen und Gärten, geführt.

Die Berge sind zum Teil stark bewaldet, so weit sie nicht für die intensive Landwirtschaft genutzt werden. Eine Besonderheit der Pflanzenwelt ist der immergrüne dichte Lorbeerwald (Art: Laurisilva) im Bergland der Insel; er steht seit dem 2. Dezember 1999 auf der Weltnaturerbe-Liste der UNESCO. Einen Überblick über die einheimischen Pflanzenarten kann man sich im Jardim Botânico nahe der Inselhauptstadt Funchal verschaffen. Im Madeira-Archipel sind etwa 143 endemische Pflanzenarten bekannt.

Geschichte

traditionelles madeirensisches Bauernhaus in Santana

Vermutlich wurde Madeira bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. von Phöniziern entdeckt, so berichtet es zumindest Diodor (5.19–20). Plinius der Ältere erwähnt die Inselgruppe der Kanaren in seiner Naturgeschichte unter der Bezeichnung „Purpurinseln“, ein Hinweis, auf den aus dem Saft der Purpurschnecken (lat. purpuridae) gewonnenen Farbstoff. Die Kenntnis von der genauen Lage der Inseln ging unter den Römern jedoch verloren. Die sogenannten Medici-Karte von 1351 zeigt drei der afrikanischen Küste vorgelagerte Inseln, Porto Séo, Deserta und Isola de Lolegname. Erst im Mittelalter wurden die bis dahin unbewohnten Inseln wiederentdeckt und ab 1420 von den Portugiesen besiedelt, das kostbare Lorbeerbaumholz vor allem für den Schiffbau gebraucht. Zum europäischen „Wiederentdecker“ wurde 1418 der portugiesische Seefahrer João Gonçalves Zarco.

Recht schnell wurden von den portugiesischen Siedlern auf den Inseln der Getreideanbau und die Viehzucht eingeführt. Das dafür notwendige Land wurde durch Brandrodung gewonnen. Allerdings soll das Feuer, das Zarco 1420 legen ließ, noch sieben Jahre später gewütet haben. Aber auch der Anbau des aus Sizilien eingeführten Zuckerrohrs spielte eine immer wichtigere Rolle. Bereits 1452 wurde die erste Wassermühle zur Zuckerrohrverarbeitung errichtet, nahezu zur selben Zeit wurden die ersten Bewässerungskanäle Levadas angelegt. Schon Mitte des 15. Jahrhunderts belieferte Portugal den europäischen Zuckermarkt bis nach Bristol. Im 16. Jahrhundert wurde Madeira darüber hinaus ein Exporteur von Weinen. Die Reben stammten ursprünglich aus Zypern, Kreta und Sizilien. Die aus den USA eingeschleppte Reblaus verursacht den Niedergang des Weinanbaus. Dadurch bedingt kam es zu einer großen Auswanderungswelle der madeirensischen Bevölkerung.

Für die Segler in die Neue Welt, nach Amerika oder Indien war Madeira eine wichtige Station, Madeira war ebenfalls ein Umschlagplatz für aus Westafrika kommende Sklavenhändler.

Tourismus

Blick vom Pico do Arieiro auf den Pico das Torres
Datei:Madeira Funchal 2004 05 17.jpg
Blick auf Funchal

Besucher aus England dominieren unter den Gästen vor allem in Funchal. Für sie ist Madeira ein traditionelles Urlaubsziel. Man trifft auf Madeira jedoch auch Touristen aus ganz Europa - insgesamt aber in nicht zu hoher Anzahl und dann vornehmlich links der Hauptstadt (Funchal), in Canico.

Madeira ist als Wanderparadies bekannt, mit frühlingshaften bis sommerlichen, angenehmen Temperaturen das ganze Jahr hinweg. Entlang der Levadas (kl. Wasserkanäle, besonders im Nordteil der Insel) sind Wanderwege (zur Wartung und Pflege) entlang der Bewässerungskanäle vor gut 300 Jahren (von maurischen Sklaven) angelegt worden, die bis heute gut gepflegt werden und grandiose Ein- und Ausblicke in die Schönheit der Insel geben. Kerngebiet ist die Gegend zwischen Porto da Cruz und Santana im Norden (Weltnaturerbe der UNESCO). Bemerkenswert auch die Bergwanderroute zwischen dem dritthöchsten Gipfel Pico do Arieiro und dem höchsten Berg Pico Ruivo. Diese Wanderung sollte man am frühen Morgen beginnen - gegen Mittag liegen die Berge oft in Wolken.

Auf Madeira gibt es kaum Badestrände. Die Nebeninsel Porto Santo (2 bis 3 Stunden mit der Fähre oder 20 Minuten Flug) bietet dagegen einen neun Kilometer langen Sandstrand, ist aber landschaftlich bei Weitem nicht so interessant (Erosion durch Abholzung durch die alten Seefahrer) und insges. recht langweilig.

Bekannt ist auch der spektakuläre, auf Betonpfählen erbaute Flughafen westlich von Machico, der bis zum letzten Ausbau von 1984 bis 1986 nur von fortgeschrittenen Piloten angeflogen werden durfte.

Von Deutschland ist Madeira etwa vier Flugstunden, von Lissabon 1 1/2 Flugstunden entfernt. Regelmäßige Fährverbindungen von Europa oder dem Afrikanischen Festland nach Madeira bestehen nicht; angefahren wird lediglich die Schwesterinsel Porto Santo. Madeira ist allerdings ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrtschiffen.


Berühmte Besucher und Einwohner

Der letzte Kaiser Österreichs Karl wurde 1921 mit seiner Frau Zita (18921989) nach Madeira ins Exil verbannt. Er starb am 1. April 1922 in Monte oberhalb Funchal an einer Grippe. Dort ist er auch beigesetzt.

Österreichs Kaiserin Elisabeth (Sissi) (18371898) verbrachte hier im Winter 1860/61 ein halbes Jahr, sie fand Madeira langweilig und reiste lieber an den Genfersee.

Auch der britische Premierminister Winston Churchill besuchte Madeira. Er logierte im mondänen Reid's Palace. Oberhalb von Câmara de Lobos befindet sich eine Gedenktafel die daran erinnert, dass Churchill an diesem Platz einige Bilder malte.

Im Jahr 1879 wanderte der Musiker Joao Fernandez auf dem Emigrantenschiff "Ravenscrag" wegen des Zusammenbruchs des Zuckerrohr-Marktes aus Madeira nach Honolulu auf Hawaii aus. Mit ihm kommt die Braguinha, eine kleine viersaitige Gitarre aus Madeira, auf die Insel. Aus ihr entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit die hawaiianische Ukulele.

Kulinarisches

Espada und Espetada

Schwarzer Degenfisch auf dem Fischmarkt von Funchal

Eine der originalen Spezialitäten der madeirensischen Küche ist der Schwarze Degenfisch, der hier Espada genannt wird. Er wird meist als gebratenes Filet serviert, manchmal mit einer Banane dazu. Dieser Fisch lebt in etwa 1.500 Metern Tiefe. Außer vor der Küste von Madeira ist sein Vorkommen nur noch bei Japan bekannt.

Typische Zubereitung des Espada mit Bananen

Nicht zu verwechseln mit der Espada ist die Espetada, ein etwa ein Meter langer Fleischspieß. Traditionellerweise ist der Spieß aus Lorbeerholz gefertigt. Da der Lorbeerwald jedoch mittlerweile unter Naturschutz steht, wird von der traditionellen Zubereitung normalerweise Abstand genommen – im Sinne der Natur – und ein Metallspieß verwendet, wobei frische Lorbeerblätter beim Einreiben des Fleisches immer noch eine wesentliche, geschmacksgebende Rolle spielen.

Maronen

In den Monaten Oktober bis Dezember werden auch Maronen (Esskastanie) angeboten - auf Holzkohle geröstet und mit Meerwasser übergossen sind sie eine Köstlichkeit.

Madeirawein

Der Madeirawein, oft auch nur kurz „Madeira“ genannt, ist eine bekannte Spezialität, die auch in der guten Küche genutzt wird. Mindestens ebenso bekannt wie das Ausgangsprodukt ist die auf seiner Grundlage zubereitete Madeira-Sauce. Hochqualitative Weine sind allerdings zu schade zum Kochen, sie werden als Aperitif oder nach dem Essen genossen.

Nach der verwendeten Rebsorte werden folgende vier Arten unterschieden: vom trockenen Sercial über Verdelho und Boal (Bual) zum süßen Malvasia (Malmsey). Die Lese des Weins beginnt Mitte August und dauert rund sechs Wochen. Abgefüllt werden pro Jahr etwa 5,3 Millionen Flaschen. Die alkoholische Gärung wird zunächst mit hochprozentigem Alkohol (Weinbrand) gestoppt, dadurch bleibt eine gewisse Restsüße im Wein erhalten. Anschließend wird der Wein durch Erhitzung in sogenannten Estufas weiterbehandelt und für mehrere Jahre im Fass gelagert. Im Unterschied zum Sherry, der oft im Solera-Verfahren weiter veredelt wird, bleibt der Wein eines Jahrgangs unangetastet. Als voroxydierter Wein gewinnt er nicht durch die anschließende Flaschenlagerung, kann aber gut und gerne 100 Jahre lagern, wenn der Kork alle 15 Jahre erneuert wird. Auch eine geöffnete Flasche Madeira ist sehr haltbar und kann noch nach einem Jahr ohne Qualitätsverlust getrunken werden. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 18 und 21 Vol. %.

Poncha

Das Nationalgetränk Madeiras ist die Poncha, ein Mix aus Zuckerrohrschnaps (Aguardente-Cana), Honig, Orangensaft und Zitronensaft (Zubereitung: Ein Drittel Zuckerrohrschnaps, ein Drittel Honig und ein Drittel hälftig jeweils Orangensaft und Zitronensaft).

Verwaltung

Der Archipel bildet eine portugiesische Region, die Região Autónoma da Madeira, die wiederum in 11 Kreise (municípios) aufgeteilt ist (siehe auch: Administrative Gliederung Portugals).

== Größte Gemeinden == (Volkszählung 2001)

Gemeinde Einwohner
Funchal 102.521
Câmara de Lobos 30.785
Machico 12.383
Caniço 10.320
Camacha 8.010
Santa Cruz 6.038
Ribeira Brava 5.967
Commons: Madeira – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien