Berlin-Lichterfelde
Lichterfelde ist ein Ortsteil im Bezirk Steglitz-Zehlendorf von Berlin. Lichterfelde liegt südlich der Ortsteile Dahlem und Steglitz und nördlich der Stadt Teltow in Brandenburg. Lichterfelde unterteilt sich in die Bereiche Lichterfelde (Dorf) mit den alten Ortsteilen einschließlich Lichterfelde-Süd, sowie die Villenkolonien Lichterfelde-West und Lichterfelde-Ost. Das um 1900 entwickelte Wappen von Lichterfelde zeigt drei Lichter (Kerzen), die die drei Bestandteile des heutigen Stadtteils symbolisieren, die Dörfer, die alten Ortsteile und die Villenkolonien.
Geschichte
Das Dorf Lichtervelde wurde im 13. Jahrhundert gegründet. Lichterfelde erfuhr eine starke Bevölkerungsveränderung und -Zunahme mit Entwicklung der Villenkolonien Lichterfelde-West und Lichterfelde-Ost nach 1860. 1920 wird Lichterfelde als Teil von Steglitz zum Bezirk von Groß-Berlin. Während der Teilung Berlins gehörte Lichterfelde zum amerikanischen Sektor, seit dem Jahr 2000 zum neuen Großbezirk Zehlendorf-Steglitz.
Die Dorfkirche Lichterfelde wurde im 14. Jahrhundert aus Feldsteinen errichtet und um 1780 erneuert. Die neugotische Nazareth-Kirche zu Ehren der Heiligen Familie entstand 1901.
In Lichterfelde verkehrte die erste elektrische Straßenbahn der Welt. Lichterfelde-Ost ist der Standort des Lilienthal-Berges, von dem der Flugpionier Otto Lilienthal seine ersten Flugversuche mit selbstgebauten Gleitflugapparaten startete. Seit 1932 ist dort auch die Lilienthal-Gedenkstätte.
Struktur und Bebauung
Lichterfelde-West ist bekannt als das älteste Villenviertel Berlins und bis heute geprägt durch herrschaftliche Villen der Gründerzeit, große Gärten, kleine Alleen und gepflasterte Straßen. Die Villenkolonie ist eine Gründung des Unternehmers Johann Anton Wilhelm von Carstenn, der auf eigene Kosten auch die Bahnhöfe Lichterfelde-Ost (1868) und -West (1872) erbauen ließ. Die Villen in Lichterfelde-West zeichnen sich durch eine große Vielfalt zum Teil phantasievoller Baustile aus, bis hin zu Jugendstilbauten, die um 1900 entstanden. Nach 1900 wurde Lichterfelde-West nach Norden hin durch die Entwicklung von Dahlem als weiterem Villenviertel nach Berlin-Grunewald hin angeschlossen.
Johann Anton Wilhelm von Carstenn finanzierte dem preußischen Staat auch den Umzug der Preußischen Kadettenanstalt (Kadettenanstalt Berlin-Lichterfelde) in großzügige Gebäude in Lichterfelde-West. Heute ist dort eine Zweigstelle des Bundesarchivs untergebracht. Lichterfelde-West verzeichnet seit dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin die höchste Steigerungsrate bei Immobilien- und Mietpreisen im ehemaligen West-Berlin. Die erhaltene historische Bausubstanz steht inzwischen geschlossen unter Denkmalschutz. Lichterfelde-West profitiert seit dem Mauerfall wieder von der direkten S-Bahnverbindung nach Berlin-Mitte und dem Regierungsviertel (S1).
Lichterfelde-Ost ist nach ähnlichem Muster als Villenkolonie angelegt, hat jedoch im zweiten Weltkrieg stärkere Beschädigungen davongetragen. Dennoch findet sich auch in Lichterfelde-Ost eine stattliche Zahl erhaltener Gründerzeitvillen. Die alten Alleen sind weitestgehend intakt. Die übrigen Bereiche von Lichterfelde zeichen sich durch Einfamilienhäuser und Mietbebauung aus, in Lichterfelde-Süd gibt es die einzige Hochhaussiedlung (Thermometersiedlung). Lichterfelde hat außerdem kleinere Industrieareale beiderseits des Teltowkanals.
Neben den Villenkolonien ist die bekannteste Attraktion in Lichterfelde der Botanische Garten mit Botanischem Museum. Der Botanischer Garten Berlin zählt mit einer Fläche von über 43 Hektar und etwa 22.000 verschiedenen Pflanzenarten zu den größten und bedeutendsten botanischen Gärten der Welt und ist der größte in Europa. Einen Besuch lohnt auch der nach einem Gartenarchitekturwettbewerb von 1908 bis 1911 nach einem Entwurf von Friedrich Bauer angelegte Parkfriedhof Lichterfelde am Thuner Platz, der nicht zuletzt wegen seiner schönen Anlage schon in den Zwanziger Jahren zum Prominentenfriedhof avancierte.
Verkehr
In Lichterfelde-West fuhr ab 1881 die erste elektrische Straßenbahn der Welt, gebaut von Werner von Siemens und Johann Georg Halske. Der Unternehmer Carstenn versprach sich durch die von ihm angestoßene, damals revolutionäre Umstellung auf elektrischen Betrieb eine Verbesserung der Verkehrsanbindung des Villenviertels und damit bessere Vermarktung der Grundstücke. Carstenn hatte zuvor die Bahnhöfe Lichterfelde-Ost und West finanziert.
Der öffentliche Nahverkehr wird heute durch S-Bahnen und Busse und bewältigt. Lichterfelde wird durch die Wannseebahn und die Anhalter Bahn durchschnitten und ist dadurch optimal an das Berliner Stadtzentrum angeschlossen. Es stehen fünf S-Bahnhöfe zur Verfügung: Lichterfelde-West (S1), Botanischer Garten (S1), Lichterfelde-Ost (S26), Osdorfer Str. (S26) und Lichterfelde-Süd (S26).
Der Bahnhof Lichterfelde-Ost wird mit Inbetriebnahme des Tiergartentunnels im Mai 2006 zum Regionalbahnhof.
Aufgrund der wohlhabenden Bevölkerung und des Durchgangsverkehres ist Lichterfelde trotz geringer Bevölkerungsdichte von starkem Autoverkehr geprägt.
Sehenswürdigkeiten
- Villenkolonie Lichterfelde West mit Westbazaar (S1 Lichterfelde West)
- Botanischer Garten (S-1 Botanischer Garten)
- Heimatmuseum Drakestraße
- Preussische Kadettenanstalt Berlin-Lichterfelde , heute Bundesarchiv, nur wenige Teile öffentlich zugänglich
- Parkfriedhof Lichterfelde, Prominentenfriedhof des frühen zwanzigsten Jahrhunderts
- Fliegerberg und Otto Lilienthal-Gedenkstätte, Schütte-Lanz-Straße
Persönlichkeiten
- Manfred von Ardenne
- Bully Buhlan
- Johann Albrecht von Bülow
- J.A.W. von Carstenn
- Otto Lilienthal, Flugpionier (begraben auf dem Friedhof Lankwitz, Langestr.)
- Gustav Lilienthal, , Architekt
- Olli Schulz, Musiker der Band Olli Schulz und der Hund Marie
Auf dem nach einem Entwurf von Friedrich Bauer angelegten und bald als Prominentenfriedhof geltenden Parkfriedhof Lichterfelde (am Thuner Platz) liegen neben vielen anderen begraben:
- Kurt von Schleicher, Reichskanzler
- Otto Dibelius, Bischof
- Renate Müller, Schauspielerin
- Gustav Lilienthal, Architekt
- Reinhold Poss, Flugpionier
- Dr. Bruno Wille (1860-1928), Schriftsteller und Mitbegründer der "Freien Volksbühne"
- Helene Halperin-Ginsburg (1883/1884-1922), Schriftstellerin
- Robert Koldewey, Archäologe
- Walter de Gruyter (1862-1923), Verleger
- Robert Kempner, Hauptankläger bei den Nürnberger Prozessen
- Arthur Werner (1877-1967), erster Oberbürgermeister von Berlin nach dem 2. Weltkrieg
- Dr. Raimund Pretzel gen. Sebastian Haffner (1907-1999), Historiker und Publizist
Eine ausführliche Übersicht findet sich unter Parkfriedhof Lichterfelde.
Siehe auch
- Kadettenanstalt Berlin-Lichterfelde
- Villen - zu Villen des 19. Jahrhunderts
- Villa Folke Bernadotte
- Parkfriedhof Lichterfelde,
- TuS Lichterfelde
- Teltowkanal sehr ausführlich zum Bäkefließ, dem Vorgänger des Teltowkanals, zum Bäkepark mit einem Restteil der Bäke (Telte), zur Siedlungsgeschichte des Bäketals und zu den Gründen für den Kanalbau, ferner mit einer historischen Karte von 1780 mit der Lage Lichterfeldes: Bäke (Telte)
Weblinks
- http://www.heimatverein-steglitz.de/
- Geschichte von Steglitz
- Historie von Lichterfelde und Giesensdorf