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Requalivahanus

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Requalivahanus ist der Name oder Beiname eines germanischen Gottes, von dem wenig mehr als eben dieser Name bekannt ist.

Die Entdeckung einer Inschrift

Die spärlichen Kenntnisse, die wir über Requlivahanus besitzen, gehen auf einen 1883 in der Umgebung von Köln entdeckten Stein zurück, der folgende lateinische Inschrift trägt: Deo Requalivahano Q. Aprianus fructus ex imperio pro se et suis v.s.l.m..

Der exakte Fundort war eine Römersiedlung bei Blatzheim, die wohl an der römischen Verbindungsstraße zwischen Köln und Maastricht gelegen war. In einem Landsitz, also dem Besitztum eines offensichtlich vermögenden Mannes, fand sich ein Hausaltar, den Alfons Commer folgendermaßen beschrieb: ... in Gestalt eines rechteckigen Kalksteines, 31 cm hoch, 28 cm breit, 12 cm dick, mit Sockel und Gesims, oben Reste des Giebelchens sowie der Voluten und Tellerchen. Die Errichtung des Altars läßt sich auf das zweite nachchristliche Jahrhundert datieren.

Heute befindet sich der Stein im Rheinischen Landesmuseum in Bonn.

Die Inschrift selbst

Der Text der Inschrift lautet übersetzt: Quintus Aprianus Fructus erfüllt dem Gotte Requalivahanus für sich und die Seinen aus eigenem Antriebe sein Gelübde.

Der Eigenname deutet auf einen römischen Bürger, wohl einen Magistraten. Ansonsten existieren über jenen Quintus Aprianus Fructus keine Überlieferungen.

Der Gottesname

Der hier im Ablativ auftretende Gottesname Requalivahanus ist aus germanischen oder möglicherweise keltischen Wortstämmen zusammengesetzt. Eine exakte Übersetzung ist nicht möglich, zumal sich die latinisierte Form vahanus nicht eindeutig zuordnen läßt. Der erste Namensteil bezeichnet dagegen mit großer Wahrscheinlichkeit die Dunkelheit oder Finsternis.

Auch eine Zuordnung des Namens zu einer der bekannten germanischen Gottheiten ist nicht möglich, zumal die germanische Religion neben Hel keinen männlichen Gott der Unterwelt kannte. Verbindungen mit Vidar, dem Waldgott der Germanen oder Wotan als Hüter der Walstatt bleiben spekulativ. Ebensogut ist es möglich, daß es sich bei Requalivahanus um eine im übrigen gänzlich vergessene eigenständige Gottheit handelt.

Bedeutung

Auch wenn keine letztliche Klarheit über die Gottheit des Requalivahanus zu gewinnen ist, zeigt der Fund doch erneut die Anpassungsfähigkeit der römischen Religiosität, die es dem Q. Aprianus gestattete, einen aus seiner Sicht als Lokalgottheit zu bewertenden Gott ohne weiteres in die Verehrung seiner Hausgötter einzubeziehen und ihm - nach dem Muster des do ut des offensichtlich in Erwartung göttlicher Gegenleistungen für das Gelübde - einen Altar in seinem Anwesen zu errichten.

Literatur

  • Alfons Commer: Efeuranken – Beiträge zur Geschichte Blatzheims im Festbuch zum 50-jährigen Jubel-Feste des Männergesangvereins „Eintracht“ Blatzheim. 1925
  • Wolfgang Golther: Handbuch der Germanischen Mythologie. Lizenzausgabe, Wiesbaden 2003
  • Ferdinand Holthausen: Requalivahanus. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur PBB Bd. 16 (1891), S. 342--345.