Bahnstrecke Mittelherwigsdorf–Varnsdorf–Eibau
Mittelherwigsdorf–Varnsdorf–Eibau[1] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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![]() Ausschnitt der Streckenkarte Sachsen von 1902 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckennummer: | 6588; sä. MWE | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke (DB): | 236 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke (SŽ): | 089 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 23,276 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 12,5 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 300 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckengeschwindigkeit: | 60 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Bahnstrecke Mittelherwigsdorf–Varnsdorf–Eibau ist eine Nebenbahn in Sachsen und Tschechien. Die regional als Mandaubahn bekannte Verbindung wurde ursprünglich als Teil der Süd-Lausitzer Bahn erbaut und verläuft von Mittelherwigsdorf über das tschechische Varnsdorf (Warnsdorf) nach Eibau. Die Strecke wird von der DB Netz AG, der SŽDC und der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE) betrieben. Die Zuständigkeitsgrenzen der Infrastrukturbetreiber befinden sich jeweils an der Staatsgrenze sowie nahe dem Bahnhof Eibau.
Geschichte
Die Kgl. Sächsischen Staatseisenbahnen erbauten die Zweigstrecke ausgehend von Mittelherwigsdorf an der inzwischen verstaatlichten Bahnstrecke Zittau–Löbau. Am 2. Januar 1868 wurde Großschönau und am 15. August 1871 Warnsdorf erreicht, das damals zum österreichischen Kronland Böhmen gehörte und heute Teil der Tschechischen Republik ist.
Von Eibau, das ebenfalls an der Strecke Zittau–Bischofswerda liegt, erreichte der Schienenweg am 1. November 1874 Seifhennersdorf. Der Lückenschluss zwischen Seifhennersdorf und Warnsdorf verzögerte sich durch den schwierigen Grundwerb auf österreichischem Territorium derart, dass die Fertigstellung der Verbindung erst zum 6. September 1876[4] [Anm. 1] möglich war.
Ursprünglich als Hauptbahn gebaut, wurde die Strecke am 1. Juli 1924 zur Nebenbahn abgestuft.

Seit der Inbetriebnahme gab es Korridorzüge, im damals österreichischen Warnsdorf wurden nur aussteigende Fahrgäste kontrolliert, durchreisende im Zug nicht. 1945 wurden die durchgehenden Züge eingestellt, erst 1951 kam es zu deutschen Korridorzügen über tschechisches Gebiet, die allerdings in Varnsdorf nicht hielten. Erst zum 1. Juni 2006 wurde dieser Halt wieder eingeführt. Im Korridorverkehr (siehe: Streckennutzungsrecht) verkehrten auch tschechische Züge von Rybniště nach Hrádek nad Nisou und Liberec über diese Strecke.
Die Deutsche Bahn (DB) stellte den Güterverkehr zwischen Eibau und Seifhennersdorf zum 31. Dezember 1994 ein. Von 2002 bis 2010 befuhr die Sächsisch-Böhmische Eisenbahngesellschaft (SBE) die Strecke im Auftrag des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON). Nachdem der Verkehrsverbund bereits 2005 den SPNV auf dem Abschnitt Seifhennersdorf–Eibau abbestellt hatte, fuhr die SBE noch ein Jahr lang ein paar wenige Züge eigenwirtschaftlich. Seit Dezember 2006 findet zwischen Seifhennersdorf und Eibau kein Verkehr mehr statt.

DB Netz verpachtete im Jahr 2010 den rund neun Kilometer langen Streckenabschnitt von Seifhennersdorf (Grenze) bis kurz vor Eibau[5] an das Eisenbahninfrastrukturunternehmen Deutsche Regionaleisenbahn (DRE). Allein dieser Streckenabschnitt verfügt über insgesamt 10 Eisenbahnbrücken und 15 Bahnübergänge.[5] Da noch unter der DB als Betreiber die Schrankenanlage am Bahnübergang Nordstraße vor dem Bahnhof Seifhennersdorf abgebaut worden war, errichtete die DRE vor dem Bahnübergang einen Behelfsbahnsteig, um kurzfristig eine finanzierbare Wiederinbetriebnahme der Strecke von der Staatsgrenze bis nach Seifhennersdorf zu ermöglichen. Der als Provisorium gedachte Ersatzbau existiert schon seit Dezember 2010. Der ursprüngliche Bahnhof Seifhennersdorf kann seither nicht mehr bedient werden.[6]
Seit dem 12. Dezember 2010 betreibt die Vogtlandbahn die Linie Liberec–Zittau–Varnsdorf–Rybniště/Seifhennersdorf unter dem Namen Trilex. Der Zweckverband (ZVON) hatte im Februar 2009 in einer erstmals durchgeführten deutsch-tschechischen Ausschreibung[7] von drei ÖPNV-Aufgabenträgern gemeinsam mit den beiden tschechischen Aufgabenträgern Liberecký kraj und Ústecký kraj über die Vergabe des Netzes mit 660.000 Zugkilometern pro Jahr entschieden. Auf dieser Strecke verkehren die Züge im Abschnitt Mittelherwigsdorf–Varnsdorf im Stundentakt, zwischen Varnsdorf und Seifhennersdorf im 2-Stunden-Takt. Es werden Triebwagen vom Typ Desiro eingesetzt, die mit zweisprachigen Zugbegleitern besetzt sind.
Im Rahmen des Projektes „Lubahn“ wurden auf der Bahnstrecke Seifhennersdorf–Varnsdorf–Großschönau–Zittau–Liberec bis Oktober 2014 attraktivere Verkehrsverhältnisse geschaffen. Neben dem Neubau der Haltestelle Varnsdorf staré nádraží erfolgte die Modernisierung des Haltepunktes Mittelherwigsdorf und des Bahnsteigs 5 des Liberecer Bahnhofes. Gefördert wurde das Projekt, dessen Name sich aus dem tschechischen Wort „Lužice“ für Lausitz und dem deutschen Wort „Bahn“ zusammensetzt, durch den ZVON, den tschechischen Netzbetreiber Správa železniční dopravní cesty (SŽDC), die Region Liberecký kraj und die Europäische Union.[8][9] Allein für den Bahnsteigneubau Varnsdorf staré nádraží wurden insgesamt rund 300.000 Kč aus dem EU-Förderprogramm Ziel 3 / Cíl 3 aufgewendet.[10] Die Eröffnung der neuen Haltestelle erfolgte am 18. Oktober 2013.[11] Mit der Neueröffnung dieses sowie der Einrichtung eines weiteren Haltepunkts an der Brauerei Kocour in Varnsdorf werden steigende Fahrgastzahlen auf dieser Strecke erwartet. Dieser Haltepunkt wurde von dem Brauerei-Betreiber selbst finanziert.[12]
Aufgrund der geringen Nachfrage und von gesunkenen Zuschüssen hatte der ZVON Anfang 2013 in Erwägung gezogen, den Verkehr auf der Strecke Varnsdorf–Seifhennersdorf abzubestellen. In seiner Verbandsversammlung am 17. Juni 2013 hat der ZVON jedoch die Vogtlandbahn auch für das Fahrplanjahr 2013/2014 mit der Bedienung der Strecke beauftragt. Für eine Weiterbestellung im darauf folgenden Fahrplanjahr machte er zur Voraussetzung, dass die Nachfrage zum Beispiel dadurch gesteigert wird, dass die Stadt Seifhennersdorf den Schülerverkehr auf die Bahn verlagert und dass für den Behelfsbahnsteig in Seifhennersdorf eine dauerhafte Lösung gefunden wird.[6] In Analogie zu den Vorjahren sind jedoch auch im Jahresfahrplan 2015 ganzjährig SPNV-Verbindungen im angenäherten Stundentakt zwischen Mittelherwigsdorf und Varnsdorf sowie im angenäherten Zweistundentakt zwischen Varnsdorf und Seifhennersdorf vermerkt.[13]
Im Frühjahr 2014 schrieb die DRE die nicht mehr befahrene rund sechs Kilometer lange Teilstrecke ab Streckenkilometer 16,346 bis zur Pachtgrenze bei km 22,600 nahe Eibau zur Übernahme durch andere Infrastrukturunternehmen aus. Nach Aussage der DRE könne sie diesen Streckenabschnitt nicht mehr wirtschaftlich betreiben, da den laufenden jährlichen Instandhaltungskosten in Höhe von 32.000 Euro keinerlei Einnahmen entgegen stünden. Zudem wären in den folgenden fünf Jahren Investitionen in Höhe von rund 5,4 Mio. Euro notwendig, davon rund die Hälfte für Oberbaumaßnahmen sowie 1,7 Mio. Euro für Maßnahmen an den Bahnübergängen und ca. 1 Mio. Euro für die Leit- und Sicherungstechnik.[3] Da es nicht zur Streckenabgabe an den einzigen Bewerber kam, will die DRE die Strecke entwickeln, wobei die Möglichkeit der Verlängerung der „Nationalparkbahn“ von Rumburk nach Eibau gesehen wird.[14]
Von Seiten des ZVON ist nach Beschlusslage aus dem Jahr 2014 eine Weiterbedienung des Abschnittes Varnsdorf–Seifhennersdorf im ÖPNV bis Dezember 2020 beabsichtigt. Ein in Auftrag gegebenes Gutachten hatte bei einer Einstellung des Schienenpersonennahverkehrs nur geringe Einsparpotentiale für den ZVON aufgezeigt. Stattdessen sollten Maßnahmen ergriffen werden, die die Nachfrage steigern können. An den Infrastrukturbetreiber DRE erging die Forderung, Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur durchzuführen. Neben der Sicherung einer durchgehenden Streckengeschwindigkeit von 50 km/h sollten auch die Bahnübergänge Nord- und Südstraße in Seifhennersdorf saniert werden.[15]
Seit 13. März 2015 ist kein grenzüberschreitender Schienenverkehr zwischen Varnsdorf pivovar Kocour und Seifhennersdorf möglich. Das SPNV-Angebot wurde kurzfristig auf Busverkehr umgestellt. Hintergrund ist nach Angaben der DRE die infrastrukturseitige, vorübergehende Sperrung des Streckenabschnitts Bundesgrenze–Seifhennersdorf „aus betriebsrechtlichen Gründen im Zusammenhang mit dem grenzüberschreitenden Streckenbetrieb“. Es steht eine Genehmigung der für die DRE zuständigen Aufsichtsbehörde aus. Der Termin für eine Wiederaufnahme des Bahnverkehrs wurde bislang mehrfach verschoben. Von Seiten des ZVON wird derzeit der 01. Mai 2016 kommuniziert.[16][17]
Fahrzeugeinsatz

Die Bahnstrecke Mittelherwigsdorf–Varnsdorf–Eibau war die einzige Eisenbahnstrecke, auf der bis Dezember 2010 noch täglich Uerdinger Schienenbusse (VT und VS 98) fuhren. Weiterhin kamen zwei ehemalige DB-Baureihe ETA 150-Triebwagen (BR 515), die auf Dieselbetrieb zur RBG-Baureihe VT 515-U (SBE-Baureihe 686) umgebaut wurden, zum Einsatz. Die Sächsisch-Böhmische Eisenbahngesellschaft setzte auch einen NE 81 im Personenverkehr ein.
Der Betreiber Die Länderbahn setzt auf der Strecke seit Dezember 2010 Fahrzeuge des Typs Siemens Desiro Classic ein, durch den Zukauf von Stadler Regio-Shuttle RS1 der ODEG 2015 finden auch diese Verwendung.
Weblinks
- Oberlausitzer Eisenbahnen – Streckenbeschreibung, Gleispläne, Fotos
- Sachsenschiene – Streckendaten, Stationsgeschreibungen, Gleispläne, Fotos
Einzelnachweise
- ↑ Streckendaten auf www.sachsenschiene.de
- ↑ Verkehrsstationen (Anlage 1 NBS (BT)). (PDF; 82 kB) Deutsche Regionaleisenbahn GmbH, 16. Juni 2014, abgerufen am 3. Juli 2015.
- ↑ a b Abgabe von Eisenbahninfrastruktur. Streckennummer 6588, Abschnitt Seifhennersdorf (a) km 16,346 - Eibau (a) km 22,600. (PDF; 79 kB) Deutsche Regionaleisenbahn GmbH, 25. März 2014, abgerufen am 8. März 2015.
- ↑ Handel, Industrie, Verkehr und Landwirtschaft. (…) Eisenbahnbauten im Jahre 1876. In: Wiener Zeitung, 5. Oktober 1877, S. 7, oben links. (online bei ANNO).
- ↑ a b Infrastrukturzustands- und -entwicklungsbericht 2010. (PDF; 844 kB) Internet-Version. Deutsche Bahn AG, April 2011, S. 6, 9, abgerufen am 4. Juli 2015.
- ↑ a b Vogtlandbahn bedient auch 2014 den Abschnitt Seifhennersdorf - Bundesgrenze. (PDF; 35 kB) Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien, 17. Juni 2013, abgerufen am 22. Juli 2013.
- ↑ Siehe Pressemitteilung „Dreiländerbahn Liberec – Zittau – Varnsdorf – Rybniště/Seifhennersdorf langfristig gesichert. Vogtlandbahn GmbH erhält einen 10-Jahres-Vertrag“. (PDF; 100 kB) Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON), 17. Februar 2009, abgerufen am 18. Februar 2013.
- ↑ Katja Zimmermann: Millionen für mehr Licht und neue Wege an Bahnhöfen in Grenznähe. In: Sächsische Zeitung (Lokalausgabe Zittau). 22. Oktober 2012 (online (kostenpflichtig) [abgerufen am 9. Oktober 2013]).
- ↑ LUBAHN – Gestaltung wichtiger Haltepunkte an der Eisenbahnstrecke Liberec – Zittau - Varnsdorf- Seifhennersdorf. Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien, abgerufen am 9. Oktober 2013.
- ↑ Informationen zum Haltestellenneubau auf www.varnsdorf.cz
- ↑ Neuer Haltepunkt Varnsdorf staré nádraží. Vogtlandbahn-GmbH, Oktober 2013, abgerufen am 9. Oktober 2013.
- ↑ Rolf Hill: Varnsdorf hat jetzt drei Bahnhöfe. In: Sächsische Zeitung. 28. Januar 2014 (online (kostenpflichtig) [abgerufen am 1. April 2014]).
- ↑ Kursbuch der Deutschen Bahn AG. KBS 236: Rybniště/Seifhennersdorf–Großschönau–Zittau–Liberec. Deutsche Bahn AG, 26. November 2014, abgerufen am 4. Juli 2015.
- ↑ Strecke Eibau - Seifhennersdorf. In: Bahn-Report. Band 33, Nr. 194, 1. März 2015, ISSN 0178-4528, S. 65 ([1] [abgerufen am 8. März 2015]).
- ↑ Pressemitteilung „Züge des TRILEX sollen weiter bis Seifhennersdorf fahren“. (PDF; 34,7 kB) Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON), 28. März 2014, abgerufen am 1. April 2014.
- ↑ Fahrplanänderungen: Linie TL70: zwischen Varnsdorf pivovar Kocour und Seifhennersdorf weiterhin nur Busse unterwegs. 15.06. - 17.03.2016. Trilex, abgerufen am 4. Januar 2016.
- ↑ Informationen zu DRE-Strecken. Deutsche Regionaleisenbahn, 26. Mai 2015, abgerufen am 17. Februar 2016 (siehe Abschnitt F: Streckenöffnungszeiten und betriebliche Informationen).
Anmerkungen
- ↑ Nennung des 15. September 1876 in: Sächsische Eisenbahnen. In: Wiener Zeitung, 12. Oktober 1877, S. 6, Mitte links. (online bei ANNO).