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Aralsee

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Bild
Aralsee aus der Satellitenperspektive am 22.6.2003
Daten
Name: Aralsee
Lage: Zentralasien
Fläche ca. 33.000 km²
maximale Tiefe: 68 m
Zuflüsse: Amudarja, Syrdarja
Abflüsse: ?
Höhe über NN: 479 m
Größere Städte am Ufer: Aralsk, Muinak
Besonderheiten: die Fläche nimmt jährlich ab

Der Aralsee (kasach. Aral tenizi) ist ein abflussloser Salzsee in Asien. Er gehört je zur Hälfte zu Usbekistan und Kasachstan.

Die Hauptzuflüsse sind die Flüsse Amudarja und Syrdarja. Da diesen Flüssen seit der Stalin-Ära (Beginn intensiven Baumwollanbaus in Kasachstan und Usbekistan) viel Wasser für extensive Bewässerung entnommen wird, sinkt der Wasserspiegel des Sees kontinuierlich stark ab, so dass der Aralsee vermutlich in absehbarer Zeit nicht mehr existieren wird.

Von 1960 bis heute sank der Wasserspiegel um 14 m. Die Fläche des Sees ging in der Zeit um 40% zurück, das Wasservolumen um 70%. Der Anfang der 1960er mit ursprünglich rund 68.000 km² viertgrößte See der Erde besteht heute durch Verlandung aus zwei Teilen, dem südlichen Großen Aralsee und dem nördlichen Kleinen Aralsee. 1990 wies der Große Aralsee noch eine Fläche von ca. 33.000 km² auf, der kleine etwa 3.000 km². Seit 2002 ist die Wosroschdenji-Insel im Aralsee zur Halbinsel geworden und 2006-2008 ist damit zu rechnen daß der Große Aralsee in einen westlichen, tiefen Teil und einen östlichen, flachen Teil zerfallen wird. Auch der kleine Aralsee wird in einigen Jahren in eine Reihe kleinerer Seen zerfallen. Die noch 1960 am Ufer gelegenen Städte Aral (Aralsk) am Nordufer und Muynak am Südufer liegen aufgrund der Verlandung jeweils mehr als 100 km entfernt von der Uferlinie 2003.


Durch die Umleitung großer Wassermengen wächst dagegen der südlich gelegene Sarykamischsee und das westlich gelegene Kaspische Meer nachweisbar. Die starke landwirtschaftliche Nutzung und die sich beschleunigende Verlandung des abflußlosen Salzsees führten in den letzten dreißig Jahren zur zunehmenden Versalzung des Sees, der Uferregionen und auch umgebender Bereiche. im Satellitenbild ist südwestlich des Sees eine weiße Region zu erkennen, bei der es sich um eine Ansammlung von vom Wind angewehter Salze, die sich an dieser Stelle zu Dünen sammeln. Die früher östlich des Sees beginnende Kyzyl Kum-Wüste reicht mittlerweile bis an den See heran, die sehr salzreichen Dünen reichen teilweise am Westufer bis in den See hinein. Die Wüste dehnt sich auch zunehmend in die fruchtbaren, landwirtschaftlichen Bereiche südlich des Sees hin aus.

Gleichzeitig stieg der Salzgehalt auf 26% (auch 36% wurden schon gemessen), was ein Fischsterben mit dem Niedergang von Fischerei nach sich zog. Ehemalige Hafenstädte, Bade- und Uferorte liegen heute mitten in der Wüste, mehr als 100 km von der Uferlinie entfernt. Nach dem Rückzug der Wasserlinie bleibt eine Salz- und Staubwüste, die durch jahrzehntelange hohe Einträge an künstlichen Düngemitteln, Herbiziden, Pestiziden und anderen Schadstoffen zudem hoch gesundheitsgefährdend ist. Um Schädlinge von den Baumwollkulturen fernzuhalten wurde extensiv Agent Orange verwendet, eine giftige Substanz, die die US-Armee auch im Vietnamkrieg eingesetzt hatte. Agent Orange wurde im gesamten Aralbecken in der Regel direkt über den Baumwollpflückern versprüht.

Viele Bewohner im weiteren Umkreis um den See leiden an verschiedenen chronischen Erkrankungen. Auch die Kindersterblichkeit ist sehr hoch. Man schätzt, dass ungefähr 25% der Bevölkerung in den Baumwollanbaugebieten geistig retardiert ist, Die Zahl der Kinder, die mit Geburtsschäden zur Welt kommen ist außerordentlich hoch.

Die im See gelegenen Wosroschdenjie-Insel (russ. Wiedergeburt) diente dem sowjetischen Militär von 1936 bis 1991 über viele Jahre als Testgelände von Biowaffen. Unter anderem wurde Anthrax (Bacillus anthracis), die Pest (Yersinia pestis), und die Tularämie (Francisella tularensis) getestet.

Aus dem Jahr 1852 (die Karte zeigt die Ausdehnung des Aralsees um 1850 im Vergleich zu 2003) existieren Berichte, die vom Reichtum an Ziegen, Wölfen, Antilopen, Wels, Störe, Pelikanen, Möwen, Igeln und Tiger in bzw. um den See erzählen.