Mittellandkanal
Der Mittellandkanal ist mit 324,4 km die längste künstliche Wasserstraße in Deutschland. Er ist im Lande die wichtigste Ost-West-Wasserstraße, die den Rhein durch den Rhein-Herne-Kanal und den Dortmund-Ems-Kanal mit der Ems, der Weser, der Elbe und weiter über brandenburgische Flüsse und Seen bis hin zur Oder verbindet. In europäischer Dimension ist er das zentrale Wasserstraßensystem von West- zu Osteuropa. Der Kanal ist auch unter den Namen Weser-Ems-Kanal und Weser-Elbe-Kanal bekannt.
Der Mittellandkanal zweigt vom Dortmund-Ems-Kanal bei Hörstel ab, führt nördlich des Teutoburger Waldes und des Wiehengebirges entlang, überquert mit dem Wasserstraßenkreuz Minden die Weser, berührt Hannover und trifft beim Wasserstraßenkreuz Magdeburg auf die Elbe.
Dort führt der Mittellandkanal in einer Kanalbrücke über den Fluss, bevor er bei der Schleuse Hohenwarthe in den Elbe-Havel-Kanal übergeht, womit die Wasserstraße noch wesentlich länger ist. Über die Schleuse Rothensee, das Schiffshebewerk Rothensee oder die Schleuse Niegripp bestehen dort auch mehrere schiffbare Verbindungen zur Elbe.


Bei Minden überquert der Kanal in zwei Brücken (zweite Brücke seit 1998) die Weser. Hier wird über ein Pumpwerk mit Wasser aus der Weser der Wasserstand im Kanal konstant gehalten. Drei Schleusen bilden zwei Verbindungen zwischen Weser und Mittellandkanal, die Schachtschleuse und der Südabstieg. Im weiteren Verlauf des Kanals bestehen über Zweigkanäle Anschlüsse zu den Industriestandorten in Osnabrück, Hannover-Linden, Hannover-Misburg, Hildesheim und Salzgitter. Bei Hannover-Anderten passiert der Kanal die Hindenburgschleuse. Sie war bei Ihrer Einweihung 1928 die größte Binnenschleuse Europas. Nahe von Edesbüttel westlich von Wolfsburg zweigt der Elbe-Seitenkanal ab, über den (in Verbindung mit dem Elbe-Lübeck-Kanal) eine Verbindung zur Ostsee besteht. Kurz dahinter senkt die Schleuse Sülfeld das Kanalniveau von der Scheitelhöhe von 65 m über Normalnull auf 56 m ab.
Bau und Geschichte


Beschlossen wurde der Bau des Kanals mit dem In-Kraft-Treten des preußischen Wassergesetzes vom 1. April 1905. Um den Kanalbau wurde im Reich erbittert debattiert, da die Ostelbischen Agrarier ein Eindringen billiger Produkte aus dem Westen befürchteten. Als Kompromiss wurde schließlich der Bau bis Hannover festgelegt.
- 1856 - Erste Pläne zum Bau eines Kanals vom Ruhrgebiet zur Elbe
- 1906 - Baubeginn des Abschnitts Bergeshövede - Hannover
- 1915 - Inbetriebnahme des ersten Abschnittes bis Minden (damals noch Ems-Weser-Kanal)
- 1916 - Fertigstellung des Bauabschnitts bis Hannover
- 1928 - Einweihung der Hindenburgschleuse bei Hannover-Anderten
- 1929 - Anbindung an den Hafen Peine
- 1933 - Anbindung an den Hafen Braunschweig
- 1938 - Wurde mit Vollendung der Schleuse Sülfeld sowie des Schiffshebewerks Rothensee bei Magdeburg die Verbindung zur Elbe fertiggestellt
- 1993 - Im Rahmen des "Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr.17" werden, unter anderem, die Bauarbeiten an der Kanalbrücke und der Schleuse Hohenwarthe wieder aufgenommen
- 2003 - Mit Einweihung des Wasserstraßenkeuzes und der Schleuse Hohenwarthe ist der Kanal erstmals auf ganzer Länge befahrbar
Während der Bauzeit wurden noch viele nicht näher aufgeführte Verbindungs- und Stichkanäle gebaut, die vielfach auch der Freizeitschifffahrt dienen
Ausbau und Abmessungen
Auf der Strecke Bergeshövede-Hannover wurde Die Kanaltrasse für 600t-Schiffe bemessen, es wurde aber bereits die Möglichkeit vorgesehen durch Erhöhung des Wasserspiegels um 50cm den Kanal für 1000t-Schiffe befahrbar zu machen. Westlich von Hannover wurde der Mittellankanal für das 1000t-Schiff bemessen. Ab den 50er Jahren verdrängten selbstfahrende Motorgüterschiffe die Schleppschifffahrt vollständig, außerdem machten die immer größeren Schiffe einen Ausbau unumgänglich. 1965 wurde der Ausbau des MLK für das Europaschiff ( 1350t, Länge 85m, Breite 9,5m, Tiefgang 2,5m) beschlossen, das entsprach der Wasserstaßenklasse IV. Während des Ausbau entwickelten sich die Schiffsgrößen weiter, sodaß das Großmotorgüterschiff (2100t, Länge 110m, Breite 11,40m Tiefgang 2,8) zur Bemessungsgrundlage wurde. In Anlehnung an den Kanalquerschnitt für das Europaschiff wurde, 1994 das bis heute gültige, Regelprofil entwickelt, es entspricht der heutigen Wasserstraßenklasse V.
Der Ausbau der Kanaltrasse ist zwischen Dortmund-Ems-Kanal und der Schleuse Sülfeld fertiggestellt. Derzeit werden noch die Schleusen den neuen Abmessungen angepasst, in Anderten durch Umbau beider Kammern, in Sülfeld durch den Neubau der Südkammer. Zwischen Sülfeld und der Elbe laufen die Ausbauarbeiten noch. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR wurden zwischen 1976 und 1987 bereits Teilstrecken ausgebaut. In den ersten Jahren des Ausbau wurden lange Strecken im Rechteckprofil, mit Spundwänden erstellt. Aus Gründen des Tierschutz mußten diesen Strecken nachträglich eingezäunt werden, um Tiere vor dem Ertrinken zu bewahren. Heute wird deshalb das Trapetzprofil bevorzugt. Mit Spundwänden wird nur noch im Bereich von Häfen oder Schleusen ausgebaut. Wenn der Einsatz von Spundwänden auf freier Strecke unumgänglich ist, z. B. Bei der Stadtstrecke Hannover aus Platzgründen, lässt man die senkrechte Spundwand unter der Wasseroberfläche enden, damit Kleintiere das Wasser verlassen können.
Regelquerschnitt des Mittellandkanal
- Trapetzprofil (schräge Uferböschung): Breite 55m, Tiefe 4m, Durchfahrtshöhe 5,25m
- Rechteckprofil (Spundwand): Breite 42m
Regelschiff auf dem Mittellankanal (Ausgebauter Streckenabschnitt)
- Schubverband: Länge 185m, Breite 11,40m, Tiefgang 2,80m, Tragfähigkeit 3500t
- Großgütermotorschiff (GMS): Länge 110m, Tiefgang 2,80m, Breite 11,40m Tragfähigkeit 2100t
Abzweigungen
- Stichkanal Ibbenbüren (km 3,94) in Ibbenbüren
- Stichkanal Osnabrück (km 30,39) in Bramsche
- Verbindungskanal Nord zur Weser (km 101,56) in Minden
- Verbindungskanal Süd zur Weser (km 102,93) in Minden
- Stichkanal Hannover-Linden (km 149,59) in Seelze
- Stichkanal Misburg (km 171,14) in Hannover
- Stichkanal Hildesheim (km 183,25) in Sehnde
- Stichkanal Salzgitter (km 213,50) in Wendeburg
- Rothenseer Verbindungskanal (km 319,92) in Wolmirstedt
Städte und Gemeinden am Mittellandkanal
- Nordrhein-Westfalen
- Niedersachsen
- Nordrhein-Westfalen
- Niedersachsen
- Landkreis Schaumburg
- Region Hannover
- Landkreis Peine
- Stadt Braunschweig
- Landkreis Gifhorn
- Stadt Wolfsburg
- Landkreis Gifhorn
- Sachsen-Anhalt
Weblinks
- Mittellandkanal
- http://www.blaues-band.de/kanal/
- http://www.wasserstrassenkreuz.de/mittellandkanal.html