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Karlsruhe (Schiff, 1914)

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Schiffsdaten
Schiffname SMS Karlsruhe
Schiffstyp Kleiner Kreuzer
Schiffsklasse Karlsruhe-Klasse
Kiellegung: 21. September 1911
Stapellauf (Schiffstaufe): 11. November 1912
Indienststellung: 15. Januar 1914
Bauwerft: Germaniawerft in Kiel
Bau-Nr.:181
Besatzung: 373 Mann
Baukosten: xx Goldmark
Schwesterschiff
SMS Rostock,
Technische Daten
Wasserverdrängung: 4.900 t
Länge: 142,2 m
Breite: 13,7 m
Tiefgang: 6,2 m
Maschinenanlage: 12 kohlegefeuerte Dampfkessel und 2 ölgefeuerte Doppelender-Dampfkessel
2 Satz Dampfturbinen
Leistung: 37.885 PSw
Anzahl der Schrauben: 2 dreiflügelig Ø 3,5 m
Wellenumdrehung: 444 U/min
Leistung an den Wellen: ???? PSi pro Welle
Höchstgeschwindigkeit: 28,5 kn
Marschgeschwindigkeit: 12 kn / 5.000 sm
bei Marschfahrt
Brennstoffvorrat: ca. 700 t Kohle
Bewaffnung
Schnellfeuerkanonen
10,5 cm L/40:
12
Torpedorohre Ø 50 cm 2
Kommandanten
Fregattenkapitän Fritz Emil Lüdecke ?? Dezember 1913 - 26. Juli 1914
Fregattenkapitän Erich Köhler 26. Juli - 04. November 1914

Die SMS Karlsruhe war ein Kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine, der im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde.

  • Baujahr: 1912 - Bauwerft: Germaniawerft, Kiel - Bau-Nr.:181
  • Kiellegung: 21. September 1911 - Stapellauf: 11. November 1912 - Indienststellung: 15. Januar 1914
  • Länge: 142,2 m - Breite:13,7 m - Tiefgang: 6,2 m - Tonnage: 6.191 t (voll ausgerüstet)
  • Antrieb: 37.885 PS - Geschwindigkeit: 28,5 kn
  • Bewaffnung: 12 Schnellfeuerkanonen 10,5 cm / 2 Torpedorohre 50 cm
  • Endschicksal: Gesunken, am 4. November 1914

Die Karlsruhe lief am 11. November 1912 in Kiel vom Stapel. Neben der SMS Karlsruhe als Typschiff gehörte nur die SMS Rostock als einziges Schwesterschiff zu dieser Klasse. Der Taufakt wurde vom Oberbürgermeister der Patenstadt Karlsruhe, Karl Siegrist, vorgenommen.

Wegen einiger Verzögerungen beim Bau dieses dritten deutschen Kriegsschiffes mit einer kombinierten Öl- und Kohlebefeuerung erfolgte die Indienststellung erst am 15. Januar 1914. Nach weiteren Umbauten und Probefahrten lief die Karlsruhe schließlich am 15. Juni 1914, unter dem Kommando von Fregattenkapitän Fritz Emil Lüdecke, von Kiel aus. Der Kreuzer war für den Überseedienst auf der ostamerikanischen Station vorgesehen, den bis dahin der Kleine Kreuzer SMS Dresden ausübte. Außerdem sollte die Karlsruhe als deutscher Vertreter zu den Eröffnungsfeierlichkeiten des gerade fertiggestellten Panamakanals in Veracruz, und im Herbst zur Weltausstellung in San Francisco, geschickt werden. Es kam aber ganz anders.

Über Ponta Delgada (Azoren) ging es zunächst nach St. Thomas (Virgin Islands), wo man die Kohlenvorräte ergänzte. Hier traf ein Telegramm ein, welches zur baldigen Weiterfahrt, sowie zur Vereinigung mit der Dresden, mahnte. Am 25. Juli 1914 traf die Karlsruhe auf der Reede von Port au Prince (Haiti) ein. Am nächsten Tag wurden die Kommandanten der beiden Schiffe ausgetauscht. Fregattenkapitän Erich Köhler übernahm jetzt die Führung über die Karlsruhe, während Fregattenkapitän Lüdecke auf die Dresden wechselte. Noch am gleichen Nachmittag verließen beide Schiffe die Reede von Port au Prince. Die Karlsruhe nahm nun ihren Dienst als Stationsschiff auf der ostamerikanischen Station auf, während die Dresden die Heimfahrt nach Deutschland antrat. Am 28. Juli 1914 empfing die Karlsruhe einen Funkspruch, wonach die diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und Serbien abgebrochen worden waren. Der Krieg stand nun unmittelbar bevor. Mittags lief der Kreuzer in Havanna auf Kuba ein. Dort wurde er noch einmal mit allem Nötigen ausgerüstet. Bereits am nächsten Morgen lief das Schiff wieder aus, um nicht vom Kriegsausbruch im Hafen überrascht zu werden. Die Karlsruhe steuerte jetzt ostwärts, in Richtung Atlantik.

Am 3. August 1914 kam die Nachricht vom Kriegszustand mit England und Frankreich. Der Auftrag für die SMS Karlsruhe lautete: "Kreuzerkrieg im Mittelatlantik führen!" Von diesem Zeitpunkt an herrschte auf dem Kreuzer Kriegsmarschbereitschaft. Am 6. August traf man auf einem verabredeten Punkt, östlich der Bahamas, den Dampfer Kronprinz Wilhelm des NDL (Norddeutscher Lloyd). Er sollte zum Hilfskreuzer ausgerüstet werden. Hierzu wurden 8,8 cm Geschütze und Munition an die Kronprinz Wilhelm übergeben. Die Führung übernahm der Navigationsoffizier der Karlsruhe, Kapitänleutnant Thierfelder. Noch bevor die Ausrüstung des Hilfskreuzers beendet war, wurden beide Schiffe vom britischen Panzerkreuzer HMS Suffolk überrascht. Die deutschen Schiffe trennten sich sofort. Die Suffolk versuchte die Karlsruhe zu verfolgen, die aber, dank ihrer erheblich höheren Geschwindigkeit, schnell entkommen konnte. Über Funk wurden der Panzerkreuzer HMS Berwick sowie auch der Leichte Kreuzer HMS Bristol angewiesen, dem deutschen Kreuzer die Flucht nach Norden und Süden zu verlegen. Weil man auf der Karlsruhe für die Höchstfahrt neben den Kohlen auch dringend Öl benötigte, wollte der Kommandant den neutralen Hafen von Newport News anlaufen. Der Plan scheiterte aber, weil man gegen 19.30 Uhr auf den Leichten Kreuzer Bristol stieß. Nach kurzem Gefecht, in dem die HMS Bristol zwei Treffer erhalten hatte, konnte die SMS Karlsruhe unversehrt, mit Höchstfahrt, nach Osten entkommen. Fregattenkapitän Köhler beschloß, nach San Juan (Puerto Rico) zu laufen. Am 9. August traf die Karlsruhe dort ein und übernahm sofort Kohlen. Am nächsten Morgen lief sie schon wieder aus. Es gelang ihr, durch eine Inselpassage, die nach den Seehandbüchern für größere Schiffe nicht empfehlenswert war, in die Karibik zu entkommen. Sieben gegnerische Schiffe suchten weiterhin im Atlantik nach der Karlsruhe. Nach einem letzten Aufenthalt in Willemstad (Curacao), begann sie ihre Kaperfahrt.

Die erste Prise war am 18. August 1914 der britische Frachter Bowes Castle. Während der nächsten Monaten kreuzte die Karlsruhe zwischen der Nordostspitze Brasiliens und dem Äquator. Auf dem Seeweg zwischen dem Rio de la Plata und Europa konnten insgesamt 17 Handelsschiffe (16 englische und ein niederländisches) mit einer Gesamttonnage von mehr als 76.600 BRT aufbracht werden. Drei englische Schiffe wurden als Hilfs- und Kohleschiffe verwendet. Alle übrigen Schiffe wurden versenkt. So geschah es auch am 26. Oktober 1914 mit dem Passagierdampfer Vandyk (10.328 BRT) von der Lamport & Holt Line. Es war das größte und auch letzte Schiff, welches die Karlsruhe versenken konnte. Die Besatzungen sowie die Passagiere aller gekaperten Schiffe wurden vollzählig gerettet und auf neutralen Schiffen entlassen. Es gelang den Verfolgern nicht, den deutschen Kreuzer zu stellen, obwohl er sich mitten unter ihnen zu bewegen schien.

Die Karlsruhe nahm nun Kurs auf Barbados, wo man sich auf der Reede weitere Beute versprach. Bei den Sao Jao Inseln wurden noch einmal die Kohlenbunker aus der Prise Farn wieder aufgefüllt. Danach setzte die Karsruhe, mit den Begleitschiffen Rio Negro und Indrani ihren Weg fort. Nichts schien dieses Vorhaben verhindern zu können. Denn inzwischen stand kein britisches Kriegschiff mehr in der Nähe. Vizeadmiral Cradock war mit seinen Schiffen auf dem Weg in den Pazifik, um das deutsche Ostasiengeschwader vor der chilenischen Küste abzufangen. Außerdem hatte die Karlsruhe noch für längere Zeit genügend Brennstoffvorräte zur Verfügung. Am 4. November 1914 gab es um 18.57 Uhr, östlich der Insel Trinidad, auf der Position 11°7N/55°25W, eine heftige Explosion im Vorschiff. Dieses sackte sofort weg. Der Kleine Kreuzer SMS Karlsruhe versank innerhalb von 25 Minuten. 263 Männer, darunter der Kommandant, kamen ums Leben. Die Ursache für die plötzliche Detonation konnte nie eindeutig geklärt werden. Man vermutete einerseits eine Entzündung der im Vorschiff befindlichen Munition. Aber es sprach auch viel dafür, dass das von der Prise Condor erbeutete Schmieröl, welches man, mit Petroleum gemischt, als Heizöl für die eigenen Kessel verwendet hatte, die Ursache hierfür war.

146 Überlebende konnten mit dem Begleitschiff Rio Negro, unter der Führung des 1. Offiziers, Kapitänleutnant Studt, die Heimreise antreten. Sie erreichten am 6. Dezember 1914 wohlbehalten Kiel. Die Geheimhaltung über den Untergang der Karlsruhe, und auch die Rückkehr der überlebenden Besatzung, war so vollständig, daß die Royal Navy noch länger als ein Jahr nach dem deutschen Kreuzer suchte.

Die SMS Karlsruhe war, nach der SMS Emden, der erfolgreichste deutsche Kreuzer auf Kaperfahrt in fernen Gewässern.

Literatur

  • Fritz Otto Busch: Unsere Marine im Weltkrieg. Brunnen Verlag, Berlin 1934

http://www.deutsche-schutzgebiete.de/sms_karlsruhe_1.htm

http://www.worldwar1.co.uk/karlsruhe.html