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Intuitive Musik

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Der Jazzmusiker Lennie Tristano hatte schon in den Jahren um 1950 seine Konzerte mit „Lennie Tristano and his Intuitive Music“ plakatiert, doch kam der Begriff Intuitive Musik in Europa erst durch Karlheinz Stockhausen in das Bewusstsein eines größeren Publikums und wurde zum Indiz eines gewandelten Selbstverständnisses einer jungen Generation von innovativ eingestellten Musikern. In seinem Stück „Aus den sieben Tagen“ (1968) erhielten die Musiker kurze Textfragmente zum Einstimmen, um dann aus der Intuition heraus zu spielen. Die damit verbundene Freiheit bei der Realisation sollte nicht als Freibrief für zufällige Interpretationen verstanden werden. Stockhausen suchte nicht „Unbestimmtheit“, sondern „intuitive Bestimmtheit“, aus welcher eine schöpferische Musik organisch entstehen soll. Auch in der Musik des Komponisten und Klavierspielers Peter Michael Hamel spielt Intuition eine zentrale Rolle. Zahlreiche Studienreisen hatten ihn in die verschiedensten Länder Asiens und Afrikas geführt, wo er im Zusammenspiel mit Musikern vor Ort an sich selbst erfahren konnte, wie "die Funken hellsichtiger Wahrnehmung im Zustand des Sich-Öffnens" übersprangen. "Das intuitive Moment beim Musizieren ist allerdings nicht programmierbar, selbst wenn eine Gruppe jahrelang, jeder für sich oder alle gemeinsam, einen geistig-spirituellen Weg beschreiten."[1] In der Serie seiner Kompositionen zeigt die von Hamel selbst eingespielte Version von "Mandala" am deutlichsten, was der Begriff "intuitive Musik" beinhaltet.

Teilweise wird intuitive Musik auch als eine Form der Improvisation angesehen, bei der keine vorgefertigten Konzepte oder Regeln befolgt werden, am ehesten vergleichbar mit der freien Improvisation, die im Free Jazz gepflegt wird.

Markus Stockhausen gestaltete von 2000 bis 2010 in Köln eine Konzertreihe mit intuitiver Musik. Er hat das Verständnis intuitiver Musik gegenüber Karlheinz Stockhausen weiterentwickelt und setzt keine stilistischen Grenzen, erlaubt auch „harmonische, melodische und rhythmisch-periodische Musik.“ Im Unterschied zu improvisierter Musik geht es „hier um einen verstärkt intuitiven schöpferischen Prozess,“ der sich „auf den inneren Geist“ konzentriert, „der den oder die Musiker leitet.“[2] Weiter bedeutet Intuitive Musik für ihn, „dass sich der Musiker allein dem Hören, der Phantasie, dem Moment überantwortet und aus seiner Intuition heraus Musik erfindet. Das ist ein deutlicher Unterschied zur Improvisation, die in der Regel eine Variation von bekanntem und vorher bestimmten Material meint. In der intuitiven Musik soll aber alles vorkommen können, was sich im Jetzt ausdrücken will.“[3]

Ensembles und Musiker

Einzelnachweise

  1. Peter Michael Hamel: Durch Musik zum Selbst; Bern/München/Wien (Scherz-Verlag) 1976; zitiert nach der Taschenbuchausgabe dtv/Bärenreiter 1980, S. 41 ff.
  2. Markus Stockhausen in den Liner Notes zu Markus Stockhausen, Tara Bouman, Stefano Scodanibbio, Fabrizio Ottaviucci, Mark Nauseef Spaces & Spheres: Intuitive Music, S. 5f.
  3. Zitat von der Seite Koelnkonzerte.de
  4. The Mud Cavaliers