Gerhard Krüger (NS-Funktionär)
Gerhard Krüger (* 6. Dezember 1908 in Danzig; † 22. Mai 1994 in Heßlingen) war ein hochrangiger Partei- und Studentenfunktionär in der Zeit des Nationalsozialismus, unter anderem Führer der Deutschen Studentenschaft 1931-33 sowie des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes 1933-34. Nach dem Kriege Mitbegründer und Aktivist mehrerer rechtsradikaler Parteien (DRP, SRP) in der Bundesrepublik.
Leben
NS-Karriere
Der Sohn eines Oberwerftsinspektors trat bereits als Gymnasiast in den rechtsradikalen Bund Oberland und in die SA ein. Ab 1927 studierte er in Greifswald Geschichte und Germanistik und gehörte dort der ADB-Burschenschaft Arminia an, der er im Wintersemester 1928/29 als Erstchargierter vorstand. Kurz danach trat er jedoch mit einem größeren Teil der Aktivitas aus der Arminia aus, nachdem es zu Konflikten mit der Altherrenschaft gekommen war. Grund hierfür dürfte der Umstand gewesen sein, dass Krüger bereits seit 1927 ebenfalls dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) angehörte, dessen Greifswalder Hochschulgruppe er mitbegründet hatte und seit 1928 auch anführte.
Wegen seiner beachtlichen Wahlerfolge von Baldur von Schirach bereits für die NSDStB-Reichsleitung ausersehen, wechselte Krüger jedoch Ende 1929 an die Universität Leipzig, wo er die am Boden liegende Hochschulgruppe erfolgreich reorganisierte. 1930/31 Kreisleiter IV (Mitteldeutschland) des NSDStB sowie der DSt, wurde er im Dezember 1931 zum Vorsitzer der Deutschen Studentenschaft gewählt (bis September 1933). In dieser Funktion war er unter anderem maßgeblich für die zentrale Vorbereitung und Durchführung der Bücherverbrennungen im Mai 1933 verantwortlich. Im gleichen Monat wurde er von Rudolf Heß zum „Beauftragten der NSDAP für die Behandlung aller die studentischen Verbände angehenden Fragen“ ernannt, trat daraufhin als Bundesführer an die Spitze des einstmals liberalen Allgemeinen Deutschen Burschenbundes (ADB) und überführte diesen innerhalb eines Jahres in die bereits auf NS-Kurs liegende Deutsche Burschenschaft.
Nach der Promotion 1934 Vorlage:Ref (bei dem NS-Ideologen Hans Freyer in Leipzig) hatte Krüger nacheinander verschiedene Parteifunktionen inne (Reichspressestelle, Parteiamtliche Prüfungskommission, „Reichsstelle für das Schul- und Unterrichtsschrifttum“, NSDAP-Kreisleiter in Bendsburg/Oberschlesien sowie Olpe/Westfalen). Mehrfache Versuche, ihn auf eine Professur (u.a. für Neuere Geschichte an der „Reichsuniversität“ Straßburg sowie für „Großdeutsche und Reichsgeschichte“ in Posen) zu berufen, scheiterten jedoch an Krügers Einberufung zur Wehrmacht.
Nachkriegszeit
Von 1945 bis 1948 war Krüger im britischen Internierungslager Staumühle inhaftiert. Trotz eines politischen Betätigungsverbots gründete er nach seiner Entlassung 1949 eine „Gemeinschaft unabhängiger Deutscher“ und wurde zugleich Mitglied der Deutschen Konservativen Partei - Deutschen Rechtspartei (DKP-DRP). Nachdem er dort noch im gleichen Jahr wieder ausgeschlossen wurde, beteiligte er sich maßgeblich an der Gründung der radikaleren Sozialistischen Reichspartei (SRP) Vorlage:Ref, gehörte deren Parteileitung an und wurde auch deren erster Geschäftsführer. Nach dem Verbot der SRP 1952 trat er später in die aus der DKP-DRP hervorgegangene Deutsche Reichspartei ein und gehörte 1962-64 der DRP-Abspaltung Deutsche Freiheitspartei an.
Ende der sechziger Jahre wandte sich Krüger der Freimaurerei zu. Seit 1967 war er Mitglied der Loge Zum Schwarzen Bär in Hannover und war seitdem auch publizistisch in diesem Sinne tätig.
Bis zuletzt war Krüger zudem Alter Herr der Hamburger Burschenschaft Hansea.
Werke
- Student und Revolution. Ein Beitrag zur Soziologie der revolutionären Bewegungen, Berlin 1934, 45 S. Vorlage:Fußnote
- Freimaurer an der Wende zur modernen Zeit. Gründung und Anfangsjahre der Loge zum schwarzen Bär im zeitgeschichtlichen Zusammenhang Hannover 1974, 107 S.
Literatur
- Anselm Faust: Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund, 2 Bde. Düsseldorf 1973
- Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004 ISBN 3-935025-68-8
- Internationales Biographisches Archiv 06/1952 vom 28. Januar 1952