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Paul O’Montis

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Paul O’Montis (* 3. April 1894 in Budapest als Paul Wendel; † 17. Juli 1940 im KZ Sachsenhausen) war ein deutscher Sänger, Parodist und Kabarettist.

Leben und Wirken

Aufgewachsen in Hannover kommt O’Montis, damals noch Paul Wendel, 1924 nach Berlin, wo er erste Theatererfahrungen auf verschiedenen Kabarettbühnen sammelt. Als er 1926 in Friedrich Hollaenders Revue Laterna Magica auftritt, wird er erstmals von der Presse wahrgenommen. Seine erste Schallplatte erscheint 1927 bei Odeon und er wird dabei vom Geiger Dajos Béla und seinem Tanzorchester begleitet. Insgesamt realisiert er mit Odeon 70 Aufnahmen, welche aber nicht alle veröffentlicht werden. 1929 wechselt er zur Deutschen Grammophon, wo ihn Paul Godwin mit seinem Orchester begleitet. Auch Mischa Spoliansky begleitet ihn am Flügel.

Er pflegt das mondän-karikaturistische Couplet und seine Spezialität sind Ulk- und Nonsensschlager, deren Texte sich durch ihre Wortspielereien und Zweideutigkeiten auszeichnen. Auch seine offen gelebte Homosexualität fließt in manche Stücke und Interpretationen ein.

Was hast du für Gefühle, Moritz 1927 Richard Fall / Fritz Löhner-Beda Odeon O-2351a
In der Bar zum Krokodil 1928 Text: Fritz Löhner-Beda, Musik: Willy Engel-Berger Odeon O-2655
Ich bin verrückt nach Hilde 1929 Otto Stransky / Rebner Odeon O-11072
Was kann der Sigismund dafür 1930 Ralph Benatzky Odeon O-11303a
Wochenend und Sonnenschein 1930 Text: Charles Amberg, Musik: Milton Ager, Flügel: Hans Bund Odeon O-11303b
Ramona Zündloch 1930 Erwin Reich / Frank Günther Odeon O-11330a
Mein Bruder macht im Tonfilm die Geräusche 1930 Fred Raymond, Luigi Bernauer / Charles Amberg Odeon O-11330b

Der Kabarettkritiker Max Herrmann-Neiße schreibt: „Paul O’Montis hat die Technik, die banalsten Modechansons so zu bringen, dass sie auch einem anspruchsvolleren Menschen Spaß machen, weil er, über ihnen stehend, sie schon gleich launig persifliert.“[1] Er tritt auf vielen berühmten Berliner Kabarettbühnen auf wie dem Café Meran, Boulevard-Theater, Florida, Simpl, Scala und dem Wintergarten, aber er gastiert auch im Corso-Kabarett in Hannover und im hamburgischen Trichter. Auch im Rundfunk tritt er auf.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 flieht er Ende des Jahres zunächst nach Wien, bestreitet Auftritte in Österreich, in den Niederlanden und in der Schweiz. 1935 wird er mit einem Auftrittsverbot in Deutschland belegt. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 flieht er nach Prag. Dort wird er 1939 festgenommen und zuerst nach Zagreb und später nach Łódź verschleppt. Die Gründe für die Verhaftung und die weite Reise liegen im Dunkeln. Am 30. Mai 1940 wird er als Rosa-Winkel-Häftling ins KZ Sachsenhausen eingeliefert und stirbt dort sechs Wochen später im Alter von 46 Jahren. Dem Bericht der Lagerleitung, der von „Freitod“ spricht, stehen anderslautende Zeugenaussagen entgegen, wonach Paul O’Montis vom Blockältesten ermordet wurde.[2]

Literatur

  • Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 266f.

Einzelnachweise

  1. Berliner Tageblatt, 15. Juni 1926
  2. Homosexuelle im Konzentrationslager Sachsenhausen; Abgerufen am 29. Dezember 2012