Tonbeugung
Tonbeugung
Wenn in einem Gedicht die natürliche Betonung eines Wortes bzw. der Silbe eine Wortes nicht mit dem ansonsten vorherrschenden Versmaß des Gedichts übereinstimmt, spricht man von Tonbeugung. Auf sprachlicher Ebene kann diese Tonbeugung ausgeglichen werden durch schwebende Betonung.
Beispiel (Auszug aus einem Sonett von Andreas Gryphius)
Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun
Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Karthaun
Hat aller Schweiß, und Fleiß, und Vorrat aufgezehret''
Das Sonett weist überwiegend einen regelmäßigen Wechsel von unbetonter und betonter Silbe auf. Es handelt sich also um einen Jambus mit sechs Hebungen. In Zeile drei kollidiert jedoch dieses Versmaß mit der natürlichen Sprechweise. Eine sprachliche Akzentuierung der zweiten Silbe (also des Wortes "vom") würde der natürlichen Betonung zuwiderlaufen.
Literatur: Gero von Wilpert. Sachwörterbuch der Literatur. 7. Aufl. Stuttgart 1989.
Im Web:[www.fernuni-hagen.de/EUROL/termini/welcome.html?page=/EUROL/termini/2240.htm