Zum Inhalt springen

Helen Wills Moody

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. April 2006 um 14:03 Uhr durch Airmaxxxer (Diskussion | Beiträge) (Nach dem Sport). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Helen Wills Moody (* 6. Oktober 1905 in Centerville /California; † 1. Januar 1998) war eine amerikanische Tennisspielerin. Zusammen mit der Französin Suzanne Lenglen dominierte sie die zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Wills Moody gilt als eine der besten Tennisspielerinnen aller Zeiten.

Bilanz einer Karriere

Helen Wills Moody gewann insgesamt 31 Grand Slam Titel in Einzel, Doppel und Mixed. Mit 19 Triumphen in den Einzelkonkurrenzen wird sie bis zum heutigen Tage nur von Margaret Smith Court (24) und Steffi Graf (22) übertroffen. Wills triumphierte sieben Mal bei den amerikanische Meisterschaften (1923-1925, 1927-1929 und 1931), acht Mal in Wimbledon (1927-1930, 1932, 1933, 1935 und 1938) und vier Mal bei den französische Meisterschaften (1928-1930, 1932). Bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris gewann sie zudem zwei Goldmedaillen. Zwischen 1919 und 1938 verbuchte die Amerikanerin die unglaubliche Bilanz von 398 Siegen bei nur 35 Niederlagen und blieb hierbei zwischen 1927 und 1932 in 158 aufeinanderfolgenden Spielen unbesiegt, ohne auch nur einen einzigen Satz abzugeben.

Helen Wills und Suzanne Lenglen - zwei Dominatorinnen zur gleichen Zeit

Trotz dem sich die Karrieren der großen Französin Suzanne Lenglen (1919-1926) und der großen Amerikanerin Helen Wills (1922-1938) immerhin für vier Jahre überschneiden und beide in der gleichen Ära spielen, ist es kaum fasslich, dass beide nur ein einziges Mal aufeinandertrafen.

Dieses seltene Ereignis, ein Höhepunkt in beider Karrieren, fand im Jahre 1926 statt - dem letzten Jahr Lenglens als Amateurin. Die Französin ist 27, sechsfache Wimbledon-Siegerin und auf dem Höhepunkt ihres Könnens. Helen Wills ist gerade 20 Jahre alt. Die junge Amerikanerin hatte 1921 und 1922 den nationalen Jugendtitel errungen. Ihrem Spiel mangelt noch jene Reife, die die Amerikanerin im nächsten Jahrzehnt zur nahezu unschlagbaren Spielerin machen wird. Trotz dieses Umstandes hatte Wills ihre potentielle Dominanz auf der amerikanischen Bühne bereits angedeutet: 1923, 1924 und 1925 hatte sie die US Open gewonnen, auf die die Französin nach den negativen Erfahrungen des Jahres 1921 in der Folge verzichtete. Wills wiederum hatte in dieser Zeit die French Open nicht gespielt, war aber 1924 immerhin in das Finale von Wimbledon eingezogen. Somit steht sie im Finale des einzigen Wimbledon-Turniers zwischen 1919 und 1925, auf welches die Französin als Siegerin sämtlicher anderer Jahre aufgrund einer Erkrankung hatte verzichten müssen.

Beide sind Legenden und Dominatorinnen ihrer Zeit - aber auf getrennten Bühnen. So kommt es im Cannes des Jahres 1926 zum einzigen, lange erwarteten und leidenschaftlich herbeigesehnten Schlagabtausch zwischen der glorreichen Verhangenheit des Damentennis und seiner Zukunft. Das Interesse der Öffentlichkeit ist so groß, dass nicht nur die Plätze am Rande des Courts ausverkauft sind und höchste Schwarzmarktpreise gezahlt werden. Vielmehr sind auch sämtliche Balkone und Dächer in der näheren Umgebung bedeckt von Menschentrauben.

Lenglen, extravaganter erster Weltstar des Sports, berühmt für ihr einfallreiches und variables Spiel, ihre ballerinenhaft leichten und flinken Bewegungen sowie überraschende Netzattacken, gegen die sich eher schwer bewegende Rechtshänderin, deren Spiel sich durch die Brachialgewalt ihrer Grundlinienschläge auf Rück- und Vorhandseite auszeichnet, aber auch durch ein äußergewöhnliches Antizipationsvermögen.

Das dramatisch verlaufende Spiel wird zum Mythos und gilt bis heute als eine Sternstunde des Tennis: Lenglen, mehrfach dem Kreislaufversagen nahe, gelingt es in einer großen Kraftanstrengung, die vermeintliche Nachfolgerin knapp mit 6:3 und 8:6 niederzuringen und die Jugend zu besiegen.

1927-1938: 16 Grand Slam Siege im Einzel

Das Aufeinandertreffen in Cannes bleibt das einzige Zusammentreffen der beiden Tennislegenden. Als die Französin wenig später ihren Übertritt ins Profilager erklärt, ist der Weg frei für Helen Wills Moody, die von 1927 an die lange gültige Rekordzahl von acht Einzelsiegen in Wimbledon und auch vier Siege bei den French Open (1928-1932) erringt. Mit den bei den US Open nach 1927 errungenen weiteren vier Einzelsiegen triumphiert Moody in diesem Zeitraum bei nicht weniger als 16 Grand Slam Konkurrenzen.

Zwischen 1927 und 1932 bleibt Wills völlig ungeschlagen und verliert nicht einen einzigen Satz. Es ist in diesem Zeitraum, in der man der schier unschlagbaren Amerikanerin einen besonderen Spitznamen zuerkennt: aufgrund ihres in auch kritischstenen Spielsituationen unbewegt und ausdruckslos bleibenden Gesichtes wird aus Helen Wills „Little Miss Poker Face“ .

Das Jahr 1927 bringt neben den grossen Erfolgen weitere, persönliche Veränderungen: An der Universität von Berkeley erwirbt Moody ihren Abschluss in Fach Kunst. Eine Leidenschaft, die die begeisterte Malerin bis zu ihrem Lebensende begleiten wird.

1928 gelingt der Amerikanerin ein weiteres Novum: als erste Spielerin überhaupt gewinnt Wills 3 Grand Slam Turniere im gleichen Jahr. Sie triumphiert in Paris, in Wimbledon und bei den US Open. Sie wird auch die erste Amerikanerin, die auf der roten Asche in Paris zu gewinnen vermag. Ein Erfolg, den sie in direkter Folge dreimal zu wiederholen vermag.

Im Jahr 1929 heiratet Helen Wills Frederick Moody und spielt fortan unter jenem Doppel-Namen, unter dem sie bis heute bekannt ist. Acht Jahre später, 1937 ,folgt die Scheidung.

1935 wird Helen Wills Moody von AP zur Sportlerin des Jahres gekürt.

1938 gewinnt die 33jährige Wills ihren letzten Major-Titel: Sie triumphiert zum achten und letzten Mal auf dem heiligen Rasen in Wimbledon. Ein Rekord - nur scheinbar für die Ewigkeit.

Helen Wills ist in diesem Zeitraumt meist auch Mitglied des US-Teams beim damals legendären Wightman Cup (1923-1925, 1927 – 1932, 1938), dem Team-Länderkampf zwischen Amerika und England.

Im Oktober 1939 gibt die Tennisspielerin schließlich ihrem späteren Mann, Aidan Roark, das Ja-Wort. Ein Jahr zuvor hatte sie ihren Rücktritt vom Wettkampf-Sport erklärt.

Nach dem Sport

1969 wird die Amerikanerin in die Hall of Fame aufgenommen.

Ihre Rekordzahl von 19 Grand Slam-Siegen im Einzel bleibt 32 Jahre unübertroffenen. Erst 1970 gelingt es der Australierin Margaret Smith Court (24 Titelgewinne insgesamt), sie hier zu übertrumpfen. Eine bis heute unerreichte Rekordleistung bleibt Helen Wills Gesamt-Bilanz bei den Major-Turnieren: von 22 Grand Slam Turnieren, an denen sie teilnahm, gewann die Amerikanierin 19. Nur dreimal scheiterte sie im Finale an der späteren Siegerin und kommt so auf die unglaubliche Karrierebilanz von 126 Siegen bei 129 Spielen insgesamt.

Wills Rekord von 8 Einzelsiegen in Wimbledon aus dem Jahre 1938 hält bis 1990 . Sie ist bereits eine betagte 85 Jahre alte Dame, als es ihrer Landsmännin, der grossen Martina Navratilova , gelingt, die ewige Bestmarke der Tennislegende mit ihrem neunten Titelgewinn auszulöschen.

Wills bleibt Zeit ihres Lebens höchst interessiert an den Entwicklungen in ihrem Sport. Edward Chandler, ein lebenslanger Freund, berichet der New York Times im Jahre 1988 , dass Wills erst im Alter von 82 Jahren mit dem Tennissport aufgehört habe - gezwungenermaßen. Aber sie sei ihr ganzes Leben lang ein Wettkampf-Typ geblieben, der den vergleichenden Kampf geliebt und gesucht habe. Auch nach dem Rücktritt vom Leistungssport. In allem, was sie gemacht habe, wäre sie bestrebt gewesen, immer die Beste zu sein. Dieses Charaktermerkmal offenbarte sich auch, als Jeanne Cherry, eine amerikanische Sporthistorikerin, sich erkundigte, was die große alte Dame des Tennissports über Navratilovas Leistung denke, die nun ihren Wimbledon-Rekord nach so langer Zeit gebrochen habe. Wills habe ihre ehrliche und tiefe Bewunderung für die Dominatorin der Gegenwart zum Ausdruck gebracht. Um dann hinzuzufügen: "Nun, sie hat ja auch all diese Gewichte gestemmt, wissen Sie!"


Helen Wills stirbt am 1.Januar 1998 im biblischen Alter von 92 Jahren.

Karrierebilanz

GRAND SLAM BILANZ

Paris Einzel 1928-30, 1932 Doppel 1930, 32 Mixed 1928, 29, 32 (Finalteilnahmen)


Wimbledon Einzel 1927-30, 32-33, 35, 38 Einzel Finale 1924 Doppel 1924, 27, 30 Mixed 1929


U.S. Einzel 1923-25, 27-29, 31 Einzel Finale 1922 Doppel 1922, 24-25, 28 Doppel Finale 1933 Mixed 1924, 28 Mixed Finale 1922


Olympische Spiele Einzel 1924 Doppel 1924


Wightman Cup 1923-25, 1927-32, 1938