Moor


Moore (norddeutsch auch Bruch, Fehn, Fenn oder Luch; süddeutsch Filz, Moos, Ried; engl. mire) sind nasse Lebensräume. Der ständige Wasserüberschuss aus Niederschlägen oder Mineralbodenwasser bedeutet einen Sauerstoffmangel und führt zu einem unvollständigen Abbau der pflanzlichen Reste, die als Torf abgelagert werden. Durch die Anhäufung von Torf wächst die Oberfläche von lebenden Mooren in die Höhe. Im Gegensatzt zu Mooren herrscht in Sümpfen keine permante Wassersättigung. Gelegentliches Austrocknen führt zu einem vollständigen Abbau der organischen Substanz zu Humus. Moore werden in der Bodenkunde als Moorböden bzw. organische Böden erfasst.
Verbreitung
Moorwachstum begünstigende Bedingungen findet man weltweit vor allem in Nordamerika, Nordeuropa, Südamerika, Nord- und Südostasien sowie im Amazonasbecken. Hier entstanden Moore aller Art und Torflagerstätten von insgesamt 4 Mio. km², womit sie 3 % der Landfläche der Erde bedecken. Besonderen Reichtum an Mooren haben Teile Russlands, Alaskas und Kanadas. In Deutschland kommen Moore vor allem im Nordwesten, Nordosten und im Alpenvorland vor. Die größten Moorflächen liegen im Taigagürtel der Nordhalbkugel mit jedoch nur geringer Torfbildung. Über die Moorverbreitung in wärmeren Klimazonen besonders Afrika, Mittel- und Südamerika, Ostasien und Australien ist wenig bekannt. Ausnahmen bilden Indonesien und Malaysia.
Entstehung von Mooren
Eine grobe Untergliederung teilt die Moore nach ihrer Topographie in Hochmoore und Niedermoore. Hochmoore sind im Verlauf der Moorentwicklung über den Grundwasserstand der Niedermoore hinausgewachsen oder haben sich in niederschlagsreichen Gebieten als wurzelechte Hochmoore direkt auf dem mineralischen Untergrund entwickelt. Sie haben keinen Kontakt mehr zum Grundwasser oder Mineralboden und werden nur noch von Regenwasser ernährt. Aufgrund der Torfbildung wachsen Hochmoore in die Höhe, daher der Begriff Hochmoor. Im Gegensatz dazu bilden sich Niedermoore in Senken, Flussniederungen, Mulden, an Hängen bei Quellaustritten oder können auch verlandete Seeflächen sein. Sie wachsen meist nur geringfügig in die Höhe. Sei werden bis an die Mooroberfläche von mehr oder weniger nährstoffreichem Grundwasser durchsetzt. Ihre Vegetation ist im Vergleich zum Hochmoor artenreich und besteht hauptsächlich aus Schilfgräsern, Binsen, Sauergräsern und Moosen. Zwischen- oder Übergangsmoore bezeichnen Übergangsstadien von Nieder- zu Hochmooren. Die Vegetation besteht aus typischen Arten beider Moortypen und kann z. T. mosaikartig gemischt sein. Die Nieder- und Übergangsmoore werden noch detaillierter nach hydrologischen und ökologischen Kriterien in verschiedene Moortypen eingeteilt.
Für die Entstehung und Entwicklung (Genese) von Mooren sind insbesondere die hydrologischen Bedingungen entscheidend. Aus den lokal unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen, besonders dem Verhältnis von Niederschlag und Verdunstung sowie der Dauer und Eindringtiefe des Bodenfrostes, dem Nährstoffgehalt und dem pH-Wert des das Moor ernährenden Wassers, sowie dem anstehenden Mineralboden ergeben sich verschiedene entwicklungsgeschichtlich-hydrologische Moortypen. In Abhängigkeit davon können weiterhin verschiedene ökologische Moortypen unterschieden werden. Sie werden dabei nach dem Verhältnis von Stickstoff zu Kohlenstoff im Torf, Stickstoffgehalt im Moorwasser sowie nach dem pH-Wert unterschieden. Die verschiedenen ökologischen Ausprägungen der Moore spiegeln sich in vielfältigen und verschiedenartigen Ausprägungen der Pflanzen- und Tierwelt.
Übersicht der Beziehungen zwischen den hydrologischen und ökologischen Moortypen
Ökologische Moortypen | |||||
Hydrologische Moortypen | Armmoore oligotroph-saurer | Sauer-Zwischenmoore mesotroph-sauer | Basen-Zwischenmoore mesotroph-subneutral | Kalk-Zwischenmoore mesotroph-kalkhaltig | Reichmoore eutroph |
Quellmoore | - | X | X | X | X |
Hangmoore | - | X | X | X | X |
Versumpfungsmoore | X | X | - | - | X |
Verlandungsmoore | X | X | X | X | X |
Überflutungsmoore | - | - | - | - | X |
Durchströmungsmoore | - | X | X | X | - |
Kesselmoore | X | X | X | - | - |
Regenmoore | X | - | - | - | - |
Für die Entstehung und Entwicklung (Genese) von Mooren sind insbesondere die hydrologischen Bedingungen entscheidend. Aus den lokal unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen, besonders dem Verhältnis von Niederschlag und Verdunstung sowie der Dauer und Eindringtiefe des Bodenfrostes, ergeben sich verschiedenen genetisch-hydrologische Moortypen.
Mineralbodenwasserernährte Moore (Nieder- und Übergangsmoore)
Quellmoore
Quellmoore entstehen, wenn aus dem Untergrund Quellwasser aus dem Boden tritt. Sind die Quellausschüttungen ergiebig, dauerhaft und gleichmäßig, so dass eine permanente Wassersättigung gegeben ist, kann sich Torf und damit ein Quellmoor bilden.
Hangmoore
Hangmoore entstehen an Hängen, also Orten mit schwach geneigter Oberfläche, durch Sickerwasser aus Schichtquellen und/ oder Überrieselung durch Wasser aus oberhalb liegenden Bächen und Rinnsalen.
Versumpfungsmoore
Versumpfungsmoore entstehen in flachen Senken bei periodischer Vernässung auf stark verdichteten oder tonigen Böden oder auch in Sandgebieten nach einem Grundwasseranstieg. Infolge der Wasserstansschwankungen sind nur geringmächtige mäßig bis stark zersetzte Torfschichten entwickelt.
Verlandungsmoore
Verlandungsmoore entstehen in Folge der Verlandung von Stillgewässern (vor allem Seen) durch Ablagerung von Mudden am Gewässergrund und durch das Hineinwachsen der Ufervegation in das Gewässer (Schwingrasen), welche schließlich vertorft.
Überflutungsmoore
Überflutungsmoore unterteilt man in die Kategorien der Küstenüberflutungsmoore (an Meeresküsten) und der Auenüberflutungsmoore (entlang von Flüssen). Durch stark schwankende Wasserstände steht dieser Moortyp periodisch oder episodisch unter Wasser, kann aber auch bei niedrigem Wasserstand trocken fallen.
Durchströmungsmoore
Kesselmoore
Kesselmoore finden sich vor allem in Moränenlandschaften (Eiszerfallslandschaften) oder in Vulkanlandschaften und entsteht aus einer Geländehohlform ohne natürlichen Abfluss, wie zum Beispiel in Toteislöchern oder Senken. In seiner Mitte kann sich eventuell noch ein Restsee befinden. Kesselmoore sind im Allgemeinen klein (oft unter 1 Hektar), haben keinen natürlichen Zu- und Abfluss und meist eine große Torfmächtigkeit.
Niederschlagswasserernährte Moore (Hochmoore)
Regenmoore
Ökologie der Moore
Hochmoor

Hochmoore werden auch als Armmoor oder Regenmoor bezeichnet. Sie sauren, nährstoffarmen Moore sind ausschließlich regenwasserernährt. Sie verfügen über nur geringe Gehalte an Stickstoff und anderen Nährstoffen und zeichnen sich durch hohe Kohlenstoffgehalte im Torf aus. Die pH- Werte liegen zwischen 3 und 4,8. Die typische Pflanzenwelt besteht aus fast geschlossenen Torfmoosrasen. Diese nährstoffarmen (oligotrophen) Standorte findet man großflächig in allen Regenmooren, kleinflächig in Kesselmoorzentren und sehr kleinflächig auch in den Übergangsbereichen mineralbodenwasser ernährter Moore.
Zwischenmoore/Übergangsmoore
Die Entwicklung von Zwischen- oder Übergangsmooren liegt zeitlich und räumlich zwischen der Nieder- und Hochmoorbildung.
Sauer- Zwischenmoore
Saure, mäßig nährstoffreiche (mesotrophe) Moore stehen den Armmooren sehr nahe werden aber von saurem Mineralbodenwasser gespeist und besitzen eine etwas bessere Stickstoffversorgung. Wie die Armmoore umfassen sie ebenfalls nur pH- Werte bis 4,8. Die Pflanzendecke besteht aus torfmoosreichen Kleinseggenrieden. Diese Moore findet man in den nährstoff- und kalkarmen Gebieten der Altmoränenlandschaften, in Dünengebieten und in den Kristallinbereichen der Mittelgebirge. Augrund des höheren Elektrolytgehalte des Bodenwassers sind im Gegensatz zum Hochmoor deutlich mehr Seggenarten anzutreffen. Deshalb spricht man auch von Torfmoos-Seggenmooren. Weitere sogenannte Mineralbodenzeiger sind neben den Seggen und zahlreichen Binsenarten der Fieberklee (Menyanthes trifoliata), das Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris), das Schweinsohr (Calla palustris), das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium) und andere.
Basen- Zwischenmoore

Subneutrale, mäßig nährstoffreiche Moore besitzen pH- Werte von 4,8 - 6,4. Die Vegetation setzt sich aus braunmoosreichen Kleinseggenrieden, in welchen teilweise noch Torfmoose wachsen, zusammen. Dieser ökologische Moortyp ist vor allem im Jungmoränengebiet des östlichen Mitteleuropas zu finden und ist heute durch die allgemeine Nährstoffbelastung besonders gefährdet.
Kalk- Zwischenmoore
Kalkhaltige bis kalkreiche Moorstandorte mit pH- Werten von 6,4 – 8,5 sind als mineralstoffreich zu bezeichnen. Die Pflanzenwelt besteht aus braunmoosreichen Kleinseggenrieden oder Schneiderieden. Diese Moore treten in Mitteleuropa heute ebenfalls relativ selten auf und sind durch Nährstoffanreicherung oft in den sehr nährstoffreichen Typ des Reichmoores übergegangen. Die Verbreitungsgebiete sind kalkreiche Jungmoränenlandschaften.
Niedermoore
Zu diesen sehr nährstoffreichen Standorten zählen die meisten der heute noch wachsenden Moore in Mitteleuropa. Die sehr nährstoffreichen Bedingungen, deshalb auch als Reichmoor bezeichnet, resultieren meist aus zeitweiliger Überstauung mit Fremdwasser und phasenweiser Austrocknung. Das Wachstum wird hauptsächlich durch das hohe Stickstoffangebot bestimmt, die pH-Verhältnisse werden hier fast bedeutungslos und können zwischen 3,2 – 7,5 liegen. Die Vegetation besteht aus Großseggenrieden, Großröhrichten und Erlenbrüchen, die lichtliebende Moose weitgehend verdrängen. Nährstoffreiche Moore sind immer mineralbodenwasserernährt, hauptsächlich Versumpfungs-, Quell- und Auenüberflutungsmoore aber ohne spezielle Landschaftsbindung.
Literatur
- Hutter, Claus-Peter (Hrsg.); Alois Kapfer & Peter Poschlod (1997): Sümpfe und Moore - Biotope erkennen, bestimmen, schützen. Weitbrecht Verlag, Stuttgart, Wien, Bern. ISBN 3-522-72060-1
- Joosten, H. & Succow, M. (2001): Landschaftsökologische Moorkunde, 2. völlig neu bearbeitete Auflage, E. Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart. ISBN 3-510-65198-7
- Succow, M. & Jeschke, M. & L. (1986): Moore in der Landschaft: Entstehung, Haushalt, Lebewelt, Verbreitung, Nutzung und Erhaltung der Moore, 1. Auflage, Thun, Frankfurt/Main. ISBN 3-87144-954-7
Weblinks
- Moormuseum Moordorf, Ostfriesland
- Moormuseum Geeste-Groß Hesepe, Emsland
- Definition und Entstehung von Mooren (WSL - Schweiz)
- Moorschutzprojekt für Schulen, Entstehung von Mooren
- Linksammlung zu Mooren und Moorschutz
- Moor - Naturlandschaft Nordwestdeutschlands
- Moore und Moorschutz in Süddeutschland und im Alpenraum
- Virtueller Moorlehrpfad der Grundschule Friedrichsfehn
- Deutsche Gesellschaft für Moor- und Torfkunde
- International Mire Conservation Group (engl.)