Die neuen Leiden des jungen W.
Die neuen Leiden des jungen W. ist ein Theaterstück von Ulrich Plenzdorf
1972 landete Plenzdorf mit der Uraufführung des Stücks in Halle (Saale) einen Sensationserfolg in der DDR. Später wurde das Stück auch sehr erfolgreich in der Bundesrepublik Deutschland aufgeführt. 1976 wurde das Stück in der Bundesrepublik von Eberhard Itzenplitz verfilmt.
Personen
Edgar, Charlie, Dieter, Vater, Mutter, Addi, Zaremba, Willi;
Edgar Wibeau: Edgar, das verkannte Genie, ein siebzehnjähriger Nestflüchter mit Hugenottenabstammung, der nach einem Streit in der Lehre mit einem Ausbilder von zu Hause abhaut, ist die Hauptperson in Plenzdorfs Werk. Eigentlich ist er ja schon „über den Jordan“ gegangen, aber immer noch gibt er seine Meinung zu allem und jedem ab, wie er es auch schon zu Lebzeiten getan hatte. Edgar ist ein Möchtegern-Künstler, der, nachdem er in einer Kunsthochschule nicht aufgenommen worden war, als Anstreicher tätig wird. Nachdem er in seinem sechsten Lebensjahr von seinem Vater verlassen worden war, wird er unter der Obhut seiner Mutter zu einem absoluten Musterschüler, der sich eigentlich nie an Streichen beteiligt, sogar wenn die Ideen von ihm stammen. Irgendwann reicht es ihm und er reißt zusammen mit seinem Freund Willi nach Berlin aus. Edgar wird ein typischer Rebell, der sich nichts gefallen und sich von fremden Vorschlägen nicht beeinflussen lässt. Mit seiner Liebe zu Charlie kommt er eigentlich nicht schlecht zu recht, wenn man bedenkt, dass er keine Chancen bei ihr hat und dies auch weiß. Edgar würde sich selbst wahrscheinlich als „Steher“ bezeichnen, der sich weder von anderen beeinflussen lässt noch mit dem Mainstream mitschwimmt, sich aber sehr wohl seine eigene Meinung bilden kann. Trotz seines wahrscheinlich guten und intellektuellen Charakters ist unverkennbar, dass er eben doch noch ein wenig Kind ist, und es ihm an Erfahrung fehlt.
Charlie: Charlie weiß nie, was sie von Edgar denken soll. Sein Wesen erschließt sich ihr von Anfang bis Ende nie komplett. Offensichtlich mag sie Edgar als Person, seinen Lebensstil jedoch nicht. Sie ist eine „starke“ Frau, die sich nicht so schnell unterkriegen lässt, erst recht nicht von Dieter, ihrem Verlobten. Manchmal bekommt man den Eindruck, sie wolle Dieter mit Edgar betrügen, was dann aber, bis auf einen Kuss, nie passiert. Charlie ist hübsch, intelligent und freundlich, andererseits ignorant, arrogant und streitlustig und damit eine Protagonistin, die nur mit widersprüchlichen Kategorien zu beschreiben ist.
Dieter: Dieter ist ein langweiliger Spießer. Er ist arrogant und egozentrisch, wenn auch möglicherweise ein guter Kerl. Er lebt streng nach Regeln und Richtlinien und braucht diese auch um sein Leben zu strukturieren. Sein „Charme“ ist beeindruckend und wird funktionalisiert, um Charlie bei ihm, dem Möchtegern-Gentleman, zu halten. Wäre Charlie nicht, kann es trotzdem sein, dass Dieter und Edgar ganz gut ausgekommen wären.
Vater: Er ist reich, in fortgeschrittenem Alter, hat eine junge Freundin, ein Penthouse in Berlin, verlässt Frau und Kind, kümmert sich erst nach dessen Tod um seinen Sohn, zeigt kein bisschen Reue...
Mutter: Mutter Wibeau hat sich nie allzu sehr um ihren Sohn gekümmert, verlangte ihm immer viel ab und war vermutlich sehr gekränkt, nachdem Edgar Mittenberg verlassen hatte. Dennoch liebt sie Edgar und unterstützt ihn so gut es geht. Nachdem er ausgerissen war, kümmerte sie sich nicht mehr besonders um ihn.
Addi: Der Chef der Anstreichertruppe ist recht jähzornig und ein guter Mensch. Edgar beschreibt ihn als Steher, wahrscheinlich Edgars größte Auszeichnung. Auch wenn Addi öfter mit ihm streitet, verstehen sie sich ganz gut. Nach Edgars Rauswurf bekommt Addi ein schlechtes Gewissen, das er auch nach dessen Tod behält.
Zaremba: Edgar hält viel von Zaremba, vor allem weil er – trotz seines Alters – noch so fit und aktiv ist. Der Anstreicher ist sehr diplomatisch und schlichtet des öfteren Streit zwischen Addi und dem jungen Wibeau.
Willi: Willi ist Edgars alter Jugendfreund, und die einzige Person, mit der er Kontakt hält. Der „Verrat“ an Edgars Mutter ist ihm leicht verständlich und nachvollziehbar. Man erfährt nicht sehr viel von Willi, außer, dass Edgar sich Willi mit Zitaten aus Goethes „Werther“ per Tonband anvertraut.