Traugott Buhre
Traugott Buhre (* 21. Juni 1929 in Insterburg, Ostpreußen; † 26. Juli 2009 in Dortmund[1]) war ein deutscher Schauspieler. Buhre war einer der großen Charakterdarsteller des deutschsprachigen Theaters.
Leben und Werk
Buhre war der Sohn eines Pastors, seine Eltern ließen sich scheiden, als er noch ein Kind war.[2] Nach dem Zweiten Weltkrieg floh er mit seiner Mutter nach Niedersachsen in die Lüneburger Heide, dort arbeitete er als Knecht auf einem Bauernhof. Zur Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik und Theater Hannover lernte er seine Texte auf dem Traktor, während er das Feld bestellte.[2] Er wurde unter 120 Bewerbern angenommen[3] und absolvierte dort seine Schauspielausbildung. Seine Laufbahn begann er am Fränkischen Theater, das damals noch in Wetzhausen angesiedelt war. Er war Ensemblemitglied am Badischen Staatstheater Karlsruhe, am Staatstheater Stuttgart, am Schauspielhaus Bochum, am Thalia-Theater Hamburg, dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg, der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin, dem Wiener Burgtheater und dem Berliner Ensemble.
Seine großen Theatererfolge feierte er vor allem mit den Regisseuren Claus Peymann und Andrea Breth. Vor allem in Erinnerung bleibt die Uraufführung unter Peymann von Thomas Bernhards Stück Der Theatermacher bei den Salzburger Festspielen, wo Buhre in seiner Paraderolle des „zürnenden, grollenden, liebenden, stundenlang dahinschimpfenden, durch und durch größenwahnsinnigen Bühnenenthusiasten“ Bruscon brillierte.[2] Die Inszenierung wurde von Peymann an das Schauspielhaus Bochum übernommen, später an das Burgtheater. Die letzte und 151. Vorstellung fand im Januar 2005 am Berliner Ensemble statt.
In Bochum spielte Buhre den Newton in Friedrich Dürrenmatts Die Physiker. Unter Breths Regie verkörperte er die Hauptrolle in Maxim Gorkis Die Letzten. Mit diesem Stück war er auch zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Am Zürcher Schauspielhaus spielte er 2009 den Admiral im Stück Immanuel Kant von Thomas Bernhard in der Inszenierung von Matthias Hartmann.
Dem Fernsehpublikum ist er unter anderem durch zahlreiche Gastauftritte in der Krimiserie Derrick und der Reihe Tatort bekannt. Im Tatort-Fall Drei Schlingen spielte er 1977 Hans-Jörg Felmys Gegenspieler, den düsteren Essener Geldtransportfahrer und Hamburger Ex-Polizisten Schiesser. Für die Hauptrolle in Gütt – ein Journalist wurde er bei den Baden-Badener Tagen des Fernsehspiels 1992 mit einem Sonderpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste ausgezeichnet. In seiner letzten Filmrolle 2009 verkörperte er neben Heino Ferch und Nadja Uhl den Editor und Mythenkenner Grünwald im Fernsehthriller Die Toten vom Schwarzwald.
Traugott Buhre galt als ein ausgesprochen familiärer Mensch. Er wurde Vater von sieben Kindern. Im Jahr 1971 kam bei dem Versuch seiner ersten Ehefrau, sich und die drei gemeinsamen Kinder zu töten, eine Tochter Buhres ums Leben.[4] Seit 1971 war Buhre in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Brigitte Buhre (geborene Graf) verheiratet.[3]
Buhre starb am 26. Juli 2009 im Alter von 80 Jahren in Dortmund. Er wurde auf dem Friedhof Lichterfelde in Berlin-Steglitz beigesetzt.[5]
Filmografie (Auswahl)
- 1972–2008: Tatort (Fernsehreihe)
- 1972: Kressin und der Mann mit dem gelben Koffer
- 1977: Drei Schlingen
- 1998: Bildersturm
- 1999: Bienzle und der Zuckerbäcker
- 2007: Sterben für die Erben
- 2008: Krumme Hunde
- 1975: Der Kommissar – Das goldene Pflaster
- 1975–1995: Derrick (Fernsehserie)
- 1975: Ein Koffer aus Salzburg
- 1977: Eine Nacht im Oktober
- 1978: Ein Hinterhalt
- 1982: Eine Falle für Derrick
- 1986: Geheimnis im Hochhaus
- 1990: Tod am Waldrand
- 1995: Derricks toter Freund
- 1979: Ein Kapitel für sich
- 1986: Mit meinen heißen Tränen
- 1988: Polizeiinspektion 1 – Einmal im Leben
- 1990: Winckelmanns Reisen
- 1991: Gütt – ein Journalist
- 1994: Ein starkes Team – Gemischtes Doppel
- 1995: Die Versuchung – Der Priester und das Mädchen
- 1996: Der Trip – Die nackte Gitarre 0,5
- 1996: Peanuts – Die Bank zahlt alles
- 1997: Dumm gelaufen
- 1998: Rosa Roth – Jerusalem oder die Reise in den Tod
- 2000: Anatomie
- 2001: Ritas Welt
- 2001: Blumen für Polt
- 2002: Vaya con Dios – Und führe uns in Versuchung
- 2003: Schöne Witwen küssen besser
- 2003: Sophiiiie!
- 2004: Schöne Witwen küssen besser
- 2009: Die Toten vom Schwarzwald
Hörbücher (Auswahl)
- Levins Mühle - 34 Sätze über meinen Großvater von Johannes Bobrowski, Lesung, Regie: Rainer Schwarz, 400 Min., mp3-CD, MDR 2005/ Der Audio Verlag 2015, ISBN 9783862315659
Weblinks
- Medien von und über Traugott Buhre im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Traugott Buhre bei IMDb
- „Wer glaubt, lebt leichter“, Welt am Sonntag, 3. März 2002, Interview
- „Federleichtes Schwergewicht“, FAZ, 27. Juli 2009
- „Traugott Buhre: Wie schwerelos“, Tagesspiegel, 28. Juli 2009
Einzelnachweise
- ↑ „Theater: Schauspieler Traugott Buhre gestorben“, Focus, 27. Juli 2009.
- ↑ a b c Christine Dössel: „Zartes Schwergewicht“, Süddeutsche Zeitung, 28. Juli 2009.
- ↑ a b „Charakter-Schauspieler Traugott Buhre ist tot“, Die Presse, 27. Juli 2009.
- ↑ Traugott Buhre – ein zartfühlendes Kraftpaket, Die Welt am 28. Juli 2009, zuletzt abgerufen am 23. Mai 2015.
- ↑ knerger.de: Das Grab von Traugott Buhre.
Personendaten | |
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NAME | Buhre, Traugott |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 21. Juni 1929 |
GEBURTSORT | Insterburg |
STERBEDATUM | 26. Juli 2009 |
STERBEORT | Dortmund |