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Solitaire (Schiff)

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Solitaire
Heckansicht der Solitaire
Heckansicht der Solitaire
Schiffsdaten
Flagge Panama Panama
Schiffstyp Rohrleger
Rufzeichen 3ECI8
Heimathafen Panama
Eigner Allseas
Bauwerft Mitsubishi Heavy Industries, Hiroshima
Stapellauf Dezember 1971
Verbleib im Einsatz
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 300,6 m (Lüa)
Breite 40,6 m
Tiefgang (max.) 13,5 m
Verdrängung 127.435 t
Vermessung 94.855 BRZ
 
Besatzung 420
Maschinenanlage
Maschine 8 × Wärtsilä Vasa 6 R 46 B
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 51.500 kW (70.021 PS)
Höchst­geschwindigkeit 13 kn (24 km/h)
Propeller 10
(nach Umrüstung 2009)
Ausstattung
Verlegeverfahren

S-Lay

Rohrdurchmesser

2–60 Zoll

Kapazität Tensioner

3 × 350 t

Schweißstationen

2 × Pipelinevorbereitung
5 × Verlegebetrieb

Dynamische Positionierung

Klasse 3, dreifach redundant

Sonstiges
Registrier­nummern * IMO-Nr. 7129049

Die Solitaire ist eines der weltweit größten Rohrlegeschiffe. Das Arbeitsschiff befindet sich im Eigentum des schweizerischen Offshore-Dienstleisters Allseas und fährt heute unter der Flagge von Panama. Sie wurde Ende 2014 von dem Neubau Pieter Schelte als weltweit größter Rohrleger abgelöst.

Geschichte

Das Schiff wurde 1971 bis 1972 als Baunummer 223 der Werft Mitsubishi Heavy Industries in Harima gebaut. Das Schiff war von der United International Shipping Corporation der Hendy International Company in Los Angeles in Auftrag gegeben worden und kam 1972 als Trentwood unter der Bereederung der United International Ore Carriers in Monrovia in Fahrt. Das ladegeschirrlose Massengutschiff mit achtern angeordnetem Deckshaus verfügte beim Bau über neun Luken und neun Laderäume, deren Tankdecke im Hinblick auf den Einsatz als Erzfrachter verstärkter ausgeführt worden war. Die Trentwood hatte eine Tragfähigkeit von rund 130.000 Tonnen und einen Laderauminhalt von 139.800 m³. In den 1970er Jahren übernahm die United International Shipping Corporation aus Oakland das Schiff und ließ es von der International Enterprises aus Monrovia bereedern. In den 1980er Jahren erwarb die Reederei Karanore aus Singapur die Trentwood und ließ sie von der ebenfalls in Singapur ansässigen Singa Ship Management betreiben. Im Januar 1988 wurde der Erzfrachter für 7.335.000 US-Dollar an die Commercial Leasing aus Kopenhagen verkauft und als Interbulk Vanguard in Charter der Interbulk International Bulk Shipping aus Fredensborg von der Fastsail Maritime aus Manila betrieben. Ab September 1988 erwarb die Reederei Angmering aus Douglas auf der lsle of Man das Schiff für lo,7 Millionen US-Dollar und lies es erneut als Trentwood von Denholm Ship Management bereedern. Am 18. Mai 1990 übernahm die Kopenhagener Commercial Leasing das Schiff zum zweiten Mal und ließ es als Akdeniz S der Sonmez Denizcilik ve Ticaret aus Istanbul in Bareboat-charter der Dragon Navigation betreiben. Ab Juli 1992 betrieb Commercial Leasing den Frachter nach Schwierigkeiten des türkischen Charterers als Comship unter Panamaflagge weiter.

Die panamaische Gesellschaft Atlantic Point kaufte das Schiff 1992 für Allseas Engineering der Heerema-Gruppe und benannte es in Solitaire I um. Im Jahr 1993 wurde das Schiff, dessen Umbau zum Kabelleger geplant war, auf die Pacific Ocean Shipping Corporation aus Panama übertragen und verküzte den Namen auf Solitaire. Der Umbau des Schiffes erfolgte aufgrund der Erfahrung, die Allseas mit der Lorelay, dem ersten Rohrleger mit dynamischer Positionierung, gesammelt hatte. Der Umbau wurde von der Werft Swan Hunter in Newcastle upon Tyne durchgeführt. Bei den Arbeiten wurden 9000 t Stahl in der Schiffsstruktur, 4000 t Ausrüstung, 3000 t Verrohrung und 1200 km Kabel installiert. Die Werft übernahm auch die Tests, Inbetriebnahme und unterstützte Allseas bei der Seeerprobung und den Pipelinelegetests.[1] Nach ihrer Fertigstellung setzte sie neue Standards in Bezug auf Verlegeleistung und -tiefe für die Pipelinelege-Industrie.[2] Im Gegensatz zu anderen Rohrlegern, die als Halbtaucher oder mit flachen Rümpfen konzipiert sind, besitzt sie eine konventionelle Rumpfform. Damit erreicht die Solitaire hohe Transfergeschwindigkeiten, eine gute Seegängigkeit und bietet im Rumpf und an Deck viel Platz zum Arbeiten. Dies wird auch in der Lagerkapazität von 22.000 t Rohren deutlich, was sie, gerade bei Hochseeeinsätzen, unabhängiger von Versorgungsschiffen macht.[3]

Technik und Ausrüstung

Antrieb und Dynamische Positionierung

Das Schiff bekam mit dem Umbau einen dieselelektrischen Antrieb. Die Basis dafür bilden acht Dieselmotoren des Typs Vasa 6 R 46 B des finnischen Unternehmens Wärtsilä mit einer Leistung von je 5850 Kilowatt. Deren Leistung wird von acht Generatoren in elektrischen Strom umgewandelt, der wiederum für die Versorgung der Asynchronmotoren der ursprünglich acht Propellergondeln des Typs FS 3500-671 des Herstellers Lips verwendet wird.[4] Im Rahmen der Aufrüstung 2009 wurden zwei weitere Propellergondeln am Heck ergänzt.[5]

Die Solitaire wurde zunächst mit einem dreifach redundanten System zur dynamischen Positionierung der Klasse III ausgerüstet. Sie wurde dabei mit zwei der Typen ADP702 und einem ADP701 von Kongsberg ausgerüstet.[3][4] In den Jahren 2008 und 2009 wurden diese Stand-Alone-Lösungen durch integrierte Systeme der Typen K-POS 22 (zwei Systeme) und K-POS 12 (ein System) ersetzt, die mit den Automatisierungssystem K-Chief 700 und dem Antriebssteuerungsystem K-Thrust über Ethernet vernetzt sind.[5]

Pipelinelege-Ausrüstung

Die Solitaire nutzt für das Verlegen der Pipelines das S-Lay-Verfahren. Dabei wird die geschweißte Pipeline über den „Stinger“, einer bogenförmigen Stahlkonstruktion, ausser Bord geführt und auf den Grund des Meeres abgesenkt.

Die Verarbeitung der Pipeline-Segmente erfolgt dabei hoch automatisiert: Zuerst werden die „Single Joints“, das heißt einzelne Segmente mit einer Länge von 40 Fuß (etwa 12,2 m) auf zwei Schweißstationen zu „Double Joints“ verschweißt. Diese Double Joints werden in der sogenannten „Firing Line“, die sich praktisch über die komplette Länge des Schiffes in der Mitte erstreckt, zur Pipeline verschweißt. Dafür werden fünf Schweißstationen eingesetzt, wofür ein von Allseas entwickeltes automatisiertes Schweißsystem namens „Phoenix“ verwendet wird. Nach den Schweißstationen folgen eine Stationen zur Durchstrahlungsprüfung und vier Stationen zur Oberflächenbeschichtung, um den Korrosionsschutz zu erhöhen.[6]

Ein Schweißzyklus dauert etwa drei Minuten, wodurch die Solitaire in der Lage ist, im Durchschnitt rund 5 Kilometer (km) Pipeline pro Tag zu verlegen. Der Rekord der Solitaire liegt allerdings bei über 9 km.[6] Neben dem Rekord über die größte Verlegelänge pro Tag hält sie in der Zwischenzeit auch den Rekord für die größte Verlegetiefe mit 2775 m, in der sie zwei Pipelines mit acht und zehn Zoll verlegte. Darüber hinaus wurde eine 24-Zoll-Pipeline in einer Tiefe von 2550 m verlegt.[7] Möglich wurden diese Höchstleistungen nur durch eine Verdopplung der Kapazität der drei „Tensioner“ – einer Art raupenförmige Halteklammer – auf 350 t pro Stück, die im Jahr 2005 durchgeführt wurde.[8]

Projekte

Mit der Castoro Sei und der Castoro 10, die beide Saipem gehören, arbeitete die Solitaire am Nord-Stream-Projekt zur Verlegung einer Gaspipeline durch die Ostsee. Mit ihrer Fertigstellung wurde sie die längste Unterwasser-Pipeline der Welt. Bereits 2006 arbeitete sie mit der Saipem 7000 am Langeled Pipeline-Projekt, der zweitlängsten Unterwasser-Pipeline.

Spezialausrüstung

  • Krane: zwei Krane zum Pipeline-Transfer mit einer Kapazität von 35 t bei 33 m Ausladung oder 18 t bei 42 m; ein Spezialkran mit einer Kapazität von 300 t bei 17 m oder 40 t bei 57 m
  • Arbeitsstationen: zwei Schweißstationen für Double Joints, fünf Schweißstationen für Pipeline, eine Station zur Durchstrahlungsprüfung und vier Stationen zum Beschichten
  • Kapazität der Tensioner: 3 × 350 t bei 30 m/min
  • Pipeline-Durchmesser: 2 bis 60 Zoll
Commons: Solitaire – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Swan Hunter-Webseite mit Informationen zum Umbau (engl., aufgerufen am 28. Mai 2010)
  2. Bericht über die Solitaire auf Ship of the day (engl., aufgerufen am 28. Mai 2010)
  3. a b Allseas-Webseite mit Daten zum Schiff (engl., aufgerufen am 28. Mai 2010)
  4. a b Bericht über den Bau der Solitaire auf Knvts.nl (engl., pdf-Datei, 1,19 MB, aufgerufen am 28. Mai 2010)
  5. a b Mitteilung über die Aufrüstung auf der Webseite von Kongsberg (engl., aufgerufen am 28. Mai 2010)
  6. a b Bericht über die Solitaire auf der Webseite des Fernsehsender 3sat (aufgerufen am 28. Mai 2010)
  7. Unternehmenswebseite von Allseas mit historischen Daten (engl., aufgerufen am 28. Mai 2010)
  8. Marinebuzz mit Angaben zur Solitaire (engl., aufgerufen am 28. Mai 2010)