Independent-Label
Ein Independent-Label ist ein Plattenlabel, das unabhängig von den großen vier Major Labels arbeitet.
Im Zentrum des Handelns eines Independent-Label steht, Musik zu verkaufen, von der das Label überzeugt ist, und eine ehrliche Beziehung zu Musikern und Fans zu führen. Diese Labels verstehen sich somit als Gegenentwurf zu dem Oligopol der sogenannten Major Labels, wie EMI, Sony BMG, Universal Music Group, Warner Music Group und ihren Tochtergesellschaften. Die Major Labels stehen im Ruf, rein gewinnorientiert zu arbeiten und sowohl gegen die Belange der Musiker als auch der Fans zu arbeiten Vorlage:Ref
Meist konzentrieren sich Independent Labels auf eine bestimmte Musiksparte abseits des sogenannten Mainstreams. Die ersten dieser Labels tauchten in Deutschland Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre auf und entsprangen der frühen Punk- und New-Wave-Bewegung. Dazu zählte unter anderem das Label EfA (kurz für: Energie für Alle). So war besonders in den späten 1970er/frühen 1980er Jahren die Gründung vieler Independent-Labels eine bewusste Absage an die Politik und die Ästhetik der großen Plattenfirmen.
Ein weitaus profanerer Entscheidungsgrund eines Künstlers, bei einem Independent-Label zu unterschreiben, ist, bei einem Major-Label nicht unter Vertrag genommen zu werden, weil er nicht verkaufsträchtig genug erscheint. So ist besonders beim Aufkeimen neuer Musikrichtungen auch immer eine sprunghaft steigende Zahl von "independent" Musikfirmen (engl. "label") zu beobachten gewesen.
Obwohl es aus solch allgemeiner Perspektive "independent" Bands/Labels in jeder Richtung populärer Musik gibt, erlangte dieses Konzept nach dem Ende der ersten Punk-Welle in den späten 70er Jahren besondere Popularität. Das wohl auch, weil "do it yourself" (kurz: "DIY") in der Punk-Szene ohnehin zu den Grundüberzeugungen gehört. Dort gab es nach dem Abebben der ersten Punk-Welle in den späten 1970er Jahren keine anderen Möglichkeiten, als Produktion und Vertrieb in die eigenen Hände zu nehmen, da die Musikindustrie keinerlei Bereitschaft zeigte, weiter in diesem Bereich zu investieren. Aus dieser Ablehnung wuchs in der punkorientierten Rockszene ein weltweiter Trend, in dessen Entwicklung alles definiert wurde, was seit den frühen 90er Jahren als Alternative bezeichnet wird.
Ein typisches Beispiel für diesen Prozess ist das britische "Rough Trade Records"-Label, das sich vom Schallplattenladen zum führenden europäischen Indie-Label der 1980er entwickelte. Auf US-amerikanischer Seite vergleichbar wäre das von Mitgliedern der Hardcore-Band Black Flag gegründete Label "sst", dessen größter Erfolg aus heutiger Sicht ist, als eins der ersten Labels Grunge-Pioniere wie Soundgarden unter Vertrag genommen zu haben. Eines der bekannteren deutschen Independent-Labels ist L'age d'or. Vor diesem Hintergrund hat eine allgemein kritisch-oppositionelle Grundüberzeugung in der Independent-Szene Tradition.
Die meisten Mitglieder der Indie-Szene bzw. -Subkultur haben auch eine mehr oder minder stark ausgeprägte antikommerzielle und antikonsumorientierte Haltung. Dies zeigt sich in der Ablehnung rein kommerzieller Musikbands, der Abgrenzung von übermäßigem und vor allem "primitivem" Konsum (sowohl in materieller als auch geistig-kultureller Hinsicht, z. B. durch das Tragen von Second-Hand-Kleidung) und manchmal auch generell von allgemeinen Verhaltensmustern, wie sie von Jugendlichen oder jungen Menschen aufgezeigt werden. Mittlerweile gibt es für jede Musikrichtung abseits des „Mainstreams“ eigene „Indie“-Labels, z. B. „SPV“ (Metal) oder „Grand Hotel van Cleef“ („Hamburger Schule“). Weitere Labels sind z. B.: !K7, Disko B oder Gigolo Records.
Independent Labels beschäftigen sich nicht ausschließlich mit Musik, sondern können auch DVDs, Videos, Mode und andere lebensartbezogene Produkte herstellen und vermarkten.
Vorlage:Fußnote (Steve Albini)[1]