Abitur
Das Abitur (von neulat. abiturire, abgehen, die Schule verlassen wollen) meint die Hochschulreife bzw. die Befähigung zu einem Studium an einer Hochschule. Dieser Befähigung geht eine höhere Schulbildung voraus, an deren Ende eine so genannte Reifeprüfung (Matura, von lat. maturitas, die Reife) steht. Das Abitur bzw. die Matura ist der höchste erreichbare Schulabschluss.
Zu unterscheiden ist das Abitur in der Form einer allgemeinen Hochschulreife oder einer fachgebundenen Hochschulreife. Das fachbezogene Abitur beschränkt die Hochschulzugangsberechtigung auf ein bestimmtes Fach oder auf bestimmte Fächer.
Das Abitur in der Form eines Fachabiturs meint dagegen die Fachhochschulreife bzw. die spezielle Befähigung zu einem Hochschulstudium an einer Fachhochschule oder Gesamthochschule. Dieser Art der Hochschulzugangsberechtigung geht eine höhere allgemeine Schulbildung voraus, verbunden mit beruflichen Fachkenntnissen, an deren Ende eine Fachhochschul-Reifeprüfung steht.
In Österreich und in der Schweiz wird die Hochschulzugangsbefähigung als Matura bezeichnet. Das Fachabitur wird in der Schweiz als Berufsmatura bezeichnet.
In der BR Deutschland ist das Abitur aufgrund der Kulturhoheit der Bundesländer durch Landesrecht geregelt, wird aber bundesweit als Hochschulzugangsberechtigung anerkannt. Lediglich Details sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausgestaltet, so gibt es beispielsweise nur in Baden-Württemberg und Bayern das Zentralabitur; allerdings ab 2006 auch in den übrigen bundesdeutschen Ländern (siehe auch Kultusministerkonferenz).
Von der Bedeutung der Wörter her wäre es richtig zu sagen: Jemand hat die Matura abgelegt und damit sein Abitur erworben.
Wege zum Abitur
Allgemeinbildende Schulen
Gymnasium und Gesamtschule bereiten mit ihrer Oberstufe auf das Abitur vor, das in der Regel nach dreizehnjähriger Schulzeit abgelegt wird; in einigen Bundesländern der BRD auch bereits nach 12jähriger Schulzeit. (Kl. 1-4, Primarstufe und Kl. 5-10, Sekundarstufe I, zwei oder drei Jahre in der Sekundarstufe II). s. Abschluss der gymnasialen Oberstufe
Berufsbildende Schulen
Das Abitur kann auch an bestimmten berufsbildenden Schulen oder Berufskollegs genannt) erworben werden, zum Teil in Verbindung mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Andere Ausbildungsgänge (ohne eine zweite Fremdsprache) führen zu der fachbezogenen Hochschulreife (Fachgebundenes Abitur).
Privatschulen
Waldorfschulen führen in zwölf Schuljahren alle Schülerinnen und Schüler zu einem eigenen Abschluss, dem "Waldorf-Abitur". An den meisten Schulen besteht zusätzlich eine 13. Klasse, nach deren Besuch die staatliche Abiturprüfung abgelegt werden kann. An Schulen, die zusammen mit dem Abitur einen Abschluss in einem Ausbildungsberuf anbieten, dauert der Ausbildungsgang bis zum Abitur 14 Jahre.
Zweiter Bildungsweg und Fernlernkurse
Eine weitere Möglichkeit der Erlangung des Abiturs besteht für Erwachsene im Besuch einer Schule des Zweiten Bildungswegs: Abendgymnasien und Kollegs sind Schulen des Zweiten Bildungswegs. An einigen Standorten bieten auch Volkshochschulen in Abendkursen entsprechende Angebote. An Fernschulen wie z.B. ILS oder SGD kann der Abiturabschluss in ca. 30 bis 42 Monaten - je nach Schulabschluss und Kenntnisstand - erreicht werden.
Nichtschülerreifeprüfung
Das Abitur kann auch extern, also von "Nichtschülern", mit einer sogen. Nichtschülerreife- oder Nichtschülerabiturprüfung abgelegt, werden.
Sonstiges
Mit der Hochschulabschlussprüfung oder 1. Staatsprüfung einer Universität bzw. Hochschule (Univ., TH und FH) wird ebenfalls - ohne vorherigen Erwerb der allgemeinen Hochschulreife, zum Beispiel bei einer vorherigen fachbezogenen Hochschulreife oder Fachhochschulreife - die allgemeine Hochschulreife erworben.
Abiturprüfung
Eine Abiturprüfung soll die gelernten Inhalte der Oberstufe überprüfen und bewerten. Die Ergebnisse fließen in das Abiturzeugnis mit ein.
Es gibt schriftliche und mündliche Abiturprüfungen.
In den schriftlichen Prüfungen muss man gestellte Aufgaben in einer bestimmten Zeit lösen. Das Ergebnis wird von einem Erst und Zweikorrektor bewertet. Sofern hier ein zu grosse Differenz zwischen den Korrektoren besteht wird ein Drittkorrektor hinzugezogen.
Bei einer mündlichen Prüfung muss man vor einem Gremium aus drei Lehrern über ein gestelltes Thema referieren, und Fragen beantworten. Das Gremium bewertet im Konsens die erbrachten Leistungen, und teilt sie dem Prüfling nach einer Beratungszeit mit.
Geschichte
Im 18. Jahrhundert bestimmten die Universitäten noch alleine über die Aufnahme von Studenten. Als erster deutscher Staat regelte Preußen die Hochschulzugangsberechtigung mit dem Abiturreglement von 1788.
Siehe auch:
Kulturelles
Das Abitur (kurz Abi) geht seit Jahrzehnten einher mit Feierlichkeiten. Dazu zählen - regional z. T. unterschiedlich ausgeprägt - Abicorso, Abiball, Abigag oder Abistreich, Abikick, Abi-T-Shirt, Abi-Bier und die Abizeitung.
Weblinks
- Beschlüsse der Kultusministerkonferenz: http://www.kmk.org/schul/home1.htm
Siehe auch: Schule, Schulzeugnis, Leistungsbeurteilung (Schule), Abituria, Matura