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Jakobs-Drehgestell

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Zwei Wagen, die sich ein Jakobs-Drehgestell teilen (hier Baureihe 425)

Jakobs-Drehgestelle oder Jakobsachsen sind eine spezielle Bauart von Eisenbahn-Drehgestellen, benannt nach Wilhelm Jakobs (1858 - 1942).

Auf einem Jakobs-Drehgestell stützen sich zwei aufeinanderfolgende Fahrzeuge gleichzeitig ab. Das Drehgestell befindet sich also direkt unter dem Übergang zweier fest verbundener Fahrzeuge. Ein Nachteil von Jakobs-Drehgestellen ist, dass die Fahrzeuge nur in Werkstätten getrennt werden können, während sie im Betrieb eine nicht trennbare Einheit bilden. Dazu muss eine Seite der Trennstelle aufgebockt und ein Hilfsdrehgestell eingeschoben werden.

Prinzip der Anordnung von Jakobs-Drehgestellen am Zugverband

Jakobs-Drehgestelle ermöglichen engere Wagenübergänge. Da sich zwei Wagen auf ein Drehgestell abstützen, sind die Achslasten höher. Um die Achslasten im zulässigen Bereich zu halten, sind deshalb die einzelnen Wagen bei Zügen mit Jakobs-Drehgestellen stets kürzer als vergleichbare Wagen der klassischen Bauart. Dadurch wird der Gewichtsvorteil durch die Einsparung eines Drehgestells pro Wagenübergang wieder teilweise zunichte; es leuchtet ein, dass in erster Näherung die gleiche Kapazität eines Zuges die gleiche Anzahl an Achsen erfordert. Da jedoch die Drehgestelle an sich relativ schwere Bauteile sind, ist die Einsparung nicht zu vernachlässigen; außerdem werden auch die ebenfalls relativ schweren Kupplungen zwischen den Wagen eingespart.

Fahrzeuge auf Jakobs-Drehgestellen sind z.B. der TGV, die Triebwagenfamilie Talent, der LINT41 oder die Baureihe 423 (S-Bahn).

Die Baureihe 423 ist im Vergleich zur Vorgängerbaureihe 420 ein gutes Beispiel für die Vor- und Nachteile der Jakobs-Drehgestelle. Während ein Kurzzug der BR 420 aus drei Wagen mit je zwei Drehgestellen besteht, sind es bei der BR 423 vier kürzere Wagen mit insgesamt fünf Drehgestellen. Es wurde also bei gleicher Gesamtlänge ein Drehgestell eingespart.

Straßenbahn mit Jakobs-Drehgestell in Helsinki

Auch bei Straßenbahnen findet man Jakobs-Drehgestelle häufig, weil sie sich hervorragend für den Bau von Gelenktriebwagen eignen. Bei konventionell gekuppelten Wagen ist wegen der der seitlichen Versetzung in den engen Kurven ein Übergang für die Fahrgäste nur mit erheblich größerem Aufwand realisierbar.