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Madonna Dreyfus

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Die Madonna Dreyfus ist ein aus kunsthistorischer Sicht bedeutendes Madonnenbild.


Bilddaten

Gemalt um 1475 – 1480

Tempera auf Holz, 16,5 x 13,4 cm

Washington (D.C.)National Gallery of Art

Inv.-Nr.: 1952.5.65

Erworben 1952 aus der Samuel H. Kress Foundation in New York

Informatives

Das Bild der Maria mit dem Kinde und einem Granatapfel, ist, nach ihrem langjährigen Besitzer allgemein als Madonna Dreifus in die Kunstgeschichte eingegangen. Die Frage, wer das Bild gemalt hat, ist bis heute nicht restlos geklärt. Fest steht nur, dass es aus der Werkstatt des Andrea del Verrocchio stammt. Die Palette der Zuschreibungen umfasst Verrocchio selbst als auch seine Schüler Lorenzo di Credi und Leonardo da Vinci.

Bekannt wurde das Bild erst, als es sich im Besitz des bekannten Pariser Kunstsammlers Gustave Dreyfus befand. 1930 wurde es verkauft und befand sich über mehrere Jahre hinweg im Kunsthandel der Duveen Brothers, Inc. in London und New York. Von dort erwarb es 1951 die Samuel H. Kress Foundation, die es 1952 der National Gallery of Art in Washington schenkte.

Seit seiner Entdeckung schrieb man das Bild erst Verrocchio selbst und dann, in Ermangelung gesicherter eigenhändiger Werke, dem Lorenzo die Credi zu. Allerdings wurde von Anfang an darauf hingewiesen, dass das Bild weit über dem steht, was Lorenzo di Credi zu schaffen imstande war. Es zeigt solche sanften Übergänge in den Farben und Konturen und solch weiche Schatten, wie man sie auf keinem seiner anderen Bilder findet. 1929 schlug Wilhelm Suida erstmalig Leonardo als Urheber des Bildes vor und fand 1932 Unterstützung bei Degenhart. Trotzdem blieb die Kunstwissenschaft in der Folgezeit gespalten. Viele Kunsthistoriker hielten an der herkömmlichen Zuschreibung an Lorenzo di Credi fest und noch mehr ignorierten das Bild in ihrer Forschung. Lange Zeit wurde es werteneutral nur als aus der Werkstatt des Verrocchios stammend bezeichnet bevor sich die National Gallery of Art in Washington dazu entschloss, es wieder als Werk des Lorenzo di Credi zu katalogisieren und bis heute auszustellen. Dessen ungeachtet tendiert ein Großteil der modernen Kunstwissenschaft heute verstärkt dazu, das Bild als eigenhändiges Frühwerk des Leonardo da Vinci anzusehen.

Die Madonna Dreyfus gilt als ein möglicher Kandidat für die beiden Bilder, die Leonardo 1478 in einer Notiz erwähnt hat („…mbre 1478 incominicia le due Vergini Marie“ – „…mber 1478 begann ich die beiden Bildnisse der Jungfrauen Maria“).

Literatur

  • Wilhelm Suida: Leonardo und sein Kreis, 1929, Verlag F. Bruckmann A.-G. (München)
  • Maria Pomilio / Angela Ottino Della Chiesa: Klassiker der Kunst – Leonardo da Vinci, 1967, Kunstkreis Luzern – Freudenstadt – Wien
  • Pietro C. Marani: Leonardo, 1989, Cantini (Florenz) ISBN 88-7737-046-7