Scientology gegen das Internet
Der Online-"Krieg" zwischen Scientology und seinen Kritikern wurde, so derzeit die englischsprachige Wikipedia, in den USA bekannt als Scientology gegen das Internet. Die Auseinandersetzung involvierte Polizei, Anwälte und Gerichte in mindestens vier Ländern.
Seit 1994 benutzt Scientology verschiedene Vorgehensweisen, u.a. den Rechtsweg, um Kritiker im Internet zu bekämpfen und die Verbreitung "geheimer" oder unliebsame Dokumente zu verhindern, die von ihrem Gründer, L. Ron Hubbard, geschrieben wurden, insbesondere die OT III Dokumente, in denen es um Xenu geht.
Zu diesen Vorgehensweisen zählen unter anderem:
- Selbst bei kurzen Zitaten aus Scientology-Schriften wird bisweilen wegen Copyright-Verletzung Klage angedroht. In einigen Fällen wurde eine solche Klage auch eingereicht.
- Einigen Websites, die das Wort Scientology oder das 8-zackige Scientology-Kreuz verwenden, wurde unter Hinweis auf einen angeblichen Missbrauch der Handelsmarke (Trademark) Scientology Klagen angedroht.
- Gebrauch des Digital Millennium Copyright Act (DMCA), um missliebige Internet-Seiten zu stoppen: nach US-amerikanischem Recht genügt die Behauptung, dass eine Internet-Seite copyrights verletzt, damit der (amerikanische) Provider die Seite löschen muss, um nicht selbst einer Copyright-Verletzung schuldig zu werden. Gegen unberechtigte Behauptungen von Copyright-Verletzungen kann man nur mittels (teurer) Prozesse in den USA vorgehen. Ein Provider außerhalb der USA kann dieses Problem jedoch oft lösen..
- Verteilen eines Internet-Filters an die eigenen Anhänger, der sämtliche kritischen Seiten, Seiten, die Namen von Kritikern enthalten, und weiteres nicht-scientologisches religiöses Material abblockt.
- Überschwemmen der Usenet-Gruppe alt.religion.scientology mit unsinnigen computergenerierten Beiträgen um Leser abzuschrecken.
Nicht nur von Scientology, sondern auch spiegelbildlich von Scientology-Gegnern werden angewandt:
- Veröffentlichen von verleumderischen Desinformations-Seiten über Gegner.
- Publizieren von zahlreichen, sehr ähnlichen Internet-Seiten (seit 2005 auch Blogs) und Domains ("Linkfarmen"), um anderslautende Seiten aus Suchmaschinen zu verdrängen.
Weiterführende Information (in englischer Sprache)
- Offizielle Stellungnahme von Scientology: Church of Scientology's Statement Re: The Church of Scientology and the Internet
- Dutch protest against Scientology Chronologie und Dokumente eines 10-jährigen Verfahrens in Holland zwischen Scientology einerseits und dem Internet Provider XS4all und der Autorin Karin Spaink andererseits
Es gibt in dieser Auseinandersetzung auf beiden Seiten viele leidenschaftlich engagierte Teilnehmer. Neutrale Kommentare sind in dieser emotionalen Debatte selten. Hier einige der Seiten, die sich um eine sachliche Sprache bemühen:
- Scientology Archiv der Electronic Frontier Foundation (religiös neutrale Gruppe für Informationsfreiheit im Internet) EFF Electronic Frontier Foundation "Legal Cases - Church of Scientology" Archive
- Peckham, Michael (1998). “New Dimensions of Social Movement/Countermovement Interaction: The Case of Scientology and its Internet Critics”, Canadian Journal of Sociology / Cahiers canadiens de sociologie 23: 317-47.