Gemünden am Main
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 3′ N, 9° 42′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Unterfranken | |
Landkreis: | Main-Spessart | |
Höhe: | 160 m ü. NHN | |
Fläche: | 75,06 km2 | |
Einwohner: | 10.083 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 134 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 97737 | |
Vorwahlen: | 09351 09354 (Schaippach) 09357 (Aschenroth) | |
Kfz-Kennzeichen: | MSP | |
Gemeindeschlüssel: | 09 6 77 131 | |
Stadtgliederung: | 16 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Scherenbergstr. 5 97737 Gemünden am Main | |
Website: | www.stadt-gemuenden.de | |
Bürgermeister: | Jürgen Lippert (BfB) | |
Lage der Stadt Gemünden am Main im Landkreis Main-Spessart | ||
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Gemünden am Main (amtlich: Gemünden a.Main) ist eine Stadt im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart und ein staatlich anerkannter Erholungsort.
Geographie
Geographische Lage
Gemünden liegt etwa 40 Kilometer mainabwärts von Würzburg.
In der Stadt mündet die Sinn in die Fränkische Saale und diese dann in den Main. Aus diesem Grund wird Gemünden am Main auch als "Drei-Flüsse-Stadt" oder "fränkische Dreiflüssestadt" bezeichnet. Der Main ändert in Gemünden seine Richtung von Nordwest auf West, um vom Maindreieck, das bei Gemünden endet, ins Mainviereck bei Lohr am Main überzugehen. Im Stadtteil Wernfeld mündet zudem das Flüsschen Wern in den Main. Im Osten liegt das Fränkische Weinland, im Westen der Spessart und im Norden die Rhön.
Gemünden liegt an der Birkenhainer Straße, einem uralten Handelsweg von Unterfranken ins heutige Rhein-Main-Gebiet.
Stadtgliederung
Zu Gemünden am Main gehören 15 Stadtteile (in Klammern Einwohnerzahlen (Hauptwohnsitz; Gesamt), Stand 31. Dezember 2013[2]):
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Name
Etymologie
Der Name Gemünden stammt dem althochdeutschen Wort gimundi ab, das Flussmündung bedeutet. Dies bezieht sich auf die Mündungen der Sinn in die Fränkische Saale und deren Mündung in den Main.[4] Der Zusatz am Main unterscheidet die Stadt von weiteren gleichnamigen Orten. Ab 1339 wurde zeitweise zwischen Stadt- und Weniggemünden oder Groß- und Kleingemünden unterschieden.
Frühere Schreibweisen
Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[4]
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Geschichte



Der Ort wurde 1243 erstmals urkundlich in einem Vertrag zwischen dem Würzburger Bischof Hermann I. von Lobdeburg und Gräfin Adelheid von Rieneck erwähnt. Es wird aber vermutet, dass Gemünden bereits vor 1243 von den Grafen von Rieneck zur Stadt erhoben worden war. Die örtliche Überlieferung geht von einer Fischersiedlung aus, die Ursprung der späteren Stadt war. Gemünden gehörte ab dem Jahr 1469 endgültig zum Hochstift Würzburg. Ab 1500 war das Würzburger Hochstift ein Teil des Fränkischen Reichskreises. Fürstbischof Rudolf II. von Scherenberg baute es zur Bastion gegen die angrenzenden Territorien Kurmainz und Hochstift Fulda. Infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 wurde das Fürstbistum Würzburg von Bayern annektiert. Gemünden wurde eine bayerische Kreisstadt. Der Bahnanschluss erfolgte 1854 mit der Ludwigs-West-Bahn, heute Main-Spessart-Bahn. Gemünden wurde zum Eisenbahnknotenpunkt; 1872 erfolgte die Eröffnung von Gemünden – Elm, 1879 von Gemünden – Schweinfurt und 1884 der Saaletalbahn Gemünden – Hammelburg.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde während des Novemberpogroms 1938 die Synagoge der Jüdischen Gemeinde in der Plattnersgasse von SA-Männern zerstört. Während des Zweiten Weltkrieges mussten zahlreiche sowjetische Kriegsgefangene Zwangsarbeit in kriegswichtigen Anlagen verrichten.
Durch einen alliierten Luftangriff am 16. März 1945, durch amerikanische Jagdbomber und Artillerie-Beschuss am 4. und 5. April 1945 wurden zwei Drittel der Stadt vernichtet. Flächenhafte Zerstörungen erfassten den gesamten westlichen und mittleren Altstadtbereich, der eine geschlossene Bebauung aus dem 16. und 17. Jahrhundert aufgewiesen hatte (Marktplatz mit Rathaus, Fischmarkt, Badgasse, Kärrnersgasse und Wirthsgasse). Zerstört wurden die Pfarrkirche St. Peter und Paul, der Hexenturm, das Mühltor, das historische Rathaus (nach der Besetzung im April ganz abgerissen), das Adelmann-Haus und das Haus Wurzgarten.[5] Der Wiederaufbau nach Planierung 1946–1950 im Altstadtbereich erfolgte mit schlichten Putzbauten. Die Straßenführungen wurden stark verändert, das Rathaus auf dem Marktplatz wurde nicht wiederaufgebaut. In den 1980er Jahren wurde die Altstadt umfassend erneuert.
Am 1. Juli 1972 wurde der Landkreis Gemünden am Main aufgelöst. Durch die Eingemeindung von 14 neuen Ortsteilen zwischen 1971 und 1978 stieg die Fläche der Stadt um das Siebenfache.
Das örtliche Kloster Schönau wurde 1189 durch Philipp von Thüngen gegründet. Seit 1699 ein Minoritenkloster, betreuen die Mönche vor allem die Kloster- und Wallfahrtskirche.
siehe auch Burgruine Alte Burg, Burg Adolphsbühl
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1971 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Adelsberg, Hofstetten und Massenbuch eingegliedert. Am 1. Juli 1971 folgten Schaippach und Seifriedsburg. Am 1. Januar 1972 kam Harrbach hinzu. Aschenroth wurde am 1. Juli 1972 eingegliedert.[6] Zudem wurden Wernfeld am 1. Januar 1976 und Langenprozelten am 1. Januar 1978 eingemeindet.[7]
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat besteht aus 24 Ratsmitgliedern, die sich seit der Kommunalwahl am 16. März 2014 (Wahlbeteiligung: 63,88 %) folgendermaßen auf die einzelnen Listen verteilen:
Partei / Liste | Sitze |
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CSU | 5 |
Freie Wähler – Freie Bürger (FW–FB) | 5 |
Freie Wählergemeinschaft (FWG) | 4 |
SPD | 4 |
Öko-Kreis | 3 |
Bündnis für Bürgernähe | 3 |
Bürgermeister
Der Bürgermeister Jürgen Lippert (Bündnis für Bürgernähe) wurde am 30. März 2014 gewählt. Er ist von Amts wegen ebenfalls Mitglied des Stadtrats.
Städtepartnerschaften
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Gemünden am Main ist ein Treffpunkt für Radler und Wanderer, da in dieser „Drei-Flüsse-Stadt“ mehrere überregionale Radwege (Main-Radweg, Rhön-Sinntal-Radweg, der Wern-Radweg einige Kilometer südlich in Wernfeld) sowie Fernwanderwege (Maintalhöhenringweg, Birkenhainer Straße) zusammenlaufen. Zentrum der nach den schweren Kriegszerstörungen vereinfacht wiederaufgebauten Altstadt ist der Marktplatz mit einer Reihe von Cafés und Restaurants, neuem Rathaus, erneuertem Marktbrunnen und wiederaufgebauter Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul; in der Obertorstraße gibt es noch vereinzelte Fachwerkhäuser.
Museen
Im Huttenschloss Gemünden befindet sich das Film-Photo-Ton Museum, das von einem privaten Verein unterhalten wird. Es finden regelmäßig Filmvorführungen, Vorträge, Ausstellungen sowie Film- und Fotokurse statt.
Musik
Von 2000 bis 2007 war Gemünden jährlich Schauplatz des Heavy-Metal-Festivals Up From The Ground.
Zudem findet seit Sommer 2013 jedes Jahr das Festival Tanzinsel statt. Das Event findet an den Mainwiesen in der Nähe vom Schutzhafen statt.
Bauwerke
Burgen und Stadtbefestigung
- Scherenburg
- Auf einem Felsen über dem Stadtkern von Gemünden ragt die Ruine der Scherenburg heraus, auch Schloss Scherenberg genannt, das spätestens seit 1243 – wahrscheinlich aber schon früher – den Grafen von Rieneck gehörte, 1469 jedoch mit dem endgültigen Übergang an Würzburg den Namen des Fürstbischofs annahm. Bis 1598 diente die Burg als Amtskeller. Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie nicht mehr genutzt und verfiel. Als Ruine erhalten sind das Burgtor im Südosten, ein Teil der Schildmauer (einst verbunden mit der Stadtmauer zu einer zusammenhängenden Ringmauer), der runde Bergfried (Fledermausquartier und deshalb nicht mehr besteigbar), eine Giebelwand des unterkellerten Palas und davor ein kleiner Zwinger (Aussichtsterrasse über das Main- und Saaletal sowie in den Spessart). Seit den 1990er Jahren finden im Sommer im Innenhof der Burgruine die Scherenburgfestspiele (Freilichtschauspiel) statt.
- Slorburg
- Schwer zugänglich auf steilem Pfad im Wald oberhalb der Scherenburg befinden sich stark bemooste Grundmauern der älteren Slorburg (Bodendenkmal). Sie stammt aus der Zeit Hermann I. von Lobdeburg und wurde 1243 geschleift, als Würzburg und Rieneck sich vertraglich einigten und ihre Herrschaft teilten.
- Stadtbefestigung
- Von der Stadtbefestigung sind eines von zwei Stadttoren (das Mühltor), zwei Wehrtürme (Eulenturm und Hexenturm) sowie einige von Wohnhäusern überbaute Mauerreste erhalten bzw. wiederaufgebaut worden. Das Obertor existiert nicht mehr. Am Hexenturm bildet das so genannte „Amtsschreiber-Pförtchen“, überbaut durch Fachwerk, einen Zugang durch die Stadtmauer in die Altstadt.
Sakralbauten
- Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul
- Sie wurde 1488 auf den Mauern der noch älteren Peterskirche im gotischen Baustil errichtet. Sie wurde 1945 bis auf die Grundmauern zerstört; übrig blieb nur das Turm-Untergeschoss. Das heutige Langhaus mit Uhr und Stadtwappen sowie der Turm mit achtseitigem Spitzhelm und vier Ecktürmchen ist eine 1948 vollendete Rekonstruktion. Dieser Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurde betont schlicht gehalten. Im Inneren gibt es zwei Skulpturen der Heiligen Petrus und Paulus sowie einen monumentalen Epitaph von 1601 mit Hinweis auf Simon Hügel. 1956/57 erfolgte die Rekonstruktion des Turmes mit Aufstockung.
- Evangelische Christuskirche
- Sie wurde 1909/1910 erbaut und befindet sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes. Der asymmetrische Jugendstilbau weist auf der Nordwest-Seite einen kleinen Frontturm auf, der im Widerpart zum zurückgesetzten, deutlich höheren und massiven Glockenturm steht. Das Gebäude erfuhr zwischen 1960 und 2008 mehrere Umbauten und Renovierungen innen und außen.
- Dreifaltigkeitskirche
- Im Osten der Stadt wurde 1954 die katholische Dreifaltigkeitskirche vom Würzburger Dombaumeister Hans Schädel in Form eines Trapezes mit zum Altarraum hin fallender Decke gebaut. Das moderne Altargemälde (Kreuz mit Korpus) und das Deckengemälde, das die göttliche Dreifaltigkeit in stilisierter Form darstellt, wurden von Georg Meistermann geschaffen.
- Kloster der barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz
- Weithin sichtbar ist das „Kloster der barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz“.
Die aus Böhmen vertriebenen Provinzschwestern dieses Ordens erbauten hier 1947 mit Architekt Hans Beckers ihr neues Provinzhaus Bayern, eine imposante Klosteranlage, die neben Kindertagesstätte und sozialpädagogischen Einrichtungen auch das Mädchenbildungswerk der Kreuzschwestern, eine weit über die Grenzen des Landkreises Main-Spessart bekannte Mädchenschule, beherbergt.
- Kloster Schönau
- Drei Kilometer nördlich der Stadt Gemünden liegt im Tal der fränkischen Saale das Franziskanerkloster Schönau. Es wurde ursprünglich als Zisterzienserinnen-Kloster gegründet.
Profanbauten
- Huttenschloss
- Der einzige Schlossbau der Stadt ist das 300 Jahre alte Huttenschloss auf der rechten (Kleingemündener) Saaleseite. Dies ist nach lokalhistorischer Überlieferung möglicherweise der Teil von Gemünden, der im Teilungsvertrag von 1243 im Besitz der Grafen von Rieneck verblieb. 1711 (Datierung über dem Haupteingang) erbaute der Rieneck'sche Amtmann Christian Stern das dreigeschossige Gebäude mit Ecktürmen und Garten als Rentamt; seine Erben veräußerten es an Ludwig von Hutten zu Stolzenberg; 1726 wurde es Würzburger Besitz unter Fürstbischof Christoph Franz von Hutten. Im Torbogen ist das Wappen von Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach angebracht. Das Schloss erfuhr verschiedene Nutzungen (Rentamt, Lager für den Reichsarbeitsdienst und Unterfränkisches Verkehrsmuseum). Heute sind in diesem Bau das Film-Photo-Ton Museum und die Ausstellungsräume des Naturparkes Spessart untergebracht.

- Zollhaus Zwing
von 1714 an der Straße nach Wernfeld/Würzburg.[8][9]
- Sonstige Profanbauten
- Das in den Jahren 1585 bis 1596 im Stil der Renaissance auf dem seinerzeitigen Fischmarkt errichtete Rathaus wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört und nicht wiederaufgebaut. Der Grundriss wurde auf dem Marktplatz nachgezeichnet. Ein Denkmal am ehemaligen Standort erinnert an den historischen Bau.
Der Rathaus-Neubau (an anderer Stelle am Markt) ist zwar ebenfalls ein Giebelbau mit Dachreiter, nicht rekonstruiert wurden jedoch die verlorenen architektonischen Formelemente wie Volutengiebel, Fialen, Halbsäulen und Portal. Vielmehr ist die Fassade mit großen Rechteckfenstern schlicht und schmucklos.
In den 1980er Jahren wurde eine flächendeckende Altstadtsanierung durchgeführt; wenige Fachwerkbauten des 17. und 18. Jahrhunderts – beispielsweise Obertorstraße 2, 8 und 16, Mühltorstraße 4 und 10, Marktplatz 8, Plattnersgasse 8 – konnten wiederhergestellt werden.
Nicht wiederaufgebaut wurden das Adelmann-Haus (ab 1597 als hochstiftlich-würzburgisches Amtshaus errichteter vierstöckiger Fachwerkbau mit Steinerdgeschoss, an der Auffahrt zur Saale-Brücke am Fischmarkt gelegen) und das Haus Wurzgarten am Marktplatz (ehemaliges Halsgericht, erbaut ab 1568 mit Steinerdgeschoss und zwei Fachwerkobergeschossen).
- Pumpspeicherkraftwerk
- befindet sich in Langenprozelten.
Denkmale
- Gedenktafel
- An die während des Novemberpogroms 1938 schwer beschädigte und 1945 abgerissene Synagoge erinnert eine Gedenktafel. Ein weiteres Mahnmal, welches an die umgekommenen sowjetischen Zwangsarbeiter erinnert, befindet sich Richtung Rieneck.[10]
- Kriegsgräberstätte
- Sie befindet sich auf dem Einmalberg Richtung Burgsinn/Jossa. Hier sind 1193 gefallene Soldaten mehrerer Nationen aus den beiden Weltkriegen beigesetzt. Die schlichten Gräber nennen den Namen des Gefallenen; die Gedenkstätte zeigt einen gefesselten Mann in kniender Haltung.
- Denkmal am Standort des Alten Rathauses
- Auf dem Marktplatz. Bild des Rathauses und Inschrift: "Hier, mitten auf dem Marktplatz, stand das Alte Rathaus der Stadt Gemünden am Main. 1585 bis 1590 unter Fürstbischof Echter erbaut. Gesprengt nach Einnahme der Stadt im April 1945".
- Ehrensäule für Elias Hügel
- Dem kaiserlichen Hofsteinmetzmeister Elias Hügel wurde in seiner Geburtsstadt Gemünden am Main 1996 von Ferenc Gyurcsek nach den Plänen von Friedrich Opferkuh eine Ehrensäule errichtet, die dem weitgehend zerstörten Original von 1740 in Kaisersteinbruch nachgebildet wurde. Dies wurde als Zeichen einer guten Zusammenarbeit des „Historischen Vereines Gemünden am Main“ und des „Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch“ gewertet.
Baudenkmäler
Vereine
- WWC White Water Company Gemünden am Main e. V.: Kanusportverein mit Schwerpunkt Wildwasser/Breitensport.
- Festspielverein der Stadt Gemünden e. V.
- ESV Bavaria Gemünden (Triathlon, Schach, Volleyball, Faustball, Ringen, Turnen, Tischtennis)
- FV Gemünden/Seifriedsburg: Fußballverein
- TC Gemünden: Tennisverein
Regelmäßige Veranstaltungen
Die Scherenburgfestspiele finden alljährlich im Juli und August im Innenhof der Ruine Scherenburg statt.
Familie Hügel
Die aus Gemünden stammende und dort seit Ende des 16. Jahrhunderts nachgewiesene Familie Hügel brachte bis ins 19. Jahrhundert Steinmetzmeister, Bildhauer und Baumeister von überregionaler Bedeutung hervor. Schwerpunkt ihres künstlerischen Schaffens war jedoch nicht ihre Heimatstadt, sondern bekannte Steinmetzzentren im Wiener Raum.
In den Gemündener Pfarrbüchern ist 1598 die Heirat des Jodocus Hügel eingetragen; der monumentale Epitaph von 1601 in der Pfarrkirche St. Peter und Paul berichtet von Simon Hügel. Es war eine mutmaßlich wohlhabende Familie, denn eine so aufwändige Grabplatte in der Kirche, die von allen gesehen wurde, weist auf einen großzügigen Stifter hin. Johann Franz Hügel heiratete 1659 Margareta Feserin; drei ihrer Söhne – Johann Gallus, Johann Jacob und Elias – erlernten das Steinmetzhandwerk.
Nur der Zweig des Johann Jacob (* 1677) verblieb in Gemünden am Main. Johann Gallus emigrierte nach Eggenburg, Niederösterreich, Elias nach Kaisersteinbruch, damals Ungarn, heute im Burgenland. Denn nach dem endgültigen Sieg über die Türken in Wien (1683) brach dort eine noch nie da gewesene Bautätigkeit aus und wurde Wien eine Stadt der sie heute noch in weiten Teilen charakterisierenden barocken Architektur, die im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation eine starke Sogwirkung auf Baufachleute – darunter auch die Steinmetze der Familie Hügel – ausübten.
Infrastruktur
Wirtschaft
Gemünden fehlen arbeitsplatzstarke Industrieunternehmen, sodass viele Arbeitnehmer in die Nachbarstädte Lohr und Würzburg auspendeln müssen. Vorwiegend kleinere Industriefirmen und eine Reihe von Einzelhandelsmärkten sowie zwei Pflegeheime sorgen für Arbeitsplätze.
Verkehr

Gemünden ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Die Nord-Süd-Strecke Fulda–Würzburg vereinigt sich hier mit der West-Ost-Strecke Aschaffenburg–Würzburg. Westlich der Stadt überquert die Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg mit der Maintalbrücke Gemünden den Main. Außerdem zweigt in Gemünden die Bahnstrecke Gemünden–Ebenhausen zum Kurort Bad Kissingen ab. Gemünden ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Fracht- und Güterverkehr. Dazu verbinden vor allem Regionalbahnen der DB AG Gemünden mit den Städten Würzburg und Aschaffenburg.
Gemünden liegt an der Bundesstraße 26.
Soziales
Auf dem ehemaligen Hofgut „Hohenroth“ hat sich seit 1978 die SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth niedergelassen, die zu SOS-Kinderdorf Deutschland gehört. Knapp 160 behinderte Menschen (Stand: 10/2007) leben dort in Familien, die sie betreuen, und arbeiten in eigenen Werkstätten (Molkerei, Bäckerei, Schreinerei, Schnitzerei und Metallwerkstatt), der Landwirtschaft sowie im Dorfladen. Die Zufahrt nach Hohenroth erfolgt über Rieneck.
Persönlichkeiten
- Johann Gallus Hügel (* 2. Dezember 1664; † 14. September 1719), Steinmetzmeister
- Elias Hügel (* 17. Juni 1681; † 22. August 1755), kaiserlicher Hof-Steinmetz- und Kirchenbaumeister des Barock
- Georg Adam Kreß (* 22. Juni 1744; † 26. Juli 1788), Schulmeister und Komponist
- Caspar Haeusler (* 8. Februar 1854; † 21. März 1938), Offizier und Reichstagsabgeordneter
- Euchar Albrecht Schmid (* 29. August 1884; † 15. Juli 1951 in Bad Liebenstein), deutscher Jurist, Schriftsteller und Verleger, der Mitbegründer und Geschäftsführer des Karl-May-Verlags.
- Olga Knoblach-Wolff (* 9. Juni 1923; † 11. Juli 2008); Malerin und Grafikerin
- Anneliese Lussert (* 1. April 1929; † 7. Dezember 2006), Wirtin zum „Goldenen Engel“, Dichterin
- Hans Michelbach (* 3. Mai 1949), CSU-Politiker, Bürgermeister von Gemünden
- Nadine Angerer (* 10. November 1978), Fußballweltmeisterin, Weltfußballerin des Jahres 2013
- Nicolai Müller (* 25. September 1987), Fußballspieler beim Hamburger SV
- Andreas Kümmert (* 20. Juli 1986), Singer und Songwriter, Gewinner der dritten Staffel der Gesangs-Castingshow The Voice of Germany
Literatur
- Anneliese Lussert und Olga Knoblach-Wolff: Dir sing ich Gemünden mein Lied. Hofmann, 1982.
- Hans Michelbach: Main – Sinn – Saale, Fränkische Landschaft mit den schönsten Städten, Stadtgeschichte Gemünden a.Main, S. 70 ff. Tykve, 1992, ISBN 3-925434-67-4.
- Helmuth Furch: Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister. 1681 Gemünden am Main – 1755 Kaisersteinbruch. 1992.
- Helmuth Furch: In: Mitteilungen des Mus.- u. Kulturvereines Kaisersteinbruch.
- Grabsteine der Kaisersteinbrucher Kirche, Familie Hügel. Nr. 1, S. 1–8.
- Anneliese Lussert: Einer zog aus und wurde berühmt (Elias Hügel). Hörbild im Bayerischen Rundfunk, aufgeschrieben in Nr. 22.
- Die Familie Hügel aus Gemünden am Main. Nr. 42, 1996.
- Helmuth Furch: Elias Hügel, Baukünstler. Der Großauftrag der Wiener Karlskirche hat sein Leben bestimmt. Kaisersteinbruch 2005.
- Gerd Wolfgang Sievers: 111 Orte im Burgenland, die man gesehen haben muss. Kaisersteinbruch, Die Apotheose des Elias Hügel. .. der berühmteste Steinmetz war ein gewisser Elias Hügel, ein aus Mainfranken stammender Bildhauer.. Nr. 38, S. 84 f. Hermann Josef Emons Verlag, 2013. ISBN 978-3-95451-229-4. (mit dem Bild der Raja Schwahn-Reichmann)
Weblinks
- Linkkatalog zum Thema Gemünden am Main bei odp.org (ehemals DMOZ)
- Gemünden. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 7, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 76.
- Wappen von Gemünden am Main in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Historisch-topographische Notizen
- Gemünden am Main: Amtliche Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik
- Alternative Internetseite für die Stadt Gemünden am Main
Einzelnachweise
- ↑ Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern, Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2023; Basis Zensus 2022 (Hilfe dazu)
- ↑ Einwohnerzahlen
- ↑ Denkmäler – Zollberg 1
- ↑ a b Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 80 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Hartwig Beseler, Niels Gutschow: Kriegsschicksale Deutscher Architektur. Karl Wachholtz-Verlag, Neumünster 2000, ISBN 3-926642-22-X. Band 2, S. 1355, 1358
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 4 f.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 762.
- ↑ Main-Post-Artikel zum Zollhaus Zwing
- ↑ Geschichte auf der Homepage der Zwing
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 141 f.