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Mumie

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Die Mumifizierung ist eine Technik zur Konservierung des Äußeren eines Körpers oder Körperteils eines Menschen oder eines Tiers. Wird ein ganzer Körper mumifiziert, spricht man von einer Mumie.

Damit eine Mumie entstehen kann, muss der natürliche bakterielle Verwesungsvorgang aufgehalten werden. Dies kann durch Sauerstoffmangel, Trockenheit, Kälte oder Chemikalien erreicht werden.

Das Wort Mumie dürfte vom arabischen mumiyah abgeleitet sein, was Bitumen bedeutet. Man glaubte lange Zeit, dass die Ägypter ihre Mumien mittels Bitumen konservierten, doch die schwarze Masse, die man gefunden hatte, waren nur die verwendeten Öle und Harze, die sich im Laufe der Jahrtausende verändert hatten.

Natürliche Mumifizierung

  • Eismumien entstehen durch Gefriertrocknung. Der Verwesungsvorgang wird durch die Kälte stark verlangsamt und das Gewebe trocknet aus, bevor die Zersetzung des Körpers abgeschlossen ist. Die bekannteste Eismumie ist der Fund aus dem Ötztal, oft Ötzi genannt.
  • Moorleichen kommen in Hochmooren vor. Hier hält der Sauerstoffabschluss sowie natürlich vorkommende Gerbsäuren den Verfall auf.
  • Trockenmumien entstehen bei geringer Luftfeuchtigkeit und hoher Temperatur (Wüste) durch schnelle Austrocknung.
  • Säuremumien wie etwa der Tollund-Mann.

Flüssigmumifizierung

Diese Technik, die vor allem mit den alten Ägyptern assoziiert wird, besteht zunächst aus dem Herausziehen des Gehirns durch die Nase mittels Haken und dem Öffnen des Leichnams durch Keilschnitt, abdominal-lateral oder durch Weiten des Anus. In diese Öffnung wird eine Mischung aus Zedernöl, Radieschenpresssaft und Myrrhenöl eingeträufelt, der Leichnam dann mit angewinkelten Knien zusammengebunden und in einen länglichen, großen Tontopf (Pithos) gesteckt, der mit speziellem Öl aufgefüllt wird. Dort verbleibt der Leichnam etwa 4–6 Wochen und wird dann entnommen. Die inneren Organe, die sicht durch die Ölmischung nun verflüssigt haben, fließen ab; nur das Skelett und die Haut bleiben übrig. Der Leichnam wird gewaschen und äußerlich mit einer Mischung aus Kamel- oder Pferdeurin und speziellen Ölen gegerbt.


Anmerkung: Bei hochgestellten Persönlichkeiten war es üblich, die inneren Organe in spezielle Gefäße zu verbringen, den sog. Kanopen. Sie wurden also nicht verflüssigt. Das Herz beließ man an seinem Platz in der ausgestopften Leiche. Ironischerweise sind die billig mit Rettichöl balsamierten Körper statistisch am besten erhalten geblieben.

Gelegentlich wird der Leichnam zusätzlich mit einer Mischung aus Wolle und getrockneten, antiseptischen, wohlriechenden Kräutern ausgestopft. In der Archäologie ist umstritten, ob diese Technik originär von den alten Ägyptern, insbesondere zur Zeit des ersten Pharaos, Minos, erfunden wurde. Einiges deutet darauf hin, dass die Technik ursprünglich in Kreta im Umfeld des minoischen Tempels entwickelt wurde, und Minos als Geschenk von den Kretern überbracht wurde, wenngleich der Auferstehungsgedanke selbst keine Wurzeln im alten Kreta hat.

Die Ägypter beherrschten die Kunst der Mumifizierung perfekt. Nach ihrer religiösen Überzeugung musste der Körper für ein Leben nach dem Tod unversehrt sein. Tausende von Mumien wurden im Laufe der Zeit gefunden, darunter auch einige von Herrschern. Die bekanntesten dürften die Mumien von Ramses II. und Tutanchamun sein.

Bedingt durch den hohen Preis der Öle und Substanzen, die für die Mumifizierung im alten Ägypten notwendig waren, gab es entsprechend unterschiedliche Qualitäten der Mumifizierung. Pharaonen und ihre Gattinen, gelegentlich auch Katzen, die als Tiergötter verehrt wurden, wurden durchweg mit der höchsten Qualitätsstufe mumifiziert, was nur in Ausnahmefällen bei königlichen Schreibern und anderen hochgestellten Staatsbediensteten der Fall war. Auch reiche Bewohner konnten sich eine Mumifizierung leisten. Eine Mumifizierung mittlerer Qualitätsstufe kostete, auf heute umgerechnet, etwa 30.000 Euro, was jedoch dadurch relativiert wird, dass die meisten Bürger völlig mittel- und besitzlos waren.

Ägyptische Mumien von einfachen Ägyptern wurden in vergangenen Jahrhunderten vielfach zu Wunder-Arzneimitteln verarbeitet. Das Auswickeln von Mumien war im 19. Jahrhundert ein Party-Ereignis in gehobenen Kreisen.

Verschiedene Völker Südamerikas betrieben ähnlichen Aufwand mit ihren Toten wie die Ägypter. Im Unterschied zu diesen waren ihre Mumien nicht liegend in ausgestreckter Haltung, sondern sitzend-kauernd bestattet.

Auch in der Neuzeit wurden Leichname für die Nachwelt konserviert, nicht aus religiösen, wohl aber aus ideologischen Gründen. Beispiele dafür sind die Mumien von Lenin und Mao Tse Tung.

Rauchmumifizierung

Bei dieser Technik wird der Leichnam, nachdem er gewaschen und mit bestimmten Substanzen vorbehandelt wurde, zusammengebunden und an einem Ast aufgehängt, unter dem ein stark rauchendes Feuer entzündet wird. Der Leichnam hängt dort mehrere Tage und färbt sich im Verlauf des Vorgangs schwarz. Anschließend wird er begraben. Diese Technik war bei den Ureinwohnern Australiens und Neuseelands Brauch, allerdings finden sich auch im alten Indien Spuren dieser Mumifizierungsmethode.

Mumifizierung im alten Ägypten

Einer der Gründe warum die Mumifizierung im alten Ägypten so beliebt war, ist wohl der Glaube an ein Leben nach dem Tod (siehe Totenkult).Die Ägypter begruben ihre Leichen zuerst im Wüstensand, wo sie natürlich mumifiziert wurden. Als sie jedoch anfingen sie in Särgen zu beerdigen, stellten sie fest, dass die Toten zu verwesen begannen. So experimentierten sie, bis sie die "Bandagenmumifizierung" erfanden. Hierbei waren ihnen wahrscheinlich die Erfahrungen, die sie bei der Konservierung von Fleisch und Fisch gemacht hatten, nützlich. Sie rieben die Körper mit Natronsalz ein, woraufhin sie trockneten. Die inneren Organe mussten allerdings vorher entnommen werden, um den Verwesungsprozess zu unterbinden. An deren Stelle kamen trockene Substanzen. Dann wurden die Toten mit Harz eingerieben und mit Bandagen umwickelt, die bei Frauen sehr einem Kleid und bei Männern einer Hose ähnelten.

Varia

Mumien finden als Untote in zahlreichen Horrorfilmen Verwendung. In Die Mumie spielt eine Mumie sogar die Hauptrolle.

Literatur

  • Alan Gardiner: Egypt of the Pharaos (1962), deutsch als: Geschichte des Alten Ägypten, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart
  • Hans Georg Wunderlich: Wohin der Stier Europa trug (1975), englisch als: The Secret of Crete, Efstathiadis Publ., Anixi Attikis
  • Mircea Eliade: Histoire des croyances et des idées religieuses (1976), Ed. Pavot, Paris, deutsch als: Geschichte der religiösen Ideen, Herder Verlag, Freiburg, 5 Bde.

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  • Jan Assmann: Tod und Jenseits im alten Ägypten (München: Beck, 2001)
  • Milan Racek: Die nicht zu Erde wurden - Kulturgeschichte der konservierenden Bestattungsformen (Wien: BV, 1985)
  • Renate Germer: Mumien (Artemis & Winkler, 2001)

--Glamorf 14:23, 22. Mär 2004 (CET)________________


Siehe auch: Mumia, Plastination, Sarkophag.