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Gewobag

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Gewobag Wohnungsbau-Aktiengesellschaft Berlin

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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 14. Mai 1919
Sitz Berlin, Deutschland
Leitung Snezana Michaelis, Markus Terboven (Vorstand)
Erika Jäger
(Aufsichtsratsvorsitzende)
Mitarbeiterzahl 538[1]
Umsatz 386,6 Mio. Euro[1]
Branche Wohnungswirtschaft
Website gewobag.de
Stand: 31. Dezember 2014

Die Gewobag ist eines von derzeit sechs kommunalen Wohnungsunternehmen in Berlin. Zum Stichtag 31. Dezember 2014 verwalteten 538 Mitarbeiter über 70.000 Mietwohnungen und Gewerbeeinheiten.[1] Zum Bestand zählen Gründerzeithäuser und ein Wasserturm in Prenzlauer Berg, Kreuzberg und Charlottenburg, die Reichsforschungssiedlung Haselhorst und Siedlungen der Nachkriegszeit in Spandau, die Paul-Hertz-Siedlung, sowie Wohnpaläste und Plattenbauten aus den DDR-Jahren im ehemaligen Ost-Berlin.

Geschichte

1919-1930

Am 14. Mai 1919 wird die Heimstätten AG Groß-Berlin (HEIMAG), die heutige Gewobag, als Tochtergesellschaft der Gagfah gegründet. Ausschließlicher Zweck des Unternehmens ist "die Beschaffung gesunder Wohnungen zu angemessenen Preisen für minderbemittelte Familien und Einzelpersonen". [2]

1930-1935

Von 1930 bis 1935 entsteht zwischen Spandau und Siemensstadt die Reichsforschungssiedlung Haselhorst mit rund 3500 Wohnungen für 12.000 Menschen. Namhafte Architekten wie Bauhaus-Gründer Walter Gropius, Paul Mebes, Fred Forbat und Otto Bartning beteiligen sich an dem Projekt. Die HEIMAG fungiert zunächst als Bauträger im Auftrag der Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen e. V.. Am 19. Februar 1931 wird die HEIMAG in Gewobag umbenannt, die Gagfah zieht sich aus dem Tochterunternehmen zurück. Als in den folgenden Monaten die Reichsforschungsgesellschaft aufgelöst wird, übernimmt die Gewobag das Projekt und bringt den Bau der Haselhorster Siedlung bis 1935 in Eigenregie zum Abschluss. Zeitgleich errichtet sie in Hohenschönhausen die Flusspferdhofsiedlung mit 883 Wohnungen.

1935-1945

Wie andere Wohnungsunternehmen wird die Gewobag unter nationalsozialistischer Herrschaft gleichgeschaltet. Sozialdemokraten und Gewerkschafter in Vorstand und Aufsichtsrat werden durch Nationalsozialisten ersetzt. Die Gewobag baut neue Siedlungen in der Nähe von Rüstungsbetrieben und verdoppelt ihren Bestand bis 1940 auf 7.658 Wohnungen. Ein großer Teil des Immobilienbestands der Gewobag wird im Zweiten Weltkrieg ganz oder teilweise zerstört.

1945-1954

Die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sind geprägt vom Wiederaufbau der vorhandenen Wohnunsgbestände, insbesondere der Reichsforschungssiedlung, die bis 1952 vollständig wiederhergestellt wird. Durch die politische Teilung Berlins verliert die Gewobag 1948 die Verfügungsgewalt über ihren gesamten Besitz in den Ostsektoren, darunter die Flusspferdhofsiedlung.

1954-1957

Mit Hilfe der staatlichen Förderung des Wohnungsbaus kann die Gewobag ihren Bestand bis 1957 auf rund 10.000 Wohnungen vergrößern. Neue Siedlungen entstehen in Spandau, Tegel und Schöneberg. Mit der Stabilisierung der Wirtschaft, dem Zweiten Wohnungsbaugesetz und den Wohnungsbauförderungsbestimmungen, konnte die GEWOBAG auf ihren Aufgabenfeldern an die Dynamik der Vorkriegsjahre anknüpfen 1960-1989 Mit der Konjunkturschwäche in der BRD Ende der 60er Jahre, der Bevölkerungsabwanderung in Westberlin und dem Berlin-Hilfe-Gesetz verändern sich die Rahmenbedingungen auf dem Wohnungsmarkt. Auch die Konkurrenz durch den freifinanzierten Wohnungsbau verlangen nach stetiger Anpassung an die Veränderungen.

Die vorhandenen Wohngebiete werden weiter ausgebaut, das Wohnumfeld vieler bestehender Siedlungen wird verbessert und teilweise muss mit der “Material-Sanierung“ im eigenen Bestand begonnen werden. Das betrifft in der Hauptsache die aus sogenanntem Einkorn-Ziegelsplitt-Schüttbeton in den 50er Jahren errichteten Wohnbauten.

„Kahlschlag-Sanierung“ und „Behutsame Stadterneuerung“ – das erstere war seiner Zeit geschuldet und galt als „Modernität“ und erst mit der Internationalen Bauausstellung in den 80er bekam die Sanierung ganzer Stadtteile die heutige Bedeutung. Einer der ersten offiziell bestellten Sanierungsträger in Berlin ist die GEWOBAG. Die GEWOBAG engagiert sich zunehmend in den Sanierungsgebieten Charlottenburg und Kreuzberg.

Urbanität – das Leben in der Stadt wird neu definiert und die vermehrte Mitsprache der Bewohner bei der Stadtgestaltung verändert auch das Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter. Die GEWOBAG öffnet sich der Politik der Bürgerbeteiligung. Neben den großen Aufgaben Sanierung, Modernisierung und dem Bestand entsprechenden umfangreichen Aufgaben von Erhaltung und Instandsetzung hat die GEWOBAG eine Reihe von Baubetreuungen übernommen.

1989-2014

Nach dem Fall der Berliner Mauer unterstützt die Gewobag fachlich und personell die Kommunalen Wohnungsverwaltungen im Ostteil der Stadt. Im September 2000 übernimmt sie die Geschäftsanteile der WIP Wohnungsbaugesellschaft Prenzlauer Berg und der WIR Wohnungsbaugesellschaft in Berlin (heute Gewobag PB und Gewobag WB). So entsteht der Gewobag-Verbund. Am 3. Januar 2007 wird die Tochtergesellschaft Gewobag MB gegründet, die sich auf professionelle Mieterberatung der zum Gewobag-Konzern gehörenden Unternehmen spezialisiert.
In der seit 1995 unter Denkmalschutz stehenden Reichsforschungssiedlung Haselhorst stellt die Gewobag von 2003 bis 2013 das historische Erscheinungsbild wieder her und modernisiert mit einem Aufwand von 130 Millionen Euro 2750 Wohnungen.[3] [4]
Als eine von sechs städtischen Wohnungsbaugesellschaften Berlins unterzeichnet die Gewobag 2012 das „Bündnis für soziale Wohnungspolitik und bezahlbare Mieten“ [5]. Ziel ist es, bezahlbaren Wohnraum für sozial schwächere Menschen in der Stadt zu schaffen und zu erhalten. Das Bündnis wird im Jahr 2014 fortgeschrieben. Das Unternehmen beschließt, langfristig durch Neubau und Ankäufe um 13.000 bis 15.000 Wohnungen auf insgesamt 65.000 Wohnungen zu wachsen.
Zur Förderung von sozialen und kulturellen Projekten, Initiativen und Aktivitäten in den Berliner Kiezen gründet die Gewobag 2013 die Stiftung Berliner Leben.[6]

Seit 2014

Die Gewobag richtet sich 2014 strategisch neu aus und konzentriert ihre Aktivitäten in einer neuen Unternehmenszentrale nach Berlin-Moabit. Dort entsteht ein zentrales Service-Center für Kundenanfragen. Für den persönlichen Kontakt vor Ort werden neun Quartierbüros eingerichtet. Die Gewobag gibt sich ein neues Corporate Design und einen neuen Slogan: Gewobag – Die ganze Vielfalt Berlins.
Im Juli 2015 stellen die geschäftsführenden Vorstände die neue Wachstumsstrategie des Unternehmens vor: Bis 2025 will die Gewobag durch Neubau und Ankauf mehr als 14.000 zusätzliche Mietwohnungen für mehr als 30.000 Berliner zur Verfügung stellen. Das geplante Investitionsvolumen beträgt 2,5 Milliarden Euro. Seit 2012 ist der Bestand durch Ankäufe bereits um rund 8.000 Wohnungen gewachsen.[7]

Sonstiges

Die Gewobag hat den Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) in die Satzung und die Geschäftsordnungen des Aufsichtsrates und des Vorstandes aufgenommen.

Unternehmensstruktur

Zur Unternehmensgruppe gehören die Gewobag Wohnungsbau-Aktiengesellschaft als Konzernmutter und folgende Tochterunternehmen:

  • Gewobag WB Wohnen in Berlin GmbH
  • Gewobag PB Wohnen in Prenzlauer Berg GmbH
  • Gewobag EB Entwicklungs- und Baubetreuungsgesellschaft GmbH
  • Gewobag ED Energie- und Dienstleistungsgesellschaft mbH
  • Gewobag MB Mieterberatungsgesellschaft mbH
  • Gewobag VB Vermögensverwaltungs- und Betriebsgesellschaft GmbH
  • Treuconsult Immobilien GmbH

Siehe auch

Literatur

  • Michael Bienert: Moderne Baukunst in Haselhorst. Geschichte, Bewohner und Sanierung der Reichsforschungssiedlung in Berlin-Spandau. Berlin Story Verlag, 2. erweiterte Auflage, Berlin 2015, ISBN 978-3-95723-050-8.

Einzelnachweise

  1. a b c Gewobag-Jahresbericht 2014, online publiziert unter https://www.gewobag.de/zahlen-fakten-146.html, abgerufen am 14. Februar 2016
  2. Michael Bienert: Moderne Baukunst in Haselhorst. ISBN ISBN 978-3-95723-050-8(?!), S. 28.
  3. http://www.sueddeutsche.de/politik/wohnungsbau-schnell-praktisch-bezahlbar-1.2273333
  4. http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=bl&dig=2013%2F11%2F20%2Fa0143&cHash=82bc47ffb4ae80fd8d4097bcae98e5a9
  5. http://www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/wohnungsbau/de/mietenbuendnis/
  6. http://www.stiftung-berliner-leben.de/stiftung/ziele/
  7. https://www.gewobag.de/presseinfos-wachstum-20-143,365,18.html