Zum Inhalt springen

Cheb

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. März 2006 um 13:26 Uhr durch 84.148.99.116 (Diskussion) (Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Wappen Karte
Datei:Eger.gif
Position von Eger (Böhmen) hervorgehoben
Basisdaten
Region: Karlsbad
Bezirk: Eger
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 459 m ü. NN
Fläche: 96,4 km²
Einwohner: 33.462
(2005)
Bevölkerungsdichte: 345 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 350 20
Vorwahl: 354
Kfz-Kennzeichen: XX
Stadtgliederung: 19 Ortsteile bzw.
Stadtbezirke
Adresse der
Stadtverwaltung:
náměstí Krále Jiřího z Poděbrad 14
350 20 Cheb
Website: www.mestocheb.cz
E-Mail-Adresse: kontakt@cheb-etc.cz
Politik
Bürgermeister: Jan Svoboda (ODS)

Eger (tschechisch: Cheb [ˈxɛp]) ist eine zum Karlovarský kraj (Region Karlsbad) gehörige Kreisstadt des Okres Cheb (Bezirk Eger) mit 33.256 Einwohnern in der Tschechischen Republik. Sie liegt im böhmischen Vogtland nahe der deutschen Grenze. Vor 1945 war die Stadt das Zentrum des damals deutschsprachigen Egerlandes. Mundartlich gehörte Eger zum nordbairischen Sprachgebiet.

Der Name der Stadt war 1179 Egra, ab 1322 Eger und ab dem 14. Jahrhundert auch Cheb oder Chba. Ab 1850 hieß sie offiziell Eger und Cheb und seit 1945 heißt sie offiziell nur noch Cheb.

Von Cheb aus ist der Freistaat Bayern in Deutschland mit dem Auto über die Grenzübergänge Svatý Kříž (Heilig Kreuz) - Hundsbach bei Waldsassen, Pomezí (Mühlbach) - Schirnding und (Asch) - Selb zu erreichen. Die drei weltbekannten Bäder des Böhmischen Bäderdreiecks Karlovy Vary (Karlsbad), Marianské Lázně (Marienbad) und Františkovy Lázně (Franzensbad) sind von Cheb nur wenige Kilometer entfernt.

Der nicht weniger bekannte Musik- und Bäderwinkel im sächsischen Vogtland (Freistaat Sachsen) mit den Städten Klingenthal/Sa. und Markneukirchen (Musikinstrumentenbau) sowie die Staatsbäder Bad Brambach und Bad Elster sind ebenfalls nach nur kurzer Fahrt über die Grenzübergänge KrasliceKlingenthal/Sa. und VojtanovSchönberg zu erreichen. Für Wanderer, Rollstuhlfahrer und Radfahrer stehen noch einige Grenzübergänge nach Bayern (Rehau) und Sachsen (Bad BrambachPlésna, Bad BrambachVernéřov, Bad ElsterPohdhradi, MarkneukirchenLuby und Hranice (Roßbach)–Ebmath zur Verfügung.

Spalicek (Egerer Stöckl)

In jüngerer Zeit ist Eger oft wegen Menschenhandels und Rotlicht-Kriminalität in den Negativ-Schlagzeilen.

Geschichte

Datei:1985 Boehmen Film 5-03 Eger Stadtansicht.jpg
Stadtansicht (Oktober 1985)

Eger wurde am 13. Februar 1061 das erste Mal urkundlich als Egire genannt. Vor dem Jahr 1179 wurde Eger zu Stadt erhoben. Im 12. Jahrhundert wurde die Burg errichtet, im 13. Jahrhundert wurde Eger eine Freie Reichsstadt. 1322 verpfändete Ludwig der Bayer die Stadt Eger an den König von Böhmen; sie wurde nicht wieder ausgelöst und blieb böhmisch.

Am 5. Mai 1389 wurde in Eger während eines Reichstages zwischen König Wenzel und einem Städtebund südwestdeutscher Reichsstädte der Landfrieden von Eger geschlossen, nachdem Wenzel zuvor erfolglos versucht hatte, seine Interessen den Städten gegenüber durchzusetzen.

Detail vom Egerer Stöckl

Während des Dreißigjährigen Krieges 1634 wurde hier Albrecht von Wallenstein ermordet.

1723 wurde Eger freie königliche Stadt. 1809 ereilte den Nordteil der Stadt ein großer Brand. Dadurch wurden größere mittelalterliche Bauten vernichtet, die nie wieder aufgebaut wurden.

Bis 1851 gehörte das bekannte Franzensbad (Františkovy Lázně) zum Magistrat der Stadt Eger. Das Mineralwasser der Franzensbader Quellen, die ursprünglich als Egerer Sauerbrunnen bezeichnet wurden, lieferte man an die Kurgäste, die sich damals in Eger aufhielten.

Österreichische Geographen haben zur Zeit, als es die k.u.k.-Monarchie (Österreich-Ungarn) noch gab, den 939 Meter hohen Tillen, der in der Nähe Egers, unmittelbar an der Grenze zu Bayern, als den geographischen Mittelpunkt Europas errechnet. Sie haben dies damals auf einer Kupferplatte dokumentiert, die sie auf dem Gipfel anbrachten. Aktuelleren Berechnungen zur Folge liegt der Mittelpunkt Europas jedoch etwas nördlich von Wilna in Litauen.

Die Kaiserburg bzw. Kaiserpfalz. Im Hintergrund der "Schwarze Turm" der aus dem Tuffgestein des nahen Vulkans Kammerbühl gemauert wurde.
Ein Teil der Burg. Rechts im Hintergrund die romanische Burgkapelle.

1919 kam es in Eger – ebenso wie in anderen sudetendeutschen Städten – zu Unruhen von Sudetendeutschen gegen die tschechoslowakische Zentralregierung, die von dieser gewaltsam niedergeschlagen wurden.

Am 3. Oktober 1938 besuchte Adolf Hitler die Stadt. Er wurde dort von der Bevölkerung begeistert empfangen. Kurze Zeit später marschierten deutsche Truppen in das Sudetenland ein und besetzten es.

Von 1938 bis 1945 gehörte die Stadt zu Deutschland. Am 1. Mai 1939 schied sie aus dem Landkreis Eger aus und bildete einen eigenen Stadtkreis. Ihr wurde gleichzeitig die Gemeinde Matzelbach angegliedert. Eger gab dem westlichen der drei Regierungsbezirke im Reichsgau Sudetenland seinen Namen. Der Amtssitz des Regierungspräsidenten befand sich allerdings in Karlsbad.

Ab 1945 gehörte Eger wieder zur Tschechoslowakei.

Die deutschstämmige Bevölkerung wurde aufgrund der Benesch-Dekrete 1945 enteignet und vertrieben.

1954 übernahm die Stadt Amberg in der Oberfals in Deutschland die Patenschaft für die vertriebenen Sudetendeutschen aus der Stadt und dem Kreis Eger.

Am 24. August 2001 besuchten Bundeskanzler Gerhard Schröder und der tschechische Premier Miloš Zeman die Euregio Egrensis (Bayern-Sachsen-Thüringen-Böhmen) und erhielten in Cheb die Ehrenbürgerwürde.

Seit dem Jahre 2002 ist Cheb Mitglied der Vereinigung Freunde im Herzen Europas. Im Januar 2004 wurden die Urkunden einer Städtepartnerschaft der Stadt Cheb mit der deutschen Stadt Hof (Bayern) unterzeichnet. Auch mit den deutschen Nachbarstädten Waldsassen und Marktredwitz bestehen seit dem Fall des Eisernen Vorhangs freundschaftliche Beziehungen.

Bevölkerung

  • 1930 hatte Eger 31.406 Einwohner, davon waren 3493, also 11 % Tschechen.
  • 1945 hatte Eger 45.000 Einwohner
  • 1947, zwei Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs und nach der Vertreibung und Aussiedlung der deutschen Bevölkerung, waren es nur noch 14.533 Einwohner.
  • 1990 hatte die Stadt wieder 29.962 Einwohner und 1837 Häuser.
  • 2004 lebt in Eger auch eine große Bevölkerungsgruppe von Vietnamesen, deren Familien in der kommunistischen Ära hier als Gastarbeiter lebten, sowie Roma, die nach dem 2. Weltkrieg angesiedelt wurden.

Sehenswürdigkeiten

Häuserfassaden am Marktplatz

Bei der Burg ist eine romanische Doppelkapelle aus den Jahren 1179 bis 1188 erhalten. Eine 8-eckige Öffnung stellt die Verbindung zwischen den Geschossen her. Das Obergeschoss weist ein Kreuzrippengewölbe über 4 polygonalen Säulen auf. Viele Bauteile sind mit bauplastischem Schmuck versehen.

Die ehemalige Klarakirche wurde 1708 bis 1711 nach einem Plan von Christoph Dientzenhofer errichtet.

Am sehenswerten Marktplatz, der aus dem 13. Jahrhundert stammt, steht neben vielen geschichtsträchtigen Gebäuden auch eine Gruppe von Häusern, die im Kern in spätgotische Zeit zurückgehen, das so genannte Egerer Stöckl (Spalicek). Dieses Wahrzeichen des Marktplatzes ist ein bizarrer Komplex von 11 Häusern. Nach der ältesten Darstellung aus dem Jahr 1472 blieb der Grundriss der 2 Blöcke bis zur heutigen Zeit erhalten.

Das Grüner-Haus am Marktplatz gehörte dem bekannten Geschlecht der Wrendls. Deren Familienwappen ist über dem Portal angebracht. In diesem Haus weilte Johann Wolfgang von Goethe des öfteren.

Hl.-Nikolaus-Kirche

Die Kirche Hl. Nikolaus wurde im 13. Jahrhundert als dreischiffige Basilika errichtet. Davon blieben das Westportal und der untere Teil des Turms erhalten. Das dreischiffige Langhaus sowie das Presbyterium und die Sakristei stammen aus der gotischen Zeit. Nach dem Brand 1742 wurden die Türme mit Barockkuppeln nach einem Entwurf des einheimischen Baumeisters Balthasar Neumann neu errichtet.

Die Franziskanerkirche gehört zu den schönsten Baudenkmälern des historischen Stadtkerns.

Das Bezirksmuseum Eger (Krajske muzeum Cheb) befindet sich in dem im 15. Jahrhundert erbauten gotischen Bürgerhaus (Pachelbelhaus), in dem Wallenstein ermordet wurde.

Umgebung

Kirche Maria Loreto, südlich von Eger

Die frühbarocke Wallfahrtskirche Maria Loreto in Starý Hroznatov (Altkinsberg) ist nur 5 km von Cheb entfernt. Die Anlage, die sich noch 1990 in einem ruinösem Zustand befand, wurde durch die Initiative eines Bürgers aus der deutschen Nachbarstadt Waldsassen wieder vollkommen renoviert und hergestellt.

Bemerkenswert in der Umgebung von Cheb sind die zahlreichen Fachwerkhäuser in den zum Teil menschenleeren Grenzdörfern. Vor allem das Dorf Doubrava (Taubrath) ist sehenswert.

8 Kilometer nordöstlich der Stadt ist das Naturschutzgebiet Soos bei der Ortschaft Nový Drahov (Rohr) eine vielbesuchte Natur-Attraktion. Es handelt sich um ein Torf- und Mineralwiesenmoor mit ausströmendem Gas aus Mofetten (Kohlendioxid fördernde Gasquelle vulkanischen Ursprungs).

Weitere Sehenswürdigkeiten sind der nordöstlich der Stadt zu findende Komorní hůrka (Kammerbühl)und der südlich an der tschechisch-bayerischen Grenze zu findende Železná hůrka (Eisenbühl). Es sind Reste der beiden jüngsten böhmischen Vulkane, die auch als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind. Auch Goethe hatte hier schon geforscht.

Für Wassersportler sind die beiden Stauseen der Stadt von Interesse. Nordöstlich von Cheb befindet sich der von der Eger gespeiste Skalka und südöstlich der von der Wondreb durchflossene Jesenice.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Ortsteile

  • Bříza (Pirk)
  • Cetnov (Zettendorf)
  • Dolní Dvory (Unterschön)
  • Dřenice (Treunitz)
  • Háje (Gehaag)
  • Horní Dvory (Oberschön)
  • Hradiště (Reichersdorf)
  • Hrozňatov (Kinsberg)
  • Cheb (Eger) - Stadt
  • Chvoječná (Sebenbach)
  • Jindřichov (Honnersdorf)
  • Klest (Reißig)
  • Loužek (Au)
  • Pelhřimov (Pilmersreuth)
  • Podhoří (Kreuzenstein)
  • Podhrad (Pograth)
  • Skalka (Stein)
  • Střížov (Triesenhof)
  • Tršnice (Tirschnitz)

Sonstiges

Die Partnerstädte von Eger sind Hof (Deutschland), Rheden (Niederlande) und Nischni Tagil (Russland).

Literatur

  • Eger (tschech. Cheb), in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888-90, Bd. 5, S. 328.
  • Emanuel Poche: Böhmen und Mähren, München/Berlin 1986 (Kunstdenkmäler in der Tschechoslowakai, hg. v. Reinhardt Hootz)
  • Cheb (Eger) im Spiegel der Zeit, Cheb 2003 (Veröffentlichung auf Deutsch, englisch u. tschechisch)
  • Tschechen und Deutsche - Die Geschichte einer Nachbarschaft v. Heinrich Giegold / Frankenpost Verlag