Drei-Schluchten-Talsperre
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Der Drei-Schluchten-Staudamm, auch Drei-Schluchten-Projekt (chinesisch: 三峡大坝, Pinyin: Sānxiá Dàbà) genannt, ist die Bezeichnung für eine aktuell im Bau befindliche Aufstauung des Jangtsekiang in China. Der Drei-Schluchten-Staudamm wird nach seiner Fertigstellung (voraussichtlich 2009) zu den größten Talsperren der Erde zählen. Das Projekt liegt in der Provinz Hubei und der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing. Der Stausee entsteht im Bereich der berühmten drei Schluchten Qutang, Wuxia und Xiling.
Begriffsklärung
Genau genommen müsste es Drei-Schluchten-Talsperre heißen, da das Absperrbauwerk kein Staudamm ist, sondern eine Staumauer. Die Bezeichnung Staudamm kommt von der allzu wörtlichen Übersetzung des englischen "Three Gorges Dam", wobei "dam" aber "Talsperre" bedeutet und nicht "Damm".
Kein anderes Großprojekt ist in den letzten Jahren so umstritten gewesen wie diese Talsperre in der Volksrepublik China. Die Befürworter begründen seine Notwendigkeit mit den Vorteilen im Hochwasserschutz, der Energieerzeugung (Wasserkraftwerk) und der Verbesserung der Schifffahrt. Die Gegner befürchten Nachteile durch die ökologischen Folgen, die geologischen Gefährdungspotentiale und die soziokulturellen Folgen des Projekts.
Der Jangtsekiang ist mit 6.380 km der längste Strom Chinas und der drittlängste der Welt. Auf seinem Weg fließt er vom tibetischen Hochland durch das rote Becken, dann durch die drei Schluchten und schließlich in die Ebene von Yichang, bis er bei Shanghai ins ostchinesische Meer mündet. Sein Einzugsgebiet ist knapp 2 Mio. km² groß, bietet Lebensraum für ein Drittel der chinesischen Bevölkerung von insgesamt 1,3 Mrd. Menschen; 25% des chinesischen Ackerlandes befinden sich in diesem Bereich. Das mittlere Abflussvolumen beträgt 32.500 m³/s (Rhein 2.000 m³/s). Er ist außerdem einer der wichtigsten Binnenverkehrswege Chinas. Die Idee eines Staudamms wurde erstmals 1919 durch Sun Yat-sen geäußert. In den 1980er Jahren wurde das Projekt aufgrund der stärker werdenden Energieknappheit zum Schlüsselprojekt in Deng Xiaopings Reform- und Modernisierungspolitik.
Das Drei-Schluchten-Projekt
Die Vorgeschichte
Die Idee zur Realisierung eines riesigen Staudammes unterhalb der drei Schluchten existierte schon seit Jahrzehnten. Es war der Traum jedes großen chinesischen Herrschers, den unberechenbaren Jangtsekiang zu bändigen. Zwischen 1944 und 1946 wurde die US-Behörde „Reclamation Bureau“, die Staudämme konzipiert, beauftragt, einen solchen Staudamm zu entwerfen. Doch als es soweit war, wurde das Vorhaben durch den Bürgerkrieg gestoppt. Es war Mao Zedong (Vorsitzender der Kommunistischen Partei), der 1958 wieder einmal versuchte, das Projekt zu realisieren, doch dieses Mal scheiterte es an den zu hohen Baukosten. Als 1969 die Provinz Hubei das Projekt wiedererweckt hatte, lehnte Mao Zedong das Vorhaben aus politisch-militärischen Gründen ab. Als Ersatz aber wurde der kleinere Staudamm Gezhouba nach 18 Jahren Bauzeit fertiggestellt. Er befindet sich 40 km südlich der drei Schluchten bei der Stadt Yichang. Unter Deng Xiaoping kam das Drei-Schluchten-Projekt 1985 wieder auf. Auf Grund starker Proteste und Bedenken des Nationalen Volkskongresses wurden 1986 Vertiefungsstudien durchgeführt. 1986 wurde auf der Basis einer bilateralen Vereinbarung ein chinesisch-kanadisches Konsortium mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die durch die Weltbank und durch die kanadische Regierung finanziert wurde. 1992 wurde das Projekt durch die Abstimmung im Volkskongress genehmigt. Allerdings mit einem Negativrekord, denn noch nie in der Geschichte des Nationalen Volkskongresses haben ein Drittel der Stimmberechtigten nicht zugestimmt (Ergebnis: 1767 ja, 177 nein und 664 Enthaltungen). Da jede Kritik dem Projekt gegenüber untersagt wurde, konnten sich Kritiker nur im Ausland darüber äußern. Das Buch der Staudammgegnerin Dai Qing wurde verbrannt, sie bekam ein Publikationsverbot auferlegt und musste für zehn Monate ins Gefängnis. Ministerpräsident Li Peng, ehemaliger Energieminister, war der Hauptverfechter des Projektes.
Bauverlauf
Im Jahre 1994 wurde mit dem Bau begonnen, an dem bis zu 18.000 Arbeitskräfte beschäftigt sind. Zuerst wurde der Fluss durch einen 3,7 Kilometer langen Kanal umgeleitet, damit die Arbeiten am Damm beginnen konnten. Am 1. Juni 2003 wurden die Schleusen des Damms geschlossen; damit begann die erste Teilflutung. Am 24. Juni 2003 wurde die erste Turbine mit einer Nennleistung von etwa 700 Megawatt in Betrieb genommen. Pro Tag werden 350 LKW-Ladungen Zement verbraucht, wobei jede Ladung ungefähr 20 Tonnen schwer ist.
Kosten
Die Kosten des Dammbaus wurden anfangs mit 26 Mrd. US$ beziffert; bis 2002 wurden allerdings schon 50 Mrd. US$ verbaut, so dass Schätzungen von Gesamtkosten von 75 Mrd. US$ bis 2013 ausgehen. Finanziert wird der Staudamm vom chinesischen Volk, das mit einer Sondersteuer belastet wird, sowie zu 65% durch Kredite der staatlichen chinesischen Entwicklungsbank. Auch ausländische Investoren sind an dem Projekt beteiligt, von denen als wichtigste die Investmentbank Morgan Stanley sowie die kanadische Regierung zu nennen sind; auch die deutsche Bundesregierung tritt als Bürge für den Milliardenauftrag bei Siemens ein. Das Unternehmen liefert die Generatoren und Wasserturbinen.
Technische Daten
- Bauart: Gewichtsstaumauer aus Beton
- Bauzeit: 1993 bis 2009 (geplant)
- Staudamm-Länge: 2.310 m (andere Angabe: 1.983 m)
- Höhe des Staudammes: 185 m
- Höchstes Stauziel: 180,40 m
- Normaler Wasserpegel: bei 175 m
- Minimaler Betriebswasserstand: 145 m
- Staukapazität für Hochwasser: 22,1 Mrd. m³
- Gesamtstauraum: 39,3 Mrd m³ (Bodensee: 48,5 Mrd. m³)
- Wasseroberfläche: 1.085 km² (Bodensee: 536 km²)
- Stauseelänge (bei Stauziel): 663 km (andere Angabe: 620 km)
- Regulierter Abfluss in der trockenen Saison: 5.860 m³/sek.
- HWE-Bemessungs-Wassermenge: 113.000 m³/s
- Nennleistung: 18.200 Megawatt (zum Vergleich)
- Anzahl der Turbinen: 26 Stk. (errechnet aus 18.200MW/700MW = 26 Stk. = Zirkawert) Aus der Google- Luftaufnahme 15 Turb. gezählt.
- Regelarbeitsvermögen: 84.000 Gigawattstunden pro Jahr, d. sind 14% des BRD- Stromverbr.(2004)jährlich!(BRD..600,5 Milliard.kWh/a)
- Überflutetes Gebiet: bei normalem Wasserstand 23.793 Hektar Land
- Überflutete Städte: 13
- Überflutete Fabriken: 657
- mittlere Stauseebreite: 1,1 km oder 1,6 km (versch. Angaben)
- Umzusiedelnde Personen: ca. 1,3 bis 2 Millionen
Bauvolumen:
- Abtragung von Erde und Felsen: 8.789 Mio. m³
- Auffüllung von Erde und Felsen: 3,124 Mio. m³
- Beton: 2,689 Mio. m³ / andere Angabe: Betoneinbau: 28 Mio m³
(Tabelle z.T. entnommen aus: Freiwald, E., Germany, Der Drei-Schluchten-Staudamm, Hamburg 1997, und der Internetseite des Deutschen Talsperrenkomitees)
Ziele und Kritik
Flutkontrolle
Der Hauptgrund für den Bau des Drei-Schluchten-Staudamms ist die Kontrolle des Flutwassers und die Verhinderung von Überschwemmungen unterhalb der drei Schluchten. Im letzten Jahrhundert sind 3 Millionen Menschen in den Fluten des Jangtsekiang ums Leben gekommen. Allein in den letzten 15 Jahren gab es sechs Flutkatastrophen in China. Und jedes Mal fielen Tausende von Menschen den Fluten zum Opfer. Die letzte „Jahrhundertflut“ war 1996. Drei Millionen Menschen waren am Jangtsekiang im Einsatz, um Schlimmeres zu verhindern. Doch nach Ansicht von Kritikern genügt es nicht, bloß einen Riesenstaudamm zu errichten, um die Überschwemmungen zu verhindern, sondern man muss die Ursachen bekämpfen. Allzu gern sucht man die Ursache für die verheerenden Überschwemmungen bei den schweren Regenfällen, doch dabei werden die vom Menschen geschaffenen Ursachen schnell übersehen.
Ein gravierender Punkt ist die Abholzung der Wälder entlang des Jangtsekiang. Denn einst haben diese Wälder einen Teil der Regenfälle abgefangen, doch nun fließt der Niederschlag unmittelbar in den Strom. Allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass schon in den letzten Jahrtausenden, bevor die Abholzung der Wälder begann, verheerende Überschwemmungen zu beklagen waren.
Durch die stetig steigende Bevölkerungszahl wurden Seen zur Gewinnung von Ackerland trockengelegt. Das ist ein weiterer Punkt, weswegen es zu Überflutungen kommen kann. Denn die Seen nahmen als Überflutungsreservoirs das Hochwasser des Jangtsekiangs auf. Dass diese Seen immer weniger werden, zeigt das Beispiel Hubei. 1949 gab es dort rund 1066 Seen, doch inzwischen ist die Anzahl der Seen auf 325 gesunken.
Während der Flutkatastrophe von 1996 wurde versucht, das Ausmaß zu beschönigen und zu vertuschen. Um Unruhen zu verhindern, wurde eine Nachrichtensperre über die betroffenen Gebiete verhängt. Über Wochen blieben die Zahlen der Opfer nahezu unverändert. Das Paradoxe an der ganzen Sache war aber, dass die Flut nicht unvorhergesehen kam. Denn Meteorologen hatten vor einer derartigen Katastrophenflut in den Sommermonaten gewarnt, da es in den Wintermonaten in Tibet heftige Schneefälle gegeben hatte, doch die Regierung überhörte die Warnungen. Kritiker verweisen auch auf die Nebenflüsse des Jangtsekiang, auf die der Staudamm keinerlei Einfluss hat. Zum Beispiel der Huai He, der auch für Hochwasser und Überschwemmungen verantwortlich sei.
Energiegewinnung
In einem Land, in dem akuter Stromüberfluss ey! herrscht, kommt die saubere Energie, die der Staudamm liefert, wie gerufen. Zur Zeit werden 75% des Strombedarfs durch die Verbrennung von Kohle erzeugt. Das ist viel zu viel, so auch die Projektleiter. Also nutzt man das Gefälle, das durch die Errichtung der Staumauer entsteht, zur Energiegewinnung. So kann man jährlich 84 Mrd. Kilowattstunden Strom erzeugen, das entspricht einer Verstromung von 50 Millionen Tonnen Kohle oder in etwa 1/6 des Jahresbedarfs in Deutschland. Der gewonnene Strom wird dann v.a. in die Provinzen im Osten geleitet, dafür müssen insgesamt 9.100 Kilometer Stromleitungen verlegt werden. Nicht nur für die privaten Haushalte wird der Strom benötigt, sondern auch für die industrielle Entwicklung der Energie, wie z.B. Sichuan. Generell geht man davon aus, dass der Bedarf an Strom in ganz China durch den industriellen Fortschritt steigen wird. Allerdings muss dafür der Betriebswasserstand sehr hoch gehalten werden, um maximalen Gewinn an Energie zu erzielen. Hier kommt es dann zu einem Konflikt zwischen den beiden Hauptzielen. Dai Qing kritisierte: "Um die Energiegewinnung zu maximieren, müsste das Staubecken bis zum Rand gefüllt werden; zum Schutz vor Hochwasser sollte es dagegen leer gehalten werden: Die chinesische Regierung hat bislang nicht erklärt, wie der Damm beide Aufgaben gleichzeitig erfüllen kann." Außerdem bemängeln Kritiker die zu optimistischen Prognosen hinsichtlich der Energiegewinnung. Sie behaupten, dass die 26 Turbinen höchstens die jährliche Energie von neun Atomkraftwerken produzieren könnten, und nicht, wie von den Projektleitern versichert, von 16 Atomkraftwerken, da man in den Winter- bis Frühlingsmonaten, den Monaten der Hochfluten, den Betriebswasserstand absenken müsse. Darunter leide dann die Leistung der Turbinen.
Durch die saubere Stromerzeugung können jährlich 100 Millionen Tonnen an Kohlendioxidausstoß der fossilen Kraftwerke vermieden werden. Es sei hier erwähnt, dass dies 100*32/44 = Millionen Tonnen Luftsauerstoff sind, die der Atmosphäre nicht entzogen werden.
Schiffbarkeit
Bisher war die Schiffbarkeit des Jangtsekiang durch die geringe Wassertiefe stark eingeschränkt, da eine Wassertiefe von 2-3 Metern nicht ausreicht, um größere Frachtschiffe zu „tragen“. Außerdem sind die hohen und engen Schluchten eine große Gefahr für die Schiffe. Durch den Stausee werden die riesigen Schluchten kleiner, und die Wassertiefe steigt im Durchschnitt um 70 Meter. Durch die Erhöhung der Transportkapazität werden auch die Preise sinken, so dass die Häfen attraktiver und lukrativer werden. Der Hafen Chongqing soll dann von 10.000-Tonnen-Schiffen erreicht werden können.
Wasser für den Norden
Ein weiteres Projekt, das eng mit dem Dammbau verbunden ist, wurde im Jahr 2002 genehmigt. In den Nordprovinzen leiden viele Städte an Wassermangel, da der Wasserverbrauch durch Bevölkerungswachstum und Industrieansiedlungen extrem gestiegen ist. Mit einem Wasserleitungsnetz ist nun geplant, Wasser aus den südlichen Gebieten, und hier vor allem aus dem Jangtsekiang, in den Norden zu pumpen. Schon ab 2005 soll das erste Wasser fließen und 2010 Peking und andere Städte mit bis zu 2000Milliarden m³ Wasser versorgt werden. das wetter heute ist echt toll!!!
mathematische Auswirkungen und Risiken
Viele Nationen haben erkannt, dass die Langzeitfolgen eines solchen riesigen Baus nicht vorhersehbar sind. Wo sie vorhersehbar waren, wurden Studien teilweise nicht veröffentlicht. Belegt ist das in Amerika durch die Nichtveröffentlichung der für eine Hermes-Bürgschaft erstellten Gutachten. In China wurden zwei Arten von Gegnern politisch ruhiggestellt: Umweltschützer und das Militär. Denn neben den bekannteren Bedenken der chinesischen Umweltschützer sah das Militär voraus, dass der Damm zu einem empfindlichen Angriffsziel im Fall militärischer Konflikte werden könnte.
Die USA zum Beispiel haben verkündet, keine Riesenbauten mehr zu realisieren, da die ökologischen Schäden zu groß seien. Schon jetzt investiere man Milliarden Dollar, um die Auswirkungen der Dammbauten zu reparieren. Doch China will dieses Projekt verwirklichen, obwohl einige Wissenschaftler vor den Ausmaßen des Staudammes gewarnt haben. Ein großes Problem ist, dass der Jangtsekiang jährlich Milliarden Tonnen an Treibsand und Sediment mit sich führt. Wenn der Staudamm dann den Jangtsekiang abriegelt, wird dessen Selbstreinigung verhindert. Das könne dann zur Folge haben, so Kritiker, dass die Staukapazität des Drei-Schluchten-Staudammes zurückgehen werde. Bisher hat man das Problem der Versandung bei Riesen-Staudamm-Bauten weltweit noch nicht lösen können. Der Gezhouba-Staudamm hat bereits nach sieben Jahren gut ein Drittel seiner Staukapazität verloren. Die Projektleiter wollen dieses Problem mit Hilfe zweier zusätzlicher Stauseen zum Aufhalten der Sedimentablagerungen in den Griff bekommen.
Das zurückgehaltene Sediment steht außerdem flußabwärts nicht mehr zur Verfügung. Bisher wurde es bei Hochwasser auf den flußnahen Feldern abgelagert und verbesserte damit die Fruchtbarkeit der Böden. Darüberhinaus wurde die normale Abtragung am Flußgrund durch das Sediment aus dem Oberlauf ausgeglichen. Wenn dieses fehlt, kann sich der Fluß eintiefen, der Grundwasserspiegel kann sinken.
Aber es werden auch unzählige Tier- und Pflanzenarten durch das Projekt bedroht, da deren natürlicher Lebensraum zerstört wird. Betroffen sind:
- 2859 Pflanzenarten
- 300 Fischarten, wie der Chinesische Stör (Acipenser sinensis), der Yangtse-Stör (Acipenser dabryanus) und der Schwertstör (Psephurus gladius) sind durch den Bau vom Aussterben bedroht.
- Bedroht sind auch 22 Tierarten, die auf der Roten Liste aussterbender Tierarten stehen, z.B. der Chinesischer Flussdelfin (Lipotes vexillifer) und der China-Alligator (Alligator sinensis).
Um die Tierarten zu schützen, will man an einem abgesperrten Flussarm des Jangtsekiang ein Reservat errichten, das ökologisch weitgehend noch intakt ist. Kritiker befürchten, dass sich Gifte von den Müllhalden und Fabriken im Wasser lösen könnten. Zu dem kommt noch das Methangas, das durch die Verrottung der Vegetation der überfluteten Gebiete entsteht.
Eine im Jahre 2005 veröffentlichte Studie (Xian et al. (2005), s. Literatur) hat gezeigt, dass durch den Drei-Schluchten-Damm bereits negative ökologische Folgen eingetreten sind: Mehrere hundert Kilometer unterhalb der Staumauer, im gezeitenbeeinflussten Mündungsgebiet des Jangtsekiang, wurde eine starke Zunahme von eingewanderten Quallenarten beobachtet. Durch den verringerten Abfluss und damit einhergehend der verringerten Sedimentfracht strömt bei Flut mehr Salzwasser vom Meer in das Mündungsgebiet, wodurch ideale Bedingungen für die Quallen entstanden. Hinzu kommt noch die Überfischung der vormals im Mündungsgebiet lebenden essbaren Qualle Rhopilewma esculenta.
Ferner kommt hinzu, dass der Staudamm in einem von Erdbeben gefährdeten Gebiet in der Nähe einer geologischen Verwerfung errichtet wird. Im Falle eines Dammbruches würden mehrere Millionen Menschen bedroht. Die Erdbeben könnten einerseits durch die Wassermassen ausgelöst werden oder durch das Gewicht des Staudammes selbst. Die chinesische Regierung betont hingegen, dass die Staumauer auch einem Erdbeben von der Stärke 7 standhalten könnte.
Alles in allem sagt man, wenn alle Sicherheitsmaßnahmen beim Bau sehr genau eingehalten würden, sei das Risiko eines Dammbruches so groß wie dasjenige eines sogenannten GAUs in einem Atomkraftwerk.
Korruption
Hongkonger Zeitungen meldeten im Jahre 2001, dass Anfang Mai 2000 staatliche Baufirmen umgerechnet etwa 125 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Jangtse-Projekt veruntreuten. Zuvor berichtete sogar eine parteinahe Pekinger Wirtschaftszeitung von einem Korruptionsfall im Umfang von etwa 60 Millionen Euro. Im letzteren Fall wurden etwa hundert Beamte schuldig gesprochen.
Zwar wird Korruption in China scharf verfolgt, allerdings wird auch verfolgt, wer darauf aufmerksam macht: Wegen Veröffentlichung von Korruption im Drei-Schluchten-Damm-Projekt standen vier Landwirte im April 2001 in Peking vor Gericht (Quelle: AFP-Jiji). Human Rights Watch und Probe International nannten gemeinsam die Namen und Vornamen (in dieser Reihenfolge) der vier Angeklagten: He Ke-Chang, Ran Chong-Xin, Jiang Qing-Shan und Wen Ding-Chun. Die vier Bauern gaben der internationalen Presse Informationen über Korruption in dem Staudammprojekt. Sie sind aus der Gegend um Gaoyang im Kreis Yunyang, der in der Mitte des neuen Stausees liegen wird, und wurden verhaftet, als sie sich auf eine Reise nach Peking vorbereiteten, um der Regierung dort eine Petition zu vermutlichen Korruptionsfällen zu übergeben.
Tourismus
Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle im Drei-Schluchten-Gebiet, von dem aber Teile überflutet werden, wie zum Beispiel Chinas Loreley, die nur noch als Brustbild zu beobachten sein wird. Kritiker gehen davon aus, dass der bisherige Reiz einer Schifffahrt durch die Drei Schluchten nach der vollständigen Aufstauung verlorengeht, während die Befürworter des Projekts darauf hinweisen, dass bei mehr als 1000 m hohen Felswänden eine Reduzierung der Schluchten um ca. 150 m nur eine geringfügige Beeinträchtigung darstelle und das Panorama der Schluchten eindrucksvoll genug bleibe. Auch wenn das Landschaftsbild mit seinen hohen Felswänden und markanten Felsspitzen zum Großteil erhalten bleibt, verliert die Passage der Drei-Schluchten für Touristen an Dramatik. Die Fahrten über einen reißenden Jangste gehören bereits jetzt der Vergangenheit an.
Zwangsumsiedlung in den Überflutungsgebieten
Nicht nur Landschaften werden untergehen, sondern auch ganze Städte, unzählige Dörfer und Fabriken. Einige Beispiele dafür sind die Tempelstadt Fengdu mit ihren archäologischen Stätten, Wanxian (140.000 Einwohner) und Fuling (80.000 Einwohner). Dabei liegen die Probleme bei der Umsiedlung, denn insgesamt müssen bis zu knapp zwei Millionen Menschen umgesiedelt werden. Der größte Teil davon sind Bauern. Hier tut sich ein weiteres Problem auf, denn die Bauern müssen auf das ertragreiche Schwemmland am Ufer des Jangtsekiang verzichten und in die höherliegenden Gebiete ziehen. Doch diese karstigen Hochlagen mit einem rauheren Klima sind für die Landwirtschaft schlecht geeignet. Experten sagen, dass diese Hochlagen nur ein Fünftel des Ertrages des Schwemmlandes abwerfen. Die Kritikerin Dai Qing befürchtet, dass die Umsiedler nicht wie zugesichert eine neue, gleichwertige Behausung bekommen, und große Teile der von der Regierung zugesagten Entschädigung von umgerechnet 3000 € im Korruptionssumpf versickern werden. Ebenso sollen die Fischbestände in dem Stausee geringer werden, so dass die Fischer einen Teil ihrer Existenzgrundlage verlieren werden.
Alternativen zum Drei-Schluchten-Damm
Verschiedene Alternativen wurden der chinesischen Regierung vorgeschlagen:
- man sollte mehrere kleinere Staudämme an effizienteren Stellen errichten,
- man sollte das Wasser effizienter nutzen, dadurch könnte man den Wasserverbrauch drastisch verringern, wie zum Beispiel Israel, das seinen Wasserverbrauch auf ein Fünftel verringern konnte,
- man sollte Aufforstung betreiben, um die Ausmaße der Überschwemmungen zu verringern.
Energieübertragung
Für die Übertragung der im Drei-Schluchten-Damm erzeugten Elektroenergie wird auch die Technik der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung angewandt (HGÜ Three Gorges-Guangdong, HGÜ Three Gorges - Changzhou).
Fazit
Das Projekt ist für China eines der ehrgeizigsten überhaupt und soll vier Ziele erfüllen: die Sicherung der Energieversorgung, die Zähmung des Jangtsekiang, den Ausbau der Infrastruktur zur Entwicklung des Hinterlandes und die Versorgung Nordchinas mit Wasser durch drei Umleitungsprojekte. Die sozialen und ökologischen Folgen und Risiken wurden von der chinesischen Regierung diesen Zielen und dem Streben nach technischem Fortschritt untergeordnet. Ähnliche Projekte wie der Transrapid, der in Peking geplante Bau des mit 520 Meter höchsten Gebäudes der Welt und der Einstieg in die bemannte Raumfahrt zeigen, dass China mit diesen Projekten um jeden Preis seine Rolle als Weltmacht dokumentieren will.
Literatur
- Dai Qing: The river dragon has come! The Three Gorges Dam and the fate of China's Yangtze River and its people. Armonk, N.Y.: Sharpe, 1997. ISBN 0-7656-0205-9
- Achim Gutowski: Der Drei-Schluchten-Staudamm in der VR China: Hintergründe, Kosten-Nutzen-Analyse und Durchführbarkeitsstudie eines grossen Projektes unter Berücksichtigung der Entwicklungszusammenarbeit. Bremen: Institut für Weltwirtschaft u. Internationales Management, 2000
- Alexandra Rigos und Zeng Nian: Die Zähmung des >Langen Flusses<. In: GEO Heft 6/2003. S. 20-46. ISSN 0342-8311
- Weiwei Xian, Bin Kang, Ruiyu Liu: Jellyfish blooms in the Yangtze estuary. Science 307(5706), S. 41 (2005), ISSN 0036-8075
- Ute Wörner: Staudamm gefährdet chinesische Fischbestände. Naturwissenschaftliche Rundschau 58(6), S. 330 - 331 (2005), ISSN 0028-1050
Weblinks
- Liste bedrohter Fische in China von fishbase.org
- Greenpeace (1997): China: Drei-Schluchten-Damm - das Ökodesaster schreitet voran
- Dai Qing, Voice of the Yangtze River Gorges
- International Rivers Network: Three Gorges
- 3 Schluchten Projekt am Yangtze / China (DTK)
- C.F.Zhang: The Three Gorges Project
- 70kB Zip-Datei: Bundestagsdebatte zum Drei-Schluchten-Damm (und Analyse von C.F.Zhang)
- Hochauflösende Satellitenaufnahme des Dammes
- Anke Neugebauer, Jangtsekiang - ein Fluss zwischen Gestern und Morgen - Eine Bildreportage über den Dreischluchten-Staudamm - Teil I (Telepolis, 18. März 2006 - s. Teil II)