Mongolische Sprache
Chalcha-Mongolisch (халх монгол хэл) | ||
---|---|---|
Gesprochen in |
Mongolische Republik, Russland, Kirgisistan, innere Mongolei (China) | |
Sprecher | 2,33 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
| |
Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Mongolische Republik | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
mn | |
ISO 639-2 | (B) mon | (T) – |
Die Khalkha-Mongolen sind mit etwa 70% der Bevölkerung die dominierende ethnische Gruppe in der unabhängigen Mongolei. Ihre Sprache zählt zu den ostmongolischen Dialekten und bildet die Grundlage für die Schreibung des Mongolischen in kyrillischer Schrift.
Im Gegensatz zu den Chahar-Mongolen konnten die Khalkha ihre Unabhängigkeit vom Mandschu-Reich bis 1688 bewahren. Die Bedrohung durch die Oiraten veranlasste sie schließlich dazu, sich den Mandschu zu unterwerfen, die das Gebiet der Khalkha als Äußere Mongolei in ihr Reich integrierten. Daher wird „Khalkha“ mitunter auch als Synonym für „Äußere Mongolei“ benutzt. 1911 erklärten sie sich erneut für unabhängig.
Chalcha-mongolische Sprache
Klassifikation
Das Chalcha-Mongolische gehört zum östlichen Zweig der mongolischen Sprachen, die wiederum mit den Turksprachen und den tungusischen Sprachen zu den altaischen Sprachen zusammengefaßt werden. Es ist mit den anderen mongolischen Sprachen eng verwandt und nicht immer klar abzugrenzen.
Geographische Verteilung
Das Chalcha-Mongolische ist die meistgesprochene mongolische Sprache und wird von ca. 2,3 Millionen Sprechern vor allem in der mongolischen Republik, wo sie Amtssprache ist, gesprochen. Desweiteren findet sie sich als Minderheitensprache in Burjatien (Russland), der inneren Mongolei (China) und Kirgisistan.
Phonetik und Phonologie
Konsonanten
Das Chalch-Mongolische verfügt über folgende Konsonantenphoneme:
bilabial | labio- dental |
alveolar | post- alveolar |
palatal | velar | uvular | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Plosive | t d | g | ɢ | ||||
Affrikaten | ts dz | tʃ dʒ | |||||
Nasale | m | n | |||||
Vibranten | r | ||||||
Frikative | β | s | ʃ | χ | |||
Approximanten | j | ||||||
Lateralefrikative | ɮ |
Vokale
Das Chalch-Mongolische verfügt über folgende sieben Vokalphoneme: (Kyrillisch/IPA)
vorne | zentral | hinten | |
---|---|---|---|
hoch | и / i | ү / u | |
mittelhoch | э / e | ө / ɵ | у / o |
mitteltief | о / ɔ | ||
tief | а / a |
Das Mongolische Verfügt über eine Vokalharmonie. Dabei werden die Vokale in vordere (im mongolischen Sprachegebrauch weibliche), das sind э, ө und ү, sowie hintere (mongolisch männliche), das sind а, о und у, eingeteilt; das и ist neutral. In einem Wort kommen in der Regel nur vordere oder nur hintere Vokale vor, и kann mit beiden auftreten.
Viele Suffixe treten in vier verschiedenen Formen auf, wobei eine weitere Unterscheidung hinzukommt. Der Vokal des Suffixes richtet sich dabei nach dem letzten Vokal des Stammes und zwar nach folgendem Schema:
- а, у → а
- э, ү, и → э
- о → о
- ө → ө
Betonung
Ein Wort, das nur kurze Vokale enthält, wird stets auf der ersten Silbe betont, ein Wort mit langen Vokalen bzw. Diphthongen wird auf dem ersten langen Vokal/Diphthong betont; dabei bleiben Kasussuffixe jedoch unbeachtet.
Morphologie
Das Mongolische zeichnet sich durch eine durchweg suffixale Morphologie aus. Meist wird es als agglutinierend bezeichnet, wenn auch es nicht dem prototypischen Modell der agglutinierenden Sprache (wie z.B. Türkisch) folgt:
- Es werden meist nur wenige Suffixe an einen Stamm angefügt; oftmals findet man nachgestellte Partikel, oder der Status ist unklar.
- Verbale Suffixe drücken mehrere Merkmale aus.
- Teilweise finden sich analytische Konstruktionen (z.B. Tempora)
Verben
Das Mongolische verfügt über einen reichhaltiges Repertoire an Verbformen. Dabei unterscheidet man zwischen drei Gruppen, die unterschiedliche Funktionen erfüllen. Allen gemein ist jedoch, daß sie nur Tempus, Aspekt und Modus ausdrücken und keine Kongruenz zeigen.
- Finite Verbformen können nur als Prädikat eines Hauptsatzes auftreten. Man unterscheidet ferner die Gruppen der Indikativformen und der Wunsch- und Befehlsformen.
- Konverben treten nur in Abhängigkeit auf. Entweder werden sie direkt vom einem Verb eingebettet oder sie werden als Prädikat eines Nebensatzes gebraucht.
- Verbalnomen können sowohl als Prädikat eines Haupt- oder Nebensatzes als auch wie normale [[[Nomen]] verwendet werden. Sie werden, auch als Prädikat eines Nebensatzes, dekliniert und ersetzen in negierten Sätzen in der Regel die finiten Verben.
Nomen
Es gibt im Mongolischen sieben Kasus, und zwar Nominativ, Genitiv, Dativ/Lokativ, Akkusativ, Ablativ, Instrumental und Komitativ. Genus existiert nicht, Plural wird nur selten markiert.
Grundformen der Kasussuffixe (die Endungen variieren z.T. je nach Endung des Stammes; 4 steht für die vier Formen des Suffixes entsprechend der oben beschriebener Vokalharmonie):
Kasus | Suffix |
---|---|
Nominativ | - |
Genitiv | -ийн |
Dativ/Lokativ | -д |
Akkusativ | -ийг |
Ablativ | -аас4 |
Instrumental | -аар4 |
Komitativ | -тай4 |
Syntax
Die Syntax des Mongolische zeichnet sich dadurch aus, daß sie größtenteils kopffinal ist, die Grundwortstellung im Satz ist also SOV, in Nominalphrasen steht das Nomen immer am Ende, und es werden Postpositionen verwendet.
- Die Wortstellung im Satz ist relativ strikt SOV. Die Reihenfolge der Satzglieder vor dem Verb kann zwar variieren, das Verb steht allerdings stets am Ende des Satzes, auch Nebensätze müssen davorgestellt werden. Einzig Frage- und Modalpartikel treten hinter das Verb.
- In Nominalphrasen steht das Nomen immer am Ende,Adjektive, Genitiv-Attribute, Zahlwörter und Demonstrativa davor.
Schrift
Bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde das Mongolische mit der alten mongolischen Schrift geschrieben. Nach Versuchen, die lateinische Schrift einzuführen, wird seit 1946 die kyrillische Schrift mit den zusätzlichen Buchstaben ө und ү verwendet. 1991 wurde auch die mongolische Schrift offiziell wieder eingeführt, blieb jedoch ohne große Bedeutung. Heute gibt es wieder Pläne, auf die lateinische Schrift umzusteigen.
Kyrillisch | Deutsche Transkription | Wissenschaftliche Transliteration |
---|---|---|
А а | A a | A a |
Б б | B b | B b |
В в | W w | V v |
Г г | G g | G g |
Д д | D d | D d |
Е е | Je je | E e |
Ё ё | Jo jo | Jo jo |
Ж ж | Dsch dsch | Ž ž |
З з | Z z | Z z |
И и | I i | I i |
Й й | I i | J j |
К к | K k | K k |
Л л | L l | L l |
М м | M m | M m |
Н н | N n | N n |
О о | O o | O o |
Ө ө | Ö ö | Ö ö |
П п | P p | P p |
Р р | R r | R r |
С с | S s | S s |
Т т | T t | T t |
У у | U u | U u |
Ү ү | Ü ü | Ü ü |
Ф ф | F f | F f |
Х х | Ch ch | Ch ch |
Ц ц | Ts ts | C c |
Ч ч | Tsch tsch | Č č |
Ш ш | Sch sch | Š š |
Щ щ | Schtsch schtsch | Šč šč |
Ъ ъ | (fällt weg) | - - |
Ы ы | Y y | Y y |
Ь ь | J j | ’ ’ |
Э э | E e | Ė ė |
Ю ю | Ju ju | Ju ju |
Я я | Ja ja | Ja ja |
Literatur
- Vietze, Hans-Peter: Lehrbuch der mongolischen Sprache, VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig, 1969
- Vietze, Hans-Peter: Wörterbuch Mongolisch-Deutsch, DAO-Verlag Berlin, 2005