Zum Inhalt springen

Tetanus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. März 2006 um 14:57 Uhr durch 84.139.125.110 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine Erkrankung des Nervensystems, die durch ein sporenbildendes, anaerobes Bakterium namens Clostridium tetani ausgelöst wird. Die resistenten Sporen kommen überall (ubiquitär), auch im Straßenstaub, in der Gartenerde oder Schützengraben vor. Die Infektion erfolgt durch das Eindringen der Sporen in Wunden. Das Bakterium vermehrt sich und sondert die Toxine, Tetanospasmin und Tetanolysin ab.

Tetanolysin ist hämolysierend und kardiotoxisch aber für die typischen Symptome der Krankheit unbedeutend. Wichtiger ist das Tetanospasmin, welches über periphere Nervenbahnen in das Zentralnervensystem gelangt. Dort hemmt es im Vorderhorn des Rückenmarks muskelhemmende Neurone, was die typische Lähmung und Muskelkrämpfe verursacht.

Symptome

Die Inkubationszeit beträgt zwischen drei Tagen und drei Wochen, in seltenen Fällen kann sie auch mehrere Monate betragen.

Zuerst treten grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerz, Schwindel, Ermüdungserscheinungen, Muskelschmerzen und Schweißausbrüche,durchfall,popelschwnt und arschwasser auf.

Anschließend kann durch eine Kieferklemme (Trismus) der Mund nicht mehr geöffnet werden und es entsteht ein durch Verkrampfung der mimischen Muskulatur grinsender Gesichtsausdruck, das sogenannte Sardonische Lachen (Risus sardonicus). Anschließend kommt es zu einer tonischen Muskelanspannung der langen Rückenmuskulatur (Opisthotonus), die oft den Nacken absteigend verläuft und zu schmerzhafter Überstreckung, unbehandelt sogar zu Wirbelsäulenbrüchen führen kann. Danach folgen tonische und zuckende (klonische) Muskelkrämpfe in Armen, Beinen, Kehlkopf und Zwerchfell. Die Krämpfe selbst dauern 1 - 2 Minuten und werden von den kleinsten äußeren Reizen (akustisch, optisch, mechanisch) ausgelöst. Unbehandelt folgt Tod durch Erstickung.

Das Gefühl und Bewußtsein (Sensorium) sind überhaupt nicht beeinträchtigt und deshalb ist diese Erkrankung unbehandelt leidvoll.

Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Prophylaxe

Da die Keime Anaerobier sind, also nur unter Sauerstoffmangel wachsen, ist die Reinigung einer Wunde, besonders bei Schürfwunden üblich und eine chirurgische Wundversorgung grundsätzlich Behandlungspflicht.

Nach einer Verletzung, sofern kein ausreichender Impfschutz nachgewiesen werden kann, wird eine aktive als auch passive, eine sogenannte simultane Immunisierung durchgeführt. Diese besteht aus einer Injektion eines durch Formol abgeschwächten aber immunogenen Toxins, Toxoid genannt (Tetanol®), und einer Injektion von mit menschlichen Antikörpern gegen den Tetanuserreger angereichertem Serum (Tetagam®, Tetanobulin®). Die passiv wirkende Serumgabe soll das Zeitintervall bis zum Eintritt der Antikörperbildung, die von der aktiven Toxoidgabe angeregt wurde, überbrücken. Weitere aktive Wiederholungsimpfungen müssen nach einem von der STIKO der Bundesärztekammer anerkannten Schema erfolgen, um einen langfristig wirksamen Schutz vor Tetanus zu erzielen.

Gegen Tetanus kann und sollte man sich impfen lassen, bevor es zu Verletzungen kommt, so bereits erstmalig nach Vollendung des 2. Lebensmonats im Rahmen von Diphtherie-Keuchhusten-Wundstarrkrampf-Kombinationsimpfungen. Ein vollständiger Schutz ist erst nach 3 Impfungen vorhanden.

Grob geschätzt hält der Impfschutz 10 Jahre lang an. Nach je 10 Jahren ist eine Auffrischimpfung (Boosterung) erforderlich. Meist wird auch bei Erwachsenen eine Kombinationsimpfung gegen Tetanus und Diphtherie durchgeführt.

Behandlung

Gegen die ausgebrochene Erkrankung gibt es keine echte kausale Behandlung. Weil sich die Tetanustoxine über die Nervenscheiden ausbreiten, sind sogar hohe Serumgaben über die Blutbahn umstritten. Eine gewisse kausale Bedeutung haben nur die Wundbehandlung, weil man eine weitere Toxinproduktion in der Wunde unterbinden will und die aktive Immunisierung, die das Immunsystem des Patienten zur körpereigenen Antikörperbildung anregen soll.

Die sogenannte symptomatische, an den Krankheitszeichen orientierte Behandlung kann in milden Fällen die durch akustische und optische Reize auslösbaren Krämpfe vermeiden, indem der Kranke in einen abgedunkelten und schallgeschützten Raum untergebracht wird und starke Beruhigungsmittel erhält. In allen schweren Fällen aber wird eine medikamentöse Muskelerschlaffung (Muskelrelaxation) zusammen mit maschineller Beatmung erforderlich.

Nach Erreichen eines ausreichenden Antikörperspiegels klingen die Symptome ab und man kann nach 4 - 8 Wochen die maschinelle Beatmung beenden. Leider hinterläßt auch eine moderne Intensivmedizin gelegentlich Folgeschäden, die einer weiteren Behandlung bedürfen.

Die überstandene Erkrankung hinterläßt ohne zusätzliche aktive Impfung keinen ausreichenden Antikörpertiter, so daß eine erneute Erkrankung möglich ist. Um so wichtiger ist die vorbeugende Impfung.

Letalität

Tetanus ist eine hoch gefährliche Krankheit. Bei weniger als fünfzehn Fällen, die im Durchschnitt in Deutschland jedes Jahr auftreten, führt sie in ca. einem Viertel, bei älteren Menschen sogar in 55% der Fälle zum Tod. In Ländern mit feuchtwarmem Klima und geringerer Impfquote treten hingegen jährlich bis zu 50 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner auf. Nach WHO-Schätzungen sterben weltweit jährlich über eine Million Menschen an der Krankheit.

Meldepflicht

Tetanus ist nach dem Infektionsschutzgesetz nicht meldepflichtig. Einige Bundesländer in Deutschland haben jedoch vor, eine Meldepflicht einzuführen bzw. haben diese bereits eingeführt. Auskünfte erteilen dazu die obersten Gesundheitsbehörden der jeweiligen Bundesländer.