Jürgen Höpfner
Jürgen Höpfner (* 23. April 1943 in Erfurt) ist ein deutscher Schriftsteller.
Leben
Jürgen Höpfner, Sohn eines Offiziers, ist in Erfurt geboren. Kurz vor Kriegsende wurde die Familie ausgebombt und überlebte nur durch Zufall. Ab 1958 besuchte Höpfner das heutige Theodor-Fontane-Gymnasium. Zusammen mit anderen Jugendlichen, darunter Michael Gartenschläger, der 1976 an der innerdeutschen Grenze bei der Demontage von Selbstschußanlagen von einem MfS-Kommando erschossen wurde, bildete er einen "Ted-Herold-Schlagerclub". Aus Protest gegen den Mauerbau am 13. August 1961 schrieben die Jugendlichen Losungen an Scheunenwände und zündeten schließlich eine Feldscheune an. Höpfner war länger als geplant im Urlaub und daher nicht beteiligt. Bei seiner Rückkehr, wenige Stunden vor der Verhaftung der Gruppe, erfuhr er von deren Aktionen. In einem 3-tägigen Schauprozeß im Kultursaal des Ministeriums für Nationale Verteidigung in Strausberg wurden 17-jährige Schüler zu lebenslänglichen Zuchthausstrafen verurteilt, da, so führte Staatsanwalt Klühsendorf aus, er die Todesstrafe erst ab achtzehn beantragen könne. Der 18-jährige Jürgen Höpfner erhielt wegen Mitwisserschaft und einer literarischen Fingerübung, was vom vormaligen Mitglied im Nationalsozialistischen-Richterbund, Bezirksgerichtsdirektor Walter Ziegler, in einen staatsgefährdenden Gewaltakt und staatsgefährdende Propaganda und Hetze umgedeutet wurde, 6 Jahre Zuchthaus. (Drei Monate später wurde vom gleichen Ankläger-Richter-Duo wegen gleicher Delikte der Landarbeiter Walter Praedel zum Tode verurteilt und starb unter der Guillotine.) Höpfner verarbeitete sein damaliges Erleben in der Erzählung "Abschied eines Schmetterlings" (in: Karneval in Bio-Bio), die natürlich in Nazi-Deutschland spielen mußte. Das Urteil bezeichnete er als seinen "DDR-Literaturpreis". Nach 3 Jahren (trotz schlechter Führung - Höpfner: "Ich war als Zuchthäusler ungeeignet") aus dem Zuchthaus Brandenburg entlassen, schlug er sich in Ostberlin zunächst als Lagerarbeiter, Kellner und Verkäufer durch. Da ihm ein Studium verwehrt war, besuchte er mit einem frisierten Studentenausweis seiner Frau an der Humboldt-Universität Vorlesungen in Biologie und Psychologie. Später erwarb er im Fernstudium Hochschulabschlüsse an der Universität Rostock, Technischen Hochschule Ilmenau und am Institut für Literatur in Leipzig. Seit 1977 ist er freiberuflicher Schriftsteller. In seinem ersten Roman, "Gleisverwerfung" behandelt er die Vorgeschichte seines Prozesses: Nicht westliche Einflüsse haben die staatsfeindliche Entwicklung der Jugendgruppe bewirkt, sondern die Jugendpolitik und der restriktive Alltag im SED-Staat selbst. Die Staatssicherheit begleitete die Entstehung des Manuskripts von Anfang an: regelmäßig erstatteten Funktionäre des Mitteldeutschen Verlags Bericht. Trotzdem wurde das Buch im Druck gestoppt und eingestampft und erschien erst ein Jahr später mit dem Autor aufgenötigten Änderungen. In Reden auf politischen Veranstaltungen des Schriftstellerverbandes kritisierte Höpfner die Zensurpraktiken und forderte Reisefreiheit nicht nur für Schriftsteller, sondern für alle Bürger. 1988 stellte er einen Ausreiseantrag. In der Entscheidung der Staatssicherheit heißt es dazu: "Bei den Personen HÖPFNER, Jürgen und Ehefrau KARIN handelt es sich um feindliche Kräfte des politischen Untergrundes, deren Übersiedlung in Abstimmung mit der BL der SED Berlin aus sicherheitspolitischen Gründen bis 20.4.1988 realisiert werden sollte."
Werke
- Die Hölle von Fort d Issy Militärverlag der DDR, Berlin 1979
- Operación Chanchera Militärverlag Berlin 1979 (unter Pseudonym: Knut Velhagen)
- Gleisverwerfung Mitteldeutscher Verlag, Halle Leipzig 1982
- Tote Tauben Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1982
- Karneval in Bio-Bio Mitteldeutscher Verlag, Halle Leipzig 1983
- Verhängnis vor Elysium Verlag Das Neue Berlin 1983 (in der Reihe DIE – Delikte Indizien Ermittlungen)
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Höpfner, Jürgen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 23. April 1943 |
GEBURTSORT | Erfurt |