AFS (Austauschorganisation)
Der American Field Service, kurz AFS ist die weltweit größte Austauschorganisation für junge Menschen, die als Austauschschüler oder Freiwillige in sozialen/ökologischen Projekten längere Zeit (3, 6 Monate oder 1 Jahr) im Ausland verbringen.
Der Austausch findet derzeit zwischen etwa 60 Ländern statt, alle Kontinente sind dabei repräsentiert. AFS ist als gemeinnützig anerkannt, arbeitet nicht-kommerziell und auf ehrenamtlicher Basis. AFS ist eine nichtstaatliche Organisation, deren Ziele Völkerverständigung (insbesonderes der Weltfriede) und interkulturelles Lernen sind. Im Zusammenleben mit Menschen aus einer anderen Kultur und durch die Auseinandersetzung mit anderen Werten, Lebensweisen und Denkstrukturen entwickeln die Teilnehmer interkulturelle Kompetenz. AFS versteht sich dabei als Organisation, die ihren Schwerpunkt auf den kulturellen Austausch und das interkulturelle Lernen legt, der Spracherwerb wird dabei als der primäre Zugang zu einer fremden Kultur betrachtet - der Erwerb der Sprache stellt somit bei weitem nicht das Ende des kulturellen Lernprozesses dar, sondern ist Basis für das tiefere Eintauchen in eine fremde Kultur.
Weltweit gibt es derzeit über 50.000 aktive AFS-Ehrenamtliche. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Vorbereitung, Betreuung und Nachbereitung der Programmteilnehmer/innen. Daneben verfügt jedes Land über einen ehrenamtlichen Vorstand sowie eine hauptamtliche Geschäftsstelle, die die Arbeit der Ehrenamtlichen koordiniert und unterstützt.
Die internationale Dachorganisation AFS International wird außerdem von einem internationalen Vorstand, dem Board of Trustees, begleitet. Die Mitarbeiter/innen der internationalen Koordinierungsstelle in New York stehen den nationalen Organisationen beratend zur Seite.
Geschichte der Organisation
Gegründet wurde AFS 1914 in Paris als "American Field Service" von jungen Amerikanern, die in der Folge in beiden Weltkriegen freiwillige Sanitätstransporte durchführten. Bereits zwischen den beiden Kriegen wurde mit einem Austausch für französische und amerikanische Studenten begonnen. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Schüleraustausch ins Leben gerufen, gestützt von der Idee, dass junge Menschen die besten Vermittler zwischen verschiedenen Kulturen sind.
Während der ersten Jahrzehnte konzentrierten sich die Begegnungen auf Austausche von und nach USA. Seit den 70er Jahren sind Austausche zwischen allen beteiligten Ländern möglich. Anfang der 90er Jahre wurde die bis dahin US-amerikanisch geführte Organisation umfassend reformiert. Seither besteht AFS aus einem Netzwerk unabhängiger Partnerorganisationen in den beteiligten Ländern. Verbunden sind sie neben dem internationalen Vorstand vor allem durch gemeinsame Vereinbarungen und Qualitätsstandards.
Der AFS war u.a. die erste Organisation, langfristigen Schüleraustausch mit China angeboten hat.
Aus der Grundsatzerklärung
„AFS ist eine internationale, unabhängige und gemeinnützige Ehrenamtlichenorganisation, die interkulturelle Programme durchführt, um Menschen in der Entwicklung ihres Wissens, ihrer Fähigkeiten und ihres Verständnisses zu unterstützen, die erforderlich sind, um eine gerechtere und friedvollere Welt zu schaffen. AFS hilft Menschen in ihrem Bestreben, sich als verantwortungsvolle Bewohner dieser Erde für den Frieden und ein besseres Verständnis zwischen den unterschiedlichen Kulturen dieser Welt einzusetzen. AFS ist der Überzeugung, dass die Entwicklung des Friedens ein dynamischer Prozess ist, der durch Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Intoleranz gefährdet wird. AFS setzt sich für die Würde des Menschen und den Wert eines jeden Menschenlebens sowie aller Völker und Kulturen ein. AFS fördert die Achtung der Menschenrechte und der Grundrechte ohne jede Diskriminierung von Rasse, Geschlecht, Sprache, Religion oder gesellschaftlicher Stellung. AFS gestaltet seine Programme im Bewusstsein seiner Grundwerte: der Würde, der Achtung von Unterschieden, der Harmonie, des Einfühlungsvermögens und der Toleranz.“
AFS weltweit
Am AFS - Programm nehmen folgende Nationen teil:
Ägypten, Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Bosnien, Brasilien, Bulgarien, Chile, Volksrepublik China, Costa Rica, Dänemark, Deutschland, Dominikanische Republik, Ecuador, Estland, Färöer Inseln , Finnland, Frankreich, Ghana, Griechenland, Grönland , Großbritannien, Guatemala, Honduras, Hongkong, Indonesien, Irland, Island, Italien, Japan,Kanada, Kolumbien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malaysia, Malta, Mexiko, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Panama, Paraguay, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Thailand, Tschechien, Türkei, Ungarn, USA, Venezuela, Zypern
AFS in Deutschland
Der "AFS Interkulturelle Begegnungen e.V." ist ein gemeinnütziger Verein und Träger der freien Jugendhilfe. Die deutsche AFS-Organisation umfasst bundesweit inzwischen rund 90 AFS-Komitees mit über 2.200 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Sie betreuen die Gastschüler und Gastfamilien vor Ort und führen die Auswahlen, Vor- und Nachbereitungen für die Austauschschüler durch.
2005 nahmen ca. 1.100 Schülerinnen und Schüler aus Deutschland an dem einjährigen Austauschprogramm teil. Umgekehrt lebten über 600 Gastschüler aus dem Ausland für ein Jahr in Gastfamilien in Deutschland. An den Freiwilligenprogrammen nahmen im selben Jahr ca. 150 junge Erwachsene teil.
Das Hauptbüro des AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. mit ca. 50 Mitarbeitern befindet sich in Hamburg. Ein Regionalbüro des Vereins wurde 2002 in Stuttgart eröffnet. Im Zuge der Dezentralisierung sollen in naher Zukunft auch Regionalbüros in den Regionen Mitte/West (Büro im Rhein/Main-Gebiet), Ost (in Berlin) und Nord (im bestehenden Büro in Hamburg) eröffnet werden.
AFS in Österreich
"AFS - Austauschprogramme für interkulturelles Lernen" (kurz: AFS Österreich) hat rund 4.000 Mitglieder und etwa 400 ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (Freiwillige genannt). Sie betreuen österreichweit in direktem Kontakt Gastfamilien und Gastschüler und Gastschülerinnen aus dem Ausland. Dabei werden sie von den hauptamtlichen Mitarbeitern des Wiener AFS-Büros unterstützt.
Die ersten AFS-Austauschschülern und -schülerinnen (auch AFSer bzw. AFSerinnen) aus Österreich brachen 1949 in die USA auf. Mittlerweile nehmen jährlich rund 200 Jugendliche aus Österreich an den AFS Austauschprogrammen teil. Sie lernen für eine Dauer von drei Monaten, sechs Monaten bis hin zu einem Jahr ein anderes Land, seine Sprache, Kultur und Menschen kennen.
Im Gegenzug kommen rund 140 junge Menschen aus aller Welt mit AFS nach Österreich. Hier leben sie zwischen drei Monaten und einem Jahr bei Gastfamilien über ganz Österreich verteilt. Den Austauschschüler und -schülerinnen und ihren Gastfamilien wird während der Programmdauer ein(e) ehrenamtliche(r) Betreuer(in) zur Seite gestellt, welche(r) als Ansprechperson dient um bei Unklarheiten, Schwierigkeiten und Problemen zu helfen. Darüber hinaus finden verschiedene Betreuungsveranstaltungen statt.
AFS Österreich ist in neun Landeskomitees gegliedert, welche den österreichischen Bundesländern (Verwaltungsgliederung Österreichs) entsprechen. Als eigenständige Vereine organisieren die Freiwilligen alle AFS Aktivitäten in ihrem Einflussbereich.
Siehe auch: Schüleraustausch, Interkulturelle Erziehung.