Reformation
Die Reformation ist eine Bewegung im Christentum des 16. Jahrhunderts, in deren Verlauf es zur Entstehung der reformierten, lutherischen und anglikanischen Kirchen kam. Die gemeinsame Grundlage sieht man in der Rückbesinnung auf die Bibel und der Abkehr von bestimmten Auswüchsen der katholischen Kirche.
Eine Trennung von der katholischen Kirche war zunächst nicht die Absicht der Reformatoren. Die re-Formation ("Wieder-Formierung") sollte die ursprüngliche christlichen Lehre in der Katholischen Kirche wiederherstellen.
Ursachen der Reformation
- Ablasshandel, Päpste von Avignon ("Die Babylonische Gefangenschaft der Kirche"), siehe: Avignon, Großes Schisma
- Das Erscheinen der Frühreformatoren im Mittelalter: z.B. Jan Hus, John Wyclif, Petrus Waldes,
- Die Renaissance: Erasmus, Thomas Morus
Die wesentlichen Punkte der Reformation, die auch heute noch gemeinsamer Nenner der protestantischen Kirchen sind, werden oft mit den "vier Solas" ausgedrückt:
- sola scriptura - allein die Schrift (ist die Grundlage des christlichen Glaubens, nicht die Tradition)
- solus Christus - allein Christus (nicht die Kirche)
- sola gratia - allein durch Gnade Gottes (wird der Mensch erretted, nicht eigenes Tun)
- sola fide - allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt (nicht durch gute Werke)
Die Reformation entstand nicht an einem Ort durch einen Menschen - es gab verschiedene Zentren und verschiedene Reformatoren, die von unterschiedlichen Voraussetzungen her kamen und in unterschiedlichen politischen Verhältnissen arbeiteten.
Der Augustinermönch Martin Luther litt und rang damit sich Gottes Gnade durch eigene Anstrengungen verdienen zu müssen, bis er im Bibelstudium Römer 3, 28 entdeckte: So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Der humanistisch gebildete Leutpriester Ulrich Zwingli studierte und predigte nach der Bibel und gegen Kirchenlehren, die nicht in der Bibel begründet waren.
Radikale Reformatoren wie Thomas Müntzer, Menno Simons oder Jakob Hutter lehnten alle staatlichen und kirchlichen Strukturen ab, bekamen daher mit der reformierten und der katholischen Seite Probleme und wurden von beiden verfolgt - die Täufer fanden erst als Auswanderer in Amerika religiöse Freiheit.
Thomas Cranmer, Erzbischof von Canterbury, sah sich mit der Tatsache konfrontiert, dass er an der Spitze einer neuen Kirche stand, weil sein König Heinrich VIII. aus privaten Gründen mit Rom gebrochen hatte.
Die katholische Kirche versuchte zuerst zu überzeugen, dann verlegte sie sich auf politischen und kirchlichen Druck. Luther musste fliehen und überlebte nur durch fürstlichen Schutz, Zwingli gelang es, den Rat von Zürich von der Richtigkeit seiner Lehre zu überzeugen. Die Ideen der Reformation breiteten sich wie ein Lauffeuer aus - die Bevölkerung strömte zum neuen Glauben, Reichsstädte und Fürsten gingen auf die Seite der Reformation über.
Der Kaiser blieb katholisch, konnte sich jedoch nicht auf die Niederschlagung der Reformation konzentrieren, da er ihn die Außenpolitik stark beanspruchte (Türken, Frankreich).
Es kam in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu verschiedenen Kriegen zwischen Katholiken und Protestanten innerhalb von Deutschland und der Schweiz, die in Deutschland 1555 mit dem Augsburger Religionsfrieden und in der Schweiz 1531 mit dem 2. Landfrieden von Kappel endeten. Bei beiden kam es auf "cuius regio, eius religio" (wessen Land, dessen Glaube) heraus. In Deutschland bestimmte der jeweilige Fürst die Konfession seines Landes, in den Schweizer Kantonen die jeweiligen republikanischen Regierungen.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts kam eine zweite Generation von Reformatoren zum Zug. In Genf Jean Calvin, in Zürich Heinrich Bullinger. Deren Beitrag war es, die Reformation theologisch zu konsolidieren - Calvin mit seiner "Institutio", Bullinger mit dem "Zweiten Helvetischen Bekenntnis". Beide übten einen europaweiten Einfluss auf den Protestantismus aus.
Siehe auch: Liste der Reformatoren, Marburger Religionsgespräche, Geschichte des Christentums
Weblinks
Stefan Zweig: Ein Gewissen gegen die Gewalt: Castellio gegen Calvin (1936)