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Aferim!

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Film
Titel Aferim!
Produktionsland Rumänien,
Bulgarien,
Tschechische Republik,
Frankreich
Originalsprache Rumänisch,
Türkisch,

Romani

Erscheinungsjahr 2015
Länge 108 Minuten
Stab
Regie Radu Jude
Drehbuch Radu Jude,
Florin Lazarescu
Produktion Ada Solomon
Musik Dana Bunescu,
Tre Parale
Kamera Marius Panduru
Schnitt Catalin Cristutiu
Besetzung

Aferim! ist ein rumänisch-bulgarisch-tschechisch-französisches Filmdrama des rumänischen Filmregisseurs Radu Jude, das am 11. Februar 2015 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin seine Premiere feierte[1] und für das Jude als Bester Regisseur mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde. Die Idee zum Film hatte der rumänische Schriftsteller Florin Lazarescu, der auch am Drehbuch zum Film beteiligt war.[2] Der Film wird in der Fachpresse häufig als Balkan-Western bezeichnet. Der Filmtitel Aferim! ist ein türkisches Lehnwort im Rumänischen[3] und beutet soviel wie Bravo.[4]

Handlung

Im frühen 19. Jahrhundert wird der Polizist Costandin von dem Bojar Iordache Cîndescu in der rumänischen Wallachei beauftragt, den Zigeunersklaven Carfin Pandolean zu finden, der eine Affäre mit dessen Frau Sultana hatte und danach vom Anwesen des Adeligen flüchtete. Constable Constandin begibt sich mit seinem Sohn und Stellvertreter Ionitā auf die Suche nach dem Entflohenen. In der Walachei, wo Macht und Reichtum in den Händen weniger Bojaren liegt, durchsuchen sie Dörfer, Klöster und Landgüter und treffen hierbei auf Banditen, Landwirte, Postkutschenfahrer und redselige Landbewohner, darunter ein Priester, dessen Weisheiten aus einer haarsträubenden Litanei hässlicher ethnischer Vorurteile besteht. Als sie den Sklaven Carfin schließlich finden, fesseln sie ihn an den Füßen und packen ihn auf Constandins Pferd. Auf dem Weg zurück zum Bojar Cîndescu, dem sie den Flüchtigen übergeben wollen, machen sie Rast in einem Dorf. Hier verliert Ionitā seine Unschuld während einer Nacht mit einer Prostituierten.

Produktion

Finanzierung

Der Film wurde von Gringo Film produziert und als rumänisch-bulgarische Koproduktion von der Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen mit 180.000 Euro gefördert.[5] Das Budget des Films betrug geschätzte 1,4 Millionen Euro.[4]

Dreharbeiten

Die Dreharbeiten fanden in der Wallachei, der Großen Walachei, in der Dobrudscha, einem Grenzgebiet zwischen Südostrumänien und Nordostbulgarien, im dort gelegenen Kreis Tulcea (unter anderem im Măcin-Gebirge) und im Kreis Giurgiu statt. Um den, in der Handlung des Films dargestellen, damals vorherrschenden türkischen Einfluss wahrheitsgetreu wiederzugeben, mussten Kulissen rekonstruiert werden.[4] Der Film wurde zudem in Schwarz-Weiß gedreht.

Veröffentlichung

Der Film feierte am 11. Februar 2015 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin seine Premiere. Am 6. März 2015 kam der Film in die rumänischen, am 5. August 2015 in die französischen und am 22. Januar 2016 in ausgewählte US-amerikanische Kinos.

Rezeption

Kritiken

Der Film zeigt, dass die systematische Zerstörung der Menschenwürde eine Tatsache im Leben von Zigeunern zu Beginn des 19. Jahrhunderts war[6] und konnte alle Kritiker bei Rotten Tomatoes überzeugen (von 25 Kritikern insgesamt, Stand 23. Januar 2016).[7] The Hollywood Reporter beschreibt Judes Film als eine harte Geschichtslektion, die durch eine Portion Humor und Western-Elemente aufgelockert wird.[8] Jay Weissberg von Variety beschreibt Aferim! als eine außergewöhnliche und äußerst intelligente Darstellung einer entscheidenden Phase der Geschichte.[9] Jordan Hoffman von The Guardian vergleicht den Galgenhumor, den der Film trotz aller Tragödie über große Strecken hinweg an den Tag legt, mit Arbeiten von Robert Altman.[3]

Auszeichnungen

Im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2015 wurde Radu Jude als Bester Regisseur mit dem Silbernen Bären und beim IndieLisboa International Independent Film Festival mit dem Grand Prize City of Lisbon und dem Distribution Award ausgezeichnet. Beim Sofia International Film Festival 2015 erhielt Jude mit dem Sofia Municipality Award eine besondere Erwähnung. Im gleichen Jahr wurden der Film für den Europäischen Filmpreis und Lazarescu und Jude als Drehbuchautoren nominiert. Zudem wurde der Film als rumänischer Beitrag in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film für die Oscars vorgeschlagen, jedoch nicht nominiert.[6][4]

Einzelnachweise

  1. Aferim! In: berlinale.de. Abgerufen am 23. Januar 2016. (PDF)
  2. Cornelius Hell: Florin Lazarescu: Lachhafte Absurditäten In: derstandard.at, 23. Mai 2014.
  3. a b Jordan Hoffman: Aferim! review: a brutal manhunt loaded with laughs In: theguardian.com, 20. Januar 2016.
  4. a b c d Corina Sabău: Historischer Balkan-Western 'Aferim!' sieht es auf einen Oscar ab. In: www.rri.ro, 11. August 2015.
  5. Förderentscheidungen April 2014 der Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen In: Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen, April 2014.
  6. a b A. O. Scott: Review: ‘Aferim!’ Traverses an Unforgiving Romania in the 1800s In: The New York Times, 21. Januar 2016.
  7. Aferim! In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 23. Januar 2016.
  8. 'Aferim!': Berlin Review. Romanian director Radu Jude addresses the prickly subject of gypsy slavery with his third feature, a western-style historical drama which won the Best Director prize in Berlin In: The Hollywood Reporter, 11. Februar 2015.
  9. Jay Weissberg: Film Review: 'Aferim!' In: Variety, 11. Februar 2015.