Feldhase
Feldhase | ||||||||||||
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Feldhase (Lepus europaeus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lepus europaeus | ||||||||||||
Pallas, 1778 |
Der Feldhase (Lepus europaeus) ist ein Säugetier aus der Familie der Hasen (Leporidae). Die Art besiedelt offene und halboffene Landschaften. Das natürliche Verbreitungsgebiet umfasst weite Teile der südwestlichen Paläarktis; durch zahlreiche Einbürgerungen kommt die Art heute jedoch auf fast allen Kontinenten vor. Aufgrund der starken Intensivierung der Landwirtschaft ist der Bestand des Feldhasen in vielen Regionen Europas rückläufig. Die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild erklärte den Feldhasen für das Jahr 2001 und erneut 2015 zum Tier des Jahres.[1]
Kennzeichen

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Zusammen mit dem Schneehasen ist der Feldhase der größte Hasenartige Europas. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 422–680 mm, die Schwanzlänge 62–133 mm, die Länge der Hinterfüße 93–185 mm und die Ohrlänge 85–129 mm. Ausgewachsene Tiere wiegen 2,5–6,4 kg.
Das Fell ist lang, die Deckhaare sind im größten Teil des Verbreitungsgebietes gebogen, nur im Kaukasus und in Kleinasien sind sie gerade. Die Wollhaare haben eine weiße Basis. Der Rücken ist variabel gelblich grau, ockerbraun oder braunrot mit gelben Schattierungen und schwarz gesprenkelt. Die Flanken sind mehr rostgelb oder rötlich braun. Kopf und Hals, die Brust sowie die Beine sind hellbraun, der Bauch ist cremeweiß. Die Ohren sind blassgrau und zeigen an der Spitze einen schwarzen, etwa dreieckigen Fleck. Der Schwanz ist auf der Oberseite schwarz, unterseits weiß. Im Winterfell sind die Kopfseiten einschließlich der Ohrbasis weißer und die Hüften mehr grau.
Verbreitung und Lebensraum

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Feldhasen umfasst große Teile der südwestlichen Paläarktis. Es reicht in West-Ost-Richtung vom nördlichen zentralen Spanien und der Bretagne bis in den Südwesten Sibiriens und in den Nordwesten der Mongolei. In Nord-Süd-Richtung reicht das Areal von Dänemark und – unter Aussparung des größten Teils von Skandinavien – vom Norden Finnlands bis Nordspanien, bis in das nördliche Italien und bis in den Süden Griechenlands; weiter östlich bis in den Norden des Irans.[2] Die Art wurde vor allem aus jagdlichen Gründen in vielen weiteren Gebieten Europas und darüber hinaus auf weiteren Kontinenten eingebürgert. In Europa wurde die Art vom Menschen in Großbritannien und Nordirland, in Südschweden, auf Korsika und im Süden Italiens etabliert. Große Bestände gibt es heute außerdem im Nordosten der USA, im Süden Südamerikas, im Süden und Osten Australiens einschließlich Tasmanien sowie in Neuseeland.
Die relativ wärmeliebende Art bewohnt offene und halboffene Landschaften wie lichte Wälder, Steppen, Dünen und die Agrarlandschaft mit Hecken, Büschen oder angrenzenden Wäldern von Meereshöhe bis in 2500 m.
In Deutschland haben statistische Erhebungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts ergeben, dass durchschnittlich 40–60 Feldhasen auf einer Fläche von 100 Hektar leben. Im Land Brandenburg wurde dagegen festgestellt, dass es hier nur noch rund 8–10 Tiere gibt. Umweltschützer und Biologen beobachten dagegen, dass Hasenpopulationen immer mehr an den Rand oder in große Grünflächen von Städten umsiedeln. Als Ursache vermuten die Experten, dass die natürlichen Feinde der Hasen hier kaum anzutreffen sind. Der Bezirk Lichtenberg von Berlin hat im Jahr 2016 ein Mitmachprojekt zur Beobachtung und Zählung der Population durch alle Bürger ins Leben gerufen.[3]
Lebensweise
Der Feldhase ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, vor allem am Anfang der Fortpflanzungszeit im Spätwinter und im Frühjahr aber auch tagaktiv. Die Tiere sind außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger und ruhen am Tag in Sasse genannten, flachen, meist gut gedeckten Mulden. Bei Gefahr „drücken“ sie sich bewegungslos an den Boden und ergreifen erst im letzten Moment die Flucht. Feldhasen erreichen dabei über kurze Distanz Geschwindigkeiten bis zu 70 km pro Stunde und springen bis zu 2 m hoch. Die Tiere können auch gut schwimmen. Feldhasen ernähren sich wie alle Echten Hasen pflanzlich. Sie fressen grüne Pflanzenteile, aber auch Knollen, Wurzeln und Getreide, ihren Blinddarmkot (Caecotrophie) sowie vor allem im Winter die Rinde junger Bäume.
Fortpflanzung und Alter

Männchen kämpfen um ein empfängnisbereites Weibchen, dabei jagen sie sich und „boxen”, schlagen also mit den Vorderpfoten aufeinander ein. Die Fortpflanzungszeit dauert in Mitteleuropa von Januar bis Oktober, die Weibchen bekommen im Jahr 3- bis 4-mal Junge. Die Tragzeit beträgt etwa 42 Tage. Die Würfe umfassen 1–5, ausnahmsweise 6 Junge. Die frisch geborenen Junghasen wiegen 100–150 g und sind wie bei allen Hasen ausgesprochene „Nestflüchter“, sie werden behaart und sehend geboren. Als Nestflüchter leben die Junghasen allein, aber nicht verlassen und sollten von Menschen weder angefasst, noch mitgenommen werden. Die Häsin kommt nur etwa zweimal am Tag zum Säugen. Das bisher bekannte Maximalalter im Freiland beträgt 12,5 Jahre, jedoch wird über die Hälfte der Hasen kein Jahr alt.
Natürliche Feinde
Weltweit zählen Hasen zu den Beutetieren für Prädatoren und Fleischfresser. In Europa sind das unterschiedliche Raubtiere, Greifvögel und Rabenvögel, die insbesondere den Großteil der Junghasen erbeuten.
Bestand und Gefährdung

Seit den 1960er Jahren ist der Bestand in vielen Teilen Europas stark abnehmend. Als Hauptgrund wird recht einheitlich die starke Intensivierung der Landwirtschaft angesehen, insbesondere der massive Einsatz von Dünger und Pestiziden sowie der intensive Maschineneinsatz. Untersuchungen in den Jahren 2004 bis 2009 ergaben, dass sich insbesondere der Anbau von Getreide auf immer größeren Feldern negativ auswirkt.[4] Schwindende Saum-, Kraut- und Staudenfluren und eine Reduzierung der Brachflächen um fast drei Viertel innerhalb der letzten zehn Jahre sind bedeutende Faktoren des Bestandrückgangs. In Deutschland wird die Art daher in der Roten Liste als „gefährdet“ (Kategorie 3) geführt, in einigen Bundesländern wie Brandenburg und Sachsen-Anhalt als „stark gefährdet“ (Kategorie 2). Der Weltbestand gilt laut IUCN als ungefährdet („least concern“).
Im Jahr 2011 lebten in Deutschland durchschnittlich 12 Hasen pro Quadratkilometer, wobei regional starke Unterschiede vorlagen. Die niedrigsten Bestände finden sich in den Neuen Bundesländern mit durchschnittlich nur 5 Tieren, während in Niedersachsen und Schleswig-Holstein die größte Population mit durchschnittlich 26 Feldhasen pro Quadratkilometer anzutreffen ist. Nach Hochrechnungen lebten 2011 ungefähr 4 Millionen Feldhasen in Deutschland.[5]
Mensch und Feldhase
Bejagung
Feldhasen werden in fast allen Ländern Europas bejagt. Die in Deutschland üblichen Jagdarten sind die Treibjagd und der Einzelansitz. Als flüchtendes Niederwild werden Hasen traditionell mit Flinten und Schrotpatronen bejagt.[6] In Deutschland wurden im Jagdjahr 1985/86 rund 825.000 Feldhasen geschossen, danach war die Zahl stark rückläufig und erreichte 1997/98 mit 406.000 erlegten Tieren ihren damals niedrigsten Stand. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg der Population wurden in Deutschland im Jahr 2003/04 rund 568.000 Feldhasen geschossen.[7] Seitdem gingen die Jagdstrecken wieder zurück. Im Jagdjahr 2010/11 hat die Hasenjagd mit 367.300 Exemplaren den niedrigsten Wert erreicht. Den regionalen Populationsunterschieden entsprechend, gibt es auch hier ganz erhebliche Unterschiede. Der Abschuss im Gesamtgebiet der Neuen Bundesländer lag mit 9675 Hasen bei unter 3 Prozent, in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit 214.750 bei über 58 Prozent der deutschen Jagdstrecke.[8] Die Schonzeit beginnt Mitte Januar[9] Die letzte Jagd wird Hasensilvester genannt. Zur Fellverwertung siehe Hasenfell.
Der manchmal verwendete Begriff Wildhase ist keine Klassifizierung. Er wird jedoch im Zusammenhang mit Hasenbraten und Hasengerichten gebraucht.
Jägersprache
Im Verlauf von Jahrhunderten hat sich eine eigene Ausdrucksweise in der Fachsprache der Jäger entwickelt, die insbesondere Aussehen und Verhalten des zum Niederwild zählenden Meister Lampe betreffen. Die Ohren heißen Löffel, die Augen Seher, der Schwanz Blume[10]. Wegen seiner Gestalt wird er der Krumme genannt. In der Bewegung macht der Hase eine charakteristische Fluchtspur[11] und geht anschließend in die Sasse.
Kulturgeschichte

Als sehr verbreitetes heimisches Tier hat der Hase seinen Platz auch in Märchen (Der Hase und der Igel), Fabeln (Meister Lampe) und Redewendungen (Angsthase, Hasenfuß, Hasenpanier) gefunden. Sprichwörtlich sind seine Scheu, seine Schnelligkeit, seine Wendigkeit und seine langen Ohren. Er ist neben dem Ei zum Symbol des Osterfestes geworden. 751 bezeichnete Papst Zacharias in einem Brief an Bonifatius den Feldhasen als unrein und verbot seinen Verzehr.[12]
Literatur
- S. Aulagnier, P. Haffner, A. J. Mitchell-Jones, F. Moutou, J. Zima: Die Säugetiere Europas, Nordafrikas und Vorderasiens – Der Bestimmungsführer. Haupt, Bern/ Stuttgart/ Wien 2009, ISBN 978-3-258-07506-8, S. 160–161.
- A. J. Mitchell-Jones, G. Amori, W. Bogdanowicz, B. Krystufek, P. J. H. Reijnders, F. Spitzenberger, M. Stubbe, J. B. M. Thissen, V. Vohralik, J. Zima: The Atlas of European Mammals. Poyser, London, 1999, ISBN 0-85661-130-1, S. 166–167.
- E. Stresemann (begr.), K. Senglaub (Hrsg.): Exkursionsfauna von Deutschland. Band 3, Wirbeltiere. 12. Auflage, Spektrum, Akademischer Verlag, Heidelberg 1995, ISBN 3-334-60951-0, S. 428.
- Ilse Haseder, Gerhard Stinglwagner: Knaurs Großes Jagdlexikon. Weltbild-Verlag, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-1579-5; Stichwort: Hasen. S. 318ff.
- E. Schneider: Der Feldhase – Biologie, Verhalten, Hege und Jagd. BLV, München, 1978, ISBN 3-405-11770-4.
Weblinks
- Lepus europaeus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2007. Eingestellt von: A. T. Smith, C. H. Johnston, 2008. Abgerufen am 1. Januar 2008.
- spurenjagd.de Feldhase - Spurendatensammlung
Einzelnachweise
- ↑ Schutzgemeinschaft Deutsches Wild: „Tier des Jahres 2015“ Abgerufen am 24. Januar 2015.
- ↑ Der Feldhase auf der Red List der IUCN, Verbreitungskarte
- ↑ Steffi Bey: Feldhasen zieht es in die Stadt. In: Neues Deutschland, 8. Januar 2016. Artikel nur mit einem Abo der Zeitung komplett nachlesbar
- ↑ Thomas Gehle, Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung, Bonn, Die Sache mit den Hasen Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe 04/2013 vom 24. Januar 2013 Seite 44 f.
- ↑ jagdnetz.de: WILD-Inventur 2011, abgerufen am 26. Mai 2012
- ↑ Hans Joachim Steinbach: Pulver und Blei. Artikel in der Deutschen Jagd-Zeitung Online, abgerufen am 26. Oktober 2015
- ↑ Deutscher Jagdschutzverband e. V.: DJV Handbuch 2005. Mainz: S. 306-308
- ↑ Deutsche Jagd-Zeitung: Jahresjagdstrecke 2010/11, abgerufen am 26. Mai 2012
- ↑ Bundesjagdgesetz §1
- ↑ I. Haseder, G. Stinglwagner: Knaurs Großes Jagdlexikon. entsprechende Stichwörter
- ↑ http://www.spurenjagd.de/spuren/details/5/324 gesehen: 25. Dezember 2014
- ↑ Herbert Jankuhn, Heinrich Beck, Heiko Steuer: in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 14, 2. Aufl., de Gruyter, Berlin 1999, ISBN 3-11-016423-X, S. 31Artikel online