Handley Page Herald
Handley Page Herald / Dart Herald | |
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Typ | Verkehrsflugzeug |
Entwurfsland | |
Hersteller | Handley Page |
Erstflug | 25. August 1955 |
Produktionszeit | bis 1968 |
Stückzahl | 50 |
Die Handley Page Herald war ein zweimotoriges Verkehrsflugzeug des britischen Herstellers Handley Page. Die Turboprop-Version erhielt die Bezeichnung Dart Herald.
Geschichte

Mitte der 1950er Jahre entwickelte Handley Page ein Regionalflugzeug, mit dem die veraltete Douglas DC-3 ersetzt werden sollte. Die H.P.R.3 Herald wurde durch das Entwicklungsbüro von Handley Page (Reading) Limited, ehemals Miles Aircraft, entworfen und lehnte sich an die Miles Marathon an.
Die als Hochdecker ausgelegte H.P.R.3 erhielt vier Kolbenmotoren Alvis Leonides Major mit jeweils 650 kW und konventionelle Dreiblattpropeller. Handley Page hielt an diesem Antrieb fest, auch nachdem der Rolls-Royce-Dart-Turbopropantrieb der Vickers Viscount seine Überlegenheit bewiesen hatte. Dennoch galt die Herald als durchaus fortschrittlich. Im druckbelüfteten Rumpf, der große Flughöhen ermöglichte, fanden bis zu 44 Passagiere Platz.
Der Prototyp der Herald absolvierte seinen Erstflug am 25. August 1955. Nachdem Queensland Airlines, Australian National Airways und Lloyd Aereo Colombiano ihre Bestellungen zurückgezogen hatten, kam es zunächst nicht zu einer Serienproduktion.
Um das Modell konkurrenzfähig zu machen, wurden Konstruktionsänderungen vorgenommen. Die Tragflächen wurden so überarbeitet, dass zwei Rolls-Royce-Turboprops statt der vier ursprünglichen Kolbenmotoren eingebaut werden konnten. Neu war ebenfalls ein verstellbarer Vierblattpropeller, außerdem wurde der Rumpf um einen halben Meter verlängert. Der erste Prototyp dieses als H.P.R.7 Dart Herald Series 100 bezeichneten Modells mit nun 47 Passagierplätzen flog erstmals am 11. März 1958, der zweite Prototyp am 17. Dezember 1958. Die Serienproduktion begann 1959 und die erste Serienmaschine startete am 30. Oktober 1959 erstmals. Erstkunde war British European Airways.
Die nachträglichen Änderungen führten zu einer deutlichen Steigerung der Entwicklungskosten. Der daraus resultierende Verkaufspreis machte die Maschine teurer als die Konkurrenzmodelle Fokker F-27 und Avro 748, was durch die überlegenen Flugeigenschaften gerechtfertigt wurde. Von dieser neuen Version konnten nur vier Maschinen verkauft werden.
Um der Forderung nach einer größeren Kapazität nachzukommen, entstand eine um 1,09 m gestreckte Version Series 200, die Platz für 56 Passagiere bot. Der zweite Prototyp der Series 100 wurde Anfang 1961 entsprechend modifiziert und noch im selben Jahr begann die Serienproduktion. Im Januar 1962 wurde das erste Flugzeug an Jersey Airlines ausgeliefert. Gebaut wurden insgesamt 36 Flugzeuge.
Auf Wunsch der malaysischen Luftwaffe entstand die Series 400, die als taktisches Transportflugzeug ausgelegt war und über einen verstärkten Kabinenboden und eine seitliche Ladeluke verfügte. Sie verfügte über eine Kapazität von bis zu 50 Soldaten, die auf rückwärts eingebauten Sitzen befördert wurden. Hiervon wurden dann 8 Stück gebaut.
Gleichzeitig entwarf Handley Page die Series 700, die auf 60 Plätze vergrößert wurde und über leistungsfähigere Dart-532-Triebwerke, größere Treibstoffkapazität und ein höheres Startgewicht verfügte. Trotz vorliegender Bestellungen wurde dieses Modell nicht gebaut.
Die fünfzigste und letzte Herald – eine Series 200 – wurde im August 1968 an die israelische Arkia Airlines übergeben. Daraufhin erfolgte die Produktionseinstellung. Bis zum Konkurs des Unternehmens am 31. März 1970 konzentrierte sich Handley Page auf die erfolgversprechendere Jetstream.
Versionen
- H.P.R.3 – vier Kolbenmotoren, 44 Passagierplätze
- H.P.R.7 – zwei Turboprops
- Series 100 – 47 Passagierplätze; 4 Exemplare
- Series 200 – verlängerter Rumpf, 56 Plätze; 36 Exemplare
- Series 300 – geplante Version für den US-Markt
- Series 400 – Militärversion der Series 200 mit seitlicher Frachttür, kann bis zu 50 Soldaten aufnehmen; acht Maschinen für malaysische Luftwaffe
- Series 500 – geplante leistungsstärkere Version der 400
- Series 600 – geplante Version mit gestrecktem Rumpf, stärkeren Motoren und 64 bis 68 Plätzen
- Series 700 – Series 600 mit kürzerem Rumpf, aber größerer Reichweite, 60 Plätze; zehn Bestellungen, aber keine Produktion
Nutzung
Zivile Nutzer
Die letzten Passagierflüge fanden 1985 statt. Eine Series 400 wurde als Frachtflugzeug bis 1999 genutzt.
Brasilien
- Sadia Transportes Aéreos (später Transbrasil)
Deutschland
Frankreich
Guatemala
Israel
Italien
Jordanien
Kanada
Kolumbien
Philippinen
Taiwan
Schweiz
Vereinigtes Königreich
- Zaire
- MMM Aero Service
Militärische Nutzer
Zwischenfälle
- Am 10. April 1965 zerbrach eine Handley Page Herald der jordanischen Alia (JY-ACQ) auf dem Flug von Flughafen Beirut zum Flughafen Amman-Marka 22 km ostnordöstlich von Damaskus in der Luft und stürzte in einen Berg. Alle 54 Insassen starben.[1]
Technische Daten (Dart Herald 200)
Kenngröße | Daten |
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Spannweite | 28,90 m |
Länge | 23,10 m |
Höhe | 7,30 m |
Flügelfläche | 82,3 m² |
Leergewicht | 11.684 kg |
Startgewicht | 19.818 kg |
Besatzung | 2 |
Passagiere | 56 |
Reisegeschwindigkeit | 445 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 495 km/h |
Dienstgipfelhöhe | 9.050 m |
Reichweite | 1.760 km |
Triebwerke | zwei Propellerturbinen Rolls-Royce Dart Mk.527 mit je 1.570 kW |
Siehe auch
- Typen mit vergleichbarer Rolle, Konfiguration und Ära
Literatur
- W. Kopenhagen: Das große Flugzeug-Typenbuch. Transpress, 1987, ISBN 3-344-00162-0.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Unfallbericht JY-ACQ, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 19. Januar 2016.