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Pehr Henrik Ling

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Pehr Henrik Ling (in älteren Quellen meist Per Henrik Ling; * 15. November 1776 in Södra Ljunga (Kronobergs län), Schweden; † 3. Mai 1839 in Stockholm, Schweden) war Dichter, Autor und Begründer der Schwedischen Gymnastik. Er gilt neben Albert Hoffa und Johann G. Metzger als Vater der Klassischen Massage, die deshalb auch Schwedische Massage genannt wird.

Gezeichnetes Porträt von Pehr Henrik Ling aus dem Jahre seines Todes (1839)

Kindheit

In dem Dorf Södra Ljunga in der Provinz Kronobergs län (Historische Provinz Småland) ca. 15 km südlich von Ljungby wurde Pehr Henrik Ling als Sohn des Pfarrers Lars Peter Ling und der Hedvig Maria Molin geboren. Vier Jahre nach Lings Geburt starb sein Vater. Seine Mutter heiratete ein zweites Mal, starb aber kurz nach dieser Hochzeit. Danach war Lings Kindheit nicht mehr sehr glücklich. Zum einen belastete ihn der frühe Tod seiner Eltern, zum anderen war sein Stiefvater sehr streng.

Lehrjahre

Universität Lund – hier wurde Ling zum Fechtmeister ernannt

Für Ling war es eine Erleichterung, als er das Gymnasium in Växjö besuchen konnte. Er kam von seinem Stiefvater weg und fand in der Schulausbildung eine interessante Herausforderung. Es zeigte sich, dass er sehr leicht lernte und sehr wissbegierig war. Er schaffte sein Abitur und wollte dem Lebensweg seines Vaters folgen. Daher ging er im Jahre 1793 an die Universität von Uppsala und studierte dort Theologie. Nach vier Jahren konnte er dieses Studium am 21. Dezember 1797 mit einem Diplom erfolgreich abschließen. Um weiteres Wissen und Lebenserfahrung zu erlangen, entschloss er sich zu einer längeren Reise durch Europa und verließ 1799 Schweden in Richtung Dänemark. Seine erste Station war Kopenhagen. Danach hielt er sich in Deutschland, Frankreich und England auf. Er erlernte die Sprachen der von ihm bereisten Länder, erwarb sich Wissen über das frisch erwachte „deutsche Turnen“ und war in Deutschland als Hauslehrer tätig. Um 1800 ging er als Offizier zur Armee und kämpfte in verschiedenen Kriegen zu Lande und zu Wasser. Obwohl Ling auf seinen Reisen immer wieder Arbeit hatte oder für die Armee kämpfte, war er in diesen Jahren des Öfteren mittellos. Später erzählte er Freunden, dass er stolz darauf sei, seine Lebensbedürfnisse jederzeit auf das äußerste Maß einschränken zu können Vorlage:Lit. Die Jahre der Armut und der Dienst bei Armee hinterließen aber körperliche Spuren: Ling zeigte Symptome von Rheuma und sein Allgemeinzustand war nicht gut.

Ein Ziel, zwei Wege

Im Jahre 1804 errichteten zwei französische Immigranten in Kopenhagen an der hiesigen Universität eine Fechtschule. Interessiert an diesem Sport, reiste Ling nach Dänemark und wurde Schüler der beiden Franzosen. Er zeigte, ähnlich wie damals im Gymnasium, eine enorme Lernleistung und ein großes Talent für diesen Sport. Ling bemerkte, wie sich durch die Dauer und Stetigkeit seiner Fechtübungen das Rheuma und sein Gesundheitszustand deutlich besserten. Durch seine enorme Begabung für das Fechten wurde er weit über die Grenzen von Kopenhagen bekannt, und so kam es, dass er bereits ein Jahr später als Fechtmeister an die Universität von Lund ging. Dort unterrichtete er Fechten und die modernen Sprachen, welche er sich auf seinen Reisen aneignen konnte. Neben seiner Tätigkeit als Dozent hielt Ling Vorträge über die skandinavische Mythologie und beschäftigte sich mit der Vergangenheit des schwedischen Volkes. Durch die Verbesserung seiner Gesundheit neugierig geworden, belegte er die Kurse für Anatomie und Physiologie an der Universität, und war auch in anderen Studiengängen zu sehen.

Ein lange in Lings Kopf befindlicher Gedanke wurde immer reifer und reifer. Er wollte die Schweden zu würdigen Nachkommen der alten Nordländer machen, sowohl aus sportlicher als auch poetischer Sicht Vorlage:Lit. Durch sein Engagement als Dichter und Autor bekam er Kontakt zu Gleichgesinnten, die Anfangs aus Spaß sich trafen, später dann den Götiska förbundet („Gotischer Bund“) gründeten. Ziel war es, den Schweden über Poesie ihren Stolz und ihr nordländisches Nationalgefühl wieder zugeben. Ling selbst schrieb einige Stücke, wie zum Beispiel Asarne oder Gylfe. Er war als Dichter und Autor so erfolgreich, dass die Svenska Akademien (Schwedische Akademie) ihn im Jahre 1835 als Mitglied bestellte und so Ling bis kurz vor seinem Tod den Platz Nummer 18 inne hatte. Auch wenn diese Ernennung eine hohe Auszeichnung ist, liegen Lings wahre Verdienste im Bereich der Fechtkunst und Gymnastik.

1812 bat er die Schwedische Regierung um Gelder für die Einrichtung eines gymnastischen Institutes in Stockholm. Die Antwort war genauso knapp wie direkt. „Wir haben der Jongleurs und Seiltänzer schon genug, ohne ihretwegen die Staatskasse zu belästigen“ Vorlage:Lit. Trotz der klaren Worte gab Ling nicht auf und fragte im nächsten Jahr erneut bei der Regierung an. Inzwischen hatte, durch die Gymnastik und das Fechten, sein Einfluss in der Gesellschaft so stark zugenommen, dass sein Antrag genehmigt wurde. Wenn auch nur geringe Gelder zur Verfügung gestellt würden, konnte Ling 1813 sein Gymnastiska centralinstitutet („Gymnastisches Zentralinstitut“), kurz GCI, in Stockholm gründen und wurde dessen Vorsteher. Fortan gab er sich den Studien seines Fechtens und seiner Gymnastik hin und brachte sein Wissen vielen Schülern bei. Es dauerte nur kurze Zeit, bis seine Übungen in vielen öffentlichen Einrichtungen und bei der Armee eingeführt waren. Seine Art des Bajonettfechtens wird 1818 bei den Truppen der Provinz Schonen eingeübt. Die Geschichte über Lings Gymnastik und seine Erfolge bei der Behandlung von Krankheiten und der Prävention verbreitete sich schnell über Europa. Diese Bekanntheit brachte Ling wieder mehr Einfluss und so wurden die Gelder für das GCI aufgestockt.

Doch so schnell wie sein Ruhm kam, kamen auch die Neider und Kritiker. Besonders Schulmediziner standen seiner Arbeit sehr skeptisch gegenüber und wollten seine Gymnastik höchstens als Behandlung bei Wehwehchen anerkennen. Bis zu seinem Tode blieb Ling umstritten. Da halfen auch die Auszeichnungen wie der Schwedische Professorentitel und der Titel Ritter des Nordstern-Ordens nichts. Etwas Besserung brachte die Wahl zum Mitglied der Sveriges läkarförbund (Schwedische Medizinische Gesellschaft). So sehr ihn sein Kritiker ablehnten, so sehr wurde er von Freunden und Schülern vergöttert. Diese schenkten ihm 1821 eine silberne Medaille: Auf der einen Seite ein Brustbild von Ling, auf der anderen die Umschrift „Dem hochgefeierten Idrottmann von seinen Freunden und Schülern“ Vorlage:Lit.

Die folgenden Jahre verbrachte Ling damit seine Künste zu lehren. Seine Art des Bajonettfechtens wurde 1836 bei der schwedischen Infanterie übernommen. Er schrieb noch weitere Gedichte und die einzigen drei Bücher die es über seine Lehren aus seiner Feder gibt. Wobei das größte und wichtigste Werk, Gymnastikens allmänna grunder, erst ein Jahr nach seinem Tod durch seine Schüler Liedbeck und Karl Augustus Georgii veröffentlich wurde. Ling erkrankte an einer Lebertuberkulose und begab sich auf einen langen Leidensweg bis zu seinem Tod. Trotz der Schmerzen trat er nicht kürzer oder widmete sich mehr seiner Frau und seinen Kindern. Bis zu seinem Tod kämpfte er für seine Überzeugungen und seine Idee. Er starb am 3. Mai 1839 im Kreise seiner Familie und Freunde in Stockholm.

Nach seinem Tod

Nach Lings Tod übernahm sein Schüler, Prof. Lars Gabriel Branting, die Leitung des GCI und führte seine Ideen fort. Die Gymnastik entwickelte sich in zwei unterschiedliche Richtungen. Die eine Richtung zeigte einen gemäßigten Ansatz und verstand die Gymnastik als Teil oder Ergänzung der schulmedzinischen Behandlung. Die andere Richtung wollte die Gymnastik für viele Krankheiten als die einzige Behandlung manifestieren und die Schulmedizin bei diesen Therapien gänzlich vertreiben.

In Anerkennung seiner Verdienste steht heute in Stockholm genau an der Stelle, an der sich früher das GCI befand, an der Kreuzung Hamngatan und Sveavägen, eine Büste Lings. Eine weitere Büste ist in Göteborg zu finden. Das Pfarrhaus, wo er seine Kindheit verbrachte, ist inzwischen zu einem Museum umfunktioniert worden.

Werke

  • Agne (sorgspel), Lund 1812
  • Eylif den göthiske (sorgspel), Stockholm 1814
  • Gylfe, Stockholm 1814
  • Asarne (sånger), Stockholm 1816
  • Riksdagen 1527 (historisk Skadespel), Stockholm 1817
  • Den heliga Birgitta (sorgspel), Stockholm 1818
  • Eddornas sinnebildslära för olärde (framställd), Stockholm 1819
  • Blot-Sven (sorgspel), Stockholm 1824
  • Styrbjörn Starke (historiskt skådespel 1), Stockholm 1824
  • Ingiald Illråda och Ivar Widfamne (historiskt skådespel 2), Stockholm 1824
  • Reglemente för gymnastik, Stockholm 1836
  • Reglemente för bajonett fäktning, Stockholm 1838
  • Gymnastikens allmänna grunder, Uppsala 1840 (von seinen Schülern vollendet)

Literatur

  • Hugo Rothstein: Die Gymnastik nach einem Systeme des Schwedischen Gymnasiarchen P. H. Ling. Schroeder, Berlin 1848.
  • Dr. Franz Kirchberg: Handbuch der Massage und Heilgymnastik. Band 1, Georg Thieme Verlag, Leipzig 1926.
  • Karl Warburg: Svensk Litteraturhistoria i sammandrag. P. A. Norstedt & Söners Förlag, Stockholm 1904.
  • Herman Hofberg: Svenskt Biografiskt Handlexikon. Albert Bonniers Förlag, Stockholm 1906
  • Horace Everett Hooper: The Encyclopædia Britannica. 11. Auflage, o. O. 1911.