Urgeschichte Österreichs
Hauptartikel: Geschichte Österreichs
Die Urgeschichte Österreichs reicht vom ersten Nachweis der Anwesenheit von Menschen auf österreichischem Boden bis zum Einsetzen der Schriftgeschichte durch die römische Okkupation. Dies umfasst etwa einen Zeitraum vor 270.000/300.000 Jahren bis um Christi Geburt. Auch auf Grund der geographischen Besonderheiten war Österreich nicht zu allen Epochen gleichmäßig dicht besiedelt und einheitlich kulturell geprägt.
Paläolithikum
Während der Eiszeiten war der Alpenraum vergletschert und nur die eisfreien Gebiete wurden vom Menschen begangen. Über 50% der bisherigen altsteinzeitlichen (paläolithischen) Funde stammen aus den zumeist jungpaläolithischen Freilandstationen Niederösterreichs.
Die ältesten archäologischen Funde in Österreich gehören dem Mittelpaläolithikum, der Zeit des Altmenschen (Homo sapiens neanderthalensis, Neandertaler), an. Sie datieren rund 270.000 Jahre zurück.
Neben den zahlreichen Spuren der jungpaläolithischen Spuren der Steingeräteherstellung (u.a. Silex, Bergkristall) sind in Grub bei Stillfried und Stratzing (Niederösterreich) auch seltene Nachweise von zeltartigen Behausungen gelungen. Besonderheiten sind Kunstwerke dieser Zeit. Die 1988 entdeckte Statuette aus der Aurignacien-Station von Stratzing/Krems-Rehberg (Tanzende Fanny) ist eine 7,2 cm große Reliefplastik aus grünlichem Amphibolit-Schiefer. Sie ist rund 32.000 Jahre alt und fügt sich nicht in das gängige Bild fettleibiger Frauen dieser Epoche, wie die aus Kalkstein gefertigte und ehemals rot bemalte Venus von Willendorf (ca 25.000 Jahre alt, 11 cm hoch), ein. Menschliche Skelettreste aus der Altsteinzeit sind sehr selten. Sie sind in Österreich erst für das Jungpaläolithikum, der Zeit des Neu- oder Jetztmenschen Homo sapiens sapiens nachgewiesen. Im 19. Jahrhundert wurde in Spitz/Mießlingtal und am Krems/Hundsteig Menschenknochen gefunden, die aber aus Aberglaube und Unkenntnis zerstört wurden. Weitere spärliche Relikte stammen aus Willendorf Aggsbach und Schletz. Im Herbst 2005 wurde bei Ausgrabung der Gravettien-Station Krems/Wachtberg eine 27.000 Jahre alte Säuglings-Doppelbestattung entdeckt. Die Kleinkinder waren mit Rötel unter einem Mammutschulterblatt gemeinsam und in gleicher Haltung bestattet worden. Eine Kette mit tropfenförmigen Elfenbeinperlen gehörte zur Grabausstattung. Die älteste Epoche der menschlichen Geschichte endet in Österreich vor rund 8.000 Jahren.
Mesolithikum
Fundplätze des Mesolithikums sind bisher wenige bekannt. Im Bodensee-Rheintal wurden mesolithisch genutzte Abris untersucht. Aufsammlungen zeigen, dass auch mit hochgelegenen Fundstellen in Nordtirol (Looser Sattel, Schwarz), Tuxer Joch (Hintertux) zu rechnen ist. Zu den frühmesolithischen Fundstellen gehören u. a. Salzburg-Maxglan, Kamegg, Limberg und Bisamberg (Niederösterreich). In Elsbethen bei Salzburg wurde bei der Untersuchung eines Abris eine Kinderbestattung aus dem Spätmesolthikum entdeckt. Ebenfalls an die Schwelle zur frühen Jungsteinzeit sind die Fundstellen von Rheinbalme bei Koblach (Vorarlberg) und Neusiedl am See (Burgenland) und Mühlfeld (Niederösterreich)zu datieren.
Neolithikum
Während der Jungsteinzeit werden nach und nach alle Regionen Österreich in denen Landwirtschaft möglich ist oder Rohstoffe vorhanden sind, besiedelt. Die Linearbandkeramik ist in Niederösterreich (Brunn am Gebirge)und Burgenland (s. a. Geschichte des Burgenlandes) ab dem 6. Jahrtausend v. Chr. nachgewiesen, in den inneralpinen Gebieten stehen solche Nachweise noch aus. Im 5. Jahrtausend beginnt während der Bemaltkeramik/Lengyel-Kultur die Ausbreitung in die Becken- und Tallandschaften der Steiermark, Kärntens und Salzburgs.
Chalkolithikum
Kupferzeitliche Erzsucher dürften bei der Erschließung der inneralpinen Gebiete eine große Rolle gespielt haben. Während der Kupferzeit formen sich die inneralpine Mondseekultur mit ihren Pfahlbauten und Seeuferrandsiedlungen sowie die pannonisch-karpatenländische Badener Kultur. Die ältesten Artefakte aus Kupfer dürften aus dem Karpatenbecken nach Österreich verhandelt worden sein. Kleine Perlen aus einem Kindergrab bei Bisamberg sowie der Depotfund von Stollhof (Niederösterreich) gehören zu den wenigen Metallfunden dieser Zeit.