Zum Inhalt springen

Rabbi Hillel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. März 2006 um 23:23 Uhr durch König Alfons der Viertelvorzwölfte (Diskussion | Beiträge) (Die [[Schlagwort]]e von Hillels Regeln). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Grab des Hillel um 1900

Rabbi Hillel (* ca. 60 v. Chr.; † ca. 10) war einer der bekanntesten jüdischen Schriftgelehrten, Vorsteher des Sanhedrin und Gründer einer liberalen Schule zur Auslegung der Schrift, auf den sich Juden bis heute oft berufen.

Hillel im Judentum

Hillel galt als weitherziger, geduldiger Gesetzeslehrer, der die Gewaltlosigkeit predigte und zahlreiche Schüler hatte. Sein "Gegenspieler" war Rabbi Schammai, der das Gesetz der Thora in manchem strenger auslegte, denn Schammai galt als sehr gewissenhaft. Bis heute sind Hillels Worte in der jüdischen Überlieferung von wesentlicher Bedeutung, vor allem in der jüdischen Ethik.

Seinen Aussagen nach lässt sich das Gesetz in einer "Goldenen Regel" zusammen fassen:

„Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem andern zu.”

Die Sprüche der Väter enthalten mehrere Aussagen von ihm. Ein berühmtes Beispiel:

Wenn ich nicht für mich bin, wer ist für mich? Und solange ich nur für mich bin, was bin ich? Und wenn nicht jetzt, wann?

Von Rabbi Hillel sind außerdem sieben Auslegungsregeln der Hl. Schrift überliefert, die aber vermutlich erst später nach seinen Grundsätzen formuliert wurden. Er liegt der christlichen Bibelauslegung recht nahe. Neben diesen Regeln des Hillel gibt es auch noch die 13 Regeln des Rabbi Jischmael, eines großen Gelehrten aus der Zeit Bar Kochbas (um 135).

Die Schlagworte von Hillels Regeln

  1. Vom Leichteren auf das Schwerere (lat: a minore ad maius, hebr: qal wachomer)
  2. Gleiche Verordnung - gleiche Satzung (Analogieschluß)
  3. Gründung einer Familie von einem Wort (Verallgemeinerung besonderer Gesetze)
  4. Gründung einer Familie von zwei Wörtern (obiges auf Basis zweier Stellen in der Thora)
  5. "Allgemeines und Besonderes": Schluss vom Allgemeinen auf das Besondere und umgekehrt.
  6. Ähnliches an einer anderen Stelle: lockerer als der Analogieschluss
  7. Schluss aus dem Kontext (Zusammenhänge der Situation).

Hillel im Christentum: Ist Hillel Jesus begegnet?

Es wird vermutet, dass Hillel jener Schriftgelehrte war, von dem im Markusevangelium (Mk. 12,28-34) die Rede ist - bei der Frage nach dem wichtigsten Gebot. Der Text wiedergegeben nach der Einheitsübersetzung:

28 Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt hatte, wie treffend Jesus ihnen antwortete, ging er zu ihm hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen?
29 Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.
30 Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.
31 Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.
32 Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm,
33 und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer.
34 Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.