Onsen
Ein Onsen (Jap. 温泉, auf Karten und Schildern oft als 湯 oder ゆ (yu, heißes Wasser) oder auch als ♨ dargestellt) ist die japanische Bezeichnung für eine heiße Quelle. Im allgemeinen versteht man unter Onsen ein öffentliches Bad (Sento) das von einer natürlichen heißen Quelle gespeist wird.

Da ganz Japan in vulkanisch aktivem Gebiet liegt, finden sich Onsen nahezu überall in Japan, die südlichsten finden sich auf Taiwan, wo sie während der japanischen Kolonialzeit eingerichtet wurden. Städte mit vielen guten Onsen sind in Japan Kurorte (jap. hoyōchi 保養地) nach westlichem Vorbild und man erkennt sie dara, dass ihren Namen ein "-Onsen" ängehängt ist. Die berühmtesten sind Beppu-Onsen auf Kyushu und das Dogo-Onsen in Matsuyama auf Shikoku. Weitere berühmte Kurorte finden sich auf der Izu-Halbinsel.
Die meisten Onsen haben ihre Becken im Freien, das Wasser muss anders als beim Sento aus einer vulkanischen Quelle kommen, darf aber künstlich erhitzt werden. Viele Onsen haben auch andere Spa-Einrichtungen, künstliche Wasserfälle, Massageangebote und Saunen. Dennoch haben sich einige der berühmtesten Onsen, wie das Tsuru-no-Yu in Akita, ihre Ursprünglichkeit erhalten und verzichten auf solche Zusatzangebote. Aufgrund der hohen mineralischen Anteile die viele Onsen in ihrem Wasser haben gelten sie als gesundheitsfördernd, es kann aber auch sein, dass den verschiedenen Becken eines Onsen Minerale zugefügt werden.

Das Bad und damit auch das Onsen spielt in der japanischen Kultur eine wichtige Rolle, vornehmlich zum Entspannen nach der Arbeit. Wie auch beim Sento wäscht man sich vor dem Eintauchen in ein Onsen-Becken gründlich. Traditionell hat im Onsen das ganze Dorf ohne Trennung der Geschlechter nackt gebadet, was sich mit der„Verwestlichung“ im Laufe der Meiji-Restauration änderte. Es gibt noch ein paar wenige Onsen, in denen Männer und Frauen unbekleidet gemeinsam baden. Öffentlich einsehbare und neuere gemischte Onsen verlangen Badebekleidung, in normalen Onsen ist diese jedoch nicht erwünscht.
Onsen aus denen so heißes Wasser sprudelt, dass man darin nicht mehr Baden kann, werden auch als Jigoku (Hölle) bezeichnet.
Onsen-Etikette
Tätowierungen sind in Onsen, ebenso wie in Sento, eigentlich verboten. Dies trifft in erster Linie Mitglieder der organisierten Kriminalität, da in Japan Tätowierungen bisher in dieses Millieu gehörten.
Generell sind Onsen in Japan ein Ort der Entspannung, wo der strikte Verhaltenskodex, der das soziale Leben regelt, gelockert ist und die Hierarchien eingeebnet sind. Im Onsen schwitzt der kleine Angestellte gleichberechtigt neben dem Firmenboss. Es ist aber selten, dass Firmengruppen ein Onsen besuchen, viel mehr sind es Freunde, Familien und Päarchen die zusammen ein Onsen besuchen. Es wird viel Wert auf Ruhe gelegt, ein leises Gespräch kann es aber geben. Es kann auch vorkommen, dass Fremde miteinander ein Gespräch anfangen, wozu im sonstigen Leben selten Gelegenheit besteht.
Vor dem Bad gibt es einen Umkleidebereich, in dem die Kleidung in einen Korb oder ein Schließfach abgelegt wird. Zur Onsen-Ausrüstung gehört ein kleines Handtuch, das man zum Schweißabwischen auf die Stirn legen kann, außerdem kann man es schamhaft vor den Intimbereich halten oder nötigenfalls eine Tätowierung verdecken. Bevor man ins Wasser steigt, nimmt man eines der kleinen Bänkchen und eine Schüssel und begibt sich zu einem zahlreicher Waschplätze mit Kalt- und Warmwasser an einer Wand des Baderaumes: Geduscht wird dort im Sitzen auf dem Bänkchen oder man überspült sich mit Wasser aus der Schüssel. Dabei legen viele Badegäste eine Ganzkörperpflege inklusive Rasur ein.
Frisch gepflegt kann man ins Badebecken steigen. Da das Wasser in der Regel sehr heiß ist, sollte man nicht zu lange darin verbringen (und sich auch nicht auf entsprechende Wettbewerbe einlassen). Vor dem Eintauchen sollte man die Temperatur mit dem Fuß testen (und diesen eventuell mit einem atsui! (熱い, dt. heiß) wieder zurückziehen). Schwindelgefühl nach zu langem heißen Baden wird im Japanischen als yu-atari (湯中り) bezeichnet.
Einige Onsen (z.B. das Dogo-Onsen) bieten nach dem Bad einen Raum zur Entspannung, in dem man im Yukata auf einem Zabuton sitzen und eine Schale Tee genießen kann.