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Amt Wolkenstein

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Das Amt Wolkenstein war eine im Erzgebirgischen Kreis gelegene territoriale Verwaltungseinheit des Kurfürstentums Sachsen.

Bis zum Ende der sächsischen Ämterverfassung im Jahr 1856 bildete es den räumlichen Bezugspunkt für die Einforderung landesherrlicher Abgaben und Frondienste, für Polizei, Rechtsprechung und Heeresfolge.

Geographische Ausdehnung

Das Gebiet des Amtes Wolkenstein reichte in der Süd-Nord-Ausdehnung vom Kamm des mittleren Erzgebirges an der böhmischen Grenze bis an den südlichen Rand von Chemnitz. Es umfasste das obere Tal der Zschopau von Schönfeld über Wolkenstein bis in die Gegend von Scharfenstein mit seinen Seitenflüssen Greifenbach, Pöhlbach, Sehma und Preßnitz. Östlich davon lagen die Seitenflüsse der Flöha Schlettenbach, Rote Pockau und Schwarze Pockau teilweise im Amtsgebiet. Von Ost nach West reichte das Gebiet von der Bergstadt Lengefeld über die Bergstädte Marienberg, Wolkenstein und Annaberg bis zu den Bergstädten Geyer, Thum und Ehrenfriedersdorf.

Die Exklave Großhartmannsdorf lag östlich vom Amt, getrennt durch einen schmalen Streifen des Amts Lauterstein. Die Exklave Voigtsdorf lag südöstlich der Exklave Großhartmannsdorf und war von dieser durch einen schmalen Streifen des Kreisamts Freiberg getrennt.

Das Gebiet des ehemaligen Amts Wolkenstein liegt heute im östlichen Zentrum des Erzgebirgskreises im Freistaat Sachsen. Drei Orte gehören heute zur kreisfreien Stadt Chemnitz.

Angrenzende Verwaltungseinheiten

Amt Stollberg Amt Chemnitz Amt Augustusburg
Amt Grünhain Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Amt Lauterstein
Mühlenamt Annaberg Königreich Böhmen

Geschichte

Das Amt Wolkenstein war ein territorial ausgedehntes Amt im mittleren Teil des sächsischen Erzgebirges. Es wurde im 13. Jahrhundert von den Herren von Waldenburg gegründet, welche seit 1241 als Landesherren nachweisbar sind. 1375 tauschte das Kloster Chemnitz ihre Exklave Großhartmannsdorf mit den Herren von Waldenburg gegen die Herrschaft Rabenstein. Großhartmannsdorf kam als Exklave zur Herrschaft Wolkenstein.

Nach dem Aussterben der Waldenburger gelangte das Amt 1479 an den sächsischen Kurfürsten. Seit der Leipziger Teilung 1485 war das Gebiet albertinisch. Nachdem Heinrich von Sachsen, der jüngere Bruder des regierenden Herzogs Georg von Sachsen, am 30. Mai 1505 in einem Vertrag mit seinem Bruder Georg auf sein Erbteil Friesland verzichtete, bekam er als Entschädigung die Ämter Freiberg und Wolkenstein zugesprochen. 1548 kam die Exklave Großhartmannsdorf an das Kreisamt Freiberg. 1596 kam das ehemalige waldenburgische Amt Rauenstein zum Amt Wolkenstein. Seit 1696 gehörte die Exklave Rittergut Großhartmannsdorf (vom Kreisamt Freiberg) und Rittergut Voigtsdorf mit Voigtsdorf und Wolfsgrund (vom Amt Frauenstein) zu Wolkenstein. 1794 wurde das Gebiet des aufgelösten Mühlenamts Annaberg in das Amt Wolkenstein integriert.

1832 kamen die Orte Einsiedel, Erfenschlag und Reichenhain unter die Verwaltung des Amts Chemnitz. Die Exklaven Großhartmannsdorf und Voigtsdorf mit den Orten Großhartmannsdorf, Voigtsdorf und Wolfsgrund wurden dem Kreisamt Freiberg zugeordnet. Nieder- und Neuhaselbach kamen mit der Ratsseite von Pobershau an das Amt Lauterstein.[1]

Zugehörige Orte

Hauptort des Amtes war die namensgebende Stadt Wolkenstein mit der um 1200 erbauten Burg Wolkenstein. Eine weitere bedeutende Burg im Gebiet ist die Burg Scharfenstein.

Orte des Amts Wolkenstein
Ort heutige Ortszugehörigkeit Bemerkungen
Bergstadt Wolkenstein Stadt Wolkenstein mit der Burg Wolkenstein
Falkenbach, Floßplatz, Gehringswalde, Heinzebank, Hilmersdorf, Huth, Kohlau, Niederau, Schönbrunn, Warmbad Stadt Wolkenstein
Bergstadt Lengefeld Stadt Pockau-Lengefeld
Kalkwerk, Vorwerk, Obervorwerk Stadt Pockau-Lengefeld
Rauenstein, Stolzenhain, Wünschendorf Stadt Pockau-Lengefeld Orte gehörten vor 1596 zum Amt Rauenstein mit dem Schloss Rauenstein (Erzgebirge)
Nieder- und Neu-Haselbach Gemeinde Pfaffroda 1832 an das Amt Lauterstein
Großhartmannsdorf, Neuwaltersdorf (Exklave) Gemeinde Großhartmannsdorf zwischen 1548 und 1696, sowie ab 1832 zum Amt Freiberg gehörig
Voigtsdorf, Wolfsgrund, (Exklave) Gemeinde Dorfchemnitz bei Sayda vor 1696 zum Amt Frauenstein, ab 1832 zum Amt Freiberg gehörig
Großolbersdorf, Hohndorf, Hopfgarten Gemeinde Großolbersdorf
Drebach Gemeinde Drebach
Scharfenstein Gemeinde Drebach mit der Burg Scharfenstein
Venusberg, Grießbach Gemeinde Drebach Wilischthal ist erst um 1905 entstanden
Weißbach, Dittersdorf Gemeinde Amtsberg gehörten ehemals zur Herrschaft Weißbach
Eibenberg mit Neu-Eibenberg, Kemtau Gemeinde Burkhardtsdorf gehörten ehemals zur Herrschaft Weißbach
Einsiedel, Erfenschlag, Reichenhain Stadt Chemnitz gehörten ehemals zur Herrschaft Weißbach, ab 1832 zum Amt Chemnitz
Gelenau/Erzgeb. (Nordseite) Gemeinde Gelenau/Erzgeb. Südseite gehörte zum Amt Augustusburg
Herold Stadt Thum
Stadt Thum, Dorf Thum und Jahnsbach Stadt Thum gehörten ehemals zur Herrschaft Greifenstein
Bergstadt Ehrenfriedersdorf Stadt Ehrenfriedersdorf gehörte ehemals zur Herrschaft Greifenstein
Bergstadt Geyer Stadt Geyer gehörte ehemals zur Herrschaft Greifenstein
Thermalbad Wiesenbad, Neundorf, Plattenthal, Wiesa, Himmelmühle Gemeinde Thermalbad Wiesenbad
Schönfeld Gemeinde Thermalbad Wiesenbad gehörte ehemals zur Herrschaft Greifenstein
Tannenberg (anteilig) Gemeinde Tannenberg Teil rechts der Zschopau gehörte bis 1794 zum Mühlenamt Annaberg
Tannenberg (anteilig) Gemeinde Tannenberg Teil links der Zschopau gehörte ehemals zur Herrschaft Greifenstein
Siebenhöfen Gemeinde Tannenberg gehörte ehemals zur Herrschaft Greifenstein
Bergstadt Annaberg Stadt Annaberg-Buchholz
Frohnau Stadt Annaberg-Buchholz mit der Herrenmühle, gehörte bis 1794 zum Mühlenamt Annaberg
Geyersdorf, Kleinrückerswalde Stadt Annaberg-Buchholz gehörten bis 1794 zum Mühlenamt Annaberg
Königswalde (Ratsseite) Gemeinde Königswalde Amtsseite gehörte zum Amt Schlettau (zu Amt Grünhain)
Bergstadt Jöhstadt Stadt Jöhstadt
Grumbach mit Neugrumbach, Oberschmiedeberg, Schmalzgrube, Steinbach Stadt Jöhstadt
Mildenau mit Plattenthal Gemeinde Mildenau
Arnsfeld mit Mittelschmiedeberg und Oberschaar Gemeinde Mildenau
Großrückerswalde, Boden, Mauersberg, Niederschmiedeberg, Schindelbach, Streckewalde, Wolfsberg Gemeinde Großrückerswalde
Bergstadt Marienberg Stadt Marienberg
Dörfel (Marienberg) (ab 1834), Gebirge, Gelobtland, Hüttengrund, Kühnhaide, Reitzenhain, Satzung, Pobershau (Ratsseite, bis 1832) Stadt Marienberg Pobershau (Amtsseite) gehörte zum Amt Lauterstein

Literatur

  • Lothar Wendler: Burgen im Westerzgebirge – an Mulde, Schwarzwasser und Zschopau, aus der Reihe „Unsere Heimat“, Rockstrohs illustrierte Blätter zur Geschichte des Westerzgebirges, Druckerei & Verlag Mike Rokstroh, Aue 2004
  • Leo Bönhoff: Die ältesten Ämter der Mark Meißen. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte. Band 38, 1917, S. 17–45 (Digitalisat).
  • Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas, Chemnitz 2009, ISBN 978-3-937386-14-0
  • André Thieme: Die Ämter Freiberg und Wolkenstein. Historische Entwicklung und Strukturen bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, in: Yves Hoffmann, Uwe Richter (Hrsg.): Herzog Heinrich der Fromme (1473 - 1541), Beucha, 2007, ISBN 978-3-86729-005-0
  • Ämterverzeichnis Amt Wolkenstein, Rauenstein und das Mühlenamt Annaberg im historischen Ortsverzeichnis von Sachsen.

Einzelnachweise

  1. Die Wolkensteiner Amtsorte im 19.Jahrhundert im "Handbuch der Geographie", S. 251f.