Zum Inhalt springen

Max Linde

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. März 2006 um 12:34 Uhr durch Kresspahl (Diskussion | Beiträge) (Sammlung Dr. Linde). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Dr. med. Max Linde (* 1862; † 23. April 1940 in Lübeck war Augenarzt in Lübeck und ein bekannter Mäzen und Kunstsammler des frühen 20. Jahrhunderts.

Leben

Linde'sche Villa in Lübeck

Linde wurde als ältester Sohn des Apothekers und angesehenen Lübecker Photographen Hermann Linde geboren. Nach Studium und anschließender Tätigkeit als Schiffsarzt ließ er sich zunächst in Hamburg als Arzt nieder, wandte sich um 1892 der Augenheilkunde zu und eröffnete 1897 seine Augenarztpraxis in Lübeck. Mit dem Vermögen seiner Frau Marie und deren Unterstützung war es ihm in der Zeit bis zum 1. Weltkrieg möglich, eine der größeren und bedeutenderen privaten Kunstsammlungen seines Sammelgebiets Europas aufzubauen. Die Familie Linde konnte in Lübeck eines der schönsten klassizistischen Sommerhäuser vor den Toren der Stadt erwerben, die heute nach ihr benannte Lindesche Villa in der Vorstadt St. Jürgen. Dr. Max Linde verlor sein Vermögen in der Inflation der 20er Jahre, die Sammlung wurde in alle Welt zerstreut. Er bewohnte bis zu seinem Tode eine Wohnung im Obergeschoss der Villa Linde, die nach dem Erwerb durch die Stadt Lübeck heute als Standesamt der Hansestadt dient.

Sammlung Dr. Linde

Der Denker, Guss in Kyoto
Lindes Denker vor dem Museum in Detroit

Schwerpunkte der Sammlung von Dr. Max Linde waren Gemälde des französischen Impressionisten und Werke von Max Liebermann und Arnold Böcklin sowie Skulpturen. Der Kunsthistoriker Grauthoff beschreibt sie in seiner Julia Mann („Lula“) gewidmeten Kunstgeschichte Lübecks (1908): ...Dann wird auch die Stunde gekommen sein, in der die Lübecker den Wert und die Bedeutung ihres Mitbürgers Dr. Linde erkennen, dessen Kunstsammling heute als die einzige bedeutende Kunstsammlung eines Lübeckers in Berlin und Paris besser bekannt ist, als in Lübeck selbst. Dr. Linde besitzt die größte privatsammlung Rodinscher Skulpturen auf dem Kontinent, eine schöne Gemäldesammlung, in der die großen Meister der französischen Malerei und der Norweger Edward Munch mit bedeutenden Werken vertreten sind; Linde hat durch seine Sammlung den Namen der Stadt Lübeck als der Stätte eines europäisch gebildeten Mäcens in der ganzen europäischen Kunstwelt bekannt gemacht.

Auch der Park der Lindeschen Villa zeichnete sich durch Skulpturen Rodins aus, wie zum Beispiel Das Eherne Zeitalter, aus. Lindes Guß des Penseur war ein auf 198 cm vergrößerter Guß der Gießerei Alexis Rudier (monumentale Version), dessen authorisierte Provienenz allerdings heute wissenschaftlich unklar ist. Er soll vorher 1904 in Leipzig ausgestellt worden sein und gelangte nach dem Verkauf (wohl 1922) in den Besitz des Detroit Institute of Arts, wo er heute vor dem Haupteingang des Museums aufgestellt ist. Es wird angedeutet, dass Linde 1904 von seinem Berliner Galeristen mit einem Gießereiguß getäuscht worden sein könnte.

Der Sammler Albert Kollmann vermittelte den Kontakt zu Edvard Munch, der ab 1902 in Lübeck dann häufig bei den Lindes zu Gast war und dort auch für längere Zeiten lebte und arbeitete. Insofern ist der "Linde'sche Guß des Denkers" zumindest der einzige, der von Edvard Munch gemalt wurde. Eines der Hauptwerke Munchs, das Porträt Die Söhne des Dr. Linde ist so vom Ursprung her erklärt und zeugt im Behnhaus von dieser Zeit der Freundschaft zwischen Mäzen und Künstler. Der letzte Besuch Munchs in Lübeck erfolgte 1926.

Literatur

  • Otto Grautoff: Lübeck, Reihe Stätten der Kultur, Band 9, Leipzig 1908, S. 156 ff
  • Friedrich v. Rohden: Von alten Lübecker Ärzten, in: Der Wagen 1960, S. 83 (90ff)
  • Lothar Linde: Erinnerungen an Marie Linde, in: Der Wagen 1961, S. 101 ff