Großer Park von Tirana

Der Große Park (albanisch Park i madh i Tiranës) ist ein Stadtpark in der albanischen Hauptstadt Tirana. Zum Park gehört auch der Künstliche See. Sowohl bei Einheimischen wie auch bei Besuchern der Stadt ist der Park ein beliebter Erholungsort.
Der Park hat eine Fläche von 234[1] oder 232 Hektar.[2]
Lage und Gelände

Der Park schließt sich im Süden ans Stadtzentrum an und bildete lange auch das südliche Ende der Stadt. Er umfaßt ein Hügelgelände im Südosten der Ebene von Tirana, das oberhalb des Hauptgebäudes der Universität Tirana eine Höhe von 147 m ü. A. und im Südosten des Geländes eine Höhe von über 180 m ü. A. erreicht.[3]
Westlich des Hügels liegt der See, hinter dem sich im Südwesten ein über 300 m ü. A. hoher Hügelzug erhebt. An der Nordostflanke dieses Hügelzugs liegen der Zoo und der Botanischer Garten der Stadt, die ebenfalls zum Großen Park gehören.[2] Davor verläuft die Ringstraße Unaza e madhe, die als Verlängerung der Autobahn A3 im Südwesten den Park begrenzt. Im Süden grenzt der Park an den Vorort Sauk. Im Südosten liegt das nicht öffentlich Gelände des Pallati i Brigadave. Die Rruga e Elbasanit verläuft entlang der Ostgrenze des Parks. Jenseits dieser Straße liegt der Heldenfriedhof (Varrezat e Dëshmorëve e Kombit) mit der Monumentalstatue Mutter Albanien.
Die Hügel sind stark bewaldet. cypress alley
See

Der künstliche See von Tirana albanisch Liqeni artificial i Tiranës hat eine Fläche von 55 Hektar.[Anmerkung 1] Er wurde in den Jahren 1958–1960 errichtet.[2] Der Damm wurde von „Freiwilligen“ aufgeschüttet.[4] Der über die Jahre wiederholt erhöhte und heute 17 Meter hohe Staudamm ist 400 Meter lang.[5][6] Der See ist rund einen Kilometer lang und etwa 600 Meter breit. Sein Einzugsgebiet umfaßt 548 Hektar. Zudem wurde früher Wasser vom Farka-See mittels einem 5,5 Kilometer langen Kanal zugeführt, um die Zirkulation im See sicherzustellen.[5]
In der Vergangenheit gab es wiederholt Probleme mit der Stabilität des Dammes.[5]
Einrichtungen
Bauwerke

Im nördlichen Bereich auf dem Rücken des Hügels steht die Kirche des Heiligen Prokopios (albanisch Kisha e Shën Prokopit). Die ehemalige Kirche wurde 1967 durch ein Ausflugsrestaurant ersetzt, als in Albanien die Religionen verboten wurde. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems ging das Grundstück zurück an die orthodoxe Kirche, die die Gaststätte seither wieder als Gotteshaus nutzt. Die 1967 zerstörte Kirche wurde 1945 eingeweiht als Ersatz für die alte Prokopios-Kirche aus den 1780er Jahren, die erste orthodoxe Kirche Tiranas, die auf dem Gebiet der Akademia e Arteve stand und abgebrochen wurde, als der Bulevardi Dëshmorët e Kombit angelegt wurde.[7][8]
Pallati i Brigadave Mausoleum der albanischen Königsfamilie
Universität Tirana und das Gebäude der Fakultät für Geologie und Bergbau. Theater
Zahlreiche Restaurants und das Hotel Sheraton. Tennisplätze, Jogging-Track und öffentliche Work-out-Area. Privatschule. Wohn- und Hochhäuser.

Der Zoo von Tirana (albanisch Kopshti Zoologjik i Tiranës) wird wegen der Tierhaltung immer wieder kritisiert.[9] Die amerikanische Naturschutzorganisation Mother Nature Network bezeichnete in als „Gefängnis für Tiere“ und führte ihn in einer 2011 publizierten Liste der sechs traurigsten Zoos der Welt.[10] Der 1971 eröffnete Tierpark ha eine ursprüngliche Fläche von 5,97 Hektar, wovon rund 20 % Gewässer sind.[11]
Der Botanische Garten (albanisch Kopshti Botanik) wurde ab 1964 auf einer Fläche von 14,5 Hektar angelegt und 1971 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Park wachsen rund 1400 verschiedene Pflanzenarten und Varietäten, die fast ein Drittel der 3250 Pflanzenarten in Albanien repräsentieren; zeitweilen sind es sogar 2000 Arten gewesen. Es handelt sich um den einzigen Botanischen Garten des Landes. Er wird von der Universität Tirana unterhalten.[6][12][13] Teile des Geländes wurden bereits durch neue Wohnhäuser überbaut und am östlichen Rand des Botanischen Gartens wurde die neue Umfarhungsstraße Unaza e madhe erbaut.[14]
Monumente
Lapidar Monument Debatik
Gräber & Friedhöfe
Etwas oberhalb der Kirche liegen mehrere Gräber. Ein Grabmal erinnert an Faik Konica, einem Publizisten, der sich in der Rilindja-Bewegung für Albaniens Unabhängigkeit stark gemacht hat. In seinem amerikanischen Exil war er später als Diplomat tätig. 1942 verstarb er in Washington, D.C.. Seine Überreste wurden nach dem Ende des Kommunismus im Jahr 1998 von einem Friedhof in Boston nach Tirana überführt.[15][4]
Gleich nebenan befinden sich die Gräber der Gebrüder Abdyl und Naim Frashëri, denen auch eine Büste von Sami Frashëri beigefügt wurde. Die Überreste der beiden Nationaldichter und Freiheitskämpfer wurden 1937 von Istanbul nach Albanien gebracht.[16][Anmerkung 2]
Gleich westlich der Anlage mit den vier Patrioten liegt der Deutsche Soldatenfriedhof mit Gräbern und Gedenksteinen für Wehrmachtssoldeten. Einige Meter südlich der Frashëri-Gräber wird seit 1995 auf dem Britischen Soldatenfriedhof an 46 britische Soldaten erinnert, die für den albanischen Widerstand kämpfend in Albanien gefallen sind. Ihre Gräber liegen an anderen Orten, mehrheitlich in einem Massengrab in der Nähe der Universität.[17]
Geschichte
Der recht kahle Hügel wurde nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich begrünt; bereits 1946 wurde begonnen, Pappeln und Akazien zu pflanzen.[2] Die Stadtplaner haben eine räumliche Trennung von Wohn-, Arbeits- und Industriegebieten vorgesehen mit dem Süden der Stadt als Erholungsraum.[18]
Im Jahr 2015 haben Aktivisten wiedrholt gegen die Bautätigkeit rund um den See und den Park protestiert. Seit dem Jahr 2000 wurden südlich vom See zahlreiche Appartementhäuser gebaut.[19]
Betonisierung Ein Teil des Botanischen Gartens wurde mit Gebäuden und der neuen Umfahrungsstraße überbaut.[14]
Kritik am Eingang Geplante Erweiterung.
Anmerkungen
- ↑ Abweichend von allen anderen Quellen nennt Ballo eine Fläche von 35,5 Hektar.
- ↑ Oft wird auch das Jahr 1978 als Datum der Überführung genannt (so zum Beispiel Fjalori Enciklopedik Shqiptar (S. 289)
Weblinks
- Atelier Albania: Lake Park Research Report (PDF; englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Plani i përgjithshëm vendor. Bashkia Tirana, , abgerufen am 3. Januar 2016 (albanisch).
- ↑ a b c d Akademia e Shkencave e RPSSH (Hrsg.): Fjalor enciklopedik shqiptar. Tirana 1985, Parku i madh i Tiranës, S. 796.
- ↑ Albanische Militärkarte 1:50.000 „K-34-100-B Tirana“. 2. Auflage, Tirana 1981
- ↑ a b Çfarë të vizitoni në Tiranë. In: Tirana Online. Abgerufen am 3. Januar 2016 (albanisch).
- ↑ a b c Fitim Ballo: Technical Report – Project of the Hydrologic Rehabilitation of the National Park of Tirana Lake. (PDF) In: Lake Park Research Report. Atelier Albania, , S. 45–74, abgerufen am 3. Januar 2016 (englisch, Kapitel „3. Park Rehabilitating Proposal – Water Surface“).
- ↑ a b Koha Jonë: „Mushkeria“ e Tiranes, drejt betonizimit. In: Info Arkiva. Abgerufen am 3. Januar 2016 (albanisch).
- ↑ Gazmend Bakiu: Tirana e vjetër. Mediaprint, Tirana 2013, ISBN 978-9928-08101-8, Kisha e Shën Prokopit, S. 97 f.
- ↑ Spiro Vasil Mëhilli: Tirana (1920–1944). Mediaprint, Tirana 2014, ISBN 978-9928-08155-1, Kisha Ortodokse, S. 209.
- ↑ Dorjana Bezat: Horror në Kopshtin Zoologjik të Tiranës. In: Shekulli Online. 24. März 2015, abgerufen am 4. Januar 2016 (albanisch).
- ↑ 6 of the saddest zoos in the world: Tirana Zoo. In: Mother Nature Network. 16. Mai 2011, abgerufen am 4. Januar 2016 (englisch): „[…] most of its residents are kept in small, featureless rooms lined with hospital tiles. […] fence to keep people from throwing food and cigarettes into the cages […] and is grossly underfunded.“
- ↑ Agjencia Kombëtare e Turizmit: Parku Zoologjik ( vom 6. Oktober 2013 im Internet Archive)
- ↑ Liri Dinga: The Botanic Garden of Tirana, Albania. In: Botanic Gardens Conservation International. , abgerufen am 4. Januar 2016 (englisch, Volume 2, Number 5).
- ↑ Për Kopshtin Botanik. In: Universiteti i Tiranës, Fakulteti i Shkencave të Natyrës. Abgerufen am 4. Januar 2016 (albanisch).
- ↑ a b EDEN Center Albania: The National Botanical Garden in Albania is in Danger. In: YEE Newsletter. Youth and Environment Europe, abgerufen am 4. Januar 2016 (englisch).
- ↑ Robert Elsie: Introduction. In: Bejtullah Destani (Hrsg.): Faik Konitza. Selected correspondence 1896-1942. The Centre for Albanian Studies, London 2000, ISBN 1-873928-18-1 (PDF [abgerufen am 3. Januar 2016]).
- ↑ Robert Elsie: Albanian Literature: A Short History. I.B.Tauris, London 2005, ISBN 1-84511-031-5, S. 79 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Tirana Park Memorial Cemetery. In: Commonwealth War Graves Commission. Abgerufen am 3. Januar 2016 (englisch).
- ↑ Berthold Hesselmann, Manfred Kahr, Marion Niederberghaus: Zur Geographie der albanischen Stadt. In: Cay Lienau, Günter Prinzing (Hrsg.): Albanien – Beiträge zur Geographie und Geschichte. Verlag Dr. Cay Lienau, Münster 1986, ISBN 3-9801245-0-9, S. 245.
- ↑ Lediona Braho: Vazhdon masakra te Parku i Liqenit. In: Shekulli online. 6. April 2015, abgerufen am 3. Januar 2016 (albanisch).