Kommunikationsguerilla
Kommunikationsguerilla bezeichnet den Vorgang des gesteuerten Einsatzes von Informationen, um die Erreichung politischer Ziele voranzutreiben. Die Taktik der Guerilla, die sich um möglichst effektive punktuelle Operationen bemüht, wird dabei auf den Bereich von Information und Kommunikation übertragen.
Sie macht sich den Fakt zu nutzen, dass Informationen vollkommen anders gewertet werden, sobald sie in einen anderen Kontext gestellt werden. In diesem Sinne wird versucht herrschende Codes 'nicht zu zerstören' sondern den eigenen Zielen gemäß zu benutzen. Das Credo dieser Bewegung fasst das folgende Zitat: "Ist die beste Subversion nicht die, Codes zu entstellen, statt sie zu zerstören?" (Roland Barthes)
Ob ein Artikel, Flugblatt oder Brief von einer Privatperson oder einem bedutenden Politiker, einer Partei oder Organisation gesendet wird, ändert oftmals die gesamte Wirkung eines Schriftstückes.
Ein Aspekt der Kommunikationsguerilla ist die illegitime Einnahme von wirksamen Sprecherpositionen. Hierbei werden gezielt Fehlinformationen unter falschem Namen in Umlauf gebracht. So kann die Glaubwürdigkeit oder Anerkanntheit einer Instanz benutzt werden, um die getarnt unter ihrem Namen veröffentlichten eigenen Informationen besser Gehör zu verschaffen.
Ein weiterer Aspekt ist die Herstellung von Irritation. So wird sich beispielsweise mit politischen Zielen der Gegenseite überidentifiziert, und ihre Ziele werden unter ihrem Namen in übertriebener Version dargestellt. Dem Empfänger wird bewußt ein verzerrtes Bild der Ziele dargestellt.
Andere Beispiele sind direkte Aktionen die eingespielte Verfahrensweisen beim politischen Gegner - sei es ein Politiker bei einer Veranstaltung, eine Institution wie die Justiz, oder eine Unternehmen in Frage stellen. So kann beispielsweise durch permanentes lautes Klatschen oder Jubeln während einer Rede der Ablauf nachhaltiger gestört werden, als durch offensichtliche Störrufe, deren Urheber vom Saalschutz meist schnell entfernt werden.
Viele Aktivitäten der Kommunikationsguerilla sind illegal, da sie oft Urkundenfälschung beinhalten. Zumeist können die Verbreiter belangt werden, weil sie falsche Briefköpfe oder gefälschte Unterschriften genutzt haben um die Authentizität des Dokumentes vorzutäuschen.
Siehe auch: Situationistische Internationale, Volxtheaterkarawane, Adbusters
Literatur
- autonome a.f.r.i.k.a.-gruppe, luther blissett, sonja brünzels: Handbuch der Kommunikationsguerilla - wie helfe ich mir selbst, Hamburg und Berlin, 1997. ISBN 3-924737-38-X
Weblinks
- Blogchronik der Kommunikationsguerilla - http://kommunikationsguerilla.twoday.net