Tauriša
Tauriša war eine hethitische Kultstadt im Kerngebiet des Landes Ḫatti. Anhand der hethitischen Texte muss es auf dem Weg von Ḫattuša nach Tawiniya gelegen haben. Da hier auch der Berggott Taḫa verehrt wurde, muss es zudem nicht allzuweit von Zippalanda gelegen haben. Die Kulte der Stadt zeigen luwische und hurritische Einflüsse.
Für Tauriša und seine nähere Umgebung sind mehrere Heiligtümer bezeugt. Der Haupttempel war der des Schutzgottes von Tauriša (luwisch Tauriššizzaš wašḫaz Runtiyaš „taurišäischer geheilitger Runtiya“). Er galt als Sohn des Sonnengottes Tiwaz und der Heilgöttin Kamrušipa und wurde mit grosszügigen Tieropfern geehrt. Ein zweiter Tempel war dem Wettergott von Ḫalpa geweiht, der durch hurritische Vermittlung nach Zentralanatolien kam. Weitere Heiligtümer waren der mysteriöse „Garten der Geheimnisse“ (hethitisch: GIŠKIRI6 ḫarwašiyaš), wo der Schutzgott von Tauriša und Ea verehrt wurden. Wohl ausserhalb der Stadt lag das Felsheiligtum namens „Gottesfelsen“ (heth. ḫekur šiunaš). Im Wald von Tauriša standen geheiligte Zedern. Zudem wurden bei der Stadt sieben oder neuen Quellen verehrt, sowie die beiden Quellgöttinnen „Mutter Kalimma“ und Kuwannani („die Kupferblaue“ [1]).
Der 32. Tag des AN.TAḪ.ŠUM-Festes wurde im Wald von Tauriša gefeiert, wo dem Schutzgott von Tauriša und anderen Gottheiten drei AN.TAḪ.ŠUM-Pflanzen, Brot, Gebäcke, Mehl, Bier und Wein und zudem Tiere geopfert werden, wobei die Quelle Kalimma ein Extrabrot erhielt. Die hier beopferten Gottheiten warend er Reihe nach der Schutzgott von Tauriša, die Mutter Kalimma, der ursprünglich hattische Götterschmied Ḫašamili, Kuwannani, die luwische Aššiyant („Geliebte“ [2]), der Wettergott des Waldes, die Flussgöttin Zuliya, der Schutzgott des Flusses und die Torwächtergottheiten Šalawaneš, sowie mehrere Presonifikationen, wie „geringer Ort“ (het. tepu pedan), „wahre Zunge“ (heth. lalaš ḫandanz) oder „günstiger Tag“, ein Euphemismus für den Todestag
Literatur
- Gabriella Frantz-Szabó]: Tauriša. In: Michael P. Streck (Hrsg.): Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie. Band 13, Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011–2013, ISBN 978-3-11-030715-3, S. 481–482.
- Volkert Haas: Geschichte der hethitischen Religion (= Handbuch der Orientalistik. Band 1,15). Brill, Leiden 1994, ISBN 978-9-004-09799-5.