Ambo

Der Ambo (auch Ambon, von Vorlage:ELSalt ‚Gipfel‘, ‚Kanzel‘, zu anabainō ἀναβαίνω ‚hinaufsteigen‘; lateinische Entsprechungen sind gradus und mittellateinisch lectorinum, lectorium und lectrinum[1]) ist in frühchristlichen, orthodoxen, katholischen und den lutherischen Kirchen der erhöhte Ort, von dem aus der Lektor, Diakon oder Priester die biblischen Lesungen vorträgt.
Geschichtliche Entwickung
Der Ambo stammt aus der Alten Kirche, kam aber im Mittelalter weithin außer Gebrauch. Stattdessen benutzte man seither für die Bibellesung häufig ein Lesepult im Altarraum und für die Predigt die Kanzel im Kirchenschiff.
Schon in der Spätantike wurden für Ansprachen stehender Geistlicher (Gegensatz zum sitzenden Bischof auf der Kathedra) kanzelähnliche Vortragsorte geschaffen, wie der Ambo von Sant'Apollinare Nuovo aus dem 6. Jahrhundert in Ravenna.[2] Der manchmal „Heinrichskanzel“ genannte Ambo aus dem frühen 11. Jahrhundert im Aachener Kaiserdom hat die Form einer Kanzel ohne Schalldeckel.
Es wurden aber auch immer wieder Ambonen geschaffen, die, abgesehen von der oft teuren Dekoration, nur wenig erhöhte Stehpulte waren, so der aus dem 12. Jahrhundert in der Kathedrale von Sarsina, oder aus dem 18. Jahrhundert in der Wallfahrtskirche Mariahilf zu Freystadt.
Aus dem 14. Jahrhundert gibt es Ambonen in Form vereinfachter Kanzeln, zum Beispiel die beiden an den Chorschranken der Kirche Santa Maria in Cosmedin in Rom. [3]
-
Santa Maria in Cosmedin, in Rom: paarige Ambonen, 14. Jh.
-
Ambo der St. Lambertikirche in Münster
-
Aachener Dom: Kanzel-Ambo 1002/1014, Treppe 1782
-
Ambo der Basilica di San Vicinio in Sarsinaaus dem 12. Jh.
-
Wallfahrtskirche Maria Hilf, 1700–1710, in Freystadt: Kanzel, Pult-Ambo, Altar und Altartisch
Im katholischen Kirchenbau kam es im Zuge der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanum zu einer Wiederbelebung des Ambos. Die Verwendung eines gesonderten Ortes für den Vortrag der Heiligen Schrift soll die hohe Bedeutung des Wortes Gottes für die Gemeinde unterstreichen. Hier wird das Evangelium, verkündet. Auch der Antwortpsalm und das Osterlob (Exsultet) werden am Ambo vorgetragen. Während für die Priester und die Diakone der Ambo der gewöhnliche Ort für die Homilie ist, hat der Ortsbischof die Wahl zwischen der Kathedra und dem Ambo. In vielen Kirchen nutzt man heute eine monumentalisierte Form des Lesepultes (häufig selbst als „Ambo“ bezeichnet). Seltener werden als Ambo die historischen Kanzeln verwendet.
Ambo („Tisch des Wortes“) und Altar („Tisch des Mahles“) sind die zentralen gottesdienstlichen Orte in und vor der Apsis. „Tisch des Wortes“ ist jedoch keine amtliche Bezeichnung des Ambos, sondern ein bildlicher Ausdruck für die gottesdienstliche Verkündigung des Wortes Gottes.
In den orthodoxen Kirchen befindet sich der Ambo vor der königlichen Tür in der Mitte der Ikonostase. Von ihr aus betet der Diakon bei den Litaneien vor und er ist wie in der lateinischen Kirche der Ort des Vortrags des Evangeliums und der Homilie.
Literatur
- Leonie Reygers: Ambo. In: Otto Schmitt (Hrsg.): Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 1: A – Baubetrieb. Metzler, Stuttgart 1934, Sp. 627–636 (Weblink).
Weblinks
- Grundordnung des Römischen Messbuchs (2002), V. Kapitel, Nr. 309: Der Ambo. (PDF-Datei; 532 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Novum glossarium mediae Latinitatis ab anno DCCC usque ad annum MCC. Bd. L. Kopenhagen 1957, S. 47, s.v.
- ↑ http://web.romascuola.net/liceoenriques/ravenna/sapn.html Romascuola: Sant'Apollinare Nuovo (auf Italienisch)]
- ↑ Thomas Hope, A. Baron, Gaetano Imperatore, Storia dell'architettura, 1840