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Herzogtum Limburg

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Karte des Herzogtums Limburg (1635)

Von der Grafschaft zum Herzogtum

Georg Braun (Hrsg.): Civitatis Orbis Terrarum, hier: Band II, De praecipuis, totius universi urbibus: Limburg (Herzogtum Limburg), Köln 1575.

Der Ursprung des Herzogtums Limburg geht auf die um 1020 von Friedrich II. von Luxemburg (1046-65) erbaute Burg Limburg im Vesdretal (Wesertal) auf der alten königlichen Grundherrschaft Baelen (bei Eupen und Verviers) zurück. Diese Burg war der Ursprung der Stadt Limburg. Friedrich hatte die Grundherrschaft von seiner Mutter geerbt. Zu seinem dominium gehörten Besitzungen zwischen Maas und Aachen, südlich von Lüttich gelegenes Gebiet um Sprimont, außerdem die Vogteien über die Abteien St. Truiden und Stablo-Malmedy.

Im Jahr 1065 heiratete Walram-Udo, Graf von Arlon, die Erbtochter Friedrichs II., namens Judith. Walram-Udo wurd noch zu Lebzeiten seines Schwiegervaters in einer Urkunde von 1064 als egregius comes Udo de Lemborch bezeichnet.

1101 wurde Walrams Sohn, Heinrich I. von Limburg und Arlon (1081-1119) durch Kaiser Heinrich IV. zum Herzog von Niederlothringen ernannt. Heinrich V. setzte seinen Vater im Jahr 1105 ab; Heinrich von Limburg hielt dem abgesetzten Kaiser die Treue. Deswegen wurde ihm die Herzogswürde wieder aberkannt und Graf Gottfried VI. von Löwen übertragen.

In der Folge kam es zu langen Auseinandersetzungen zwischen den Häusern Limburg und Löwen-Brabant. Erhielt im Jahr 1128 Heinrichs I. Sohn, Walram II. (1119-1139) durch Kaiser Lothar III. die Belehnung mit der niederlothringischen Herzogswürde, so verlieh sie 1139 Konrad III. wieder dem Haus Löwen-Brabant.

Seit der zweiten Belehnung mit der Herzogswürde von Niederlothringen nannten sich die Grafen von Limburg nur noch Herzöge von Limburg. Im Jahr 1165 erkannte Friedrich Barbarossa den Herzogtitel offiziell an. Vermutlich trug dazu bei, dass Heinrich II. von Limburg (1139-1167) häufig am Kaiserhof präsent war. In den Reichsfürstenstand stiegen die Limburger trotz intensiver Bemühungen nicht auf. [1]

Das Wappen der Herzöge von Limburg

Der Limburger Löwe


Das Wappen zeigt in Silber einen goldbewerten, und -gekrönten doppelschwänzigen roten Löwen.

Der Löwe ist bereits durch ein Siegel Heinrichs III. aus dem Jahr 1208 bekannt. 1221 begegnet erstmals der doppelschwänzige Löwe. Vielleicht sollte damit die doppelte Regentschaft über Luxemburg und Limburg angedeutet werden.

Die Wappenfarben sind erstmalig für Heinrich IV. im Jahr 1227 belegt. Seitdem erscheint das Wappen unverändert.[2]


Die Grafen/Herzöge von Limburg in der Zeitfolge bis 1288

(vorangestellt sind die Zeiten der Regentschaft; tiefere Einrückung kennzeichnet einen Dynastiewechsel über eine Erbtochter; die Ordnungszahlen der Walram in Klammern gehen von der Arlonschen Zählung aus)[3]

  • 1046-1065 Friedrich II., Herzog von Nieder-Lothringen (erbaute die Burg Limburg);
    seine Tochter Jutta von Luxemburg heiratet
    • 1061-1082 Graf Udo-Walram II. von Arlon/I. von Limburg
    • 1082-1119 Heinrich I.
      oo Adelheid von Pottenstein, Tochter von Pfalzgraf Botho von Bayern
    • 1119-1139 Walram (III.) II. "der Heide"
      oo Jutta, Tochter des Grafen Gerhard I. von Geldern (Erbin von Wassenberg)
    • 1139-1167 Heinrich II.
      oo 1. Mathilde, Tochter des Grafen Adolf von Saffenberg
      oo 2. Laurette, Tochter des Dietrich von Elsaß, Graf von Flandern
    • 1167-1221 Heinrich III.
      oo Sophie (vermutlich Tochter Simons I. von Saarbrücken)
    • 1221-1226 Walram (IV.) III.
      oo 1. Kunigunde von Monschau
      oo 2. Ermesinde II. von Luxemburg (Tochter und Erbin des Grafen Heinrich IV. von Namur-Luxemburg)
    • 1226-1246 Heinrich IV. (aus erster Ehe seines Vaters)
      oo Irmgard von Berg, Tochter und Erbin des Grafen Adolf VI.
    • 1246-1279 Walram (V.) IV.
      oo 1. Jutta von Kleve, Tochter des Grafen Dietrich V.
      oo 2. Kunigunde von Brandenburg, Tochter des Markgrafen Otto III. zu Salzwedel
      Irmengard von Limburg-Arlon, Tochter aus erster Ehe, heiratet

Das Kerngebiet des Herzogtum

Das eigentliche Territorium des Herzogtums umfasste fünf Hochbänke oder Gerichtsbänne, auch einfach "Bank" genannt:[4]

Hochbank Baelen
Die Bank Baelen lag im südöstlichen Teil des Herzogtums. Zu ihr gehörten die Burg, heute Stadt Limburg, Baelen, Bilstain, Eupen, Goé, Henri-Chapelle, Welkenraedt, Herbesthal und Membach.
Hochbank Herve
Die Bank Herve lag westlich von der Bank Baelen. Zu ihr gehörten Clermont, Thimister, Chaineux, Dison, Soiron, Charneux.
Hochbank Montzen
Die Bank Montzen machte den nördlichen Teil des Herzogtums aus. Zu ihr gehörten Gemmenich, Homburg, Kelmis, Montzen, Moresnet, Sippenaeken und Teuven.
Hochbank Walhorn
Nordöstlich lag die Bank Walhorn mit den Herrschaften Eynatten, Hauset, Hergenrath, Walhorn und Lontzen.
Hochbank Sprimont

Die Bank Sprimont war eine Exklave im Fürstbistum Lüttich rund um Sprimont.

Arrondierung des Besitzes

Durch Heirat fiel Wallram II. Wassenberg zu. Damit wurden die Limburger zu Vasallen des Kurerzbischofs von Köln. Im Jahr 1136 konnte er die Herrschaft Rolduc (Herzogenrath) an sich bringen. Die Abtei Klosterrath bedachten die Limburger mit reichen Schenkungen und wählten sie zu ihrer Grablege.

Heinrich III. von Limburg (1167-1221) brachte seinen Sohn Simon auf den Stuhl des Fürstbischofs von Lüttich (1193-95). Sein Sohn Walram III. erhielt durch Heirat mit der Luxemburgerin Ermesinde die Grafschaft Luxemburg (1214-26). Die Grafschaft Namur konnte er aus Ermesindes Erbe nicht sichern.[5] Durch diese Ehe wurde die Linie des Hauses Luxemburg-Limburg begründet. Ermesinde wurde aus dem Limburger Patrimonium die Grafschaft Arlon übertragen, wodurch diese luxemburgisch wurde.

Der älteste Sohn Walrams III. (aus dessen erster Ehe), Heinrich IV., heiratete Ermengarde, Erbtochter des Grafen von Berg. Er regierte die Grafschaft Berg von 1225 bis zu seinem Tod 1247 in Personalunion. Im Herzogtum Limburg übernahm er die Regentschaft von seinem Vater im Jahr 1226 und herrschte bis 1247. Berg kam 1247 an seinen älteren Sohn Adolf. Walram IV., der jüngere Sohn, regierte von 1247 bis 1280 als letzter seines Stammes das Herzogtum Limburg.

Les pays d'Outre-Meuse (Landen van Overmaas)

Die Herrschaft Valkenburg Faulquemont, die Grafschaft Dalhem und die Herrschaft Herzogenrath (Rode le Duc, Rolduc) wurden unter der Bezeichnung Les pays d'Outre-Meuse (Landen van Overmaas) zusammengefasst und von den Herzögen von Limburg regiert. Im Frieden von Münster, geschlossen am 30. Januar 1648 zwischen Spanien und den Vereinigten Niederlanden, wurde den Generalstaaten die von ihnen besetzt gehaltenen Teile dieses Gebietes zugesprochen.[6] Die endgültige Teilung fand in den Haag am 26. Dezember 1661 im sogenannten Partage-Vertrag zwischen König Philipp IV. von Spanien und den Generalstaaten statt. Am 7. November 1785 wurde die Gebietsaufteilung durch den Vertrag von Fontainebleau (Art. 18 und 19) nochmals geändert.

Durch eine Verordnung vom 29. Januar 1778 wurden die österreichischen Anteile an der Grafschaft Dalhem und an den Herrschaften Valkenburg und Herzogenrath fest mit dem Herzogtum Limburg verbunden.

Übergang an Brabant

Der Codex Manesse (f°18r) zeigt das Banner des Herzogs Johann von Brabant in der Schlacht von Worringen im Vorgriff auf den Ausgang schon geviert mit dem Limburger und dem Brabanter Löwen


Ermengard (Irmgard), die Tochter Walrams IV., brachte das Herzogtum ihrem Gatten, Graf Rainald I. von Geldern, zu. Sie starb im Jahr 1283, ohne Erben zu hinterlassen. Die männlichen Nachkommen Heinrichs III. machten Rainald den Anspruch auf Limburg streitig. Es kam zum Limburger Erbfolgestreit, der in der Schlacht von Worringen 1288 seinen kriegerischen Höhepunkt fand. Der Streit endete 1289 mit einem Friedensschluss, durch den Limburg an das Herzogtum Brabant kam. Die getroffene Entscheidung wurde von König Rudolf nachträglich gebilligt.

Das Herzogtum Limburg teilte in der Folge bis zum Ende des Ancien Regime das Schicksal des Herzogtums Brabant. 1356 beschworen die Herzöge von Brabant mit der Joyeuse Entrée die Union der beiden Herzogtümer. Diese sicherte beiden aber auch ihre Autonomie in Verwaltung und Gerichtswesen zu, sowie die alten Gewohnheitsrechte (Weistümer). 1430 übernahm das Haus Burgund endgültig die Regentschaft. Maria von Burgund brachte durch ihre Ehe mit Maximilian von Habsburg auch das Herzogtum Limburg an das Haus Habsburg bzw. an Spanien. Seither zählte es zum Burgundischen Reichskreis. Aufgrund der Bestimmungen der Pragmatischen Sanktion kam es schließlich an Österreich. Nach Maria Theresia übernahm Josef II. die Herrschaft über Limburg. Auch er leistete, wie alle Herzöge von Limburg, allerdings durch seine Vertreter, den Eid auf die Joyeuse Entrée, bevor die Stände ihm huldigten.


Limburg und die Brabanter Revolution

Im Vorfeld und während der Brabanter Revolution nahm das Herzogtum Limburg eine gemäßigtere Haltung gegenüber der Politik Josef II. ein als Brabant und andere südliche Provinzen. Die Limburger Stände hatten dem Kaiser die Steuern in den Jahren vor 1789 bewilligt und ihm sogar das Recht eingeräumt, jährlich einen festgelegten Steuersatz ohne ständische Zustimmung zu erheben. Dafür behielt die Joyeuse Entrée in Limburg ihre Gültigkeit und Limburg erhielt einen eigenen Provinzialrat. Beiden Seiten, dem Kaiser, wie auch den Limburger Ständen, kam die Loslösung Limburgs von Brabant sehr entgegen, da es die Position Brabants schwächte und in Limburg Hoffnung auf neue Selbständigkeit wuchs. Die exponierte geografische Lage, zwischen Limburg und Brabant lag das Fürstbistum Lüttich, dürfte ein weiterer Grund für die Haltung der Limburger Stände gewesen sein.

Erst nach langem Drängen seitens der Brabanter unterzeichneten die Limburger Stände am 25. März 1790 doch noch den Unionsvertrag. Ihre Unabhängigkeitserklärung veröffentlichten sie erst am 24. Juni des Jahres. Und bereits im Sommer 1790 führte Matthias Josef Wildt, Pensionär der Limburger Stände, mit Vonck, einem der führenden Köpfe der Revolution, Verhandlungen im Auftrag der sich im Bonner Exil befindenden Generalstatthalter.[7]

Das Ende des Herzogtums

Im Frühjahr 1792 marschierten französische Revolutionstruppen in die südlichen niederländischen Provinzen ein. Hoffnungen auf staatliche Unabhängigkeit wurde mit einem Dekret vom 15. Dezember 1792 zerschlagen und entgegen anderslautender Versprechungen kam es zu Beginn des Jahres 1793 zu einer Abstimmung über den Anschluss an Frankreich, die mit positivem Ergebnis endete. Nach französischem Vorbild wurde das Land in Départements und Arrondissements eingeteilt. Das Herzogtum Limburg ging zum größten Teil im Département l'Ourthe auf. Der Friede von Campo Formio besiegelte am 17. Oktober 1797 sein Schicksal.

Im Jahr 1815 wurde die Provinz Limburg geschaffen. Sie ging unter weitgehender Beibehaltung französischer Verwaltungsstrukturen aus dem Departement Meuse-Inférieure hervor. Die Namensgebung sollte dazu beitragen, die Erinnerung an die siebzehn Provinzen aus Burgundisch-Habsburgischer Zeit zu erhalten. Das Kerngebiet des alten Herzogtums ist im Wesentlichen seit 1815 Bestandteil der Provinz Lüttich und teilte nach der Belgischen Revolution (1830) deren Weg in das neu gegründete Königreich Belgien.

Das deutschsprachige Gebiet kam als Landkreis Eupen in der Rheinprovinz an Preußen. Nach dem Vertrag von Versaille im Jahr 1920 wurde das Gebiet Belgien zugesprochen. Seit 1983 ist Eupen politisches und kulturelles Zentrum der Deutschsprachigen Gemeinschaft.

Wirtschaft und Sprache

Das Herzogtum Limburg bestand zu einem großen Teil aus bewaldeter Fläche (Hertogenwald im Südosten), außerdem aus Heide- und Moorlandschaft (Hohes Venn). Der seit dem 12. Jahrhundert verstärkt durchgeführte Landesausbau machte es dennoch nicht zu einem reichen Agrarland. Weidewirtschaft bestimmte das Landschaftsbild. Im 15. Jahrhundert begann man die reichen Bodenschätze (Eisenerz, Blei und Galmei) zu fördern. Das reiche Vorkommen an Blei und Galmei führte nach dem Ende des Ancien Regime zur Gründung von Neutral-Moresnet. Ein weiterer Wirtschaftszweig war das Tuchgewerbe, das bereits im 14. Jahrhundert insbesondere in der Stadt Limburg ausgeübt wurde, aber auch Verviers oder Eupen verdanken ihre Blüte der Erzeugung und dem Handel mit Tuchen. In der Bank Walhorn, besonders in Raeren und Eynatten, blühte seit dem 15. Jahrhundert das Töpferhandwerk und erlangte Beachtung weit über das Herzogtum hinaus.

Die Behauptung, dass das Herzogtum auch wegen zweier wichtiger Handelsstraßen, die vom Rhein nach Brabant, bzw. umgekehrt führten, von besonderer Bedeutung gewesen sei, ist umstritten. Doch verhießen bedeutende Zollstellen wie z.B. Wassenberg, Gulpen, Herzogenrath und ein ertragreiches Geleitrecht dem Landesherrn des Herzogtums nicht unerhebliche Einnahmen.

Sprachlich wird das Gebiet des Herzogtums sowohl von der sogen. Germanisch-romanischen Sprachgrenze, als auch von der Benrather Linie berührt. Die Hochbänke Montzen und Walhorn bis hin nach Eupen in der Bank Baelen sind dem Rheinmaasländischen Sprachraum zuzurechnen. In Eupen trifft die Benrather Linie auf die Germanisch-romanische Sprachgrenze. Jenseits dieser Grenze beginnt das Sprachgebiet der Wallonie. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Quellen

  1. Kupper, Jean-Louis: Limburg (Limbourg), ehem. Gft. und Hzm. (Limbourg-sur-Vesdre, heut. Belgien, Prov. Lüttich, in: Lexikon des Mittelalters, Band V, Spalte 1986-1988.
  2. Hartemink, Ralf: International Civic Arms, hier: Wappen von Limburg (14.03.2006)
  3. Genealogie des Mittelalters, hier: Familie der Grafen/Herzöge von Limburg (14.03.2006)
  4. Fabricius, Wilhelm: Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Zweiter Band: Die Karte von 1789, Bonn 1898.
  5. www.genealogie-mittelalter.de, hier:Luxemburger, Ermesinde 2, Gräfin von Luxemburg
  6. Internetportal Westfälische Geschichte: Quellen, hier: Spanisch-Niederländischer Friedensvertrag vom 30. Januar 1648) (14.03.2006)
  7. Koll, Johannes: Die belgische Nation - Patriotismus und Nationalbewußtsein in den Südlichen Niederlanden im späten 18. Jahrhundert, Münster 2003.
  • Karte des Herzogtums Limburg (1789): www.hoeckmann.de (16.03.2006)
    Die bei Hoeckmann dargestellte Geschichte des Herzogtums ist stellenweise, besonders den angeblichen Zusammenhang zwischen dem alten Herzogtum und der 1815 geschaffenen Provinz Limburg betreffend, falsch.
  • Guy Poswick: Les Délices du Duché de Limbourg, Verviers 1951. (18.03.2006)