Konrad Lübeck
Konrad Lübeck (* 13. Mai 1873 in Hünfeld; † 25. November 1952 in Fulda) war ein deutscher katholischer Priester, Oberstudienrat, Kirchenhistoriker, Heimatforscher und Autor.[1]
Hintergrund
Konrad Lübeck wurde als Sohn des Hünfelder Schreinermeisters Martin Lübeck geboren. Seine Mutter Maria stammte aus einer Fuldaer Handwerkerfamilie. Er hatte drei Brüder, von denen zwei als Schreinermeister tätig waren. Der dritte kaufte eine Mühle in Hünfeld und war dort Obermeister der Müllerinnung sowie als Spitzenkandidat der Zentrumspartei Stadtrat.[1]
Konrad Lübeck besuchte die Hünfelder Stadtschule, bevor er 1885 in die Jahrgangsstufe 7 (Quarta) des Fuldaer Gymnasiums wechselte, wo er 1892 sein Abitur bestand. Anschließend studierte er an der Theologischen Fakultät Fulda sieben Semester Theologie und Philosophie und bereitete sich gleichzeitig am Priesterseminar Fulda auf den Beruf als Priester vor.
Priester und Theologe
Am 21. Dezember 1895 wurde er von Bischof Georg Ignaz Komp im Fuldaer Dom zum Priester geweiht. Als Kaplan wirkte er von Januar 1896 bis Ostern 1898 in Fulda und danach bis Ostern 1899 in Marburg. Anschließend wurde er zur Fortsetzung seiner theologischen Studien beurlaubt, die er vier Jahre lang an der Philipps-Universität Marburg, der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin absolvierte. In Marburg promovierte er mit der Dissertationsschrift Die kirchliche und weltliche Eparchialverfassung des Orients zur Zeit des Konzils von Nicaä 1901 zum Doktor der Philosophie und danach in Berlin zum Doktor der Theologie. In Münster erwarb er die Lehrberechtigung für katholische Religion, Geschichte, Hebräisch und Erdkunde.[1]
Lübeck wollte sich habilitieren um an einer Hochschule zu lehren. Dieser Wunsch wurde ihm von Adalbert Endert als Inhaber des Bischöflichen Stuhls versagt und er wurde als zweiter Geistlicher neben Wilhelm Frye als Lehrer am Fuldaer Gymnasium eingesetzt. Ab dem 14. April 1902 war er Probekandidat und nach einem Jahr Studienrat. 1911 erhielt er den Titel eines Professors.[1]
Orientalismus und Byzantologie
Im Auftrag der Görres-Gesellschaft war er von 1909 bis 1910 in Jerusalem um dort die Gründung des „Orientalischen Instituts“ vorzubereiten, dessen altchristliche Abteilung er übernahm. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland galt er aufgrund seiner dort gemachten wissenschaftlichen Arbeiten auch bei evangelischen Theologen als einer der besten Kenner des orientalischen Christentums.
1911 wurde er Mitglied der „Byzantologischen Gesellschaft Athen“. Der Patriarch zu Jerusalem ernannte ihn zum Ritter und später zum Komtur im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Der Melkitische Griechisch-katholische Patriarch Kyrillos VIII. Geha verlieh ihm den Ehrentitel eines Archimandriten. Dieser Titel wurde ihm von Papst Pius X. eigenhändig bestätigt mit der Erlaubnis anstelle der orientalischen die katholischen Insignien eines Prälaten zu tragen. Durch den ersten Weltkrieg und dessen Folgen wurden weitere Tätigkeiten in den Ostkirchen für Lübeck erschwert bis unmöglich. Die Förderung des Unionsgedankens war ihm allerdings weiter ein Anliegen wovon die Teilnahme an Unionskongressen in Wien 1926 und Velehrad 1927 zeugen. er gehörte dem Zentralvorstand des Deutschen Verein vom Heiligen Lande an und war Diözesandirektor des Franziskus-Xaverius-Vereins. Daneben war er im „Verein der heiligen Kindheit Jesu“, im Priestermissionsbund „Unio cleri pro missionibus“ und im päpstlichen „Verein zur Heranbildung eines einheimischen Klerus vom Heiligen Apostel Petrus“ tätig.[1] Seine Schriften zur orientalischen Kirche und auch seine 1922 herausgebrachten Bücher zur russischen Kirche wurden teilweise als primär auf katholisches Denken zentriert kritisiert. Lübeck ließe darin Objektivität und Gerechtigkeit gegenüber anderen christlichen Kirchen vermissen. Sein Schreibstil wurde sowohl als schwerfällig und mit Fremdwörtern überlastet als auch als meisterhaft in allgemein verständlicher Form umschrieben.[2]
Heimatgeschichtliche Beiträge
Ab 1929 forschte er zur Heimatgeschichte. Seine Werke, insbesondere die zwei Bände von „Alte Ortschaften im Fuldaer Land“ gelten bis heute teilweise als Standardwerke und werden beispielsweise in LAGIS in den jeweiligen Ortsbeschreibungen zitiert. Neben den von ihm herausgebrachten Büchern veröffentlichte Lübeck viele Aufsätze in deutschlandweiten und auch ausländischen Zeitschriften. Sein Ziel war die Herausgabe einer umfassenden Fuldaer Gesamtgeschichte, was allerdings an Differenzen mit dem Fuldaer Historiker Gregor Richter scheiterte. Die Forschungen von Lübeck waren genau und quellenbasiert mit der Angabe der jeweiligen Fundstelle und auch von weiterführender Literatur. Problematisch für die weitere Verwendung ist es allerdings, dass er kaum Originale und Urkunden verwendete. Neben Urkundenabschriften verwendete er bevorzugt die Schriften von Johann Friedrich Schannat, von denen heute bekannt ist, dass sie teilweise erfundene Tatsachen enthalten.[1]
Von Joseph Damian Schmitt wurde Lübeck zum Geistlichen Rat ernannt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er gedrängt auf eigenen Wunsch zum 1. Oktober 1934 in den Ruhestand einzutreten. Danach widmete er sich weiter seinen Heimatforschungen. Die Ergebnisse wurden weitestgehend erst nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlicht. Als Priester war er als Zelebrant in der Stadtpfarrkirche und in der Kapelle der Benediktinerinnenabtei zur Heiligen Maria tätig.[1]
Nachwirken
Er starb am 25. November 1952 im Städtischen Klinikum Fulda und wurde 28. November auf dem „Alten städtischen Friedhof“ in Hünfeld bestattet. An seinem Grab sprachen die Bürgermeister von Fulda und Hünfeld, Cuno Raabe und Detlev Rudelsdorf sowie Franz Ranft vom Domgymnasium Fulda von ihm als einem vorbildlichen Priester und Erzieher, der als Lehrer und Forscher ein bedeutender Bürger der Stadt Fulda und großer Sohn Hünfelds war. Nach ihm sind in Fulda die „Lübeckstraße“ und in Hünfeld die „Professor-Lübeck-Straße“ benannt.
Werke
- Die christlichen Kirchen des Orients, Kempten, Kösel-Verlag, 1911[3]
- Die katholische Orientmission in ihrer Entwicklung, Köln, J.P. Bachem Verlag, 1917[4]
- Georgien und die katholische Kirche : Ein Überblick, Aachen, Xaverius-Verlag, 1918[5]
- Patriarch Maximos III. Maslum : Ein Ausschnitt aus der neueren Geschichte der griechisch-melchitischen Kirche, Xaverius-Verlag, 1919[6]
- Die altpersische Missionskirche : Ein geschichtlicher Überblick, Aachen, Xaverius-Verlag, 1919[7]
- Die russischen Missionen : Ein Überblick, Aachen, Xaverius-Verlag, 1922[8]
- Die Christianisierung Russlands : Ein geschichtlicher Überblick, Aachen, Xaverius-Verlag, 1922[9]
- Bischof Justinus de Jacobis, der Apostel Abessiniens : Ein Ausschnitt aus der neueren Missionsgeschichte, Aachen, Xaverius-Verlag, 1922[10]
- Die Entstehung der Stadt Fulda, Fulda, Fuldaer Actiendruckerei, 1934[11]
- Das Bonifatiusgrab zu Fulda, Fulda, Parzeller-Verlag, 1947[12]
- Fuldaer Heilige, Fulda, Parzeller-Verlag, 1948[13]
- Die Fuldaer Äbte und Fürstäbte des Mittelalters : Ein geschichtlicher Überblick, Fulda, Parzeller-Verlag, 1952[14]
- Alte Ortschaften des Fuldaer Landes
- Fuldaer Studien
Weblinks
- Literatur von und über Konrad Lübeck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Konrad Lübeck im BBKL (Archivlink, abgerufen am 7. Dezember 2015)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Michael Mott: Fuldaer Köpfe - Band 2, Verlag Parzeller, 2011, ISBN 978-3-7900-0442-7, S. 277-280 (Erstveröffentlichung in der Fuldaer Zeitung vom 6. April 2010, S. 13
- ↑ „Konrad Lübeck“ im BBKL
- ↑ http://d-nb.info/580612171
- ↑ http://d-nb.info/364978589
- ↑ http://d-nb.info/580612155
- ↑ http://d-nb.info/58061218X
- ↑ http://d-nb.info/580612201
- ↑ http://d-nb.info/580612198
- ↑ http://d-nb.info/580612147
- ↑ http://d-nb.info/580612163
- ↑ http://d-nb.info/574921133
- ↑ http://d-nb.info/453097502
- ↑ http://d-nb.info/453097510
- ↑ http://d-nb.info/453097499
- ↑ http://d-nb.info/560698054
- ↑ Buch bei avanti.uni-marburg.de/
- ↑ http://d-nb.info/453097537
- ↑ http://d-nb.info/453097545
- ↑ http://d-nb.info/453097553
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Lübeck, Konrad |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher katholischer Pfarrer, Kirchenhistoriker, Lehrer und Heimatforscher |
| GEBURTSDATUM | 13. Mai 1873 |
| GEBURTSORT | Hünfeld |
| STERBEDATUM | 25. November 1952 |
| STERBEORT | Fulda |