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Sufismus

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Der Sufismus (arabisch تصوف, tasawwuf), veraltet auch Sufitum oder Sufik, ist die islamische Mystik.

Entwicklung

Die ersten Sufis soll es nach muslimischer Tradition schon zu Lebzeiten des Propheten Muhammad im 7. Jahrhundert gegeben haben. Sie waren oft einzelne Asketen, der bekannteste unter ihnen ist Uwais al-Qarani aus dem Jemen, der als Einsiedler in der Wüste lebte. Auf ihn soll der älteste Sufiorden zurückgehen. Wissenschaftliche Belege für diese frühen Sufis gibt es jedoch nicht.

Erst ab dem 12. Jahrhundert entwickelten sich die Ordensgemeinschaften (Tariqas), die größtenteils noch heute existieren, viele jedoch nicht mehr im Blickpunkt des öffentlichen Lebens. Die Zentren bzw. Versammlungsorte der Orden nennt man Khanqah (persisch خانگاه chānegāh und خانقاه chāneghāh), Dergah (persisch درگاه dargāh „Türschwelle“, „Palast“; osmanisch dergâh auch Derwischkonvent), Tekke (osmanisch تكيه tekke, tekye) oder Zawiya (arabisch زاوية zāwiya pl. زوايا zawāyā). Manchmal ist auch von Konventen oder Klöstern die Rede, man kann aber eine Tekke nicht mit der christlichen Vorstellung eines Klosters vergleichen.

Der Sufismus ist in den Augen heutiger Sufis lebendig geblieben und hat seine Dynamik bewahrt, weil er sich den Zeiten angepaßt hat und sich dementsprechend gewandelt hat. Gleichzeitig ist er aber der Essenz der Tradition treu geblieben, die die innere Ausrichtung des Herzens auf Gott sowie die Hingabe des Ego ist. Da Gesellschaften und Kulturen sich ständig weiterentwickeln und verändern, antwortet auch der Sufismus äußerlich gesehen auf diese Veränderungen. Hierzu ein Zitat:

„Sufismus ist die alte Weisheit des Herzens. Er ist nicht durch Form, Zeit oder Raum begrenzt. Er war immer und wird immer sein.“

Llewellyn Vaughan-Lee

Etymologische Herkunft

Etymologisch ist unklar, ob das Wort Sufi von arabisch suf صوف – „Schurwolle“, das auf die wollenen Gewänder der Sufis hinweist, oder von safa صفا – „rein“ stammt. Eine andere Erklärung bietet auch der Begriff ahl as-suffa, was „Leute der Veranda“ bedeutet. Dies bezieht sich auf die Gruppe von Personen, die sich zu Lebzeiten Mohammeds um den Propheten scharten und wahrscheinlich in Armut lebten. Es wird außerdem behauptet, dass das Wort Sufismus auf die Leute der ersten (Gebets-)Reihe (saff-i awwal) hindeuten kann.

Andere, vor allem westliche Vertreter eines „universellen Sufismus“, bringen es wiederum mit dem griechischen Wort sophia („Weisheit“) in Verbindung.

Lehre

Obwohl manche Sufi-Orden als sunnitisch oder schiitisch, andere beides, klassifiziert werden können, gibt es einige, die keiner der beiden islamischen Glaubensrichtungen zuordenbar sind und damit einen separaten Bereich des muslimischen Glaubens darstellen. Die meisten Sufis bewegen sich aber innerhalb des orthodoxen Islams von Sunna aus Schia.

Ihr Weg folgt vier Stufen, die auf die Prägung aus dem indischen Raum verweisen; bis heute ist jedoch offen, wie und in welche Richtung diese Beeinflussung historisch verlief:

  1. Auslöschen der sinnlichen Wahrnehmung.
  2. Aufgabe des Verhaftetseins an individuelle Eigenschaften.
  3. Sterben des Ego.
  4. Auflösung in das göttliche Prinzip.

Das oberste Ziel der Sufis ist, Gott so nahe zu kommen wie möglich und dabei die eigenen Wünsche zurückzulassen. Dies spiegelt sich klar in dem Prinzip zu sterben bevor man stirbt wieder, das überall im Sufismus verfolgt wird. Hierzu versuchen die Sufis, die Triebe der niederen Seele bzw. des tyrannischen Ego (an-nafs al-ammara) so zu bekämpfen, dass sie in positive Eigenschaften umgeformt werden. Auf diese Weise kann man einzelne Stationen durchlaufen, deren höchste die reine Seele (an-nafs al-safiya) ist. Diese letzte Stufe bleibt jedoch ausschließlich den Propheten und den vollkommensten Heiligen vorbehalten.

Dazu ein Zitat von Abu Nasr as-Sarradsch, einem Zeitgenossen des bekannten islamischen Mystikers Dschunaid: „Sufismus bedeutet, nichts zu besitzen und von nichts besessen zu werden.“

Oder eine etwas ausführlichere Beschreibung von Abu Said: „Sufismus ist Ruhm im Elend, Reichtum in der Armut, Herrschaft in Dienstbarkeit, Sättigung im Hunger, Leben im Tode und Süße in der Bitterkeit... Der Sufi ist der, der mit allem zufrieden ist, was Gott tut, so dass Gott mit allem zufrieden ist, was er tut.“

Viele Sufis, so sie nicht Anhänger einer strengen Scharia sind, glauben, dass in allen Religionen eine grundlegende Wahrheit zu finden ist und dass die großen Religionen von ihrem Wesen/Geist her dasselbe sind. Manche Sufis gehen deswegen sogar so weit, dass sie den Sufismus nicht innerhalb des Islam (also einer Religion) angesiedelt sehen, sondern dass die Mystik über der Religion steht, ja diese sogar bedingt.

Der Weg des Derwisch

Der Begriff Derwisch leitet sich her vom persischen Wort dar („Tor“, „Tür“), ein Sinnbild dafür, dass der Bettler von Tür(schwelle) zu Tür(schwelle) wandert. In der sufischen Symbolik bedeutet dies auch die Schwelle zwischen dem Erkennen der diesseitigen irdischen (materiellen, siehe auch dunya) und der jenseitigen göttlichen Welt.

Die volle persische Übersetzung für Derwisch (persisch درويش darwīsch) ist „Bettler“. Dabei ist es aber nicht unbedingt wörtlich zu verstehen, dass jeder Sufi ein Bettler ist; sondern dieser Begriff dient auch als Symbol dafür, dass derjenige, der sich auf dem Weg des Sufismus befindet, seine eigene „Armut gegenüber Gottes Reichtum“ erkennt.

Auf dem Weg eines Derwisch gibt es folgende Stationen, die er zu meistern versucht:

  1. Schari'a („islamisches Gesetz“)
  2. Tariqa („der mystische Weg“)
  3. Haqiqa („Wahrheit“)
  4. Ma'rifa („Erkenntnis“)

(In der Alevi-Bektaschi-Glaubenslehre kommt Ma'rifa vor Haqiqa.)

Die Sufis sehen diese Stationen auch als „Türen“ auf dem Weg zu Gott, die sich aber nicht neben-, sondern hinter-, oder besser noch „ineinander“ befinden. Man muss also erst eine Tür durchschritten haben, bevor man daran arbeiten kann, die nächste in Angriff zu nehmen.

Ibn Arabi beschreibt die vier Stationen folgendermaßen: Auf dem Niveau von Schari'a gibt es „dein und mein“. Das heißt, dass das religiöse Gesetz individuelle Rechte und ethische Beziehungen zwischen den Menschen regelt. Auf dem Niveau von Tariqa „ist meins deins und deins ist meins“. Von den Derwischen wird erwartet, dass sie sich gegenseitig als Brüder und Schwestern behandeln, den jeweils anderen an seinen Freuden, seiner Liebe und seinem Eigentum teilhaben lassen. Auf dem Niveau der Wahrheit (Haqiqa) gibt es „weder meins noch deins“. Fortgeschrittene Sufis erkennen, dass alle Dinge von Gott kommen, dass sie selbst nur die Verwalter sind und in Wirklichkeit nichts besitzen. Diejenigen, die die Wahrheit erkennen, interessieren sich nicht für Besitz und Äußerlichkeiten im Allgemeinen, Bekanntheit und gesellschaftlichen Stand inbegriffen. Auf dem Niveau der Erkenntnis (Ma'rifa) gibt es „kein ich und kein du“. Der einzelne erkennt, dass nichts und niemand von Gott getrennt ist. Dies ist das oberste Ziel des Sufismus.

Der Sheikh

In der sufischen Tradition ist es wichtig, dass das Wissen durch eine „lebendige Linie“ übertragen wird. Deswegen ist es für einen Derwisch unerlässlich, sich der geistigen Führung eines Lehrers (Sheikh) anzuvertrauen, der durch eine Überlieferungskette (Silsila) bis über den Propheten Mohammed mit der göttlichen Wissensquelle verbunden ist.

Der Sheikh leitet in gemeinsamen Zusammenkünften mit seinen Derwischen nicht nur den Dhikr, sondern er gibt jedem seiner Schüler meist auch individuelle spirituelle Übungen, die dem Stand des einzelnen Derwisch entsprechen.

Entgegen der Meinung von Sufismus-Kritikern wird ein authentischer Sheikh nie die Personenverehrung fördern. Er zieht zwar als Lehrer die Aufmerksamkeit auf sich, aber dann wird er von sich weg zum Ewigen (=Allah) weisen. Es ist deshalb die Aufgabe des Sheikh zu verhindern, dass der Schüler sich dem Ego (nafs) oder der Persönlichkeit des Lehrers hingibt.

Der Weg

Im Sufismus wird oft das Symbol der Rose gebraucht. Diese stellt die oben genannten Stufen auf dem Weg eines Derwisch folgenderweise dar: Die Dornen stehen für die Schari'a, das islamische Gesetz, der Stängel ist Tariqa, der Weg. Die Blüte gilt als Symbol für Haqiqa, der Wahrheit, die schließlich den Duft, Ma'rifa, die Erkenntnis, in sich trägt.

Hierbei lässt sich folgende Sichtweise der Sufis erkennen: Die Dornen schützen den Stängel, ohne sie könnte die Rose leicht von Tieren angegriffen werden. Ohne den Stängel haben die Dornen alleine aber auch keinerlei Bedeutung; man sieht hier also deutlich, dass die Sufis Schari'a und Tariqa unbedingt als zusammengehörig betrachten. Der Stängel ohne Blüte wäre nutzlos, und auch eine Blüte ohne Duft hätte keinen Zweck. Der Duft alleine ohne die Rose hätte aber ebenfalls keine Möglichkeit zu existieren.

Die Liebe

Der Mittelpunkt der sufischen Lehre ist die Liebe (arabisch hubb, 'ischq, mahabba), die immer im Sinne von „Hinwendung (zu Gott)“ zu verstehen ist. Die Sufis glauben, dass sich die Liebe in der Projektion der göttlichen Essenz auf das Universum ausdrückt. Dies lässt sich oftmals in den „berauschten“ Gedichten vieler islamischer Mystiker erkennen, die die Einheit mit Gott und die Gottesliebe besingen. Da diese poetischen Werke meist mit Metaphern durchsetzt sind, wurden sie in der Geschichte oft von islamischen Rechtsgelehrten argwöhnisch betrachtet. In ihren Augen haben sie ketzerische Aussagen, wenn beispielsweise der Suchende vom „Wein“ berauscht ist; wobei in der Symbolik des Sufismus der Wein für die Liebe Gottes steht, der Sheikh für den Mundschenk und der Derwisch für das Glas, das mit der Liebe gefüllt wird, um zu den Menschen getragen zu werden.

Al-Ghazali bezeichnet die Liebe zu Gott als die höchste der Stationen und sogar als das eigentliche Endziel der Stationen auf dem Weg zu Gott. Er sagt, dass nur Gott allein der Liebe würdig ist; die Liebe zu Muhammad nennt er jedoch als lobenswert, weil sie nichts anderes ist, als die Liebe zu Gott. Die Liebe zu den Gottesgelehrten und Frommen erwähnt er ebenfalls als lobenswert, denn „man liebt die jenigen, die den Geliebten lieben“.

Dhikr

Die Sufis suchen durch Askese und tägliche regelmäßige Meditation (Dhikr, das bedeutet „Gedenken“, also „Gedenken an Gott“, bzw. Dhikrullah) Gott nahe zu kommen oder mit Gott schon im irdischen Leben eins zu werden. Letzteres wird vom orthodoxen Islam und der ihr eigenen islamischen Rechtsprechung (Fiqh) zumindest kritisch betrachtet, wenn nicht gar als Gotteslästerung verdammt. Die Sufis sind aber auch andererseits oft dieser konservativen, manchmal verknöcherten, islamischen Rechtswissenschaft gegenüber kritisch eingestellt. Al-Hallaj, der mit Gott so eins geworden zu sein glaubte, dass er sagte: Ana al-Haqq („Ich bin die Wahrheit“), wurde von der Orthodoxie als Ketzer verdammt und öffentlich hingerichtet.

Kommen Sufis einem solchen Zustand nahe, geraten sie oft in Trance, wobei dies lediglich ein Nebeneffekt ist und nicht wie manchmal angenommen das Ziel des Dhikr. Einige wenige Sufigemeinschaften vollziehen in Trance verletzende Handlungen, wie etwa das Durchstechen der Wangen bei den Rifai-Derwischen, womit das vollkommene Vertrauen in Gott demonstriert wird. Ein weiteres bekanntes Beispiel für Trancezustände bei Sufis sind die so genannten drehenden Derwische der Mevlevi-Tariqa aus Konya in der heutigen Türkei, die sich während ihres Dhikr solange um die eigene Achse drehen, bis sie in Trance geraten.

Der Sufismus bietet also dem Suchenden nicht zuletzt durch den Dhikr eine Möglichkeit, das Göttliche in sich zu finden, bzw. wiederzuentdecken. Die Sufis glauben, dass Gott in jeden Menschen einen göttlichen Funken gelegt hat, der im tiefsten Herzen verborgen ist. Gleichzeitig wird dieser Funke auch durch die Liebe zu allem, was nicht Gott ist, verschleiert, genauso wie durch die Aufmerksamkeit gegenüber den Banalitäten der (materiellen) Welt, sowie durch Achtlosigkeit und Vergesslichkeit. Laut dem Propheten Muhammad sagt Gott zu den Menschen: „Es gibt siebzigtausend Schleier zwischen euch und Mir, aber keinen zwischen Mir und euch.“

Während des Dhikr rezitieren die Sufis bestimmte Stellen aus dem Koran und wiederholen eine bestimmte Anzahl der göttlichen Attribute (im Islam neunundneunzig). Ein Dhikr, das bei allen Sufis angewandt wird, ist das Wiederholen des ersten Teils der Schahada („Glaubensbekenntnis“) La ilaha il-Allah, zu Deutsch „Es existiert kein Gott außer Gott“. Darüber hinaus kennen die meisten Orden ein wöchentliches Zusammentreffen, bei dem neben der Pflege der Gemeinschaft und dem gemeinsamen Gebet ebenfalls ein Dhikr ausgeführt wird. Je nach Orden kann dieser Dhikr auch Musik, bestimmte Körperbewegungen und Atmungsübungen beinhalten.

Sufi-Geschichten

Ein wichtiger Bestandteil des Sufismus sind die Lehrgeschichten, die die Sheikhs immer und immer wieder ihren Derwischen erzählen. Dabei kann man sie in drei verschiedene Kategorien unterscheiden:

  1. Geschichten, die sich mit dem Verhältnis des einzelnen zu sich selbst und seiner individuellen Entwicklung befassen.
  2. Geschichten, die das Verhältnis zur Gesellschaft und zu anderen Menschen behandeln.
  3. Geschichten, die sich mit der Beziehung zu Gott befassen.

Es handelt sich hier oft um scheinbar einfache Geschichten, deren tiefere Bedeutung aber für den Derwisch sehr fein und tiefgründig sein kann. Die im Westen bekanntesten Lehrgeschichten sind beispielsweise die von Nasruddin Hodscha (auch Mullah Nasruddin), die meistens als Anekdoten oder einfache Witze missverstanden werden.

Ein Beispiel zu 2.: Nasruddin setzt einen Gelehrten über ein stürmisches Wasser über. Als er etwas sagt, das grammatisch nicht ganz richtig ist, fragt ihn der Gelehrte: „Haben Sie denn nie Grammatik studiert?“ – „Nein.“ – „Dann war ja die Hälfte Ihres Lebens verschwendet!“ Kurz darauf dreht sich Nasruddin zu seinem Passagier um: „Haben Sie jemals schwimmen gelernt?“ – „Nein. Warum?“ – „Dann war Ihr ganzes Leben verschwendet – wir sinken nämlich!“

Anhand dieser Geschichte kann man erkennen, dass der Sufismus kein theoretisches Studium ist, sondern ausschließlich durch praktisches Handeln gelebt werden kann. Analog dazu sagen die Sufis, dass es zwar viele Bücher über den Sufismus gibt; den Sufismus in den Büchern zu finden sei aber unmöglich. Analog dazu betrachten die Sufis einen Religionsgelehrten, der sein Wissen nicht praktiziert, als einen Esel, der eine schwere Last an Büchern trägt, die ihm aber nichts nützen, weil er schließlich nichts damit anfangen kann.

Ein Beispiel zu 3.: Man sah Rabi'a in den Strassen von Basra, mit einem Eimer in der einen Hand und einer Fackel in der anderen. Gefragt, was das bedeute, antwortete sie: “Ich will Wasser in die Hölle gießen und Feuer ans Paradies legen, damit diese beiden Schleier verschwinden. Und niemand mehr Gott aus Furcht vor der Hölle oder in Hoffnung aufs Paradies anbete. Sondern nur noch um seiner ewigen Schönheit willen.“

Sufi-Musik

In vielen Tariqas ist auch die Praxis der Musik üblich, die oft nur aus Gesängen besteht, in anderen Tariqas aber auch instrumental begleitet wird. Die Musik ist ein Bestandteil des Dhikr, denn in den Liedern werden entweder die Namen Gottes rezitiert, oder die Liebe zu Gott beziehungsweise zum Propheten Mohammed besungen.

Teilweise wurden später die lyrischen Werke bekannter Sufidichter (zum Beispiel Rumi oder Yunus Emre) als Liedtexte genommen.

In heutiger Zeit wurde ein bestimmtes Genre der Sufimusik, das Qawwali, durch den pakistanischen Musiker Nusrat Fateh Ali Khan im Westen bekannt.

Siehe auch: Ilahi, Staatsensemble für klassische türkische Musik, Ömer Faruk Tekbilek, Mohamed Mounir

Einfluss auf den Westen

Die Auswirkungen des Sufismus blieben nicht nur auf die muslimische Welt beschränkt. Einflüsse hatte er unter anderem auf die Weltliteratur, die Musik und auf viele Kulturen Süd- und Osteuropas. So wurden beispielsweise Konzepte wie das der romantischen Liebe und der Ritterlichkeit vom Westen übernommen, als Europa mit den Sufis in Kontakt kam.

Viele Werke der westlichen Literatur zeigen einen Einfluss von Sufi-Geschichten. So bestätigte Cervantes selbst, dass sein Don Quijote sufische Wurzeln hat.

Für die Beliebtheit sufischen Gedankengutes, welches für die Bedürfnisse der westlichen Suchenden umgedeutet und angepasst wurde, lässt sich die Arbeit des indischen Musikers und Religionsgelehrten Hazrat Inayat Khan nennen, der 1917 die Internationale Sufi-Bewegung gründete.

Auch bildeten sich gegen Ende des 20. Jahrhunderts im Westen Orden nach sufischem Vorbild oder Ableger traditioneller Sufiorden, die teilweise auch nicht-muslimische Mitglieder akzeptieren. Manche vertreten sogar einen Sufismus ohne jeglichen Bezug zum Islam, was man am ehesten als einen universellen Sufismus bezeichnen kann. Dies führte dazu, dass sich immer mehr westliche Suchende der islamischen Mystik öffnen konnten, ohne zum Islam konvertieren zu müssen, obwohl nach den schon weiter oben erwähnten Grundsätzen aller traditioneller Orden und deren Sheikhs die Tariqa unbedingt auf den Grundlagen der Schari'a fußt. Nach Meinung der Anhänger des universellen Sufismus existiert diese Form der Mystik aber schon seit Bestehen der Menschheit, also auch schon länger als der geschichtliche Islam, weswegen sie den Sufismus nicht unbedingt allzu eng verknüpft mit dieser Religion sehen und ihn als eine weltumspannende Bewegung mit einer alle Religionen integrierenden Heilsbotschaft betrachten.

Ein prominenter Vertreter des universellen Sufismus ist beispielsweise Reshad Feild, der durch seine Erlebnisberichte viele westliche Leser mit dem Sufismus bekanntmachte.

Siehe auch:

Bekannte Sufis

Bedeutende Sufi-Lehrer

Zeitgenössische Sufi-Lehrer

Sufiorden (Tariqas)

Muslimische Orden

Nicht-muslimische Orden

Siehe auch

Wiktionary: Sufismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

Es existiert eine reichhaltige Literatur von Sufis bzw. über den Sufismus. Ergänzend muß erwähnt werden, daß die Sufis selber sagen: "Es gibt viele Bücher über den Sufismus, aber man kann den Sufismus nicht in Büchern finden."

Deutsch

Englisch

Spanisch

  • Miguel Asín Palacios: El Islam cristianizado. Estudio del „sufismo“ a través de las obras de Abenarabi de Murcia. Editorial Plutarco, Madrid 1931
Wikiquote: Sufismus – Zitate