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Cameo (Medien)

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Unter einem Cameo-Auftritt (auch Cameo) versteht man das überraschende und zeitlich begrenzte Auftreten einer bekannten Person in einem Film oder einer Serie. Das wichtigste Kriterium des Cameos ist vor allem, dass der Auftritt in Vor- und Abspann (Credits) nicht genannt wird und zur Überraschung/Besonderheit wird, ob er erkannt wird oder nicht.

Der Begriff Cameo-Auftritt wurde erfunden vom Produzenten Michael Todd während der Dreharbeiten zu seiner Verfilmung des Jules Verne Klassikers "In 80 Tagen um die Welt" mit David Niven und Cantinflas in den Hauptrollen. In diesem Film der Superlative, was den Aufwand seiner Produktion angeht, treten 80 Superstars in Cameo Rollen auf, unter anderem Frank Sinatra, Marlene Dietrich, Shirley MacLaine, Trevor Howard, Fernandel, Buster Keaton, Peter Lorre und John Carradine.

Bekannt wurde die Praxis des Cameos durch Alfred Hitchcock, der sich in fast allen seinen Filmen für einen kurzen Moment zeigte - meist in der Rolle eines typischen Statisten. Heute ist vor allem Quentin Tarantino bekannt für kurze Gastauftritte in seinen eigenen Filmen.

Die Praxis des Cameos ist meist ein bunter Knalleffekt und bildet einen kleinen Höhepunkt des Films. Dem entgegen stehen Auftritte von Prominenten (z. B. Gaststars in Serien), die namentlich genannt werden.

Hitchcocks Cameos

Vater aller Cameo-Auftritte war zweifelsohne Alfred Hitchcock. Der ursprüngliche Grund für Hitchcocks Auftritte war zweckmäßiger Natur: Da in einigen Szenen seiner ersten Filme Statisten fehlten, mischte er sich mit Teilen der Filmcrew unter die fehlende Menge. Aus der Not am Anfang wurde später eine Tradition, die für Hitchcock im Laufe der Jahre eine lästige Pflicht wurde: Da das Publikum immer weniger auf die Handlung achtete als vielmehr auf Hitchcock lauerte, wurde sein Auftritt meist direkt am Anfang des Films vollzogen - und das Publikum konnte sich wieder auf den Film konzentrieren.

Beispiele:

  • im Film Der unsichtbare Dritte als Passant, der einen Bus verpasst.
  • in Marnie als Hotelgast beim Verlassen eines Zimmers.
  • in Topas als Flugpassagier, der aus einem Rollstuhl aufsteht.
  • in Immer Ärger mit Harry als Passant hinter einer parkenden Limousine (in jener Szene, in welcher der spätere Bilder-Käufer eingeführt wird).
  • in Das Fenster zum Hof als Diener in dem Appartement des Komponisten, also in der Wohnung oberhalb rechts von James Stewarts Wohnung.
  • in Über den Dächern von Nizza als Passagier im Bus, neben John Robie sitzend (hier wegen dessen Blickes sehr frappant).
  • in Die Vögel als Kunde einer Tierhandlung, die er von zwei angeleinten Hunden gezogen verlässt.
  • in Psycho steht er, vom Inneren von Marions Büro sichtbar, auf der Straße und trägt einen Hut.
  • in Frenzy ist er der einzige in der Menge, der dem Redner nicht applaudiert.
  • in Familiengrab, seinem letzten Film, sieht man seine Silhouette hinter der Milchglasscheibe einer Türe mit der Aufschrift: "Registratur für Geburten und Sterbefälle".
  • in Bei Anruf Mord erscheint er auf dem Foto der Abschlussfeier vom Cambridge-College, wo er am selben Tisch mit Swan sitzt.
  • in Das Rettungsboot hat Hitchcock den originellsten Auftritt: Da dieser Film ausschließlich in einem kleinen Rettungsboot auf dem Meer spielt, konnte er unmöglich als Passant erscheinen. Er ist schließlich auf einem Zeitungsfoto im Profil als Werbefigur für eine Diät zu sehen.

Cameos heute

Man kann die drei verschiedenen Cameos in die Rollen "Statist", "Komparse" und "Schauspieler" unterteilen. Sie heben sich nur durch ihre Prominenz von diesen Rollen ab, außerdem werden sie nicht in Vor- und Abspann genannt - sonst sind es Gastauftritte.

Statisten-Cameo

Nach Hitchcocks Vorbild, mischten sich in späteren Jahren Regisseure, Produzenten und Autoren unter die Statisten ihrer Filme - allerdings nicht mehr aus Notwendigkeit, sondern um das Publikum zu unterhalten - und auch, um die eigene Eitelkeit zu befriedigen.

Der „klassische“ Statisten-Cameo: Der Cameo erfüllt die Rolle eines Statisten. Er steht in einer großen Menschenmenge oder läuft kurz durch das Bild. Er legt es nicht darauf an, erkannt zu werden und spielt keine individuelle Rolle. Das Hauptkriterium: Der Statist agiert in der Menge gemeinsam mit anderen. Meist sind es Regisseure, Autoren oder Produzenten, die diesen kurzen und unauffälligen Auftritt in „ihrem“ Film wählen.

Beispiele:

  • Im ersten Teil der Herr-der-Ringe-Verfilmung Der Herr der Ringe: Die Gefährten ist Regisseur Peter Jackson kurz in Bree zu sehen, wie er herzhaft in eine Karotte beißt. Zudem hängen im Haus von Bilbo Beutlin zwei Gemälde seiner Vorfahren, auf denen Jackson und seine Frau Walsh zu sehen sind.
  • Im zweiten Teil der Herr-der-Ringe-Verfilmung Die zwei Türme kämpft Peter Jackson als Speerkämpfer gegen die in Hornburg eindringenden Uruk-hais.
  • Im dritten Teil der Herr-der-Ringe-Verfilmung Die Rückkehr des Königs ist Peter Jackson auch noch auf einem Korsaren-Schiff als Teil der Besatzung zu erkennen. (Er ist derjenige, der durch Legolas' Pfeil stirbt)
  • In Heavenly Creatures ist Regisseur Peter Jackson als heruntergekommener Bettler vor dem Kino zu sehen, den die beiden Hauptdarstellerinnen anrempeln.
  • In Enigma - Das Geheimnis (2001) ist Produzent Mick Jagger als Statist auf einer Tanzveranstaltung zu sehen.
  • In Rhea M tritt Autor Stephen King als Kunde eines schimpfenden Bankautomaten auf. (Anm.: Sollte er im Abspann genannt sein, ist es kein Cameo, sondern eine Komparsenrolle). Stephen King tritt in vielen Verfilmungen seiner Bücher auf, jedoch stets nur sehr kurz, wenn auch manchmal mit Text. In der Neuverfilmung von Shining tritt er beispielsweise als Priester auf.
  • In Signs tritt M. Night Shyamalan als Ray Reddy auf, der den tödlichen Unfall von Grahams (Mel Gibson) Ehefrau verursacht hat. Man sieht ihn in mehreren Szenen, z.B. als er Mel Gibson auf den Außerirdischen in seinem Haus hinweist
  • In Die fetten Jahre sind vorbei lässt sich Regisseur Hans Weingartner am Anfang des Films zusammen mit anderen Globalisierungsgegnern nach einer Protestaktion in einem Sportartikelladen hinauswerfen und von der Polizei verhaften.
  • Im Video Tribute der Rockgruppe Tenacious D läuft Ben Stiller kurz durchs Bild (am "Studio" vorbei)
  • Quentin Tarantino sitzt in Sin City im Kapitel „That Yellow Bastard (2. Teil)“ neben Marv in der Bar und sieht Nancy beim Tanzen zu.
    Ausserdem spielt er den Überlebenden des Kampfes bei den Teergruben, dem kopfüber hängend, Dwight ein Messer in den Bauch sticht.

Komparsen-Cameo

Auch Celebrity-Cameo - wobei eigentlich alle Cameos Celebrity-Cameos sind, denn die bloße Prominenz (und das Fehlen in Vor- und Abspann) hebt sie von "gewöhnlichen" Rollen ab.

Die bloße Anwesenheit des Prominenten soll die Szene oder den Film mit diesem Auftritt aufwerten, deshalb tritt er meist "als er selbst" auf bzw. spielt sich selbst - wenn auch in Verkleidung. Seine Rolle ist im Gegensatz zum Statisten genau vorgegeben und er hat bisweilen sogar etwas Text. Sein Auftritt soll auffallen und der Prominente soll vom Zuschauer erkannt werden, auch wenn sein Einsatz in der Regel als kleine Rolle "getarnt" ist. Beliebt wird es zunehmend, dass dieser Auftritt unauffällig inszeniert und erst zur DVD-Veröffentlichung "entdeckt" wird.

Seine Rolle ist die eines "besonderen" Komparsen: Sein Auftritt ist, ähnlich dem eines Gast-Auftritts, nur dass er nicht im Vor-/Abspann genannt wird. Er schmückt den Film und seine Rolle verlangt ihm nicht allzuviel ab (wenn er beispielsweise kein Schauspieler ist).

Sein Auftritt ist in jedem Fall inszeniert - ein bloßes (oder zufälliges/ungewolltes) Abfilmen eines Prominenten und Integrieren in einen Film, kann man als Paparazzo-Aufnahme bezeichnen - nicht als Cameo.

Beispiele:

  • In James Bond "Stirb an einem anderen Tag" tritt Madonna als Fechtlehrerin Verity in einer kurzen Sprechrolle auf. Ihr Cameo im Film wird in den Credits nicht genannt, es wurde jedoch im Vorfeld mit ihrer Präsenz geworben.
  • Im ersten Teil des 80er-Jahre-Klassikers Zurück in die Zukunft taucht Huey Lewis in der Rolle eines Jurymitgliedes des Bandwettbewerbs auf, an dem Marty McFly (Michael J. Fox) teilnimmt. Im dritten Teil spielt die amerikanische Rock-Gruppe ZZ Top beim Dorffest in der Westernstadt zum Tanz auf.
  • In Taxi 3 tritt Sylvester Stallone als erster Passagier (Le premier passager) auf, der beim Aussteigen auf die Frage, ob er irgendwie berühmt sei, sagt, dass ihm ein Schauspieler sehr ähnlich sehen würde.
  • Regisseur M. Night Shyamalan tritt in fast allen seiner Filme auf. Er hat beispielsweise am Ende des Films The Village eine kleine Rolle. Es sitzt mit dem Rücken zu der Kamera, liest eine Zeitung und belehrt den jungen Ranger. Erst als der den Medizinschrank öffnet, spiegelt sich ganz kurz das Gesicht von M. Night Shyamalan im Türglas.
  • Eine Besonderheit stellt George Lucas im ersten Teil von Monkey Island dar: Monkey Island ist kein Film, sondern ein Computerspiel. Hier hat man mit einem Troll zu tun, der sich am Ende seines Auftritts als George Lucas in Verkleidung zu erkennen gibt. Auf Grund der geringen Auflösung des Spiels ist er allerdings nicht so leicht zu erkennen.
  • Im Film Silentium ist Autor Wolf Haas zuerst als einer der Priester in einem Gottesdienst, später noch einmal, die obligatorische Anfangsfloskel seiner Romane "Jetzt ist schon wieder was passiert..." in ein Notizbuch schreibend, zu sehen


Rollen-Cameo

Eine Ausnahme bilden die Rollen-Cameos. Im Gegensatz zum Komparsen-Cameo bekleidet der Prominente eine kleine, aber vollwertige und wichtige Rolle. Dass sein Name im Vor- und Abspann nicht genannt wird, kann verschiedene Gründe haben: Er sieht sich nicht als Schauspieler (Regisseure und Autoren beispielsweise) oder die Anwesenheit des Prominenten soll eine besondere Überraschung darstellen. Der Prominente ist durch eine Rolle ins Drehbuch eingebunden (d. h. er stellt sich nicht selbst dar). Er interagiert z. B. mit den Hauptrollen oder trägt etwas Tragendes/Entscheidendes zum Handlungsverlauf bei.

Beispiele:

  • Jean-Luc Godard zitiert Hitchcocks Cameo-Auftritte in seinem Meisterwerk À bout de souffle (Außer Atem, 1959) durch einen eigenen Cameo-Auftritt. Godard spielt in einer Schlüsselszene des Films einen Passanten, der seinen Protagonisten (gespielt vom jungen Jean-Paul Belmondo) nach einer Zeitungsfahndung erkennt und bei der Polizei denunziert.
  • Drew Barrymore in Scream hat einen besonderen Cameo-Auftritt am Anfang des Films. Sie wird nicht in Vor- und Abspann des Films genannt (obwohl sie eine relativ große Rolle hat).
  • In Taxi Driver hat der Regisseur Martin Scorcese eine kurze Rolle als verrückter Passagier, der von seinen Mordfantasien erzählt. Das hat die Auswirkung, dass sich der Protagonist Travis selbst mit Waffen eindeckt.
  • In Moulin Rouge! tritt Kylie Minogue als Green Fairy, eine Illusion nach Absinth-Konsumation, auf. Sie leitet die Protagonisten in das berühmte Etablissement.


Mehr Infos über die Cameos von Alfred Hitchcock: http://hitchcock.tv/cam/cameos.html